Zum Nachdenken

Ein Leuchtturm in den Bergen

Urlauber, die mit dem Glacier-Express von Zermatt nach St. Moritz reisen, erwartet hinter Andermatt die Überquerung des Oberalppasses in 2044m Höhe. Dort angekommen, wird sich mancher Reisende verwundert die Augen reiben, wenn er auf der Passhöhe, umgeben von grünen Alpweiden und felsigen Berggipfeln am Ufer des Oberalpsees einen Leuchtturm erblickt. Er wird sich vermutlich fragen, was der Leuchtturm dort soll, denn Schiffsverkehr gibt es auf dem Oberalpsee nicht.

Der Glacier-Express fährt auf Schienen und braucht kein Leuchtfeuer, und wer vielleicht meint, das Ganze wäre dazu gedacht, Autofahrern auf der Passstraße im dichten Schneesturm die Richtung zu zeigen – auch Fehlanzeige, denn die Straße ist im Winter gesperrt.

Nein, der Leuchtturm hat eine ganz andere Aufgabe: Er soll hier, an der Quelle des Vorderrheins, ein Botschafter der Nordsee sein, denn er ist ein verkleinertes Abbild des „Unterfeuers“, das bis 1977 in Hoek van Holland an der Rheinmündung stand. Er stammt quasi aus einer ganz anderen Welt und soll die Botschaft davon in die Alpen tragen.

Sollten wir als Christen nicht diesem Leuchtturm gleichen? Wir sind ebenfalls in einer Umgebung, in die wir eigentlich gar nicht hineingehören. In Johannes 17,16 sagt unser Herr, dass wir als errettete Christen genauso wenig von dieser Welt sind wie Er selbst. Er kam von außen in diese Welt, aber Er war nicht von ihr. Gerade durch die Verwerfung des Sohnes Gottes erwies sie sich als verdorbenes, sündiges System. Sie stellt den „Zeitlauf dieser Welt“ dar (Eph 2,2). Zwar waren wir vor unserer Bekehrung sehr wohl von dieser Welt, aber unser neues Leben ist niemals Bestandteil dieser Welt gewesen. Wir gehören jetzt schon einer neuen, himmlischen Schöpfung an.

Trotzdem ist es nicht der Wille des Herrn, dass wir aus der Welt weggenommen würden (Joh 17,14). Denn so, wie der Herr als Gesandter des Vaters in dieser Welt war und als das Licht der Welt Zeugnis ablegte (Joh 8,12), sollen auch wir als Gesandte und Botschafter des Herrn hier von Ihm zeugen. In einer Welt, zu der wir nicht (mehr) gehören, sollen wir unser Licht leuchten lassen und die Botschaft von einer neuen, besseren und himmlischen Welt verbreiten – so, wie der Leuchtturm auf dem Oberalppass ein Zeuge von dem Ziel des Rheins ist, der Nordsee.

 

Damit ihr … inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts …
scheint wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens
(Philipper 2,15.16)