Glaube im Alltag

„Folge mir nach“

Das ist eine Aufforderung, die der Herr Jesus in den Evangelien ganz persönlich an fünf verschiedene Menschen richtet. Zu einem dieser fünf Personen sagt Er das sogar zweimal. Diese Aufforderung gilt auch heute noch jedem Gläubigen, und jeder, der den Herrn Jesus als Herrn und Heiland angenommen hat, will das sicher auch in seinem praktischen Leben umsetzen. Aber was es mit Nachfolge auf sich hat, wollen wir uns anhand der fünf Beispiele aus den Evangelien etwas näher anschauen.

 

1. Philippus (Joh 1,43)

Philippus ist der erste, dem der Herr Jesus persönlich sagte: „Folge mir nach.“ Aus den vorherigen und den folgenden Versen können wir entnehmen, dass er (und auch noch andere) sich intensiv mit der Verheißung über den Messias beschäftigt hatten und ihn aufrichtig erwarteten. Und nun ist Er da und findet den Suchenden. Die Verheißung aus Sprüche 8,17 „und die mich früh suchen, werden mich finden“ ging hier in Erfüllung. Wir sehen im Zusammenhang mit Nachfolge immer wieder, dass wir den Herrn Jesus suchen müssen, aber doch ist Er es, der uns findet. Später sehen wir dann, dass Philippus einen eher skeptischen Charakter zu haben scheint und dass er jemand war, der anscheinend lieber analysierte als einfach zu glauben. Bei der Speisung der 5000 prüfte ihn der Herr und offenbarte sein mangelndes Vertrauen (Joh 6,6.7).  Als auf dem Fest in Johannes 12,20 ff. die Griechen zu Philippus kamen, um den Herrn zu sehen, führte er sie lieber erst zu Andreas anstatt direkt zum Herrn. Auch in Johannes 14,8 zeigte er Skepsis, als er den Herrn bat: „Zeige uns den Vater und es genügt uns“.  Erkennen wir uns nicht in Philippus wieder? Wie schwer tun wir uns, Ihn zu erkennen und seiner Macht und Größe einfach zu vertrauen? Der Herr kannte Philippus schon vor seiner Berufung durch und durch, trotzdem war dieser der erste, den er in seine Nachfolge rief. Auch uns ruft Er, obwohl Er uns mit all unseren Schwachheiten und Fehlern kennt.

2. Levi (auch Matthäus genannt), der Zöllner (Mt 9,9-13; Mk 2,13-17; Lk 5,17-26)

Der Jude Levi war von Beruf Zöllner. Zöllner waren von den Römern als eine Art Pächter beauftragt, die hohen Zollabgaben im besetzten Judäa einzutreiben. Dabei ging es oft nicht ehrlich zu und dieses System warf für die Zöllner sehr hohe Gewinne ab. Vom eigenen Volk wurden sie gehasst, weil sie mit der Besatzungsmacht paktierten. Sie standen im sozialen und religiösen Leben außerhalb der Gesellschaft und wurden mit Sündern (Mt 11,19) und Huren (Mt 21,31) auf eine Stufe gestellt. Dann trat der Herr Jesus in das Leben von Levi. Er sah ihn im Zollhaus, dem Mittelpunkt seines bisherigen Lebens, sitzen. Das war kein Zufall – so wie keine in den Evangelien geschilderte Begegnung mit dem Herrn zufällig war. Diese Begegnung wurde der Wendepunkt in seinem Leben, und auf die Aufforderung „Folge mir nach“ hin stand er ohne zu zögern auf und folgte dem Herrn. Lukas schreibt sogar, dass er alles verließ. Aufstehen und das alte Leben verlassen ist die Konsequenz einer Bekehrung und der erste Schritt in der Nachfolge. Wie konsequent wir das umgesetzt haben, müssen wir uns selbst fragen. Bei Levi zeigte sich das, indem er für den Herrn in seinem Haus ein großes Mahl machte, damit auch andere Menschen den Herrn kennenlernen konnten. Was er besaß (und das scheint nicht wenig gewesen zu sein), nutzte er nun nicht mehr für sich, sondern stellte es dem Herrn zur Verfügung. Von Levi können wir lernen, dass Nachfolge mit der Umkehr beginnt und bedeutet, dass unser Leben von da an nur für Ihn sein soll. Wer so nachfolgt, den kann Gott auch benutzen. Levi konnte später von Gott sogar dazu gebraucht werden, das Matthäusevangelium schreiben.

3. Der ungenannte Jünger (Mt 8,22; Lk 9,59)

Als der Herr zu diesem „Folge mir nach“ sagt, war er schon ein Jünger (d.h. „Lernender" oder „Schüler"), er hatte bereits eine Beziehung zum Herrn. Ihm nachzufolgen setzt eine Beziehung zu ihm voraus. Dieser Jünger wollte aber vorher noch seinen Vater begraben. Den Eltern Ehre zu erweisen, war im Judentum etwas moralisch sehr Hochstehendes und von Gott selbst im Gesetz so festgelegt. Diese Haltung ist zu aller Zeit – auch heute - „angenehm vor Gott“ (1. Tim 5,4). Daher war diese Bitte durchaus nachvollziehbar. Aber wenn es um Nachfolge geht, gibt es nichts, was wir über die Person des Herrn Jesus stellen dürfen, selbst unsere familiären Bindungen müssen dahinter zurückstehen. Wir lernen noch etwas: Ein Begräbnis ist mit einem Blick nach hinten verbunden. Nachfolge ist aber ein Blick nach vorn. Natürlich soll das nicht sagen, dass wir keine Beerdigungsfeiern durchführen sollten. Einem anderen, der Jesus nachfolgen will, sich aber vorher von seiner Familie verabschieden möchte, sagt der Herr: „Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist geschickt zum Reich Gottes“ (Lk 9,61).

4. Der reiche Jüngling (Mt 19,21; Mk 10,21; Lk 8,22)

Bei dem reichen Jüngling in Markus 10 sehen wir einige gute Ansätze: Erstens hatte er Energie („lief…herzu“), zweitens hatte er die richtige Haltung („…fiel vor ihm auf die Knie“) und drittens hatte er das richtige Ziel („…ewiges Leben zu erben“). Aber er glaubte, dass er selbst etwas zum Erreichen dieses Ziels beitragen könnte („…was soll ich tun“). Der Herr muss ihm zeigen, dass er alles, was er hier auf der Erde hatte, was sein Leben eigentlich ausmachte und worauf er vertraute, aufgeben und ihm nachfolgen musste. Auch wir müssen erkennen, dass uns alles, was wir tun und mitbringen wollen, alles, was uns mit der Erde verbindet (das muss nicht unbedingt etwas Böses sein), uns nicht weiterhilft, sondern sogar hindert. Der junge Mann wäre wirklich gern dem Herrn nachgefolgt. Aber sich vorher ganz von seinem materiellen Reichtum zu lösen, das konnte er nicht. Nachfolge kann aber nicht funktionieren, wenn wir parallel dazu noch eigene Dinge haben, auf die wir vertrauen und die dem Herrn den ersten Platz nehmen. Daran ist der reiche Jüngling gescheitert und hat sich dann gegen die Nachfolge entschieden. Er ging - wenn auch betrübt - weg. Kennen wir das von uns auch? Wir haben gute Ansätze, aber wenn der Herr dann von uns Konsequenz fordert, geben wir auf?

5. Petrus (Joh 21,19.22)

Zu Petrus sagte der Herr Jesus bei einer Gelegenheit sogar zweimal „Folge mir nach“. Kurz vor seiner Überlieferung sagte Petrus zum Herrn: „Herr, mit dir bin ich bereit auch ins Gefängnis und in den Tod zu gehen“ (Lk 22,33). Das meinte Petrus sicherlich sehr ernst, weil er seinen Herrn wirklich liebte. Als er aber dann im Hof des Hohenpriesters von drei verschiedenen Menschen auf seine Nachfolge angesprochen wurde, verleugnete er den Herrn (so wie dieser ihm das vorhergesagt hatte) dreimal. Als ihn dann der Blick seines geliebten Herrn traf, wurde ihm plötzlich bewusst, was er seinem Herrn angetan hatte, wie sehr er sich überschätzt hatte, wie er versagt und gesündigt hatte. Vielleicht dachte er nun, dass der Herr nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte und ihn nicht mehr gebrauchen konnte. Als Petrus dann hinausging und bitterlich weinte, empfinden wir, in welch tiefes Loch Petrus gefallen sein musste. Aber ausgerechnet zu ihm sagte der Herr Jesus in Johannes 21 zweimal: „Folge mir nach“. Wir können davon ausgehen, dass es vorher ein Bekenntnis von Petrus gegeben hat, vielleicht bei der Begebenheit in Lukas 24,34. Zum ersten Mal sagte der Herr das in Johannes 21,19. Vorher hatte Petrus ihm dreimal seine Liebe versichert und der Herr hatte ihm gezeigt, dass er in Zukunft keine eigenen Wege mehr gehen konnte und ihm der Märtyrertod bevorstand. Nachfolge kann nur aus Liebe zum Herrn geschehen und hat zur Folge, dass Er über unser ganzes Leben verfügt. Einige Augenblicke später folgt die zweite Aufforderung (V. 22), aber der Herr fügt jetzt das Pronomen „du“ hinzu („Folge du mir nach“). Petrus lernte jetzt, dass Nachfolge etwas ganz Persönliches ist. Es ging jetzt nicht darum, welche Aufgaben sein Freund Johannes bekam, es ging ausschließlich um ihn selbst. Wir lernen, dass der Herr unsere Nachfolge haben möchte, auch wenn wir in einer Situation versagt haben. Voraussetzung dafür ist dann aber, dass Er mit seinem Blick unser Gewissen treffen kann und wir ein Bekenntnis ablegen. Dann weckt Er unsere Liebe zu Ihm wieder neu.  Wir müssen dann bereit sein, ihm die Führung unseres Lebens zu überlassen und uns nicht durch den Blick auf andere ablenken zu lassen.

Fazit

Nachfolge ist keine einfache Sache. Das zeigt der Herr selbst in Lukas 14. In den Versen 28 bis 30 vergleicht er Nachfolge mit einem Menschen, der einen Turm bauen will. Er muss vorher die Kosten überschlagen – für uns bedeutet das: Wir müssen uns im Klaren darüber sein, was es kostet, Ihm nachzufolgen. In den Versen 31-33 vergleicht der Herr Jesus Nachfolge mit einem König, der in den Krieg zieht. Dieser muss sich im Vorfeld bewusst machen, wie stark der Feind ist. Auch wir sollen wissen, dass der Teufel uns mit allen Mitteln an der Nachfolge hindern und außerdem erreichen will, dass wir aufgeben. Das sollte aber nicht dazu führen, dass wir vor den Kosten (so wie der reiche Jüngling) oder vor der Macht des Teufels kapitulieren. Was die Kosten betrifft, so lohnt es sich in höchstem Maß, dieser wunderbaren Person unseres Heilands nachzufolgen. Was die Angriffe des Teufels betrifft, so folgen wir dem Sieger von Golgatha nach, der ihn schon besiegt hat. Wenn wir nachfolgen wollen, wird er uns die Kraft geben, alle Hindernisse in der Nachfolge zu überwinden.