Personen in der Bibel

Die Sache mit der Eselin

Vielleicht kennst du schon die Geschichte von Bileam und der Eselin aus 4. Mose 22. Der moabitische König Balak hat den Wahrsager Bileam angeheuert, um das Volk Israel auf der Reise ins verheißene Land zu verfluchen. Aber Gott befiehlt Bileam, nicht zu gehen (V. 12). Doch Bileam bleibt hartnäckig und eigenwillig, so lässt Gott ihn ziehen.

 

Auf der Reise benutzt Gott dann dreimal Bileams Eselin, um ihn auf ungewöhnliche Weise zu warnen. Wenn man diesen Punkt evangelistisch anwenden möchte, lernen wir, wie Gott Menschen auf dem Weg ins Verderben aufhalten will. Aber auch als Gläubige können wir aus diesen Begebenheiten lernen.

 

Bileam

Bileam lebte vor ca. 3400 Jahren in Pethor, eine Stadt in Mesopotamien. Er war ein okkulter, überregional bekannter Wahrsager, den man als „multireligiös“ bezeichnen kann. Das, was er vorhersagte, traf ein, so glaubte man jedenfalls (V. 6). Er war ein Verführer (Off 2,14), der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte (2. Pet 2,15). Er war ungläubig und stand mit dem Teufel in Verbindung. Gott, den Herrn, kannte er nicht.

 

Die Eselin

Esel werden gerne als Last- und Reittiere im unbefestigten Gelände eingesetzt. Zum einen sind sie schwindelfrei, zum anderen zäher und genügsamer als Pferde. Während Pferde in Stress- und Gefahrensituationen zur Flucht neigen, bleiben Esel einfach wie angewurzelt stehen. Anschreien oder Schlagen verstärkt dieses Verhalten. Das hat ihnen den Ruf eingebracht, störrisch und dumm zu sein, dabei ist ihr Verhalten überlebenswichtig. Panische Flucht würde sie – gerade im unwegsamen Gelände – in Absturzgefahr bringen, dabei würden Muttertiere ihre Fohlen sehr gefährden.

Esel können Sprache, Mimik und Gestik von Menschen relativ gut deuten und verfügen über ein gutes Gedächtnis. Im Vergleich zu anderen Tieren gelten sie als intelligent, aber sensibel. Bei diesen Eigenschaften können wir uns gut vorstellen, warum Gott ausgerechnet eine Eselin benutzt, um Bileam eine Lektion zu erteilen.

 

Der Engel des Herrn

Als Bileam auf dem Weg zu Balak ist, tritt der Engel des Herrn dreimal vor die Eselin. Der hebräische Begriff für Engel (malak) bedeutet „Bote“. Ein Bote handelt im Auftrag seines Herrn und ist sein Stellvertreter. Wenn der Engel des Herrn im Alten Testament auftritt, dann wird Gott durch Ihn sichtbar – Menschen können Gott ja nicht sehen (Joh 1,18). Er wirkt als Stellvertreter Gottes. So ist es also Gott selbst, der sich Bileam entgegenstellt.

 

Drei Stoppschilder

Ein Stoppschild fordert uns auf, stehen zu bleiben, beispielsweise, um uns einen Überblick über die Situation verschaffen zu können. Drei solcher „Stoppschilder“ stellte Gott Bileam in den Weg:

 

1. In den Feldern (V. 22-23)

Dieses Zusammentreffen findet im offenen Gelände statt. Bileams Weg durch die Felder scheint überschaubar und geebnet zu sein. Offensichtlich ist bisher alles glatt verlaufen und keine Gefahr in Sicht. Es scheint, als sei Bileam ganz in Gedanken versunken. Vielleicht denkt er an den versprochen Lohn und den Erfolg seiner Reise, während er so „vor sich hin reitet“. Während die Eselin den Engel des Herrn sieht, denkt Bileam gar nicht darüber nach, dass hinter dem überraschenden und zunächst nicht erklärbaren Ausweichen der Eselin mehr steckt.

Geht es uns nicht auch oft so? Wir haben uns für einen Weg entschieden und sind nur mit dem Erfolg beschäftigt, den wir uns davon versprechen. Wenn dann zunächst auch alles gut läuft, werden wir schnell unaufmerksam und vergessen zu prüfen, ob wir noch in Übereinstimmung mit Gottes Willen sind. Aber vermeintlicher Erfolg, das Ausbleiben von Hindernissen und ein ruhiger „Reiseverlauf“ sind keine Garantie dafür, dass unser Weg richtig ist.

Erst handelt Gott recht sanft mit Bileam, auch wenn der Engel das gezückte Schwert als Warnung schon in der Hand hält. Als die Eselin „nur“ den Umweg durchs Feld nimmt, tut das Bileam nicht weiter weh. Auch mit uns ist Gott grundsätzlich langmütig. Er will uns mit „Seilen der Liebe“ ziehen und nicht mit harten Mitteln eingreifen.            

Hätte Bileam nicht auffallen müssen, dass seine Eselin in dieser Gefahrensituation nicht - wie sonst üblich – stehen bleibt, sondern ins Feld ausweicht? Aber er ist blind für diesen Hinweis. Anstatt darüber nachzudenken, tut er ihr Unrecht und schlägt sie. Weisen nicht auch wir manchmal diejenigen zurück, die Gott benutzt, um uns zu warnen?

 

2. In den Weinbergen (V. 24-25)

Nun stellt sich der Engel des Herrn im Weinberg zwischen zwei Mauern. War es die Schönheit der Weinberge, die Bileams Blick anzog, so dass er nicht mehr auf seinen Weg achtete? Wein ist in der Bibel oft ein Bild der Freude für den Menschen. Es gibt irdische Dinge, an denen wir Freude haben dürfen (z.B. Beruf, Freizeit, Urlaub, Haus usw.). Aber ihre „Schönheit“ kann uns für unseren Glaubensweg blind machen. Dann übersehen wir die Warnschilder, die Gott für uns auf einem falschen Weg aufstellt.  

Die Eselin jedoch nimmt erneut den Engel des Herrn wahr. Wie tragisch, wenn Tiere mehr Einsicht haben als Menschen! Wieder verhält sich die Eselin untypisch und bleibt nicht einfach stehen. Ihr Verhalten richtet sich nun direkt gegen Bileam. Sie drängt sich an die Mauer und drückt Bileams Fuß gegen die Wand. Die Eselin – schon viele Jahre Bileams Reittier – hat sich noch nie so verhalten (V. 30). Manchmal benutzt Gott unsere Freunde, um uns auf einen falschen Weg hinzuweisen. Wenn wir „beratungsresistent“ bleiben, mögen uns ihre Worte und Taten in einem zweiten Schritt weh tun. Das sollte uns wachrütteln.

War der erste Hinweis Gottes noch recht sanft gewesen, so ist das nun anders. Als die Eselin Bileams Fuß an die Wand drückt, ist das schmerzhaft für ihn. Manchmal muss Gott stärker eingreifen, wenn wir seine sanften Hinweise ignorieren.  

Aber Bileam bleibt unbelehrbar: Er schlägt seine Eselin noch einmal und reitet einfach weiter.

 

3. Im Engpass (V. 26-27)

Gottes Geduld ist noch nicht zu Ende. Dieses Mal lässt Er den Engel in einem Engpass auftreten. Nach vorne geht es nicht weiter: Der Engel versperrt den Weg. Zur Seite kann Bileam nicht ausweichen: Rechts und links Hindernisse. Umdrehen kann er nicht: Es ist zu eng. Es gibt keinen Ausweg für Bileam. Aber dieser realisiert seine verfahrene Situation überhaupt nicht. Er erkennt auch nicht, wer vor ihm steht. Auch wir können uns eigenwillig in Situationen hineinmanövrieren, aus denen wir aus eigener Kraft nicht mehr herauskommen. Vielleicht sind wir dann so blind, dass unser Weg immer weiter in die Sünde hineinführt. Wie dankbar können wir unserem Gott sein, wenn Er sich uns dann in den Weg stellt.

Diese „dumme“ Eselin ist anscheinend intelligenter als ihr Besitzer. Sie erkennt die Lage und tut das einzig Richtige. Sie legt sich hin und gibt damit ihrem Reiter zu verstehen: „Bis hierhin und nicht weiter“. Zwischen Bileam und der Eselin bestand ein langes und gutes Verhältnis (V. 30), das nun gestört ist. Wir können durch Sturheit gläubige Weggefährten dazu bringen, sich von uns abzuwenden und uns sagen zu müssen: „Diesen Weg kann ich nicht mehr mitgehen“. Dann muss Gott uns zum Innehalten und Nachdenken führen und das ist noch schmerzhafter als die Lektion in den Weinbergen. Ganz zu schweigen davon, wie traurig das Erlebnis für andere ist. Wohl uns, wenn wir dann endlich wach werden.   

Bileam überfährt auch dieses Stoppschild. Er wird zornig und schlägt zum dritten Mal seine Eselin. Es hat den Anschein, dass er sein Herz verhärtet und seinen Zorn gegen die richtet, die Gott zu seiner Warnung gesandt hat. Wie schnell können wir so verbohrt sein, dass unser Herz so hart wird wie ein Stein.  

 

Das Ende der Geschichte

Bis hierin war das Verhalten der Eselin natürlich und erklärbar. Aber nun passiert etwas Seltsames. Gott öffnet den Mund der Eselin (V. 28) und diese kommuniziert in menschlicher Sprache mit Bileam. Armer Bileam, wie weit ist es mit ihm gekommen! Er ist so verblendet, dass ihm nicht einmal das Übernatürliche auffällt. Gott öffnet zwar seine Augen (V. 31), aber es findet keine wirkliche Umkehr statt. Er ist absolut überzeugt von sich und sein Bekenntnis beruht nicht auf Einsicht, Buße oder Gottesfurcht. Gott lässt ihn auf seinem verkehrten Weg ziehen.

Gott ist langmütig, aber Er lässt sich nicht spotten und der Mensch erntet, was er sät (Gal 6,7). In seiner Erziehung mit uns muss Gott - wenn wir nicht auf seine Warnungen hören - vielleicht so hart handeln wie mit Bileam. Lassen wir es nie so weit kommen!

 

Fazit

Gerade als junger Christ musst du oft Entscheidungen von großer Tragweite (z. B. Ausbildung, Arbeitsstelle, Ehe, gemeinschaftlicher Weg der Kinder Gottes usw.) treffen. Gott erwartet von uns, dass wir unter Gebet, Leitung des Geistes und im Gehorsam richtig entscheiden. Trotzdem - das habe ich selbst erfahren müssen - kann es sein, dass wir einen verkehrten Weg einschlagen. Dann will uns Gott nicht einfach in die falsche Richtung laufen lassen. Er warnt uns durch Hinweise und nötigenfalls auch mit Stoppschildern. Hoffentlich rennen wir dann nicht - wie Bileam - blind und stur weiter, sondern lassen uns wachrütteln, halten an und kehren um.