Bibelstudium

Einladung zur Hochzeit

In Matthäus 22,1-14 wird berichtet, dass der Herr Jesus ein Gleichnis erzählt. Es lässt besonders die Gnade Gottes hervorstrahlen, stellt aber zugleich den Leser unter Verantwortung. Schauen wir es uns im Detail an.

 

Hochzeitsfeier für den Königssohn

Jesus hob an und redete wieder in Gleichnissen zu ihnen und sprach: Das Reich der Himmel ist einem König gleich geworden, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Geladenen zur Hochzeit zu rufen (V. 1-3).

 

Ein Gleichnis ist nicht wie eine Fotografie, auf der man jede Einzelheit erkennen kann. Es ähnelt eher einer Bleistiftskizze, die die Hauptlinien eines Gedankens zeigt, nicht aber viele Details.

Das Gleichnis hier handelt vom Reich der Himmel. Es beschreibt kein Reich im Himmel, sondern eines auf der Erde, das aber nach himmlischen Maßstäben regiert wird.

Zunächst werden die beteiligten Personen genannt:

  • Der König: ein Bild von Gott, wie wir im weiteren Verlauf sehen werden. Gott, der einlädt, der anbietet, der beschenkt.
  • Der Sohn: ein Bild von Jesus Christus.
  • Die Knechte: Menschen, die die Einladung des Königs überbringen. Zunächst ein Bild der Jünger Jesu damals – dann aber auch von jedem, der die Botschaft Gottes weitersagt.
  • Die Geladenen: Menschen, die zu einer Hochzeit eingeladen sind, von der sie nicht genau wissen, wann sie stattfinden wird. Die Geladenen sind ein Bild des jüdischen Volkes, denen Gott im Alten Testament das Kommen des Messias vielfach angekündigt hat.

Der König will die Hochzeit seines Sohnes feiern und sendet seine Knechte aus, damit sie die Geladenen zur Feier rufen. Herrlich! Eine Einladung, die nichts kostet und nichts verlangt. Man ist eingeladen, zu feiern und sich mit dem König zu freuen. Und dabei an allen Herrlichkeiten teilzunehmen, die der König zu Ehren seines Sohnes bereithält. – Wäre nicht jeder von uns gern dabei?

 

Zweite Einladung mit Speisekarte

… und sie wollten nicht kommen. Wiederum sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Geladenen: Siehe, mein Mahl habe ich bereitet, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit (V. 3.4).

 

Fast glaubt man nicht, was man hier liest: „Sie wollten nicht kommen.“ Die Geladenen zeigen sich als untreue Untertanen, als Rebellen. Sie wollen sich nicht mit dem König freuen, und sie lehnen seinen Sohn ab. Was für eine Beleidigung!

Sagt der König nun die Feier ab? Nein, er lädt erneut ein. Er schickt andere Knechte – vielleicht werden diese bereitwilliger aufgenommen. Er veröffentlicht die Speisekarte der Feier – vielleicht kommen die Geladenen jetzt auf den Geschmack. Und er formuliert seine Einladung noch ausführlicher – so dass niemand ihren Inhalt und ihre Dringlichkeit missverstehen kann. Fast hat man den Eindruck, dass es jetzt nicht mehr für die Gäste eine Ehre ist, zu kommen (wie beim ersten Mal), sondern dass der König es als Ehre ansieht, wenn man seiner Einladung folgt.

Wie war es, als Jesus Christus seinen öffentlichen Dienst begann? Man nahm „ihn nicht an“! Und als Er durch seine Worte und seine Machttaten bewies, dass Er der Messias war? Da lehnte man Ihn ab! Die Menschen seines Volkes wollten im Allgemeinen „nicht zu ihm kommen, um so durch ihn Leben zu haben“. Ja, die Führer des Volkes ruhten nicht, bis Er am Kreuz hing (Joh 1,11; 5,40).

War die Liebe Gottes damit zu Ende? Gab Er seinen Rettungsplan auf? Nein – als das Erlösungswerk am Kreuz vollbracht war (im Gleichnis heißt es: „Alles ist bereit“), da lud Gott das jüdische Volk erneut dazu ein, Jesus als seinen Herrn und Messias anzunehmen (vgl. Apg 2,22-41).

Ob die Geladenen jetzt die Einladung annehmen werden?

 

Das Drama geht in die Verlängerung

Sie aber kümmerten sich nicht darum und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere an seinen Handel. Die Übrigen aber ergriffen seine Knechte, misshandelten und töteten sie. Der König aber wurde zornig und sandte seine Heere aus, brachte jene Mörder um und setzte ihre Stadt in Brand (V. 5-7).

 

Beim ersten Mal sagen die Geladenen: Nein! Beim zweiten Mal sagen sie – nichts! „Sie kümmerten sich nicht darum.“ Kann man deutlicher zeigen, dass man nicht interessiert ist? Jeder geht an seine Arbeit – so, als ob nichts gewesen wäre. Es gibt sogar welche, die die Einladung mit Mord und Totschlag beantworten.

Kann der König es einfach hinnehmen, wenn seine Güte mit Füßen getreten wird? Nein. Er mobilisiert sein Heer, bringt die Mörder um und steckt ihre Stadt in Brand. Schrecklich, aber durch unbeugsamen Starrsinn selbst verschuldet!

Wenn wir das Gleichnis deuten wollen, fragen wir uns: Wie reagierte das Volk des Messias, als die Apostel Jesu den ganzen Reichtum der göttlichen Gnade predigten? Die große Mehrzahl pflegte einfach weiter die religiösen Traditionen und ging unbeirrt den eigenen Interessen nach. Und einige der Boten Gottes brachten sie sogar um. Bevor der spätere Apostel Paulus sich zu Christus bekehrte, hatte sogar er selbst die Boten Gottes verfolgt. Über diese Zeit sagt er: „Und sie in allen Synagogen oftmals strafend, zwang ich sie zu lästern; und übermäßig gegen sie rasend, verfolgte ich sie.“ Über Jerusalem erfüllte sich das prophetische Wort: „Die treue Stadt! Sie war voll Recht, Gerechtigkeit weilte darin, und jetzt Mörder!“ – Dann kam das Jahr 70 n. Chr., und die Römer zerstörten Jerusalem. Es blieb „nicht ein Stein auf dem anderen“ (Apg 26,11; Jes 1,21; Mt 24,2).

Ist die Geschichte damit zu Ende? Gott sei Dank: Nein! Sie nimmt jetzt eine besonders schöne Wendung!

 

Dritte Einladung an das gemeine Volk

Dann sagt der König zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Geladenen waren nicht würdig; so geht nun hin auf die Kreuzwege der Landstraßen, und so viele irgend ihr findet, ladet zur Hochzeit. Und jene Knechte gingen hinaus auf die Landstraßen und brachten alle zusammen, die sie fanden, sowohl Böse als Gute. Und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen (V. 8-10).

 

Noch immer will der König die Hochzeitsfeier nicht absagen. Er will sie feiern – nur mit wem? Die zuerst Geladenen haben sich als „nicht würdig“ erwiesen: Sie haben die Einladung abgelehnt, ignoriert, teilweise sogar mit Gewalt beantwortet.

Nun sollen die Knechte einladen, wen immer sie finden. Sie ziehen los, gehen an die Straßenmündungen am Rand der Städte und laden ein – und auf einmal ist der Hochzeitssaal voll von Gästen. Großartig! So kann die Hochzeit doch noch gefeiert werden. Zur Freude des Königs und zur Ehre des Sohnes!

Das Volk Israel hatte einen besonderen Vorzug besessen: Sie standen seit ihrem Auszug aus Ägypten in besonderer Verbindung mit dem wahren Gott und waren durch das Alte Testament auf das Kommen des Erlösers vorbereitet. Deshalb wurde ihnen das Evangelium auch zuerst gepredigt. Doch als sie den Erlöser und seine gute Botschaft ablehnten, wurde das Evangelium nun auch zu den Heidenvölkern gebracht. Nun konnten solche, die ohne Hoffnung und „ohne Gott in der Welt“ waren, errettet werden (vgl. Apg 13,46; Eph 2,12.13).

Alle wurden eingeladen, ob aus menschlicher Sicht Böse (wie der Schächer am Kreuz) oder Gute (wie der römische Hauptmann Kornelius). Das ist heute nicht anders! Jeder kann kommen – ob Strafgefangener, Geschäftsführer, Rentner, Flüchtling oder Fußballspieler. Ja, selbst du und ich sind eingeladen.

 

Ein Gast ohne Hochzeitskleidung

Als aber der König hereinkam, um sich die Gäste anzusehen, sah er dort einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitskleid bekleidet war (V. 11).

 

Jetzt ändert sich die Perspektive des Gleichnisses – wir betreten den Hochzeitssaal. Die Gäste sind da, nun erscheint der König. Prüfend lässt er den Blick über seine Gäste schweifen. Da sieht er einen Menschen, der kein Hochzeitskleid angezogen hat.

Im Orient war es damals üblich, dass der Bräutigam die Gäste für die Hochzeitsfeier mit der entsprechenden Kleidung ausstattete. Alle sollten gleich schön aussehen, keiner sollte sich zurückgesetzt fühlen! Die Gäste mussten sie nur noch anziehen.

Doch da war einer, der es nicht für nötig befunden hatte, das Geschenk des Königs anzunehmen. Er trug seine eigene Kleidung. Frech – oder? In einem Sinn sogar frecher als die Ablehnungen der anderen! Dieser Gast wollte bei der Hochzeit dabei sein, wollte schlemmen und genießen – aber wollte es nach seinen eigenen Vorstellungen tun. Doch damit beleidigte er den König. Wie wird der darauf reagieren?

Wenn wir das Gleichnis deuten, dann nennen sich alle Gäste hier Christen. Viele von ihnen haben eingesehen, dass ihre eigene Rechtschaffenheit vor Gott nicht ausreicht. Deshalb haben sie das von Gott bereitgestellte Kleid angezogen, „die Gerechtigkeit aus Gott durch den Glauben“. Gott hat sie „bekleidet mit Kleidern des Heils“ und mit dem „Mantel der Gerechtigkeit“ (Phil 3,9; Jes 61,10).

Doch es gibt andere, die sich ebenfalls Christen nennen. Sie sind religiös, keine Frage. Sie können eine Taufe, eine Kommunion oder Konfirmation, ja sogar ein christliches Leben vorweisen. Sie meinen, damit gut genug für den Himmel zu sein. Doch sie haben „sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen“ (Röm 10,3). Wird Gott sie annehmen?

 

Hineinschleichen führt zum Hinauswerfen

Und der König spricht zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen, da du kein Hochzeitskleid anhast? Er aber verstummte. Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Füße und Hände und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein. Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte (V. 12-14).

 

Der König spricht den Gast an, der in seinen eigenen Kleidern zur Hochzeit erscheinen ist – und dieser verstummt. Dann wird er hinausgeworfen „in die äußerste Finsternis“. Die Hochzeit findet ohne ihn statt – endgültig, ewig. Er war so nah dran, und ist in Wirklichkeit doch außen vor!

Hier wird nicht die Frage beantwortet, wann Gott das Bekenntnis eines Christen prüft; aber es wird klar, dass Er prüft, ob es echt ist. Wer seinen eigenen Weg gewählt hat, wird in der Ewigkeit keine Möglichkeit mehr haben, zu antworten oder sich zu rechtfertigen. Er wird vor Gottes Gerichtsthron völlig verstummen und nicht antworten können (vgl. Hiob 9,3).

Gott wird jeden Menschen persönlich richten (so wie hier der König mit dem Mann spricht, als ob er der einzige Gast wäre). Wer dann verurteilt wird, dessen Ende wird dunkel und schrecklich, endgültig und hoffnungslos sein. „Weinen und Zähneknirschen“ – das sind die ewigen Folgen für die, die die Einladung Gottes fortwährend ablehnen.

Ja, „viele sind Berufene“, viele sind eingeladen – doch nur wenige kommen. Viele nennen sich Christ, „haben den Namen, dass sie leben“ – doch in Wirklichkeit sind sie tot (Off 3,1). Nur wenige haben das Hochzeitskleid angenommen, das Gott in der Person und durch den Tod seines Sohnes Jesus Christus bereitgestellt hat. Hast du es schon angezogen? Es liegt bereit – auch für dich!