Zum Nachdenken

Nicht nötig, etwas zu sagen

Immer wieder kommt es vor, dass wir durch unser Verhalten Anlass zu Korrektur oder Ermahnung geben. Und wenn wir einen Hinweis zu hören bekommen, sollten wir darüber nachdenken und unser Verhalten entsprechend ändern. Die Gläubigen in Thessalonich dagegen gaben Anlass dazu, dass der Apostel Paulus ihnen in seinem ersten Brief an drei Stellen schreiben konnte, nichts sagen bzw. schreiben zu müssen.

Es geht um die drei Pfeiler des christlichen Glaubens: Glaube, Liebe und Hoffnung. Diese werden an einigen Stellen im Neuen Testament zusammenhängend erwähnt. Im Brief an die Thessalonicher wird dieses „Dreigestirn“ sogar zweimal genannt (Kap. 1,3; 5,8). Hinzu kommt, dass Glaube, Liebe und Hoffnung große Themenbereiche im 1. Thessalonicherbrief sind, und zwar genau in dieser Reihenfolge:

  • Glaube: Kapitel 1
  • Liebe: Kapitel 2,1–4,12
  • Hoffnung: Kapitel 4,13–5,28

 

Glaube, Liebe, Hoffnung – wichtige Elemente des Christenlebens

Glaube, Liebe und Hoffnung – darauf kommt es in unserem Leben als Christen an. Diese drei Elemente sind für Gott wichtiger als große Gnadengaben. Wir neigen dazu, Personen nach ihren Fähigkeiten und Begabungen zu beurteilen oder anhand des sichtbaren Erfolgs, „aber der Herr sieht auf das Herz“ (1. Sam 16,7). Er kennt unsere Werke – ob es Werke des Glaubens sind. Er kennt auch unsere Bemühungen – ob es Bemühungen der Liebe sind. Und wenn uns eine Situation Ausharren abverlangt – Er sieht, ob es ein Ausharren der Hoffnung ist (vgl. Off 2,2 mit 1. Thes 1,3).

Glaube, Liebe und Hoffnung zeigen etwas von der Echtheit und dem Tiefgang unseres Glaubenslebens. Müssen wir nicht zugeben, dass uns diese drei Elemente manchmal fehlen? Unsere Mitmenschen sehen und hören vielleicht nur wenig von unserem Glauben an unseren Herrn Jesus Christus. Unsere Glaubensgeschwister erfahren vielleicht wenig Liebe von uns, weil wir entweder mit uns selbst beschäftigt sind oder uns nur mit solchen umgeben, die uns lieb und angenehm sind. Und was das Ausharren betrifft – manchmal sind wir zwar eisern, aber im Grunde genommen warten wir nur auf das Ende einer Durststrecke, anstatt täglich unsere „glückselige Hoffnung“ vor Augen zu haben: „Wenn wir aber das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir mit Ausharren“ (Röm 8,25).

Glaube, Liebe und Hoffnung kommt nur dann in unserem Leben zum Vorschein, wenn Christus das Zentrum unseres Lebens ist, wenn wir eine innige Beziehung zu Ihm pflegen.

 

Ein ausgebreiteter Glaube

Wenn der Apostel Paulus auf den Glauben der Thessalonicher zu sprechen kommt, dann geht er zurück zu den Anfängen: Ihnen wurde das Evangelium „in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Gewissheit“ gepredigt (Kap. 1,5). Dabei gab es heftigen Widerstand, sodass Paulus und seine Mitarbeiter nur „unter großem Kampf“, also mit großer Anstrengung, predigen konnten. Doch der Einsatz hatte sich gelohnt: Verschiedene Menschen, besonders aus dem Heidentum, nahmen das Wort „in vieler Drangsal“ auf – nicht als Menschenwort, sondern als Gottes Wort (vgl. Kap. 2,2.13).

Unter dem Druck der eigenen Landsleute war es keine leichte Entscheidung, die sie getroffen hatten. Und nach ihrer Bekehrung wurde es nicht einfacher: Die Anfeindung war so groß, dass Paulus sich nach seinem Abschied ernsthafte Sorgen darüber machte, ob die Gläubigen weiterhin im Glauben feststanden (vgl. Kap. 3,1-8).

Wie beruhigend für Paulus, als er von Timotheus die Nachricht von ihrem Glauben erhielt. Ihr Glaubensvertrauen brauchte man nicht aufzuspüren, es war weithin sichtbar und bekannt. Über eine Ausdehnung von mehreren hundert Kilometern wurde überall vom Glauben der Thessalonicher berichtet. Und worin zeigte sich ihr Glaube? Nicht allein in einer einmaligen Umkehr von den Götzenbildern zu Gott, sondern sie dienten auch dem lebendigen Gott und erwarteten den Herrn Jesus aus dem Himmel. Da wundern wir uns nicht, dass Paulus im Blick auf ihren Glauben schreiben konnte: „sodass wir nicht nötig haben, etwas zu sagen“ (Kap. 1,8).

Wie kennen unsere Schul-, Studien- oder Arbeitskollegen uns? Merken sie, dass wir einen anderen Lebensinhalt haben als sie – dass wir nicht Fußball, Videos und die neuste Mode brauchen, um glücklich zu sein? Oder sehen sie kaum einen Unterschied zwischen sich und uns: nur dass wir sonntags zum Gottesdienst gehen, sie dagegen nicht?

Wie wird Gott geehrt, wenn unser Glaube heute genauso lebendig ist wie damals bei den Thessalonichern!

 

Überströmend in der Liebe zueinander

Als Timotheus Paulus berichtete, wie sich die Christen in Thessalonich entwickelten, erwähnte er nicht allein ihren Glauben, sondern auch ihre Liebe (vgl. Kap. 3,6). Echte Liebe zeigt sich in Wort und Tat, sie beschränkt sich nicht auf ein gutes Gefühl gegenüber anderen. Paulus und seine Mitarbeiter hatten den Gläubigen in Thessalonich Anschauungsunterricht erteilt: Sie ließen keine Gelegenheit aus, um ihnen zu dienen und ihr „eigenes Leben mitzuteilen“ (Kap. 2,8). So groß war ihre Liebe zu ihnen.

Wie nützlich sind gute Vorbilder! Leider fehlen sie uns manchmal. Aber damit sind wir nicht entschuldigt, wenn es bei uns an Bruderliebe mangelt. Denn „ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben“, schreibt Paulus den Thessalonichern (Kap. 4,9). Wer von neuem geboren ist und den Heiligen Geist besitzt, hat schon die göttliche Liebe in sich. Es ist ein Kennzeichen des neuen Lebens, dass man die Brüder liebt (vgl. 1. Joh 3,14). Außerdem ist die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist (vgl. Röm 5,5). Daneben ist Gottes Liebe uns gegenüber ein Lehrbeispiel: Obwohl wir nichts Liebenswürdiges aufweisen konnten, hat Gott seinen Sohn als Sühnung für unsere Sünden gesandt. „Wenn Gott uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben“ (1. Joh 4,11).

Im Blick auf die Bruderliebe ist also jeder Gläubige von Gott unterwiesen. Deshalb brauchte der Apostel Paulus den Thessalonichern dazu nichts zu schreiben. Er konnte bestätigen, dass sie alle Brüder in ganz Mazedonien liebten (Kap. 4,10).

Könnte auch von uns gesagt werden, dass wir Liebe zu allen Gläubigen haben, und uns deshalb niemand etwas dazu sagen oder schreiben müsste? – Einander zu lieben fängt damit an, dass wir Interesse für die Glaubensgeschwister zeigen und ihnen in irgendeiner Weise etwas Gutes tun wollen – und dann auch tun. Freundliche Worte, ein kleines Gebäck, Unterstützung in Haus oder Garten, Zeit zum Gespräch … Liebe kennt nur eine „Grenze“: „für die Brüder das Leben hinzugeben“ (1. Joh 3,16). Da wird uns klar, dass unsere Liebe jederzeit steigerungsfähig ist. So werden auch die Thessalonicher letztlich von Paulus doch noch ermahnt, „reichlicher zuzunehmen“ (Kap. 4,10).

Wie wird Gott geehrt, wenn der Herr uns „in der Liebe zueinander und zu allen überströmend“ machen kann, wie Paulus es den Thessalonichern wünscht (Kap. 3,12).

 

Die Offenbarung unseres Herrn Jesus erwarten

Im Blick auf die Zukunft der entschlafenen Gläubigen hatten die Thessalonicher eine gewisse Sorge: Was würde mit ihnen geschehen? Paulus konnte sie beruhigen: Wenn der Herr Jesus wiederkommt, um die Gläubigen zu entrücken, werden die Entschlafenen dabei sein. Sie werden vorher auferstehen, um gemeinsam mit den dann lebenden Gläubigen entrückt zu werden – „dem Herrn entgegen in die Luft“ – und für immer bei dem Herrn zu sein (Kap. 4,17). Was für eine herrliche Hoffnung!

Wie geht es dann hier auf der Erde weiter? Der „Abfall“ wird kommen – man wird sich von allem Göttlichen lossagen. Diese Bewegung wird der Antichrist aufgreifen und sich selbst als Gott verehren lassen. Parallel dazu wird es politische Bemühungen geben, auf der Erde endgültig Frieden und Sicherheit zu etablieren (allerdings ohne den Friedefürsten Jesus Christus). Die moralische Finsternis wird so groß sein, dass der Tag des Herrn für sie wie ein Dieb in der Nacht sein wird: Er kommt plötzlich und unerwartet. Christus wird dann mit allen Gläubigen, die seit der Entrückung im Himmel sein werden, in Herrlichkeit erscheinen.

Über diese „Zeiten und Zeitpunkte“ brauchte der Apostel die Gläubigen in Thessalonich nicht zu unterweisen; darüber hatte er sie belehrt als er bei ihnen war (vgl. 1. Thes 5,1; 2. Thes 2,5). – Wissen auch wir über die prophetischen Ereignisse Bescheid? Niemand denke, dies sei nicht nötig, weil wir scheinbar nicht davon betroffen sind. Wir sind sehr wohl betroffen, denn wir werden unseren Herrn begleiten, der dann als König der Könige erscheinen wird. Die Welt wird uns sehen (vgl. Kol 3,4; 2. Thes 1,10)! Vor allem sollte uns bewusst sein, dass es um die Herrlichkeit unseres Herrn geht – um Ihn, den wir lieben. Da kann uns nicht egal sein, was die Bibel über Ihn und seine Zukunft sagt. Oder hätten wir Verständnis für eine Ehefrau, die sich nicht für die Arbeit ihres Mannes interessiert, weil sie selbst dabei ja nicht im Mittelpunkt steht? Allein der Gedanke, dass Gott von Anfang an wollte, dass sein Sohn nicht ohne uns über Himmel und Erde herrschen soll, berührt uns. MIT IHM will Er uns alles schenken (Röm 8,32)!

Wie wird Gott geehrt, wenn wir die Worte der Weissagung lesen, hören und bewahren; „denn die Zeit ist nahe“ (Off 1,3). Und wir selbst werden dann „glückselig“ sein.