Personen der Bibel

Kaleb – der Mann, der Gott völlig nachfolgte

Nicht nur nachfolgen, sondern völlig nachfolgen – das (und noch viel mehr) können wir vom Glaubensmann Kaleb lernen.

 

Du würdest nicht eine christliche Zeitschrift mit dem Titel „Folge mir nach“ lesen, wenn du kein Interesse an der Nachfolge hinter dem Herrn Jesus hättest. Gut so! Ein leuchtendes Vorbild eines Nachfolgers findest du in Kaleb. Als Gläubiger des Alten Testaments konnte er natürlich nicht Jesus Christus folgen, aber er war ein Nachfolger Gottes. Und was für einer!

Sechsmal wird in der Bibel erwähnt, dass Kaleb Gott völlig nachgefolgt ist (4. Mo 14,24; 32,12; 5. Mo 1,36; Jos 14,8.9.14). Die erste Erwähnung finden wir 4. Mose 14,24. In diesem grandiosen Vers adelt Gott seinen treuen Diener Kaleb, weil er sich in einer ganz entscheidenden Situation auf Gottes Seite gestellt hatte.

Was war geschehen? Das Volk Israel stand in Kades-Barnea an der Grenze zum verheißenen Land Kanaan. Aber nach dem tendenziösen Bericht der Kundschafter kippte die Stimmung im Volk auf einmal: Man hatte große Angst vor den Feinden und den bevorstehenden Eroberungskämpfen im Land Kanaan. Nur Kaleb und Josua, zwei der Kundschafter, vertrauten auf die Hilfe Gottes. Unerschrocken stellten sie sich der rebellischen Volksmenge entgegen und plädierten für einen Einzug in das Land Kanaan, denn der Herr hatte zugesagt, dass Er mitgehen und ihnen helfen würde.

Ihr flammender Appell brachte leider nicht die gewünschte Wirkung – im Gegenteil: Die Gemeinde wollte sie steinigen. Jetzt greift Gott ein: Die Herrlichkeit des Herrn erscheint am Zelt der Zusammenkunft. Gott möchte das ungläubige und rebellische Volk vernichten, aber auf Moses Gebet hin reduziert Er das Strafmaß auf weitere 38 Jahre Wüstenreise. Während dieser Zeit würden alle verantwortlichen Männer umkommen, niemand von ihnen sollte das verheißene Land betreten.

Und dann kommt dieser herrliche Vers, in dem Gott Kaleb aus der Masse des bösen Volkes hervorhebt:

 

Aber meinen Knecht Kaleb – weil ein anderer Geist in ihm gewesen und er mir völlig nachgefolgt ist –, ihn werde ich in das Land bringen, in das er gekommen ist; und seine Nachkommenschaft soll es besitzen.

4. Mose 14,24

 

Nachdem Kaleb Gott geehrt hat, ehrt Gott Kaleb. Der Vers enthält drei Aussagen über Kaleb, die uns in der Nachfolge Christi anspornen können.

 

1. Mein Knecht

Bereits die Bezeichnung „Mein Knecht“ ist eine Würdigung Gottes, denn es gibt nicht übermäßig viele Personen, die Gott auf diese Weise anredet – aber es gibt sie: Abraham, Jakob, Mose, David, Hiob, … Natürlich denken wir besonders an den Herrn Jesus, den Gott im Propheten Jesaja als „mein Knecht“ bezeichnet und der unser perfektes Vorbild ist (Jes 42,1; 52,13).

Das charakteristische Merkmal eines Knechtes ist Gehorsam. Kaleb war Gott gehorsam, weil er Gottes Willen in Bezug auf das Land Kanaan kannte und umsetzen wollte. Er teilte Gottes Liebe zum Land.

Früher waren wir Sklaven der Sünde, aber nun dürfen wir Sklaven der Gerechtigkeit sein, Knechte Gottes (Röm 6,15-23). Dabei möchten wir Ihm nicht aus Zwang dienen, sondern gerne und mit Freude im Herzen. Als seine Knechte haben wir Interesse an „unserem Kanaan“: an unseren Segnungen in den himmlischen Örtern (Eph 1,3).

 

2. Ein anderer Geist

Wenn Gott von einem „anderen Geist“ in Kaleb spricht, meint Er nicht den Heiligen Geist, sondern eine Geisteshaltung. Gott lobt Kalebs innere Einstellung, seine Gesinnung. Mit dem Ausdruck „ein anderer Geist“ grenzt Gott seinen treuen Diener Kaleb von der Masse des übrigen Volkes ab: Die restlichen Männer hatten einen Geist der Furchtsamkeit (4. Mo 13,31-33; 14,9), des Unglaubens (4. Mo 14,11; Heb 3,19) und der Rebellion (14,2-4.9a) offenbart. Währenddessen hatte Kaleb eine Herzenshaltung der Zuversicht, des Glaubens und des Gehorsams gezeigt. Was für ein Gegensatz! Kaleb vertraute fest auf Gottes Zusage, dass Er sein Volk in das Land bringen würde. Dieses Vertrauen ehrte Gott.

Die Übertragung auf uns liegt auf der Hand: Die Menschen um uns herum1 folgen dem Zeitgeist, der Gott völlig ignoriert, ja sogar bekämpft, indem Gottes gute Gedanken ins Gegenteil verkehrt werden. Da möchten wir einen anderen Geist haben: ein Herzenshaltung, die mit Gott rechnet und Ihn in alle Überlegungen mit einbezieht. Christus und sein Wort sollen unser ganzes Denken prägen.

Der „andere Geist“ macht dich „anders“: Du wirst anders leben als deine ungläubigen Mitmenschen, so dass deine Umgebung deine Haltung Gott gegenüber und der Heiligung (Absonderung) von der Welt sogar befremdlich finden wird (1. Pet 4,3-4). Außenseiter zu sein, ist nicht immer leicht; du brauchst innere Kraft und Glaubensüberzeugung, damit du das aushalten kannst. Gute Freunde helfen dir dabei: Wie ermutigend war es für Kaleb, einen treuen Mitstreiter wie Josua neben sich zu haben, als die Masse des Volkes gegen ihn war! Gott belohnt positives „Außenseitertum“: Häufig, wenn Gott von den ungläubigen Israeliten und ihrer Strafe spricht, hebt Er den Außenseiter Kaleb ausdrücklich hervor: Niemand von euch soll in das Land kommen, „außer Kaleb … Er soll es sehen“ (5. Mo 1,36; vgl. 4. Mo 14,30; 26,65).

Der „andere Geist“ lässt auch an 2. Timotheus 1,7 denken: Gott hat uns „nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Tim 1,7). Die drei hier genannten positiven Elemente entdecken wir auch bei Kaleb:

  • Geist der Kraft: Kaleb hatte keine Furcht vor den Riesen im Land. Er wusste, dass Gott Kraft zum Kämpfen und Erobern schenken würde. Auch 45 Jahre später spricht Kaleb noch von dieser Kraft: „Ich bin heute noch so stark wie an dem Tag, als Mose mich aussandte; wie meine Kraft damals, so ist meine Kraft jetzt zum Kampf und um aus- und einzuziehen.“ (Jos 14,11). – Kennst du auch die Furcht, die uns so häufig angesichts der Widerstände um uns herum, beschleicht? Dann darfst du dich erinnern, dass auch du einen Geist der Kraft bekommen hast. Gottes Kraft ist größer als jedes Hindernis, und Er möchte uns seine Kraft zur Verfügung stellen. Wir bekommen sie aus der Gemeinschaft mit Gott.
  • Geist der Liebe: Ich bewundere Kalebs liebevollen Umgang mit seinen rebellischen Volksgenossen. Er geißelt nicht ihren Unglauben. Nein, er beschwichtigt das Volk (4. Mo 13,30), er versucht zu beruhigen und zu ermutigen, er appelliert mit bewegenden, eindringlichen Worten an seine Brüder, um das Volk zu einer guten Entscheidung zu bringen (4. Mo 14,6-10). Kaleb liebte das Volk Gottes! – Ein „anderer Geist“ darf dich nicht hochmütig machen, du darfst nicht denken, dass du besser als deine Mitmenschen wärst oder gar frommer und geistlicher als deine Glaubensgeschwister. Auch heute brauchen wir dringend einen Geist der Liebe!
  • Geist der Besonnenheit: Kaleb war kein schwärmerischer Träumer, er wusste, dass die Einnahme Kanaans kein Spaziergang werden würde. Keine Frage, dass die Riesen unangenehm werden würden. Aber Kaleb kannte die unsichtbare Realität: Gott war auf ihrer Seite – und mit Gottes Hilfe würden sie auch die Riesen besiegen (14,9). – Versuche, ein nüchternes Christenleben zu führen, vermeide vorschnelles und unüberlegtes Handeln, was häufig eine Folge von Selbstüberschätzung ist, und besonders eine Gefahr für junge Männer darstellt (Tit 2,6). Vertrau nicht auf deine eigene Kraft, sondern auf Gottes Kraft!

 

3. Völlige Nachfolge

Völlige Nachfolge ist das charakteristische Kennzeichen Kalebs. Nur über einen weiteren Mann in der Bibel sagt Gott, dass er ihm völlig nachgefolgt ist: von David (1. Kön 11,6). Das zeigt, in welcher Liga Kaleb spielt. Auf Augenhöhe mit David.

Völlige Nachfolge bedeutet zunächst, Gott zu jeder Zeit nachzufolgen. In Kades-Barnea adelt Gott seinen Knecht Kaleb, als dieser 40 Jahre alt ist, aber 45 Jahre später kann Gott immer noch dasselbe über Kaleb sagen (Jos 14,14)! – Wir dürfen uns anspornen lassen, in jeder Lebensphase unserem Herrn Jesus Christus zu folgen. Wie schön wäre es, wenn wir unser Leben von Jugend an bis ins hohe Alter Gott völlig weihen würden!

Völlige Nachfolge bedeutet auch, Gott an jedem Ort nachzufolgen. Ob in Ägypten, in der Wüste oder im Land Kanaan: Kaleb lebte überall mit Gott. – Folgen wir dem Herrn Jesus überall nach? Zuhause, in der Schule, an der Universität, auf der Arbeit, auf Reisen und auch dort, wo uns niemand sieht?

Natürlich beschreibt der Ausdruck völlige Nachfolge auch die Qualität der Nachfolge. Totale, bedingungslose Nachfolge. Mit ganzem Herzen. Das bedeutet übrigens (wahrscheinlich) der Name „Kaleb“! Kalebs außerordentliche Hingabe zeigte sich besonders in schwierigen Situationen: Die Sklaverei in Ägypten war kein Zuckerschlecken. In Kades-Barnea steht er fast allein gegen das ungläubige und rebellische Volk, das ihn steinigen will, aber Kaleb hält unerschrocken an Gottes Zusagen in Bezug auf das verheißene Land fest. Und die folgenden 38 Jahre Wüstenreise wegen fremder Schuld wird Kaleb klaglos mitgehen. – Wie treu unsere Nachfolge ist, zeigt sich besonders in Krisenzeiten! Gerade dann, wenn es Widerstand und „Wüstenzeiten“ gibt, möchte Gott, dass wir Ihm bedingungslos vertrauen.

Following fully – wie viel können wir von diesem Kämpfer Gottes lernen!

 



[1] Das Volk Israel als irdisches Volk Gottes kann in der Anwendung zunächst vom himmlischen Volk Gottes sprechen, von wiedergeborenen Christen. Allerdings wird gerade in unserer Begebenheit in Kades-Barnea deutlich, dass die Masse des Volkes nicht an Gott glaubte. Deshalb kann man in dem ungläubigen Volk auch ein Hinweis auf die unbekehrten Menschen dieser Welt sehen, die sich lediglich Christen nennen, es aber nicht sind. Diese Perspektive auf das ungläubige Volk Israel findet sich auch in Hebräer 3 und 4.