Editorial

Aufrichtigkeit, Echtheit und Transparenz sind Charakterzüge des neuen Menschen, den jeder Gläubige bei seiner Bekehrung „angezogen hat“ (Eph 4,24). So ist er eine „neue Schöpfung“ geworden: „Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2. Kor 5,17). Ob das bei uns Gläubigen immer sichtbar wird? Das ist eine Frage an unsere Lebenspraxis, in den unterschiedlichen Situationen.

Leider merken wir – und vielleicht eher noch andere – dass wir ab und zu mehr aus uns machen wollen als wir wirklich sind; dass wir aktiv einen guten Eindruck bewirken möchten. Woher kommen solche Neigungen? Aus dem „alten Menschen“ (Kol 3,9).

Das Sprichwort „Kleider machen Leute“ – wobei „Kleider“ alles zur Schau gestellte Äußere meint – beschreibt ein typisches Kennzeichen des egoistischen Menschen, nämlich besser oder schöner oder intelligenter erscheinen zu wollen. Den Mitmenschen gegenüber kann man ein schönes Selbstbildnis vortäuschen, Gott aber sieht die Wahrheit hinter der Täuschung. Der Artikel mit diesem Titel (S. 6) gibt die andere, gute, Gott wohlgefällige Richtung an, in der wir denken und handeln dürfen und sollten. Das bezieht sich auf unser öffentliches Auftreten genauso wie auf unsere Gefühle und Motive. Gott wünscht Wahrheit im Inneren (Ps 51,8), in unserem täglichen Leben, in unseren geistlichen Empfindungen, bei Lob und Dank und Anbetung.

Ein anderes Sprichwort passt besser zu uns, nämlich „Mehr sein als scheinen“. Der Herr Jesus als Mensch auf der Erde erschien vielen damals nur als der Sohn des Zimmermanns und wurde in seiner inneren Größe nur von wenigen erkannt. Dabei war Er der wirklich Demütige. Ist das nicht ein Leitgedanke für uns? Er mahnt uns zu bescheidenem Auftreten, zu demütiger Gesinnung und Wahrhaftigkeit. Wohl auch zu Treue, gerade im Kleinen.