Hoffe völlig auf die Gnade

Hoffe völlig auf die Gnade - und erlebe sieghaftes Christsein!

Gott gibt Gnade im Überfluss, damit wir ein sieghaftes Leben als Christen führen können. Wir haben „Zugang zu dieser Gnade, in der wir stehen“. Allein an uns liegt es, ob wir diesen „Zugang“ auch schätzen, nutzen und auf die Gnade hoffen.

Was sagt Gottes Wort über die Gnade und das Erfahren der Gnade? Die folgenden Gedanken sind sicher nicht erschöpfend, aber regen vielleicht zu weiterem Nachdenken an und zu Dank gegenüber dem „Gott aller Gnade“.

Was ist Gnade?

Die Gnade Gottes wird sehr passend als unverdiente Liebe, Güte oder Gunst Gottes beschrieben, die sich einem Sünder oder einem Kind Gottes zuwendet. Die „Zielgruppe“ der Gnade steht somit fest, und wir wollen uns Gedanken über ihren Ursprung und den Inhalt und Zweck machen.

Ursprung

„Der Gott aller Gnade aber ... wird euch vollkommen machen“ (1. Pet 5,10). Der Ursprung der Gnade ist in Gott selbst zu finden. Er schenkt uns seine Gnade. Und hat sie uns in Christus sogar schon vor ewigen Zeiten gegeben (2. Tim 1,9)!

„Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,17). Wenn Gott der Ursprung der Gnade ist, dann ist Christus die Person, durch die die Gnade zu uns gekommen ist. Wenn wir die Gnade Gottes erfahren möchten, dann in und durch Christus. Praktische Erfahrungen seiner Gnade machen wir auch nur in Gemeinschaft mit Ihm.

Daher bezeichnet der Apostel Paulus durch den Heiligen Geist auch sein Wort, das von Ihm zeugt, als das „Wort seiner Gnade“ (Apg 20,32; vgl. auch Kap. 14,3). Aus Gottes Wort empfangen wir Erkenntnis seiner Gnade, weil es Ihn selbst vorstellt.

Inhalt und Zweck

Christus ist nicht nur der Vermittler, sondern auch der Inhalt dieser Gnade. Das zeigt uns besonders das erste Kapitel des Epheserbriefes. Dort redet der Heilige Geist von der Herrlichkeit und dem Reichtum der Gnade Gottes. Beides wird offenbar und uns zugänglich in der Person des Herrn Jesus. Durch Ihn sind wir „zur Sohnschaft“ bestimmt, haben Vergebung der Sünden und sind begnadigt und erlöst.

In Titus 2,11 lesen wir, dass die Gnade Gottes heilbringend ist: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen“. Seine Gnade richtet sich an den von Gott abgefallenen Menschen, der ohne Gnade hoffnungslos verloren wäre. Allein Gottes Gnade bringt dem verlorenen Menschen das Heil. „Denn durch die Gnade seid ihr errettet“ (Eph 2,8).

So steht die Gnade auch im Gegensatz zum Gesetz, das uns nicht retten konnte. Das macht der schon zitierte Vers aus Johannes 1,17 deutlich: „Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“. Paulus beschreibt diesen Gegensatz im Brief an die Galater, die in Gefahr standen, sich wieder unter das Gesetz zu stellen: „Ihr seid abgetrennt von Christus, so viele ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen“ (Galater 5,4).

Gott konnte nur auf der Grundlage seiner Gnade mit dem Menschen in Beziehung treten, und sie mit Ihm. Jesus Christus war „ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt, ... so dass er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte“ (Heb 2,9). Durch Christus, den „Urheber unserer Errettung“, hat Gott „viele Söhne zur Herrlichkeit gebracht“.

Nun herrscht durch den Tod des Herrn Jesus nicht mehr die Sünde im Gläubigen, sondern die Gnade durch Gerechtigkeit: „Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Röm 5,20.21). Die Gnade herrscht nicht auf Kosten der Gerechtigkeit Gottes, sondern kraft des vollbrachten Werkes des Herrn Jesus, an dem das gerechte Gericht Gottes über unsere Sünden vollzogen wurde.

Wozu gibt Gott Gnade?

In der schon erwähnten Stelle in Titus 2 lesen wir weiter: „Die Gnade Gottes ... unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken.“

Die heilbringende Gnade macht aus einem Sünder ein wiedergeborenes Kind Gottes. Aber damit ist das Wirken der Gnade Gottes nicht erschöpft. Gott will durch seine Gnade täglich an uns wirken und uns unterweisen.

Die Ziele der Unterweisung sind:

Verleugnung der Gottlosigkeit und der weltlichen Begierden;
Besonnenheit;
praktische Gerechtigkeit;
Gottseligkeit;
die lebendige, tägliche Erwartung des Herrn Jesus;
das Begreifen und Festhalten der Wahrheit, dass wir Erkaufte und Gereinigte sind;
gute Werke.

Seine Gnade befähigt uns auch, die gute Lehre festzuhalten. „Es ist gut, dass das Herz durch Gnade befestigt wird“, damit wir nicht „durch mancherlei und fremde Lehren“ fortgerissen werden (Heb 13,9), sondern „zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“ (Heb 13,13).

Ein weiteres Ziel der Unterweisung der Gnade Gottes nach Titus 2 ist es, dass wir „eifrig sind in guten Werken“. Gott will uns nicht nur darin unterweisen, sondern auch ausstatten für sein Werk: „Gott aber vermag jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen, damit ihr in allem, allezeit alle Genüge habend, überströmend seid zu jedem guten Werk“ (2. Kor 9,8).

Wie erfahren wir seine Gnade?

In Römer 5,1.2 lesen wir, dass wir grundsätzlich Zugang haben zu der Gnade, das heißt in Gottes Gegenwart, zu seinem Gnadenthron, und zwar durch den Herrn Jesus und den Glauben an Ihn. Wir stehen in der Gnade, wie der Heilige Geist es dort ausdrückt. Unabhängig von den Umständen und unserem Zustand haben wir diese Gnade erhalten und - wie die Fußnote in der Elberfelder Übersetzung (CSV) sagt - besitzen sie noch.

Sich unter die Gnade stellen

Paulus entwickelt in den Kapiteln 5 und 6 seines Briefes an die Römer die Belehrung, dass wir uns auch bewusst der Gnade aussetzen müssen und uns selbst sozusagen aus der Perspektive Gottes sehen, der uns sieht als „der Sünde tot ... , Gott aber lebend in Christus Jesus“ (Röm 6,11). Das ist keine Gefühlssache, sondern ein bewusstes Umdenken, eine bewusste Neuausrichtung. Die Wahrheit, dass die Gnade im Gegensatz zum Gesetz steht, wird in der Praxis erfahren durch die bewusste Ausrichtung auf Gott und die völlige Aufgabe des eigenen Könnens und Schaffens. „Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde dar zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit. Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“ (Röm 6,13.14). Gnade wird da erfahren, wo das Vertrauen auf die eigene Kraft zum Erliegen gekommen ist.

Die Gnade vergeblich empfangen

Die Korinther musste Paulus aufgrund vieler Mängel in ihrer Mitte ermahnen, die Gnade nicht vergeblich empfangen zu haben (2. Kor 6,1). Auch sie hatten Zugang zu dieser Gnade, aber die Unterweisungen der Gnade Gottes waren bei ihnen nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Daher hatten sie es nötig, daran erinnert zu werden, was die Gnade in ihnen wirken wollte. Auch wir stehen in Gefahr, wenn wir auf unser Fleisch vertrauen und viel von uns halten, die Gnade vergeblich zu empfangen, so dass sie bei uns Zweck und Wirkung, zu denen sie gegeben ist, nicht erzielt.

Demut

Doch wer erkannt hat, dass mit eigener Kraft kein Sieg zu erringen ist, wird sich gerne dem unterwerfen, der den Sieg schenken will, und auf seine Gnade hoffen. „Den Demütigen aber gibt er Gnade“ (Jak 4,6). Demut ist die Voraussetzung für das Erfahren seiner Gnade. Paulus wurde „ein Dorn für das Fleisch gegeben, damit er sich nicht überhebe“. Auf das Gebet des Paulus, diesen Dorn wegzunehmen, antwortete der Herr: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2. Kor 12,9). Gottes Gnade befähigte ihn, diesen Dorn mit Ausharren zu ertragen, weil er sich in Demut unter den Willen Gottes stellte.

Wachst in der Gnade!

Diese Demut ist auch die Voraussetzung, in der Gnade zu wachsen, wie Petrus es in seinem zweiten Brief schreibt:„Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“. Dieser Ausdruck erstaunt etwas. Wie kann man in der Gnade wachsen? Die Antwort ist aber gar nicht schwer.

Es ist die Gnade unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. In dem Maß, in dem Christus in unserem Herzen und in unserer Gesinnung an Bedeutung zunimmt, werden wir uns Tag für Tag bewusst sein, dass wir in der Gnade stehen (vgl. Röm 5,2) und so in ihr wachsen. Das wird uns zu der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus selbst führen, aus dessen „Fülle wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade“ (Joh 1,16).

Bernhard Brockhaus

„Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird euch vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“