Bibelstudium

Der Teufel – in den Briefen des Neuen Testaments (2)

„Denn seine [Satans] Gedanken sind uns nicht unbekannt“ (2. Kor 2,11). Der Teufel ist ein mächtiger, listiger und stets bereiter Feind der Gläubigen. Gottes Wort lässt uns nicht im Unklaren über die Wirkungsweisen und Angriffsarten Satans. Es ist bemerkenswert, an wie vielen Stellen der Geist Gottes uns im Neuen Testament auf diesen gefallenen Engelfürsten hinweist.

In der ersten Folge haben wir uns dazu die Hinweise im Römer- und in den beiden Korintherbriefen angesehen. Interessanterweise gibt es sechs Briefe, in denen der Widersacher Gottes gar nicht erwähnt wird. Damit beschäftigen wir uns nun in einem weiteren Schritt. Und natürlich auch mit den Erwähnungen in den Briefen an die Epheser, Philipper und Kolosser.

 

4) Galater-, Titus-, Philemonbrief und 2. Petrusbrief sowie 2. und 3. Johannesbrief:

Satan wird nicht erwähnt

Es gibt insgesamt sechs Briefe, in denen Satan nicht direkt erwähnt wird. Besonders bemerkenswert ist dies für den Galaterbrief. Es gibt keinen Brief an Gläubige im Neuen Testament, der in einem so scharfen, fast schneidenden Ton geschrieben worden ist. Die Galater hatten sich verführen lassen. Obwohl sie durch die Predigt des Evangeliums von Paulus auf die Gnade des Evangeliums Gottes hingewiesen worden waren, wandten sie sich dem Gesetz zu, um es zu halten. Der Apostel muss sie deshalb darauf hinweisen, dass sie damit das Werk des Herrn Jesus ungültig machten (Kap. 2,21), so dass Paulus fürchtete, vergeblich an ihnen gearbeitet zu haben (Kap. 4,11).

Zugleich zeigte sich bei den Galatern, dass sie auf ihr Fleisch vertrauten. Nur so jemand kann davon überzeugt sein, dass er das Gesetz halten kann: Es richtet sich nämlich an das Fleisch. Das Fleisch streitet gegen den Geist, das heißt den Heiligen Geist (Kap. 5,17), übrigens auch, wenn es sich der Zügellosigkeit hingibt. Vielleicht liegt in diesem Widerstreit auch ein Grund dafür, dass der Teufel nicht erwähnt wird. Wir Gläubige schieben unsere Fehler, unsere Sünden, unser Versagen sehr leicht auf die Verführung durch Satan. Das hat Eva schon nach der ersten Sünde in dieser Welt getan. Aber letztlich ist es oft unser Ich und unser Fleisch, das uns zum Sündigen und zum Handeln gegen die Wirkung des Heiligen Geistes führt. Nein – wir haben keine Entschuldigung: Nicht der Teufel, wir selbst sind es, die dem Fleisch einen Platz in unserem Leben einräumen, der allein dem Heiligen Geist gehört.

Abgesehen vom Galaterbrief wird auch in den persönlichen Briefen des Apostels Paulus der Teufel nicht erwähnt,

  • im Brief an Titus (hier weist der Schreiber vor allem auf die äußere Ordnung im Haus Gottes hin, die Titus in Kreta wiederherstellen sollte) und im Brief
  • im Brief an Philemon (hier geht es um eine zu Herzen gehende Bitte des Apostels Paulus an Philemom.
  • Gleiches gilt für den zweiten und dritten Johannesbrief. Diese stellen eine Art Anhang zum ersten Brief dar, in dem Satan allerdings mehrfach erwähnt wird.

Schließlich findet man auch im 2. Petrusbrief, in dem es vor allem um Gottes Regierung im Hinblick auf die Gottlosen geht, die durch falsche Lehre verführt und gekennzeichnet sind, keinen Hinweis auf den Teufel. Zwar werden in Kapitel 2,4 „Engel, die gesündigt haben“ erwähnt, und der Teufel ist der Engelfürst, der „von Anfang an sündigt“ (1. Joh 3,8). Zudem bleibt 2. Petrus 2,4 für uns etwas geheimnisvoll mit seiner vermutlichen Anspielung auf 1. Mose 6,2, wo „Söhne Gottes“ sich auf Engel beziehen könnten. Aber wir wissen, dass der Teufel im Gegensatz zu diesen Engeln bis heute nicht gebunden ist. Er wird es erst während desTausendjährigen Reichs sein (Off 20,2.3).

 

5a) Epheser 2,2; 4,27: Satan als Fürst und Teufel

Es fällt auf, dass neben den Korintherbriefen auch der Epheserbrief eine Reihe von Hinweisen auf Satan enthält. Während die Korinther sich eines hohen geistlichen Zustands rühmten, den sie gar nicht besaßen, war die Situation bei den Gläubigen in Ephesus eine andere. Sie befanden sich in einer außergewöhnlich guten geistlichen Verfassung. Dadurch konnte ihnen der Apostel tatsächlich den ganzen Ratschluss Gottes über die Versammlung offenbaren, soweit Menschen dazu in der Lage sind, diesen zu erfassen. Dass eine solche geistliche Höhe nicht automatisch erhalten bleibt, zeigt die weitere Entwicklung von Ephesus. Nach vergleichsweise wenigen Jahren (ungefähr 30) hatten sie bereits ihre erste Liebe verlassen (vgl. Off 2,4).

Wenn der Apostel den Ephesern den Ratschluss Gottes erläutert, bezeugt er ihnen zugleich, wie groß ihre persönliche Errettung ist. „Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn“ (Eph 5,8). Sie gehörten früher zu dem Machtbereich des „Gottes dieser Welt“: „Auch euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“ (Eph 2,1.2). Auch hier sehen wir etwas von der Macht und Gewalt des Teufels. Er ist nicht irgendwer! Er ist Fürst. Er war ein Gebieter (vgl. Jes 14,12-15), jetzt ist er ein Herrscher von Dämonen, deren Einfluss auf dieser Erde groß ist.

Sein Machtbereich ist dieser „Zeitlauf“, das System der Gott feindlich gegenüberstehenden Welt. Dazu gehört besonders der Bereich der Luft. Das ist im übertragenen Sinn der geistliche Einfluss, dem alle Menschen ausgesetzt sind. Es ist die Sphäre, die uns alle vollständig umgibt. Dadurch übt der Teufel einen gewaltigen Einfluss auf die Ungläubigen aus. Das sind in Epheser 2 die Söhne des Ungehorsams, die sich bewusst dem Wirken Gottes entziehen wollen. Sie setzen sich dem aus, der Fürst ist und Macht besitzt, durch die er auf die Menschen einwirkt. Aber aus dieser Befehlsgewalt und aus diesem Bereich Satans sind wir gerettet worden. Gott sei Dank!

Dennoch besteht die Gefahr, dass wir uns als Gläubige vom Teufel bedrängen lassen. Je größer unser Wirkungskreis, umso mehr Interesse hat Satan daran, uns zu Fall zu bringen. Dazu versteht er es, sogar Situationen zu benutzen, in denen der Gläubige Gott gemäß begonnen hat. Davon spricht der Apostel im weiteren Verlauf seines Briefes. Ein Beispiel dafür ist Petrus, der gerade von Gott eine Offenbarung über den Herrn Jesus erhalten hatte. Kaum hatte er diese ausgesprochen, wirkte er das Werk des Teufels und wollte den Herrn davon abbringen, zu leiden und zu sterben (Mt 16,16.22.23).

„Zürnt, und sündigt nicht. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebt nicht Raum dem Teufel“ (Eph 4,26.27). Es gibt Umstände im Leben eines Gläubigen – zum Beispiel, wenn der Herr Jesus verspottet wird – bei denen wir einen heiligen Zorn haben sollen. Aber dieser Zorn kann sehr leicht zu einem fleischlichen Zorn werden, wenn wir ihm „Raum geben“, das heißt ihn weiter in unserem Inneren wirken lassen. Wir müssen diese innere Erregung bewusst beenden. Sonst hat der Teufel sofort „seinen Fuß in der Tür“. Wie schnell geraten wir auch nach einem heiligen Zorn außer uns und verlieren die Beherrschung! Dann hat der Teufel aus einer Niederlage, weil wir die Seite Gottes und Christi gewählt haben, einen Sieg für sich gemacht, weil wir nicht erkannt haben, dass übermäßiger Zorn den Interessen Satans dient.

 

5b) Epheser 6,11.16: Einschüchterungsversuche, List und Glaubenszweifel

Der Teufel möchte uns auch den Genuss der geistlichen Segnungen rauben. Dazu benutzt er seine vielfach erprobten Listen und Betrügereien. Sein Ziel ist es, uns im täglichen Leben zu Fall zu bringen. Hier mal eine sogenannte „Notlüge“, dort eine Unwahrheit in unserem Leben, hier Zweifel an der Güte und Liebe Gottes säen, dort ein böses Wort ausgesprochen, und schon sind wir nicht mehr in der Lage, himmlische Segnungen zu genießen. Denn dann muss uns der Heilige Geist erst dazu bringen, unser Versagen zu erkennen und zu bekennen, bevor wir wieder die Gemeinschaft des Himmel erleben können. Daher ermahnt der Apostel Paulus die Gläubigen in Ephesus: „Zieht an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermögt gegen die Listen des Teufels“ (Eph 6,11).

Der Name Teufel bedeutet übrigens Durcheinanderbringer. Das will er tun: Er will alles zerstören, was Gott uns schenkt: unser Glück, unseren geistlichen Genuss, unsere Beziehung zu Christus. Die christliche Stellung, in die wir durch das Werk des Herrn am Kreuz gekommen sind, kann er uns nicht mehr rauben, wohl aber die Freude daran. Und genau das will der Feind tun.

Daher ist es nötig, dass wir die geistlichen Waffen zur Verteidigung benutzen, die Gott uns dafür gegeben haben. Es sind geistliche Instrumente, denn Satan tritt auch in den himmlischen Örtern auf. Das sind keine geographischen Stätten, sondern ist der Himmel, in dem wir in Christus seit unserer Bekehrung im Glauben wohnen (Eph 2,6). Daher kommt er mit seinen geistlichen Fürstentümern und Gewalten, Weltbeherrschern der Finsternis, geistlichen Mächten der Bosheit. Sie alle stehen unter der Herrschaft des mächtigen Teufels. Wir brauchen sie nicht zu fürchten, denn der Herr hat uns eine vollkommen ausreichende Waffenausrüstung mitgegeben (Eph 6,13-17). Aber wenn wir diese nicht angezogen haben und benutzen, werden wir unterliegen!

Der Teufel benutzt Menschen in seinem Kampf gegen uns Gläubigen. Aber wir kämpfen nicht gegen diese Menschen, gegen Fleisch und Blut, sondern sehen, dass es ein geistlicher Kampf ist, dass Satan hinter dem allen steht.

Eine besondere Waffe in der Hand Satans sind seine feurigen Pfeile, um Glaubenszweifel zu säen: „Habt über das alles ergriffen den Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen“ (Eph 6,16). Wie schon erfolgreich bei Eva erprobt, will Satan unser Vertrauen gegenüber unserem Gott und Vater untergraben. Was ist damit konkret gemeint: Der Teufel möchte nicht, dass wir daran festhalten, dass Gott gut und auch uns gut ist. Dass alle seine Wege zu unserem Segen sind. Er möchte Zweifel an der Liebe und Barmherzigkeit Gottes uns gegenüber säen. Diese Pfeile sind feurig und gefährlich. Der Teufel möchte nicht, dass wir Gott in allem vertrauen, sondern dass wir Ihm misstrauen. Dann steht etwas zwischen mir und Gott, meinem Vater. Dann bin ich nicht frei, vertrauensvoll zu Ihm zu beten.

Aber wir haben einen großen Schild. Das ist unser Glaube, der auf dem Werk Christi beruht und auf Christus setzt. Damit können wir Satan abwehren wie Christus es in der Wüste tat:  „Es steht geschrieben …“

 

6) Philipper 2,10: niederbeugend vor Christus

Von dem Zeitpunkt an, als der Engelsfürst sich als Teufel offenbarte, war sein ganzes Ansinnen darauf ausgerichtet, gegen Gott und – nach der Menschwerdung Christi – gegen den Sohn Gottes zu agieren. Nie hat er sich vor Christus niedergebeugt.

Das aber wird sich ändern. Es kommt der ernste und feierliche Augenblick: „Darum hat Gott ihn [Christus] auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2,9-11).

Das wird ein gewaltiger Augenblick sein, wenn der große Widersacher endgültig und öffentlich kapitulieren muss. Am Kreuz von Golgatha wurde er besiegt, sein Kopf bereits zerschmettert (vgl. 1. Mo 3,15); im Tausendjährigen Reich wird er gebunden sein (Off 20,2.3). Aber sichtbar wird diese endgültige Niederlage Satans erst am Ende der Tage. Dann wird er sich sozusagen vor den Augen aller Menschen und Engel vor demjenigen niederwerfen müssen, der ihn einst als großen Engelsfürsten schuf. Aber als Satan lehnte er sich auf gegen Gott, um Ihm gleich zu sein. Gott richtete diesen gefallenen Engel. Und von da an war er der Teufel, der Satan, der Feind Gottes.

In der Zukunft wird er als einer der „Unterirdischen“ niederfallen und bekennen müssen, dass dieser (einst) niedrige und (jetzt) verherrlichte Mensch Jesus wirklich Christus und Herr ist. Und auch diese Unterwerfung des großen Feindes, ja gerade diese, ist zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.

 

7) Kolosser 2,15: Triumph über Satan

Tatsächlich ist der Triumph des Herrn über Satan längst besiegelt. Der Tod Jesu am Kreuz von Golgatha in Verbindung mit seiner Auferstehung aus den Toten hat bewiesen, dass Satan ein bereits besiegter Feind ist. Das macht die indirekte Anspielung auf den Teufel im Kolosserbrief deutlich. Christus hat uns nicht nur aus seinem Machtbereich und seiner Gewalt befreit (Kol 1,13): „Als er [Gott] ausgetilgt hat die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte; als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt“ (Kol 2,14.15).

Obwohl am Kreuz alles wie ein Sieg Satans über den Herrn Jesus aussah, war in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall. Nur, dass es die Menschheit nicht begriffen hat. Am Kreuz wurden Satan und seine Engelschar ihrer Waffen beraubt. Ihre ganze Macht wurde ihnen weggenommen (ausgezogen).

Das alles geschah nicht im Verborgenen, sondern in der Öffentlichkeit. Satan weiß, dass er verloren hat, obwohl er alles daransetzt, die Folgen seiner Entmachtung so lange wie möglich geheim zu halten.

Alle diejenigen, die Gottes Wort lesen und glauben, dürfen wissen: Triumphiert hat nicht der Teufel, sondern Christus über ihn. Wie sollte dieser besiegte Feind dann noch Macht über uns Gläubige haben? Wer sich auf Christus, den Sieger von Golgatha stützt, steht auf der Seite des Stärkeren.

 

 

In der dritten Folge sehen wir uns dann die Vorkommen des Feindes der Gläubigen in den Briefen an die Thessalonicher und an Timotheus an.