Themenheft

Biblische "Rollenprofile"

„Mann und Frau schuf er sie“ – einige Gedanken über biblische Männlichkeit und Weiblichkeit

Die meisten Artikel in diesem Themenheft beleuchten „Gender Mainstreaming“ aus unterschiedlichen Blickwinkeln – dabei werden auch immer wieder Hinweise gegeben, was die Bibel zu den jeweils behandelten Themenbereichen sagt. Ziel dieses Artikels ist es, das biblische „Rollenprofil“ für den Mann bzw. die Frau ein wenig herauszuarbeiten.

Vorbemerkungen

Beim Verfassen eines solchen Artikels denkt man intensiv über diejenigen nach, die diese Zeilen dann lesen werden: Bist du ein Junge oder ein Mädchen? Bist du ein junger Mann oder eine junge Frau? Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie Gott sich einen Mann oder eine Frau nach seinem Herzen vorstellt? Oder hast du dich bisher noch nicht mit diesem Thema beschäftigt? Fühlst du dich wohl „in deiner Haut“ (als Mann oder Frau) oder hast du Mühe damit, dein Geschlecht und die damit verbundene Verantwortung anzunehmen?

All das bleibt für den Verfasser natürlich offen – gut, dass die Bibel, das Wort Gottes, sowohl für den Verfasser als auch für jeden Leser eine klare und letztlich auch der jeweiligen Lebenssituation angemessene Ansprache bereithält.

Gottes Sichtweise annehmen

Bei der Frage nach den biblischen „Rollenprofilen“ für den Mann und die Frau ist es – vielleicht gerade in der Zeit der massiven Prägung durch schulische Erziehungskonzepte, Gleichaltrige und nicht zuletzt den Konsum von Youtube-Videos und Insta-Stories diverser „Influencer“ – umso wichtiger, sich noch einmal die Sichtweise Gottes zu vergegenwärtigen. In unserer Zeit und Welt dreht sich nahezu alles um das Äußere: Was ziehe ich an? Wie sehe ich aus? Wieviel wiege ich? Wie viele „Freunde“ oder Likes habe ich? Wie rede ich?

Gottes Priorität im Blick auf uns Menschen lässt sich hingegen in einem Satz zusammenfassen: „Der Herr sieht nicht auf was, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das Äußere, aber der Herr sieht auf das Herz“ (1. Sam 16,7). Um zu einem biblischen Verständnis unserer Rolle als Mann oder Frau zu kommen, müssen wir also zunächst Gottes Sichtweise annehmen. Wir sollten verstehen, dass es auf unsere Herzen ankommt.

„Schön für Gott“ – ein (junger) Mann nach dem Herzen Gottes werden

Was kennzeichnet einen Mann nach dem Herzen Gottes? Gott stellt einem Mann – David – dieses Zeugnis aus und erklärt im gleichen Zusammenhang, was damit gemeint ist: „Ich habe David gefunden …, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird“ (Apg 13,22). Gott sucht nach (jungen) Männern, die nicht nur nach seinem Willen fragen, sondern nach Gottes Gedanken leben und handeln. Dass Gott David dieses bemerkenswerte Zeugnis ausstellen konnte, war die Folge seiner gottesfürchtigen Lebensweise, die sich ganz nach Gottes Gedanken ausrichtete – als er als junger Mann die Herde seines Vaters hütete, als er später für Saul kämpfte, während der Flucht vor Saul und nicht zuletzt als König über Israel.

Was genau aber machte David jetzt so „schön für Gott“? Wie tat er den Willen Gottes? Worin liegt gewissermaßen der „Markenkern“ biblischen Mannseins? – Gott sucht zuverlässige Männer, Er sucht treue Männer! „Einen zuverlässigen Mann, wer wird ihn finden?“ (Spr 20,6).

Sei bzw. werde zuverlässig!

Sprüche 20,6 trifft und beschämt mich immer wieder neu – und fordert jeden Mann heraus! Wird man mich, wird man dich als zuverlässigen Mann finden? Es gibt viele Gelegenheiten und Momente, in denen wir uns entweder als zuverlässig oder als unzuverlässig erweisen können. David war beim Hüten der Herde absolut zuverlässig und bewies dadurch, welche Herzenshaltung ihn kennzeichnete – er tat in aller Aufrichtigkeit und Treue das, was Gott ihm als Aufgabe gegeben hatte.

Solche Treue bzw. Zuverlässigkeit wünscht sich der Herr Jesus auch von mir und von dir. Vielleicht regen uns die folgenden Fragestellungen noch einmal konkret zur Selbstprüfung an:

  • Findet Gott dich in deinem Zimmer als treuen Beter?
  • Ist es für dich eine gute und lebendige Gewohnheit, Gottes Wort zu lesen und für dich anzunehmen?
  • Sagst du die Wahrheit? Immer?
  • Stehst du zu deinem Wort? Zu deinen Entscheidungen?
  • Besuchst du regelmäßig die Versammlungsstunden? Auch die Gebetsstunde?
  • Tust du in zuverlässiger Weise, was dir Autoritäten (Eltern, Lehrer, Ausbilder, Vorgesetzte) zu tun auftragen?
  • Übernimmst du geistliche Verantwortung in deinem Umfeld? (Betest du, wenn der Vater nicht da ist? Beteiligst du dich in der Jugendstunde?)
  • Hältst du zuverlässig deine Gedanken- und Gefühlswelt sauber?
  • Kennt man dich als einen (jungen) Mann, der einen sauberen und respektvollen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht pflegt?
  • Bist du treu in der persönlichen Weitergabe des Evangeliums und im Festhalten der Wahrheit des Wortes Gottes?

„Schön für Gott“ – eine (junge) Frau nach dem Herzen Gottes werden

Es ist nicht so leicht, „ein“ gutes Beispiel für eine solche Frau nach dem Herzen Gottes zu finden, weil Gott uns in seinem Wort viele gottesfürchtige Frauen vorstellt. Eine junge Frau, die unter allen Müttern in Israel eine herausragende Stellung hat, gibt uns aber vielleicht doch einen Hinweis darauf, wonach Gott gewissermaßen „sucht“: Maria, die Mutter Jesu, hatte in besonderer Weise Gnade in den Augen Gottes gefunden und bekam vom Engel Gabriel die Nachricht, dass sie den verheißenen Messias gebären sollte (vgl. Lk 1,26-33). Sie antwortet auf diese Offenbarung mit einem bemerkenswerten Satz, der ihre Herzenshaltung deutlich macht: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1,38).

Das Rollenprofil einer Magd des Herrn

Was bedeutet es, eine „Magd des Herrn“ zu sein? Welche innere Haltung lässt diese Aussage der Maria erkennen? – Maria steht Gott, ihrem Herrn, völlig zur Verfügung. Ihr Wunsch ist es, Gottes Wort in allem zu gehorchen und demütig ihren Platz auszufüllen. Gott stellt uns Maria als eine (sicherlich noch sehr junge) gläubige Frau vor, die Gottes Wort hört, in ihrem Herzen bewahrt und danach handelt (vgl. auch Lk 2,19.51). Diese innere Einstellung kommt nicht „von alleine“ – ihr geht eine klare Herzensentscheidung voraus. Eine Entscheidung, die heute den Gedanken Gottes einen höheren Stellenwert gibt als den Meinungen der Mitschülerinnen, Freundinnen und Lehrern. Solch eine Einstellung bringt die Bereitschaft mit sich, gegen den Strom zu schwimmen, selbst wenn man dadurch (vielleicht) weniger anerkannt oder „cool“ ist als andere junge Frauen.

Sei bzw. werde eine Magd des Herrn!

Wenn du ein Kind Gottes bist, wird ein Leben zur Ehre Gottes dein Wunsch sein. Daher fordert dich das Vorbild Marias (und vieler anderer „Mägde des Herrn“) heraus, dein bisheriges „Rollenverständnis“ als Mädchen bzw. junge Frau zu überprüfen und ggf. neu auszurichten. Das Gute an dieser „Rolle“ als Magd – und übrigens auch als Knechte des Herrn, die wir Männer ja sind – ist, dass wir zugleich Dienende und Lernende sind! Der Herr Jesus möchte uns in seiner Schule immer weiter „ausbilden“, sodass unser Leben als Mann bzw. als Frau immer mehr den Gedanken Gottes entspricht.

Die folgenden Fragestellungen geben dir als junge Frau vielleicht noch einmal konkrete Anhaltspunkte zur Selbstprüfung und (Neu-)Ausrichtung:

  • Lässt du dich durch regelmäßige Bibellese von Gottes Gedanken prägen?
  • Kennzeichnet dich die Bereitschaft, Gottes Willen zu tun?
  • Bist du regelmäßig dort, wo dein Herr seine Gegenwart verheißen hat? Auch in der Gebetsstunde?
  • Bist du eine Beterin?
  • Kennzeichnet dich ein „sanfter und stiller Geist“ (1. Pet 3,4)? (Gerade auch in deinem alltäglichen Umfeld – in der Familie, unter Freundinnen, in der Schule bzw. im Beruf?)
  • Tust du das in zuverlässiger Weise, was dir Autoritäten (Eltern, Lehrer, Ausbilder, Vorgesetzte) zu tun auftragen?
  • Dienst du anderen in deiner Umgebung? Auch wenn es nicht von Dritten bemerkt wird?
  • Hältst du deine Gedankenwelt sauber?
  • Hast du gute Kontakte zu (älteren) geistlichen Schwestern? (Nimmst du gerne auch einmal einen Rat von solchen „Lehrerinnen des Guten“ an?)
  • Entspricht dein Verhalten und dein äußeres Erscheinungsbild den biblischen Maßstäben für moralische Reinheit?

Gott zur Verfügung – je länger, je mehr!

Gott sucht auch heute noch (junge) Männer und Frauen, die ihr Leben Ihm immer mehr zur Verfügung stellen. Das bedeutet im Zusammenhang dieses Themenheftes zunächst einmal, dass jeder Leser seine bzw. ihre Rolle als Mann oder Frau ganz bewusst annimmt. Wenn die Herzenseinstellung stimmt, werden wir durch Gottes gnädige Schule zu zuverlässigen Knechten und gehorsamen Mägden „ausgebildet“ – zur Ehre unseres Meisters und zur Orientierung für eine uns umgebende Gesellschaft mit zunehmend verschwommenen Geschlechterprofilen.