Wunderbar sind deine Werke

Ein reicher Mann kam zu einem berühmten Architekten und sagte: „Bauen Sie mir das höchste Haus der Welt. Geld spielt keine Rolle“. „Gerne“, erwiderte der Architekt erfreut, „was haben Sie sich vorgestellt?“ Der reiche Mann erklärte dem Architekten seine Wünsche:

„Das Haus soll aussehen wie ein hoher, schlanker Turm“.

„Kein Problem“, antwortete der Architekt.

„Der Turm soll mindestens 1500 m hoch sein.“

„Das lässt sich gut machen“, so der Architekt.

„Und in dem Hochhaus möchte ich Aufzüge haben und alle notwendigen Versorgungsleitungen und Verbindungsgänge“.

„In Ordnung“, erwiderte der Architekt schon etwas kleinlauter.

„Das Haus darf aber nur einen Durchmesser von 4 m haben“. Der Architekt notierte die Anforderung stumm.

„Die Wände dürfen höchstens einen halben Meter dick sein“. Der Architekt schluckte, aber die Sonderwünsche des Millionärs waren noch nicht zu Ende.

„Mein Hochhaus soll elastisch sein und sich im Wind bewegen können“, forderte er. „Und in der obersten Etage möchte ich ein Kraftwerk haben, das die Energieversorgung des gesamten Hauses sicherstellt.“

Der Architekt wurde blass und lehnte den Auftrag ab.

 

Erfunden?

Eine erfundene Geschichte? Ja! Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende! Denn solch einen „Turm“, der 400-mal höher ist als sein Durchmesser, gibt es wirklich. Und dieses „Bauwerk“ gibt es nicht nur einmal auf dieser Erde, sondern milliardenfach. Vielleicht brauchst du gar nicht so weit zu gehen oder zu fahren, um dieses „Bauwerk“ zu bewundern. Man findet diesen „Turm“ auf unseren Feldern: den Getreidehalm.

 

Das Wunder des Getreidehalms

Die Wand eines Weizen- oder Roggenhalmes ist nur einen halben Millimeter dick. Sein Durchmesser beträgt 4,0 mm, seine Höhe 1,5 m, was 1.500 mm entspricht. Der Getreidehalm ist also tatsächlich ungefähr 400-mal höher als sein Durchmesser. Trotz seiner Größe steht er aufrecht und biegt sich elastisch im Wind hin und her; und in seinem Inneren gibt es ein Kraftwerk, das fortwährend Wasser, Energie und Nährstoffe transportiert, damit der Getreidehalm ganz oben in der Ähre die Körner produzieren kann.

„Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl“ (Ps 139,14), staunt David über die Schöpfung Gottes.

Nur ein Getreidehalm und doch ein Wunderwerk, wobei der Getreidehalm ja nur eins von unzähligen Beispielen ist, bei denen wir ins Staunen geraten, wenn wir die Schöpfung Gottes betrachten. Wissenschaftler staunen nicht nur, sondern sie überlegen, wie man sich die genialen Konstruktionen der Schöpfung zu Nutze machen kann. Daraus hat sich ein eigener Forschungszweig entwickelt, der Biologie und Technik zusammen führt: Bionik.

 

Bionik

Konstruktionen, die aus der Schöpfung übernommenen wurden, sind zum Beispiel der Schwimmflossenvortrieb nach Art einer Fischflosse und die Bilderkennungsschaltung nach Art des Insektenauges. Eines der wichtigsten Ziele der Wissenschaftler ist die technologische Nachahmung der Photosynthese. Aber das ist bisher noch niemand gelungen.

Eine führende Wochenzeitschrift stellt fest: „Voller Neid blicken Ingenieure auf derart geniale Leistungen der Baumeisterin ‚Natur‘, neben denen sich ihre Kreationen so plump ausnehmen wie ein Faustkeil neben einem Präzisionsfräskopf. Stümperhaft erscheint etwa die Tragfläche eines Segelflugzeugs, verglichen mit einem Libellenflügel.“

Für einen Bioniker ist es selbstverständlich, dass er permanent Neues entdeckt und bewundert. Er kommt nicht darum herum, nach dem Konstrukteur alles dessen zu fragen, was er bestaunt. Doch viele von ihnen kommen in ihrer Vorstellung nicht über die Baumeisterin „Natur“ hinaus. Alles soll sich irgendwie von selbst so genial entwickelt haben und dann auch noch in dieser Vielfalt. Sie meinen, die Baumeisterin „Natur“ hätte die Schöpfung in all ihrer Herrlichkeit und Vielfalt hervorgebracht.

 

Ein Meisterwerk ohne Schöpfer?

Wer heute den höchsten Turm der Welt bewundert, fragt automatisch nach dem Architekten und Baumeister dieses Bauwerks. Bei einem Gebäude gehen wir selbstverständlich von intelligenten und gebildeten Menschen aus, der es geplant, konstruiert und gebaut hat. Warum ist man heute geneigt, die Natur mit der Natur zu erklären? Warum umgeht man schamhaft den lebendigen Gott, den Schöpfer dieser wunderbaren Natur?

Liegt es nicht daran, dass es nicht nur um die Schöpfung im Allgemeinen geht, sondern auch um unser Leben? Wenn Gott wirklich der Schöpfer ist, dann hat Er auch dich und mich geschaffen und einen Anspruch auf unser Leben. Darüber kann man nicht einfach hinwegsehen.

 

Gott, unser Schöpfer

In der Bibel wird es ganz klar formuliert: „Denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden –, damit sie ohne Entschuldigung seien …“ (Röm 1,20.21).

Die Menschen, die Gott als Schöpfer ignorieren, haben also keine Entschuldigung, weil die Schöpfung von der Existenz eines Schöpfers zeugt. Sie erweisen Ihm nicht die Ehre, die Ihm zusteht. Sie leugnen den Anspruch, den der Schöpfer an ihr Leben hat.

Wenn Gott sich in seiner Schöpfung offenbart, dann kommen wir ins Staunen. Aber dabei soll es nicht bleiben – Gott will geehrt werden. Das steht Ihm zu: „Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu empfangen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden“ (Off 4,11).

Wie viel Information steckt in einem Getreidehalm, den wir für wertlos halten, weil er nach der Ernte nur noch als Stroh verwendet wird. Dem Getreidehalm geht es ähnlich wie den Blumen auf dem Feld, von denen der Herr Jesus sagt: „Wenn Gott aber das Gras des Feldes, das heute da ist und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet: dann nicht viel mehr euch, ihr Kleingläubigen“ (Mt 6,30)?

Wenn Gott sich mit einem Getreidehalm so viel „Mühe“ macht, wieviel mehr liegt Ihm dann an dir und mir – seinen Geschöpfen, die Er liebt und zu deren Rettung Er seinen Sohn gegeben hat (2. Kor 9,5).

 

„Wie viele sind deiner Werke, Herr! Du hast sie alle mit Weisheit gemacht, voll ist die Erde deiner Reichtümer“ (Ps 104,24).