Themenheft

Gender Mainstreaming - Hintergrund

Gender Mainstreaming: nur ein neues zeitgeistiges Modewort oder ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung?

Kaum bemerkt hat sich das Wort Gender in unsere Welt eingeschlichen. Früher sprach man von Geschlecht (Englisch: „sex“), heute spricht man von Gender. 

„Und Gott schuf  den Menschen  in seinem Bild, im Bild  Gottes  schuf  er ihn; Mann  und Frau  schuf  er sie“ (1. Mose 1,27). Der biblische Bericht über die Erschaffung des Menschen ist eindeutig. Gott schuf den Menschen als zwei Geschlechter: Mann und Frau. Doch was hat es nun mit dem Ausdruck „Gender“ auf sich? Ist Gender nur ein anderes Wort für Geschlecht? Weit gefehlt! Spätestens seit der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 hat das Wort eine neue Bedeutung erhalten. Es meint sozial konstruierte und veränderbare Geschlechterrollen, frei von biologischen Anbindungen. Gender ist Teil einer radikalfeministischen Ideologie.

Friedrich Engels, „Vater“ der Genderideologie

Hierbei stützen sich Anhänger dieser Theorie auf die historisch viel älteren Ideen des Marxismus. Besonders Friedrich Engels kann als ein „Vater der Gender-Theorie“ gelten. Dies machen einige Zitate aus Engels Schriften deutlich: Alle Geschichte ist Klassenkampf. Der erste Klassenkampf aber ereignete sich in der Familie. „Der erste Klassengegensatz, der in der Geschichte auftritt, fällt zusammen mit der Entwicklung des Antagonismus[1] von Mann und Weib in der Einzelehe, und die erste Klassenunterdrückung mit der des weiblichen Geschlechts durch das männliche.“[2]

Um die Befreiung zur klassenlosen Gesellschaft zu erreichen, sagten Marx und Engels, müssten die Männer entmachtet werden. Macht und Kontrolle über die Reproduktion würden allein der Frau gehören. Nur wenn die Frau außer Haus arbeitet und von der Last von Familie und Kinderpflege befreit ist, könne die Unterdrückung ein Ende nehmen. „Mit dem Übergang der Produktionsmittel in Gemeineigentum hört die Einzelfamilie auf, wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft zu sein. Die Privathaushaltung verwandelt sich in eine gesellschaftliche Industrie. Die Pflege und Erziehung der Kinder wird öffentliche Angelegenheit.“[3]

„Gender Fluidität ist die Fähigkeit, frei und bewusst ein Gender oder eine grenzenlose Anzahl von Gendern für sich zu wählen, für einen beliebigen Zeitraum, in jedem Ausmaß der Wandlung. Die Fluidität von Gender erkennt weder Grenzen noch Regeln an.“[4]

Die Ziele der Genderideologie sind eindeutig:

  • Aufweichung der Kategorie „Geschlecht“
  • Abschaffen der Kategorie der Zweigeschlechtlichkeit des Menschen
  • Auswechselbarkeit von Mann und Frau
  • Auflösung von Ehe und Familie
  • Schaffung eines neuen Menschen, der sich, sein Gender, seine Identität immer neu erfindet

Der Gender-Feminismus

Die Feministin Shulamith Firestone schrieb 1972 ganz in Übereinstimmung mit Engels: „So wie die Abschaffung der ökonomischen Klassen die Revolte der Unterdrückten, das Proletariat, braucht … ebenso braucht die Abschaffung der Klasse des Geschlechts die Revolte der Unterdrückten, der Frauen und deren Inbesitznahme der Kontrolle über die Reproduktion. … so muss die feministische Revolution … nicht einfach auf die Beseitigung männlicher Privilegien, sondern auf die des Geschlechtsunterschiedes selbst zielen“. Da die biologische Wirklichkeit aber nicht so ohne weiteres abgeschafft werden kann, wird sie einfach für völlig unwichtig und bedeutungslos erklärt. Deswegen wählt man anstelle des Wortes „Geschlecht“ den Ausdruck „Gender“, um die Vorstellung einer völligen Gleichheit, d.h. Auswechselbarkeit zu vertreten.

Um diese statistische Gleichheit oder Auswechselbarkeit zu erreichen, verfolgen die Anhänger der Gender-Ideologie eine zielgerichtete Agenda:

  • Eine 50/50 Quotenregelung zwischen Männern und Frauen in allen Lebensbereichen (Frauen in 50% aller Arbeitsplätze bis in höchste Ämter; Männer übernehmen 50% der Säuglings- und Kinderpflege)
  • Frauen sollen jederzeit einer vollzeitigen Erwerbstätigkeit nachgehen. Die Kindererziehung übernimmt der Staat.
  • Die Frau muss die alleinige und absolute Kontrolle über die Reproduktion haben. Das bedeutet im Klartext: freier Zugang zu Verhütung und Abtreibung.

Die Neudefinition von Familie

Wenn die Unterschiede der Geschlechter keine Rolle mehr spielen sollen, dann gibt es auch keine Komplementarität[5] der Geschlechter mehr. Und dann kann man auch den Begriff bzw. die Vorstellung von Familie neu definieren. Wenn es nur um Gender geht, dann ist es letztlich unwichtig, ob eine Frau mit einem Mann sexuelle Beziehungen hat oder mit einer Frau oder mit mehreren Menschen. Aus der Sicht der Gender-Feministinnen muss die Familie abgeschafft oder umgedeutet werden. Nur dann kann sich der Mensch aus seinen angeblichen sexuellen Zwängen befreien. Deshalb muss man auch „der heterosexuellen Ideologie, die die männliche Vorherrschaft am Leben hält, den Kampf ansagen.“ Radikale Gender-Ideologen wie S. Firestone gehen noch viel weiter. Die letzten Tabus sollen fallen, wie das Inzest[6]-Tabu („Das Inzest-Tabu wird lediglich gebraucht, um die Familie zu erhalten“) oder das Pädophilie-Tabu („Tabus bezüglich Erwachsenen-Kind Sex und homosexuellem Sex würden ebenso verschwinden …“).

Man spricht davon, den Menschen zu befreien und ihm Wahl- und Entscheidungsfreiheit zu geben. Doch das ist in der Realität gar nicht der Fall. Die in der UN für Frauenforschung zuständige Behörde UN Women [HHM1] hat längst diese Gender-Ideologie übernommen. In dem Zusammenhang heißt es „Keine Frau soll das Recht haben, zu Hause zu bleiben und die Kinder zu erziehen. … Frauen sollen diese Wahlfreiheit nicht haben, denn wenn sie sie haben, werden zu viele Frauen sie wählen“ (!). Hier erübrigt sich jeder Kommentar.

Gender-Pädagogik – eine Pädagogik der Verunsicherung

Ziel der Gender-Pädagogik ist es, die Vorstellung, der Mensch gehöre konstant einem von zwei Geschlechtern an, zu hinterfragen und Menschen so zu verunsichern. Man will Ordnungskriterien in Frage stellen und ihnen ihre Selbstverständlichkeit nehmen. Das geschieht in der praktischen Durchführung in den Bildungseinrichtungen …

  • … durch das Hinterfragen der Zweigeschlechtlichkeit des Menschen,
  • … durch die Thematisierung der „Vielgeschlechtlichkeit“ (Homo-, Bi-, und Transsexualität),
  • … durch das Hinterfragen der Naturhaftigkeit von Geschlecht,
  • … durch die Darstellung von Wandelbarkeit von Geschlecht anhand der Transsexualität,
  • … durch das Bekämpfen von „Geschlechterstereotypen“.

Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung

Diese Gedanken machen deutlich, dass es sich bei Gender-Mainstreaming nicht um eine der zahlreichen, sich ablösenden Modeerscheinungen des Zeitgeistes handelt, sondern um einen Großangriff auf die Schöpfungsordnung Gottes. Wenn es die Anfänge dieser Gedanken auch schon lange unter atheistischen Denkern gab (s. Engels), so ist dieses Gedankengut heute fest in Behörden, Medien und gesellschaftlichen Gruppen verankert. Der „Marsch durch die Institutionen“ war auch in diesem Punkt erfolgreich.

Als Christen müssen wir uns darauf einstellen …

  • … dass wir (und unsere Kinder) mit diesem Gedankengut konfrontiert werden,
  • … dass wir uns damit auseinandersetzen müssen,
  • … dass wir in unseren Familien die biblische Schöpfungsordnung vermitteln müssen,
  • … dass wir in einer weiteren zentralen gesellschaftlichen Frage zu Außenseitern („Fremdlingen“) werden,
  • … dass wir uns vermehrt unserer Verantwortung bewusst werden, als Lichter zu scheinen in einer „verdrehten Welt“.

„… damit ihr untadelig  und  lauter  seid, unbescholtene  Kinder  Gottes  inmitten  eines verdrehten  und  verkehrten  Geschlechts, unter  dem ihr scheint  wie  Lichter  in  [der] Welt,  darstellend  das Wort  des Lebens“ (Phil 2,15).

 



[1] Gegensatz
[2] Friedrich Engels, „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ in: Karl Marx/Friedrich Engels-Werke; Band 21
[3] Ebd.
[4] Bornestein,K, Gender Outlaw: On Men, Women and the Rest of Us; zitiert in Bulletin-Nachrichten aus dem Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft; soweit nicht anders angegeben, stammen Zitate aus dieser Quelle.
[5] Das sich gegenseitige Ergänzen der Geschlechter.
[6] Inzest bezeichnet den Geschlechtsverkehr zwischen eng blutsverwandten Menschen.

 [HHM1]Seit 2010: United Nations Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women, kurz: UN Women