Personen in der Bibel

Impulse für geistliches Wachstum – Lernen von Ruth

Vermutlich gibt es nur wenige Frauen der Bibel, die so anziehend sind wie Ruth, die Moabiterin. Ihr Werdegang ist beeindruckend: Die Gnade Gottes machte aus einer Götzendienerin eine Vorfahrin des Messias. Durch Ruths Auftreten und Verhalten bekommen wir als (junge) Christen manche Impulse für unser geistliches Leben.

 

Ein Neuanfang

Ruth erlebte eine echte innere Umkehr. Das steht außer Zweifel. Sonst wäre diese junge Frau nicht so fest entschlossen ihrer Schwiegermutter ins Land Juda gefolgt. „Dein Gott ist mein Gott; wo du stirbst, will ich sterben, und dort will ich begraben werden“ (Rt 1,16.17), hatte Ruth zu Noomi gesagt, als Noomi sich auf den Heimweg machen wollte. Der Herr war ihr Gott geworden. Sie wollte nicht einmal mehr in Moab begraben werden – so konsequent beendete sie alle ihre bisherigen Beziehungen.

Hatte eine Moabiterin gute Aussichten im Land Israel? Nein. Sie konnte nicht damit rechnen, dass sie einmal gut versorgt werden würde. Aber vielleicht dachte sie gar nicht so sehr an sich selbst, sondern vielmehr an Noomi und deren Altersversorgung. Eins ist sicher: Ruth rechnete mit der Hilfe des Herrn und vertraute sich ganz Ihm an, sonst hätte sie anders entschieden. Rein menschlich gesehen war ihre Entscheidung nämlich naiv. Aber Ruths Rechnung ging auf, weil sie im Glauben handelte.

 

Eine gute Einstellung

Als Noomi und Ruth in Bethlehem ankommen, hat gerade die Erntezeit begonnen (Rt 1,22). Da muss Ruth nicht zu irgendwelchen Taten aufgefordert werden. Sie zeigt sich sofort initiativ und möchte auf die Felder gehen, um Getreide aufzulesen. Sie kann sich natürlich nicht als Erntehelferin bewerben, um Geld oder Naturalien zu verdienen. Als Ausländerin hat sie in Israel nur die Möglichkeit, am Rand eines Feldes Ähren zu pflücken oder eine Art Nachlese zu halten (vgl. 3. Mo 23,22). Doch das macht Ruth nichts aus. Sie will den Feldarbeitern hinterhergehen, um das „tägliche Brot“ zusammenzulesen.

Ruth weiß, was sie will. Doch bei aller Eigeninitiative handelt sie keineswegs eigenmächtig. Sie stimmt sich mit Noomi ab bzw. bittet ihre Schwiegermutter um Erlaubnis: „Lass mich doch aufs Feld gehen …“ Klar, dass Noomi sich in ihrer Heimat gut auskennt. Sie weiß, was dort möglich und passend ist. Diese Erfahrung der Älteren möchte Ruth für sich und wird dadurch gesegnet.

Initiativ und zugleich fragend – zwei sich ergänzende Eigenschaften, die auch (junge) Christen weiterbringen, nicht nur in Schule und Beruf, sondern auch in der geistlichen Entwicklung.

 

Fleißig und ausdauernd

Ruth macht sich auf und trifft „zufällig auf das Feldstück des Boas“ (Rt 2,3). Dort bittet sie um die Erlaubnis, auflesen zu dürfen. Dabei trifft sie die Schnitter und die Mägde, die alle für Boas arbeiten. Sie bleibt natürlich nicht unbeobachtet. Sogar Boas, der als Eigentümer des Feldes sicher hauptsächlich mit dem Einbringen der Ernte beschäftigt ist, erkundigt sich nach ihr. Ruth fällt durch ihren Fleiß und ihre Ausdauer auf. Sicherlich ist ihre Nachlese eine mühsame Arbeit. Aber Ruth lässt sich nicht davon abhalten, dran zu bleiben, um schließlich etwas mit nach Hause bringen zu können. „Was sie im Haus gesessen hat, ist wenig“, wird Boas berichtet (Rt 2,7). Und das galt nicht nur für ein paar Stunden, sondern für den ganzen Tag – bis zum Abend.

Manchmal beginnen wir mit Euphorie eine Arbeit. Doch wenn die Arbeit mühsam wird, sind wir schnell geneigt, uns auf die Pausen zu konzentrieren. Das ist in Schule und Beruf zu beobachten, sowie bei der geistlichen Ährenlese – wenn wir aus dem Wort Gottes etwas für unseren inneren Menschen „herauslesen“ wollen. Wenn zum Beispiel die morgendliche Bibellese als Pflichtprogamm empfunden und entsprechend als „erledigt“ abgehakt wird, wird es eng, wirklichen Nutzen daraus zu ziehen.

Ruth sammelte nicht nur einen Tag oder zwei, sie sammelte „bis die Gerstenernte und die Weizenernte beendet waren“ (Rt 2,23), also die ganze Erntezeit hindurch. Auf diese Weise zeigt sie große Ausdauer.

Es ist leicht, einen Tag lang fleißig zu sein, dies aber Tag für Tag zu sein, erfordert Ausharren. „Täglich“ ist ein hartes Wort, das uns auf die Probe stellt. Der Herr sagte zu seinen Jüngern: „Wenn jemand mir nachkommen will, der ... nehme täglich sein Kreuz auf“ (Lk 9,23). Ab und zu eine große Anstrengung unternehmen, um ein heldenhaftes Opfer zu bringen, ist verhältnismäßig leicht, aber Tag für Tag in Ruhe Christus nachfolgen, ist eine Prüfung. Nicht der Mann, der gut anfängt, gewinnt den Lauf, sondern der, der ausharrt.

H. Smith
Auch wir wollen fleißig und ausdauernd sein – darin ist uns auch  die Ameise ein gutes Vorbild: „Sie bereitet im Sommer ihr Brot, sammelt in der Ernte ihre Nahrung ein“ (Spr 6,8). Auf unser geistliches Leben angewandt bedeutet das: Wir nutzen die Gelegenheiten, die sich bieten, um uns von Christus und seinem Wort zu nähren. So werden wir geistlich stark und wachsen in der Gnade und in der Erkenntnis Jesu Christi (2. Pet 3,18).

 

Energie aufwenden lohnt sich

Nachdem Ruth bis zum Abend aufgelesen hat, geht sie noch nicht gleich nach Hause. Ein wichtiger Arbeitsgang fehlt noch: Sie muss ihre Ähren noch ausschlagen, damit die Körner aufgenommen oder weiterverarbeitet werden können.

Was lernen wir in geistlicher Hinsicht daraus? Ohne das Wort Gottes regelmäßig zu lesen und zu erforschen („auflesen“) – sei es persönlich zuhause oder gemeinsam in den Zusammenkünften – fehlt uns die Grundlage für ein gesundes Glaubensleben. Aber selbst das „Auflesen“ allein genügt nicht. Wenn unser Leben nicht „träge und fruchtleer“ bleiben soll (2. Pet 1,8), ist es nötig, dass wir uns mit dem Gesammelten wiederholt befassen. Wir müssen darüber nachdenken und es im Gebet „verarbeiten“, damit wir es in unserem Leben anwenden können. Reine Erkenntnis bringt nicht weiter; sie bläht nur auf (vgl. 1. Kor 8,1). Aber Erkenntnis, die unser Herz und Gewissen berührt und uns auch zu Lob und Dank gebracht hat, erbaut.

 

Fazit und Ausblick

Initiative, Unterordnung, Fleiß, Ausharren und Nachsinnen gehören zu den Eigenschaften, die in unserem Leben zum geistlichen Fortschritt beitragen.

In einem nächsten Artikel wollen wir uns anhand von Ruths Kontakten anschauen, welche Personen(gruppen) uns in unserem Glaubensleben eine Hilfe sein können.