Glaube im Alltag

Durch Kommunikation vom Streit zum Frieden

Ein häufiges Thema mancher Workshops im schulischen und beruflichen Umfeld ist das Thema Kommunikation: Die Verständigung untereinander mit gesprochenen Worten oder unausgesprochener Körpersprache. In Apostelgeschichte 15 finden wir biblischen Unterricht zu diesem Sachverhalt. Die Art und Weise, wie damals die Brüder um 50 n. Chr. mit einer schwierigen Konfliktsituation umgingen, ist bis heute ein sehr schönes Beispiel dafür, wie wir in schwierigen Situationen, bei Konflikten oder auch bei lehrmäßigen Differenzen unter Glaubensgeschwistern den Willen Gottes erkennen und miteinander verwirklichen können.

 

Ein Zwiespalt

Der Apostel Petrus hatte den Heiden das Evangelium verkündigt und erstmals auch Nicht-Juden den Zugang zu Gott durch den Glauben an Jesus Christus gebracht (Apg 10). Auch der Apostel Paulus und Barnabas predigten das Evangelium den Nationen. Immer mehr Menschen, die keine jüdischen Wurzeln hatten, kamen zum Glauben an den lebendigen Gott. Aber einige Judenchristen wollten, dass diese Jungbekehrten unbedingt nach jüdischer Tradition beschnitten würden und das Gesetz Moses hielten, sonst könnten sie nicht errettet werden. Und schon war ein Zwiespalt entstanden.

So bildeten sich zwei Lager: Die einen vertraten die Ansicht, dass jeder Mensch allein durch den Glauben an den Herrn Jesus errettet werden kann. Die anderen, noch sehr jüdisch geprägte Judenchristen, waren der Meinung, dass die Gläubigen aus dem Heidentum an Gott glauben könnten, aber dazu auch bestimmte jüdische Gesetze wie die Beschneidung zu halten hätten. Kurzum: Es gab trauriger Weise eine Streitfrage, einen Zwiespalt und einen „nicht geringen Wortwechsel“, was zusätzlich durch judaisierende Lehrer angeheizt wurde (Apg 15,1.2.5).

 

Der Satan ist auf dem Plan

Diese traurige Entwicklung fand nicht zufällig zu genau diesem Zeitpunkt statt. Die Verbreitung des Evangeliums hatte soeben durch die Gnade Gottes Fahrt aufgenommen. Die erste Missionsreise war erfolgreich beendet und die gute Botschaft des Heilands Jesus Christus wurde durch den Apostel Paulus und seine Mitarbeiter über die Grenzen Israels hinaus bis in die heutige Türkei getragen. Viele Menschen bekehrten sich aus der Finsternis zum lebendigen Gott. Es entstanden viele örtliche Versammlungen (Gemeinden).

Dieser beginnende „Siegeszug“ des Evangeliums erregte den massiven Widerstand Satans. Da der Feind dem Wirken Gottes in der Missionsarbeit nicht widerstehen konnte, zettelte er nun direkt unter den Christen einen Streit an, um das Werk Gottes von innen heraus zu (zer)stören. Das ist leider bis heute so geblieben: Streit unter Gläubigen ist ein Werk des Teufels und es führt zur Behinderung – wenn nicht sogar zur (teilweisen) Zerstörung – des Werkes Gottes.

 

Brüderliche Kommunikation

In den folgenden Versen von Apostelgeschichte 15 zeigt Gott uns ein hilfreiches Beispiel von brüderlicher und gottgemäßer Kommunikation, die sich bei Auffassungsunterschieden und Uneinigkeiten unter Kindern Gottes anwenden lässt:

  • Bereitschaft, miteinander zu sprechen (V. 2.4.6)
    Wenn ein Zwiespalt entsteht, sollten man alles daran setzen, Einigkeit wiederherzustellen. Hier wurde zudem die Grundlage des Glaubens infrage gestellt. Umso wichtiger war es, miteinander zu sprechen, um zu einer biblischen Überzeugung zu kommen. Aber leider war es Paulus und Barnabas nicht möglich, den Wortwechsel und den Zwiespalt in Antiochien zu beenden. So wurde entschieden, die Sache dort zu klären, wo das Problem entstanden war: in Judäa. Von dort waren die Irrlehrer gekommen. Deshalb sollten Paulus und Barnabas nach Jerusalem reisen, um mit den Aposteln und Ältesten die Sache zu besehen und eindeutig zu klären. – Das gemeinsame Gespräch ist bis heute unumgänglich. Nur wenn man bereit ist, miteinander (nicht in erster Linie übereinander) zu sprechen, kann es eine Lösung geben.

  • Aufnahme der Brüder (V. 2.4)
    Nun kommen Paulus und Barnabas mit einigen anderen Brüdern der Versammlung in Jerusalem. Dort werden sie von den Brüdern nicht mit Vorbehalten „stehengelassen“, sondern „aufgenommen“. Bevor sie das eigentliche Thema besprechen, erhalten Paulus und Barnabas die Gelegenheit, von ihrem Dienst zu berichten, „was Gott mit ihnen getan hatte“.

  • Einheit der Versammlung
    Es wird berichtet, dass Paulus und Barnabas von einigen anderen Brüdern begleitet wurden, die ebenso aus der Versammlung in Antiochien kamen. Hier (so wie an anderen Stellen der Apostelgeschichte) zeigt Gott einen wichtigen Grundsatz: Örtliche Versammlungen sind nicht unabhängige Gemeinschaften. Die Brüder in Antiochien sagen nicht etwa: Die Streitfrage entscheiden wir für uns. Nein, sie handeln in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken der Einheit und suchen gemeinsam vor Gott eine Lösung für das aktuelle Problem. Das Ergebnis der Besprechung teilen sie dann auch den Versammlungen mit (V. 22.23)

  • Offener Austausch, um die Sache zu besehen (V. 6.7)
    Als nächstes wird uns berichtet, dass sich die Apostel sowie die verantwortlichen Brüder Jerusalems zu einem gemeinsamen Gespräch versammeln, um die Angelegenheit zu besehen. Es findet ein Austausch statt, der offensichtlich nicht ganz mild verläuft. Jedenfalls lesen wir von viel Wortwechsel, d.h. die Streitfrage wird offen ausgetragen – bis Petrus das Wort ergreift.

  • Schweigen, zuhören und ausreden lassen (V. 7.12.13)
    Auch wenn die Positionen weit auseinander liegen, ist es notwendig, sich in gegenseitigem Respekt zu begegnen. Das zeigt ihre hier beschriebene „Gesprächskultur“ sehr deutlich:

Nachdem die unterschiedlichen Positionen zu Wort gekommen sind (V. 6.7), nimmt Petrus Stellung zu den Forderungen, die einige „Gläubige“ aus der Sekte der Pharisäer an die Gläubigen aus den Nationen gestellt haben, nämlich beschnitten zu werden und das Gesetz Moses zu halten. Petrus nimmt dabei kein Blatt vor den Mund: „Was versucht ihr Gott, indem ihr ein Joch auf den Hals der Jünger legt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten“ (V. 10). Außerdem schildert er seinen persönlichen Auftrag, den Gläubigen aus den Nationen das Evangelium zu predigen. Paulus und Barnabas ergänzen diese Wahrheit, indem sie Gottes außergewöhnliches Handeln zugunsten der Nationen vorstellen, quasi ein Missionsbericht. Schließlich ist es Jakobus, der als eine Säule in der Versammlung in Jerusalem angesehen wurde (Gal 2,9), der sich Gehör verschafft und das Licht des Wortes Gottes auf die Streitfrage scheinen lässt. – Viel Wortwechsel, ein Bericht über einen persönlicher Auftrag , ein Tadel, ein ergänzender Bericht, Schweigen und schließlich ein Wort aus der Schrift – alle diese Elemente werden in Verbindung mit dem Prozess der Wahrheitsfindung genannt. Von Geschrei, verbalen Entgleisungen, Wutausbrüchen oder gar Beleidigungen lesen wir nichts, nur von sprechen, reden, antworten.

 

  • Brüder, nicht Rivalen (V. 7.13)
    Sowohl Petrus als auch Jakobus beginnen ihre Einlassung jeweils mit der schönen Anrede „Brüder“, die in diesem Fall einen jüdischen Bezug hat. So sprechen sie alle Anwesenden an, unabhängig davon, ob sie ihre Auffassung teilen oder nicht. – Wie wichtig, das auch in der jetzigen Zeit und heute natürlich im christlichen Sinn stets im Auge zu behalten: Trotz unterschiedlicher Meinung sind wir Brüder!

 

  • Gottes Wort ist der Maßstab (V. 15)
    Jakobus stellt, wie schon gesagt, die bis dahin geäußerten Gedanken in das Licht des Wortes Gottes. Damit gibt er uns ein gutes Vorbild. Bei allem, was wir denken und beurteilen, muss Gottes Wort der Maßstab sein. Er ist immer gut, in der Bibel nach ähnlichen Situationen oder Grundsätzen Gottes zu suchen, aus denen wir den Willen Gottes in der speziellen Sache erkennen können. Das setzt neben einer guten Kenntnis des Wortes Gottes auch Weisheit und geistliche Einsicht voraus, verbunden mit Demut und Sanftmut (Kol 1,9). In dieser Weise wendet Jakobus das geschriebene Wort auf die konkrete Situation an.

 

  • Geistlich, trotz persönlicher Neigungen (V. 19.20)
    Es ist bemerkenswert, dass gerade Jakobus, der ein „Eiferer für das Gesetz“ war (vgl. Apg 21,18-26), geleitet durch den Heiligen Geist das Wort Gottes anwendet und letztlich die entscheidende Beurteilung abgibt, wobei er sich auf Petrus bezieht und dessen Aussage unterstreicht. Es geht ihm nicht um Rechthaberei, sondern ausschließlich um den Willen Gottes in dieser Sache. Auch hierin ist er ein Vorbild.

 

  • Ein gutes Ergebnis (V. 31-33)
    Wer hätte gedacht, dass die spannungsgeladene Angelegenheit, die mit Zwiespalt und Wortwechsel anfing, ein so gutes Ende finden würde? Nachdem die Sache brüderlich besprochen und gottgemäß besehen ist, wird das Ergebnis mittels eines Briefes der Versammlung in Antiochien und in anderen Gegenden mitgeteilt. Freude, Trost, Ermunterung und Frieden sind dort das Ergebnis. Wie der Ursprung des Streits Satan zuzuschreiben ist, ist der Ursprung des nun bewirkten Friedens Gott selbst zuzuschreiben. Er ist ein „Gott des Friedens“; siebenmal wird Er im Neuen Testament so genannt (Röm 15,33; 16,20; 1. Kor 14,33; 2. Kor 13,11; Phil 4,9; 1. Thes 5,23; Heb 13,20).

 

  • Gemeinschaft (V. 33)
    Noch etwas rundet dieses Ereignis ab: Judas und Silas, die in Jerusalem zu Hause sind und Paulus und Barnabas auf dem Weg nach Antiochien begleitet haben, liefern nicht nur den Brief ab, sondern bleiben eine Zeit lang dort und haben Gemeinschaft miteinander. Es ist wichtig, strittige Dinge zu besprechen und zu ordnen. Genauso wichtig ist es, daran anzuknüpfen und in dem wiederhergestellten Frieden Gemeinschaft zu pflegen. Damit stellen sie durch ihr praktisches Verhalten unter Beweis, wie ernst es ihnen mit Einheit und Gemeinschaft wirklich ist. Wenn wir dem Herrn den ersten Platz in unserem Leben geben, sein Wort in unseren Herzen bewahren und praktische Gemeinschaft miteinander pflegen, bewahrt dies oft vor zwischenmenschlichen Problemen. Denn dann bekommt alles seinen richtigen Platz und man kennt sich gut, kann einander einschätzen und weiß, wie der andere „tickt“.

 

Kommunikation ist also nicht eine Erfindung der Neuzeit und ausschließlich eine Grundlage für den Umgang in Schule und Beruf. Sie ist ein wichtiger Baustein für das glückliche Miteinander unter Christen.