Bibel praktisch

In Frieden leben

Als Kinder Gottes dürfen wir wissen, dass wir Frieden mit Gott haben. Im täglichen Leben soll unser Herz in Frieden sein, und im Blick auf unsere Mitmenschen sollen wir in Frieden leben.

1. Der Friede mit Gott

Als Adam und Eva von der Frucht des Baumes gegessen hatten, versteckten sie sich vor Gott, weil sie sich fürchteten (1. Mo 3,8.10). Seitdem betrachtet der natürliche Mensch Gott als einen Feind und lebt in Feindschaft gegen Gott. Weil Gott Liebe ist, zeigt Er einen Weg, der seiner Heiligkeit Rechnung trägt, um aus Feindschaft Frieden zu machen. Dazu war es nötig, die Sünden zu sühnen. Das geschah am Kreuz von Golgatha, wo Gott den Herrn Jesus sowohl zum Sündenträger als auch zur Sünde machte (1. Pet 2,24; 2. Kor 5,21). Nun, da Christus Jesus das Sühnungsmittel ist, kann Gott den rechtfertigen, der an Jesus glaubt (Röm 3,26).

Gott versetzt den, der das Werk von Golgatha für sich im Glauben annimmt, in die Stellung eines Gerechten. Er sieht den Glaubenden so, als hätte dieser nie eine Sünde getan. Das ist Rechtfertigung. Wer aus Glauben (auf der Grundlage des Glaubens) gerechtfertigt ist, wer also das Werk des Herrn Jesus als für sich persönlich in Anspruch nimmt, hat Frieden mit Gott (Röm 5,1) und ist versöhnt (Röm 5,10).

Die Beziehung zu Gott ist nun grundsätzlich geordnet. Es steht nichts mehr zwischen Gott und dem Glaubenden. Ein solcher Mensch hat Frieden mit Gott.

2. Der Friede im Herz

In seinen letzten Worten vor seiner Festnahme sagte der Herr Jesus zu den Jüngern: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27). Sie standen schon in einer geordneten Beziehung zu Gott und hatten Frieden mit Gott (obwohl das noch nicht in vollem Umfang offenbart war). Und jetzt sollten sie den Frieden bekommen, den Christus hier in seinem Leben im Herzen hatte und genossen hat. Es ist wunderbar, das Leben Jesu einmal aus dieser Perspektive zu betrachten: In allen Umständen war sein Herz in völliger Ruhe (vgl. Joh 11,41), weil er immer in Harmonie mit seinem Gott und Vater war. Wenn unser Leben auch in Übereinstimmung mit unserem Gott und Vater ist, werden auch wir diesen Frieden im Herz haben. Das hat mit unserem praktischen Leben zu tun.

Friede, der bewahrt

Es gibt aber Situationen, in denen Unruhe und Sorgen an die Stelle des Friedens treten können. Da hilft uns Philipper 4,6.7 weiter: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.“ In diesem Vers gibt es keine Einschränkung. Alles, was uns bedrückt, beunruhigt oder Sorge bereitet, dürfen wir Gott sagen. Hinzu kommt, dass wir es mit Danksagung tun, ob wir nun beten (zu Gott reden) oder flehen (inständig zu Gott rufen). Das ist eine gute Hilfe, weil wir unsere Gedanken dadurch nicht allein auf unsere Sorgen und Nöte richten, sondern darüber nachdenken müssen, wofür wir danken können. So wird unser Problem ins Ver- hältnis zu all dem Guten gesetzt, was wir von Gott geschenkt bekommen haben, und unsere Sorgen werden auf ein realistisches Maß verkleinert. Unser Herz und unser Sinn (unsere Gedanken) werden bewahrt durch den Frieden Gottes, der höher ist als unser Verstand.

Statt uns Sorgen zu machen, legen wir es Gott mit Danksagung vor. Auf diese Weise wird unser Herz vor Unruhe und unsere Gedanken werden vor Zweifel bewahrt. Wir vertrauen Gott und trauen Ihm zu, unser Problem zu lösen. Wir danken sogar dafür, dass Er es tun kann und zur rechten Zeit auch tun wird. Unser Verstand sieht keine Lösung. Trotzdem sind wir in Ruhe, weil wir Gott alles zutrauen. Der Friede Gottes bewahrt das Herz und die Gedanken.

Friede, der entscheidet

Entscheidungen zu treffen ist für ein Kind Gottes nicht immer leicht. Manchmal erkennen wir noch nicht, ob wir etwas tun sollen oder nicht. Oder wir stehen vor mehreren Möglichkeiten und wissen nicht, welche die richtige ist. Dann kann Unruhe oder Unsicherheit unser Herz erfüllen. Was ist zu tun? Kolosser 3,15 gibt uns eine wichtige Hilfe an die Hand: „Und der Friede des Christus regiere [oder: entscheide] in euren Herzen.“ Wie ist das zu verstehen? Wie kann der Friede des Christus entscheiden? Muss nicht ich die Entscheidung treffen?

Die erste Frage bei allen Entscheidungen ist: Spricht Gottes Wort gegen einen Weg oder eine Möglichkeit? Ein Kind Gottes hat sich beispielsweise nicht zu entscheiden, ob es stehlen soll oder nicht, weil Gottes Wort eindeutige Anweisungen gibt (Eph 4,28).

Sind wir sicher, dass Gottes Wort nicht gegen einen Weg oder eine Möglichkeit spricht, dann ist die nächste Frage: Ist mein Herz in Ruhe und Frieden, wenn ich die Entscheidung treffe? Solange wir nicht sicher sind und deswegen keinen Frieden haben, sollten wir nicht entscheiden. Und wenn wir eine Entscheidung treffen, sollten wir die Möglichkeit wählen, bei der unser Herz mit Frieden erfüllt ist. Das Entscheidungskriterium ist also: Ist der Friede des Christus in meinem Herzen, wenn ich dieses oder jenes tue oder nicht tue.

Sobald erkennbar ist, dass der Friede des Christus verloren geht, befinden wir uns nicht auf dem richtigen Weg.

3. Der Friede mit den Mitmenschen

Gottes Wort sagt in Römer 12,18: „Wenn möglich, soviel an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden.“ Das ist der weiteste Rahmen, den man sich denken kann: mit allen Menschen in Frieden leben. Sollte es aber nicht möglich sein, mit einem Menschen in Frieden zu leben, dann darf die Ursache nicht bei uns liegen, denn es heißt weiter: „Soviel an euch liegt“. Wir sollen keinen Anlass für Unfrieden bieten.

Im Blick auf Gläubige lesen wir in

  • 2. Korinther 13,11: „Seid in Frieden.“
  • 1. Thessalonicher 5,13 „Seid in Frieden untereinander.“

Hier gibt es keine Einschränkung. Als Kinder Gottes sind wir in der Lage, in Frieden zu sein, denn „die Gesinnung des Geistes ist Leben und Frieden“ (Röm 8,6).

Durch den Frieden mit Gott und den Frieden Gottes im Herzen haben wir die Grundlage für ein tatsächliches Leben in Frieden. Und doch ist es kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis von geistlicher Energie und bewusster Entscheidung für den Frieden. Wer Frieden haben möchte, muss auch etwas dafür tun. Gottes Wort fordert uns auf, aktiv durch Suchen und Nachjagen am Frieden zu arbeiten:

„Er suche Frieden und jage ihm nach“ (1. Pet 3,11).

„ Jagt dem Frieden nach mit allen“ (Heb 12,14).

Auch sollen wir anderen helfen, in Frieden zu leben, indem wir Frieden stiften: „Die Frucht der Gerechtigkeit in Frieden wird denen gesät, die Frieden stiften“ (Jak 3,18). Der Herr Jesus preist die Friedenstifter in Matthäus 5,9 glückselig. Und schließlich gibt es noch die Möglichkeit, Frieden zu planen: „Bei denen aber, die Frieden planen, ist Freude“ (Spr 12,20). Frieden zu planen meint, dass wir uns Gedanken machen, was wir

  • tun oder nicht tun,
  • sagen oder nicht sagen,
  • schreiben oder nicht schreiben,
  • posten oder nicht posten,

Wir machen uns nicht Gedanken darüber, wie wir auf ein schlechtes Verhalten unserer Geschwister oder Mitmenschen in gleicher Weise antworten können, gehen auch nicht als Ohrenbläser umher, säen nicht Zwietracht und Ärgernis, nein, wir machen uns Gedanken darüber, wie unser Verhalten dazu beitragen kann, dass Friede entsteht bzw. erhalten bleibt.

Dabei ist uns bewusst: Friede ist – menschlich gesprochen – nicht die Abwesenheit von Streit, sondern ein Zustand, der Gottes Wesen entspricht. Gott ist Licht und Gott ist Liebe. Friede kann nicht bei Betonung eines dieser beiden Wesenzüge Gottes auf Kosten des anderen entstehen. Nein, auch hier ist Friede eine Harmonie, ein Gleichklang beider Wesenszüge Gottes.

4. Zusammenfassung

Der Friede mit Gott ist die Voraussetzung, um einerseits den Frieden Gottes oder den Frieden des Christus im Herzen zu haben und andererseits in Frieden zu leben.

Leben wir nicht in Frieden, so wird auch in unseren Herzen der Friede fehlen. Und wenn wir keinen Frieden im Herzen besitzen, wird es kaum möglich sein, mit unseren Mitmenschen in Frieden zu leben. Beides bedingt einander.

Darum wollen wir unser Leben so einrichten, dass in unserem Herzen und in unserem Umfeld Friede ist. Das ist nur möglich, wenn wir ein Leben führen, in dem uns Gott in seinem zweifachen Charakter – sowohl Licht als auch Liebe – vor Augen steht.