Post von Euch

Mission nah und fern?

Frage:

Ich bin missionarisch engagiert in einem Land der sogenannten Dritten Welt, und habe deinen Artikel zum Thema Missionsarbeit in Folge mir nach 01/2012 mit Interesse gelesen. Aber einige Fragen kamen schon bei mir auf: Warum lehnst du im Grunde jedes Engagement in Missionsarbeit weit weg ab, und befürwortest eigentlich nur evangelistische Arbeit nah um uns herum, in West-Europa? Ist das biblisch zu begründen?


Antwort:

Lieber Bruder, deine Fragen zu meinem Artikel kann ich sehr gut verstehen, und möchte kurz darauf reagieren, denn ich bin als Missionar ganz sicher nicht gegen „Auslandsmission”, und freue mich über alles, was in diesem Bereich weltweit für den Herrn Jesus geschieht.

Zielgruppe

Das Publikum, das ich beim Schreiben dieses Artikels vor Augen hatte, waren weder Missionare, die weit weg arbeiten, noch solche gereiften Glaubensgeschwister, die in diesem Bereich aufrichtig vor dem Herrn im Gebet sind, sondern ich sah einen recht jungen Gläubigen vor mir, der sich fragte, was sich so alles mit dem Thema Missionsarbeit verbindet.

Dabei schien es mir sinnvoll, besonders auf den Grundsatz hinzuweisen, den man in Markus 5,18 ff. findet: „Geh hin!” Ja, aber wohin denn? Zunächst mal ganz nahe: in dein eigenes Haus, in deine Verwandtschaft, in deinen Freundschaftskreis, in deine eigene Umgebung, um diesen Menschen, die dir nahestehen, vom Heiland zu erzählen. Und ich meine, dieses Prinzip gilt ausnahmslos für uns alle, auch heute noch, auch in Europa.

Manchmal haben Geschwister, die sehr im Werk des Herrn in der Ferne engagiert sind, zunächst in ihrer Umgebung seit Jahren nichts gemacht, um das Evangelium zu verbreiten. Das ist doch ziemlich schwer verständlich, oder?

Deine Frage, ob die Ermahnung, zunächst in seiner eigenen Umgebung anzufangen, eine biblische Basis hat, lässt sich also m.E. positiv beantworten.

Die bereits zitierte Stelle aus Markus 5 (besonders Vers 19) zeigt es uns deutlich. Und denk mal an die Tatsache, dass junge Gläubige sich erst bewähren müssen in ihrem Dienst (1. Tim 3,6.10). Das geschieht zu Hause, in der eigenen Umgebung und örtlichen Versammlung (Gemeinde).

Auch Apostelgeschichte 1,8 zeigt, dass die Jünger zuerst in Jerusalem, dann in Judäa und Samaria und erst dann bis ans Ende der Erde arbeiten sollten. Wenn dies auch die Anfangsgeschichte der Ausbreitung des Evangeliums war, so mussten sie doch nicht zunächst ans andere Ende der Erde gehen, sondern nah vor der Tür anfangen.

Erinnere dich an Gottes Diener früherer Zeiten: An Gideon, der zu Hause anfangen musste; an Daniel, der treu dort dienen musste, wo er von Gott hingestellt war, bevor er eine hohe Position bekam; an Joseph, der zu Hause, im Haus von Potiphar und dann auch am Königshof treu war; oder denke an den Segen des Zusammenarbeitens mit älteren Dienern, wie Josua, der von Mose, und Timotheus, der von Paulus lernen durfte; an Johannes Markus, für den das eine Zeit lang zu schwer war ...

Gehe hin!

Gerne möchte ich diese zwei wichtigen Worte noch mal klar betonen. Jeder von uns sollte verstehen, was sein Herr ihm mit diesem Aufruf „Gehe hin!” zu sagen hat. Gehe hin! – das erfordert aktives Zuhören, Gehorsam, Aufstehen und dich in Bewegung setzen, im Auftrag deines Herrn.

Ob nah oder fern, ob in Ungarn, Tahiti oder eben in „Hinterhausen”: hör auf deinen Herrn, steh auf, und mach dich an die Aufgabe, die Er dir gegeben hat! Das wird zu Seiner Ehre sein, zu deinem eigenen Segen und – wie wir ernsthaft beten dürfen – auch zum ewigen Heil von verlorenen Sündern und zur Auferbauung seiner Versammlung.

Hat denn jeder eine Aufgabe? Ich denke, das geht aus der ganzen Schrift klar hervor. Man hört schon mal, die Versammlung sei nicht berufen zur Evangelisation oder zur Mission. Das stimmt, aber m.E. nur beschränkt, und kann sehr schnell zur Ausrede werden. Als solche ist die Versammlung Gottes ja auch nicht zum Hirtendienst und zum Lehrdienst berufen. Aber jeder einzelne von uns sollte um sich herum zeugen, sollte Sorge für seinen Nächsten tragen und die Lehre der Schrift so gut kennen, dass er sie wenn nötig auch weitergeben kann. Die Versammlung Gottes als Ganzes hat eben die Aufgabe, in dieser Welt die Herrlichkeit Christi zu offenbaren, und das geschieht auch durch das, was du und ich hier auf der Erde tun und wie wir für unseren Herrn leben.

Wir wollen hoffen, dass viele Christen noch bereit sind, sich vom Herrn gebrauchen zu lassen, in der Gesinnung des Herrn: „Siehe, hier bin ich, sende mich!”

Mission nur nah?

Nein, nicht nur nahe, sondern zuerst nahe (und in den meisten Fällen bleibt es dabei)! Ich glaube unbedingt, dass der Herr auch heute noch einige seiner Diener weit weg sendet. Wir wollen nicht aus dem Auge verlieren, dass die Nöte weltweit außerordentlich groß sind. Zwar habe ich im ersten Artikel gesagt, dass es nur noch wenige unerreichte Stämme gibt, wobei ich an wilde, unzivilisierte Stämme in entlegenen Tälern und Urwaldregionen dachte. Aber seien wir uns bewusst: Immer noch gibt es unerreichte Bevölkerungsgruppen; Stämme, die mal das Evangelium gehört haben, wo es aber kaum verstanden worden ist; Völker, die das Evangelium vergessen haben (auch hier in Holland); kirchliche Gruppen, wo es durch liberale Theologie wieder erstickt worden ist, wie wir besonders in Süd-Kamerun erlebt haben; Ethnien (Völker), die das Wort Gottes immer noch nicht in ihrer eigenen Sprache haben; dazu manche Gebiete, wo viele zum Glauben gekommen sind, aber über viele Wahrheiten des Wortes Gottes nicht belehrt worden sind ...

Somit freue ich mich über jede Arbeit, auch die, die weit weg für Ihn geschieht, und bitte Ihn, sie reich zu segnen zur Errettung von solchen, die noch verloren sind, aber auch, damit seine Versammlung auferbaut wird.

Es wäre deshalb zu wünschen, dass wir als Gottes Kinder vermehrt einsehen, wie groß diese Not ist, so dass wir umso fleißiger jeden unterstützen, der vom Herrn in seinen Dienst berufen wird, ob nah oder fern. Ich fürchte, wir denken oft nur sehr wenig daran, dass die Zeit inzwischen sehr kurz geworden ist, denn das Kommen des Herrn ist sehr nahe und die Gnadenzeit geht fast zu Ende! Auf Niederländisch haben wir ein Kinderlied: „Millionen warten noch auf Gottes Wort; bring ihnen das Licht”! Hast du schon mal an die Millionen von Chinesen, Indern, Arabern, Pakistani, Irani und Türken gedacht, die noch ohne Christus leben? Das sind fast 3 Milliarden Menschen!

Lasst uns vermehrt und intensiv flehen, dass der Herr nah und fern, weltweit, noch viele Arbeiter in die Ernte aussendet (Mt 9,36-38), und auch vermehrt solche, die in seiner Versammlung arbeiten können, zur Auferbauung der Heiligen (Eph 4,12ff.) in der ganzen Wahrheit des Wortes. Ja, beten wir für sie und um Segen auf jede Arbeit, die unter ihnen geschieht!

Darüberhinaus habe ich im Laufe der Zeit feststellen müssen, dass es gesund und gut ist, wenn man sich als Diener des Herrn regelmäßig kritisch und nüchtern prüfend nach der Motivation und den Zielen der Arbeit fragt, die man tut oder tun möchte. Möge der Herr mir und dir dabei helfen, und möge Er dich zum Segen für deine Umgebung machen, und geben, dass wir alle weiterhin beten für jede Art der Missionsarbeit nah und fern, die zu seiner Ehre geschieht. Wenn der Apostel Paulus in Philipper 1 sogar sagen konnte, dass er sich freute, wenn – mit welcher Motivation auch immer – nur Christus verkündigt wird, dann wollen auch wir uns darüber freuen!

Es ist deshalb mein Herzenswunsch, dass dieser Artikel beiträgt zur Förderung jeder Arbeit für den Herrn, und nicht zum „Bremsen” der Herzenshingabe mancher Geschwister, die gerne für den Herrn der Ernte in die nahe oder ferne Welt ausgehen möchten.

Einen lieben Segensgruß und Ermunterung im Dienst von deinem Mit-Bruder