Bibel praktisch

Teilnahme am Evangelium

Die folgenden Gedanken beleuchten das Thema „Evangelisation“. Dabei handelt es sich nicht um eine umfassende Abhandlung zu diesem Thema (dazu sei auf die reichlich vorhandene Literatur zu diesem Thema verwiesen), sondern um einige Denkanstöße und Impulse anhand der Heiligen Schrift, die in der christlichen Endzeit nützlich sein können.

Den Auftrag erkennen und ernst nehmen

Man hat den Eindruck, dass der Auftrag zur Evangelisation, nämlich das Verkündigen, Weitergeben und Verbreiten der guten Botschaft mancherorts intensiver betrieben werden könnte. Gerade in unseren Tagen, in denen die westliche Gesellschaft sich mehr und mehr von den Grundsätzen Gottes abkehrt und auch die Christenheit das Wort Gottes vernachlässigt, dürfen wir uns doch bewusst machen: Die Aussagen des Wortes Gottes bleiben unverändert und sind ewig. Sie passen sich nicht dem Zeitgeist an, sondern sind immer aktuell. Das Wort Gottes ist Maßstab für die Bewertung von allem, was um uns herum passiert. Es darf und soll die Richtschnur für unser Leben sein.

Der Niedergang in der Christenheit sollte uns nicht mutlos machen. Der Auftrag, das Evangelium zu verbreiten, ist in den letzten Tagen der Christenheit nicht weniger wichtig als in den Jahrhunderten zuvor – auch wenn der Boden dafür in unseren Gegenden härter geworden ist. Zudem darf die Tatsache, dass das Evangelium oftmals nur noch „verwässert“ verkündigt wird, uns zusätzlich drängen, mit neuer Energie die Botschaft in die Welt zu tragen: „Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“ (Mk 16,15). Jeder von uns steht – mehr oder weniger – in der Verantwortung, diesem Auftrag Folge zu leisten.

Der Auftrag gilt für jeden Gläubigen

Jeder von uns hat entsprechend seiner persönlichen Befähigung eine Gnadengabe vom Herrn erhalten, um diese zum Wohl der anderen Glieder im Leib Christi (der Versammlung, Gemeinde) einzusetzen (vgl. Röm 12,4-8; 1. Kor 12,4-10; Eph 4,11.12; 1. Pet 4,10). Dazu gehört auch die Gnadengabe des Evangelisten. Sie beinhaltet eine besondere Kraft, auf Herz und Gewissen der Ungläubigen einzuwirken. Die Aufgabe der Verbreitung des Evangeliums im weitesten Sinn beschränkt sich jedoch nicht auf die Evangelisten; sie geht alle Gläubigen an. Längst nicht jeder ist in der Lage, das Evangelium öffentlich zu predigen. Aber jedes Kind Gottes steht in der Verantwortung, aktiv an diesem Werk mitzuarbeiten. Neben der öffentlichen Verkündigung gibt es nämlich viele andere Möglichkeiten, evangelistisch tätig zu sein. Dazu später mehr. – Schlägt dein Herz für das Evangelium?

Evangelisation beginnt zu Hause

In Apostelgeschichte 1,8 heißt es: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Es ist sicher nicht von ungefähr, dass der Herr seinen Jüngern sagt, dass sie seine Zeugen sein würden, zunächst in Jerusalem und dann in Judäa sowie Samaria und schließlich bis an das Ende der Erde. Zuerst nennt Er Jerusalem, das Zentrum des Wirkungskreises, in dem die Jünger tätig waren. Wiewohl sie selbst überwiegend aus Galiläa kamen, sollten sie dort zunächst Seine Zeugen sein. Erst danach nennt der Herr Judäa und Samaria und schließlich erweitert Er den Auftrag, indem Er ihm universelle Gültigkeit gibt: Sie sollten seine Zeugen sein bis an das Ende der Erde. Im Verlauf der Apostelgeschichte können wir sehen, wie diese Reihenfolge eingehalten wurde. Auch für uns gilt, zunächst dort, wo wir leben, in unserer nächsten Umgebung, den Menschen von Christus zu erzählen und dem Missionsbefehl Folge zu leisten. Der geheilte Besessene erhielt auch den Auftrag: „Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, wie viel der Herr an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat“ (Mk 5,19). In der Regel wird ein Gläubiger erst dann den Ruf des Herrn spüren, als Missionar ins Ausland zu gehen, wenn er dieser Aufgabe bereits an seinem Umfeld nachgekommen ist.

Ein weiteres biblisches Beispiel dazu ist Gideon in Richter 6. Nachdem Gideon von Gott den Auftrag bekommen hatte, Israel aus der Hand Midians zu erretten, sagt Richter 6,25: „Und es geschah in jener Nacht, da sprach der Herr zu ihm: Nimm den Stier deines Vaters, und zwar den zweiten, siebenjährigen Stier; und reiße den Altar des Baal nieder, der deinem Vater gehört, und die Aschera, die daneben ist, haue um.“ Der Dienst Gideons begann zunächst in seinem Elternhaus. Erst sollte er dafür sorgen, dass die Götzen im Haus seines Vaters beseitigt und vernichtet würden, bevor Gott ihn gebrauchen konnte, um Sein Volk aus der Hand des Feindes zu retten.

Möglichkeiten und Methoden

Die Predigt

Wenn wir von Möglichkeiten und Methoden der Evangelisation sprechen, dann geht es letztlich nur um solche, die auch das Wort Gottes erwähnt, direkt oder indirekt. Beim Lesen des Neuen Testaments fällt auf, dass der „Regelweg“, den Gott dafür vorsieht, die Predigt bzw. die Verkündigung ist.

Hier einige Beispiele:

  • „Wie werden sie nun den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger? Wie aber werden sie predigen, wenn sie nicht gesandt sind? – wie geschrieben steht: ‚Wie lieblich sind die Füße derer, die das Evangelium des Guten verkündigen!‘ Aber nicht alle haben dem Evangelium gehorcht. Denn Jesaja sagt: ‚Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt?‛ Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,14-17).
  • „Predige das Wort … tu das Werk eines Evangelisten“ (2. Tim 4,2.5).
  • Der Apostel Paulus spricht in seinen Briefen immer wieder davon, dass er berufen war, das Evangelium zu verkündigen (Röm 16,25; 1. Kor 1,17; Gal 1,11; Tit 1,3 usw.). Die Predigt war das Mittel, durch das Gott Paulus gebrauchte, um das Evangelium den Nationen zu bringen.
  • Die Apostelgeschichte berichtet davon, wie sich die Botschaft von der Gnade Gottes durch die Verkündigung der Gläubigen ausbreitete. Ob es durch Petrus war (Apg 2,1-36; 3,11-26), ob durch die Apostel insgesamt (Apg 5,42; 8,25), ob durch Stephanus (Apg 7,1-53), ob durch die zerstreuten Gläubigen aus Jerusalem (Apg 8,4), ob durch Philippus (Apg 8,5.40), ob durch Paulus und Barnabas (Apg 13,5; 14,1; 17,22-31; 28,31) – überall sehen wir, dass das Wort Gottes durch die Predigt weitergetragen wurde.
  • Auch der Herr Jesus predigte während seines öffentlichen Dienstes in den Synagogen der Juden, aber auch unter freiem Himmel, auf dem Berg und am See (vgl. Mt 5,1; 9,35; 13,1.2; Lk 8,1).

Persönliche Kontakte

Wer Menschen mit dem Evangelium erreichen möchte, mit denen er in irgendeiner Weise zusammengestellt ist (z.B. Nachbarn, Schul- oder Arbeitskollegen, Mitstudenten etc.), wird merken, dass eine gewisse Vertrauensbeziehung hilfreich ist. Oft ist das der Schlüssel, um jemandes Herz zu erreichen und schließlich für Christus zu gewinnen. Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Thessalonicher: „So, da wir ein sehnliches Verlangen nach euch haben, gefiel es uns wohl, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart“ (1. Thes 2,8). Diese Stelle zeigt uns, dass ein persönliches Vertrauensverhältnis, ein persönlicher Kontakt Ausgangspunkt sein kann, um jemanden mit der Botschaft von Christus zu erreichen. Vielleicht lassen sich auch ähnliche Interessen (wie z.B. Fahrradfahren, sportliche Aktivitäten, Freude an der Natur) benutzen, um einander näher zu kommen, um dann aber auch „auf den Punkt zu kommen“. Das Ziel bleibt immer dasselbe und muss stets vor Augen bleiben: den anderen zu Christus zu führen. Freundschaft mit der Welt kommt nicht in Frage; sie ist Feindschaft gegen Gott (vgl. Jak 4,4). Und vor einem ungleichen Joch mit Ungläubigen werden wir auch gewarnt (vgl. 2. Kor 6,14.15). Lassen wir uns nicht von den Ungläubigen beeinflussen und vom Herrn wegziehen!

Weitere Möglichkeiten

Jeder ist von Natur aus anders veranlagt. Der eine hat kaum Scheu im Umgang mit Menschen, der andere tut sich schon schwer bei dem Gedanken, einem Ungläubigen ein Traktat zu geben. Vielleicht hast du den aufrichtigen Wunsch, dem Herrn zu dienen, fühlst dich aber zu schwach und bist furchtsam. Das ist kein Hinderungsgrund für evangelistische Arbeit! Gerade die Zaghaften benutzt der Herr gern. Gideon ist dafür ein Beispiel. Es gibt nämlich viele Möglichkeiten, zur Verbreitung des Evangeliums beizutragen. Und jeden Dienst, den wir aus Liebe zum Herrn tun – und sei er noch so klein und unbedeutend – erkennt der Herr an und wird ihn belohnen (vgl. Mt 25,21).

Hier einige Anregungen, die das Neue Testament hergibt:

  1. Das Gebet. – Der Apostel Paulus fordert wiederholt dazu auf, für die Verkündigung des Evangeliums zu beten (vgl. Eph 6,18-20; Kol 4,3). Das Gebet gehört gewiss zum wichtigsten Beitrag, wenn es um die Arbeit am Evangelium geht. Letztlich ist die Errettung von Seelen ja ein Werk Gottes; und durch das Gebet können wir Gottes Arm in Bewegung setzen. Auch das regelmäßige Gebet für solche, die uns nahestehen (Klassenkameraden, Arbeitskollegen, Nachbarn usw.) ist ein überaus wertvoller und wichtiger Dienst, den wir nicht vernachlässigen sollten. Viele Gläubige können aus Erfahrung bestätigen, welche Macht ein über Jahre anhaltendes Gebet hat!
  2. „Verlieren“ von Traktaten. – An vielen Stellen bietet sich uns die Gelegenheit, ein Traktat oder einen evangelistischen Vortrag zurückzulassen, ohne dass wir dabei direkt mit Menschen in Kontakt treten müssen. Es gibt unzählige Gelegenheiten, auf diese Weise zur Verbreitung des Evangeliums beizutragen. Wer Furcht hat, auf Menschen zuzugehen, kann auf diese Weise tätig werden. Ob es auf einer Fußgängerbank, im Bus, im Zug, im Wartezimmer des Arztes, im Briefkasten des Nachbarn, am Türgriff eines Autos ist – an vielen Stellen lässt sich ein Traktat oder ein evangelistischer Vortrag ablegen, ohne dass dabei ein Gespräch entstehen muss. Einige Menschen lieben es, ihre Lektüre ungezwungen und unbeobachtet auszuwählen. Sie würden wahrscheinlich nichts annehmen, wenn es ihnen direkt angeboten würde. Bei allem Eifer und Einfallsreichtum ist jedoch darauf zu achten, dass Traktate nicht so verteilt und ausgelegt werden, dass andere berechtigten Anstoß daran nehmen könnten.
  3. Finanzielle Unterstützung. – Wenn das Spenden auch kein aktiver Dienst ist, so trägt er doch maßgeblich zur Verbreitung des Evangeliums bei. Gerade in finanzieller Hinsicht bestehen große Bedürfnisse im Werk des Herrn. Sind wir bereit, etwas von dem, was der Herr uns an finanziellen Mitteln gegeben hat, für Ihn und sein Arbeitsfeld zu geben? Die Auswirkungen überschauen wir meist nicht, doch sind sie oft größer als wir denken. Jeder Euro, den wir für die Missionsarbeit geben, trägt zur Verbreitung des Evangeliums und damit zur Verherrlichung Gottes bei!

Die Bekehrung eines Menschen – ein Wunder Gottes

Bei der Verbreitung des Evangeliums machen wir uns bewusst, dass wir lediglich ausstreuen bzw. säen. Was daraus wird, liegt nicht in unserer Hand, sondern ist Sache Gottes. In 1. Korinther 3, 6.7 schreibt Paulus über seinen Dienst in Korinth: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben. Also ist weder der pflanzt etwas, noch der begießt, sondern Gott, der das Wachstum gibt.“ Unsere Aufgabe ist es, das Evangelium den Menschen zu bringen. Gottes Sache ist es, den Samen aufgehen zu lassen. Nur Er kann das tun; nur Er gibt Wachstum. Wenn ein Mensch zum Glauben an Christus kommt, ist also ein Werk Gottes vorausgegangen. Der Herr Jesus sagt in diesem Zusammenhang: „Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht“ (Joh 6,44). Das lehrt uns: Wenn wir keine Frucht sehen, sollten wir nicht aufhören zu evangelisieren. Die Frucht schenkt Gott zu seiner Zeit – ganz gewiss!