Glaube im Alltag

Kerkaporta, die vergessene Tür

Einige Geschichtsschreiber denken, dass eine nicht verschlossene Tür eine wichtige Rolle gespielt hat, als die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches von den Osmanen erobert wurde.  Kleine Unachtsamkeiten können weitreichende Konsequenzen haben – das gilt auch für unser Christenleben.

 

Im April 1453 überschwemmt wie eine Sturmflut die osmanische Armee die Ebene von Byzanz bis vor die Toren einer berühmten Stadt: Konstantinopel. Die Metropole gilt aufgrund ihres gewaltigen Mauerwerks als uneinnehmbar. Wochenlang trotzt die Stadt den wütenden Angriffen des feindlichen Heeres. Als einige osmanische Soldaten während eines erfolgsversprechenden Großangriffs in einem Verteidigungsring der Stadt herumirren, sehen sie etwas Ungeheuerliches: Ein kleines Tor der inneren Stadtmauer, die Kerkaporta, wurde versehentlich nicht geschlossen. Damit steht der Zugang zum Herzen der Stadt offen. Die Soldaten lassen sich nicht zweimal bitten. Wenig später ist die Stadt gefallen. Ein Staubkorn törichter Nachlässigkeit hat ihren raschen Untergang besiegelt.

Auch wir sind manchmal pausenlosen Angriffen ausgeliefert: Der Teufel setzt alles daran, uns von der Nachfolge hinter dem Herrn Jesus abzuziehen und uns in große Sünden zu stürzen. Bislang vielleicht ohne durchschlagenden Erfolg. Aber wenn wir nicht dauerhaft alle Türen zu unserem Herzen geschlossen halten, wird der Feind das zu unserem Verderben auszunutzen wissen.

Was ist dein Kerkaporta? Dein Instagram-Account? Dein Netflix-Abo? Deine Grübelei? Dein Übermut? Deine Geschwätzigkeit? Was es auch sei: Handle sofort. Verriegele die Tür. Gib dem Teufel keinen Raum (Eph 4,27).

Als vor langer Zeit Syrien gegen Israel Krieg führte, machte der Prophet Elisa dem König von Israel durch göttliche Weisung deutlich, wo die feindlichen Truppen aufmarschieren würden, worauf der König erfolgreiche Gegenmaßnahmen einleitete. Die Bibel beschreibt es so: „Der König von Syrien führte Krieg gegen Israel; und er beriet sich mit seinen Knechten und sprach: An dem und dem Ort soll mein Lager sein. Da sandte der Mann Gottes zum König von Israel und ließ ihm sagen: Hüte dich, an diesem Ort vorbeizuziehen; denn dort kommen die Syrer herab. Und der König von Israel sandte an den Ort, den der Mann Gottes ihm gesagt und vor dem er ihn gewarnt hatte, und er nahm sich dort in Acht; und das geschah nicht einmal und nicht zweimal“ (2. Kön 6,8-10). Auch wir sollten uns hüten, irgendeinen Bereich unseres Lebens zu vernachlässigen. Wir wollen uns in Acht nehmen und die Gefahrenzonen abschirmen. Nicht einmal und nicht zweimal, sondern so oft es nötig ist.