Jesus Christus

Die letzten 24 Stunden im Leben des Herrn Jesus (Teil 9)

Teil 9: Auf dem Weg zum Kreuz

Nach seiner Misshandlung durch die römischen Soldaten führte man den Herrn Jesus aus der Stadt hinaus zur Hinrichtungsstätte, nach Golgatha.

Auf diesem Weg folgten „ihm eine große Menge Volk und Frauen, die wehklagten und weinten“ (Lk 23,27). Offensichtlich trauerten viele um den Verlust eines außergewöhnlichen Rabbis, der viele im Volk geheilt hatte und auf dessen Heilkunst sie jetzt verzichten mussten.

Mit einer letzten Ankündigung des herannahenden Gerichts Gottes wandte sich der Herr Jesus an diese Menge: „Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder“ (Lk 23,28). Sie hätte diese Aufforderung ernst nehmen und Buße tun sollen. Doch sie taten es nicht. Deshalb werden sie eines Tages „anfangen, zu den Bergen zu sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Bedeckt uns!“ (V. 30). Dieser Schrei der Verzweiflung wird in Offenbarung 6,16 nochmals wiederholt und steht dort in unmittelbarem Zusammenhang mit dem „Zorn des Lammes“, also dem Gericht, das der Herr selbst über die ungläubige und rebellische Welt bringen wird: „… denn gekommen ist der große Tag seines Zorns, und wer vermag zu bestehen“ (Off 6,17)?

Den eigenen Tod vor Augen richtet der Herr Jesus hier einen letzten Appell an die Gewissen der Juden. So ruft Er auch heute noch jeden Menschen zur Rettung vor dem drohenden Gericht Gottes auf. Und nicht nur Rettung verheißt Er demjenigen, der glaubt, sondern viel mehr: Er bietet ihm ein erfülltes Leben in seiner Nachfolge und eine herrliche, durch nichts zu überbietende Zukunft mit Ihm in der himmlischen Herrlichkeit!

Ein interessanter und beeindruckender Vergleich schließt die letzten, an das Volk gerichteten Worte, ab: „Denn wenn man dies tut an dem grünen Holz, was wird an dem dürren geschehen“ (Lk 23,31)? Im Unterschied zu einem dürren Holz steckt in einem grünen Holz noch „Saft und Kraft“. So war das Leben des Herrn Jesus tatsächlich von der ununterbrochenen, Kraft spendenden Gemeinschaft mit dem Vater geprägt. Bei dem „dürren Holz“ dagegen geht es um Israel; dieses Volk ehrte Gott mit den Lippen, „aber ihr Herz ist weit entfernt von mir“ (Mt 15,8). Bis auf einige Ausnahmen war bei dem Volk kein geistliches Leben vorhanden. Diesen Gegensatz zwischen dem Herrn und Israel hatte schon Jesaja prophezeit: „Und ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen“ (Jes 11,1); und: „Und er ist wie ein Reis vor ihm aufgeschossen und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich“ (Jes 53,2). An diesen „Reis“, diese Person hatten die Juden jetzt Hand angelegt, um ihn zu töten. Wenn das unter der Zulassung Gottes geschah, wie schlimm würde dann das Schicksal und Gericht des Volkes sein, das die Verantwortung dafür trug?

Seinen letzten Weg aus der Stadt Jerusalem hinaus ging der Heiland nicht allein: „Es wurden auch zwei andere hingeführt, Übeltäter, um mit ihm hingerichtet zu werden“ (Lk 23,32). Jesaja hatte auch das schon vorausgesagt: „Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden “ (Jes 53,12; Lk 22,37). Er, der „umherging, wohl tuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren“ (Apg 10,38) ging jetzt den gleichen Weg wie solche, die als Übeltäter (beachte den Gegensatz zu: wohl tuend!) mit Recht ihrer Hinrichtung entgegengingen.