Bibelstudium
Der erste Brief des Petrus - Teil 5
Nach sehr detaillierten Hinweisen für den Alltag in den irdischen Beziehungen kommt Petrus noch einmal sehr lebensnah auf unser Leben in einer bösen Welt zurück. Das stärkste Motiv für Distanz zum Bösen ist – wie so oft in diesem Brief – der Herr Jesus selbst. Das gibt Kraft zum Überwinden.
5. Wandel und Sieg in einer feindlichen Welt
(Kapitel 3,10–4,6)
Gute Tage sehen – durch Distanz zum Bösen
(3,10–12)
In einer Art Überleitung zwischen dem Verhalten der Gläubigen untereinander und in der Welt zitiert Petrus einen Text aus Psalm 34. Er gibt „Tipps“ für gute Tage:
Wir sollen
- die Zunge vom Bösen zurückhalten,
- vom Bösen weichen,
- Gutes tun,
- Frieden suchen und ihm nachjagen.
Die gesegneten Folgen bleiben nicht aus:
- Das Angesicht des Herrn ist auf uns gerichtet, d.h. wir spüren seine Nähe;
- Er hört auf unsere Gebete.
Unter diesen Voraussetzungen dürfen wir das Leben lieben – das eigene Leben, egoistisches Genießen, dagegen sollen wir sogar hassen (Joh 12,25). Aber ein Leben mit dem Herrn ist ein gesegnetes, lebenswertes, liebenswertes Leben. Beachten wir die dafür erforderlichen Voraussetzungen?
Leiden um der Gerechtigkeit willen – und nicht für Böses tun
(3,13–17)
Wenn wir uns im Alltag um Gutestun bemühen, werden uns viele Mitmenschen achten und nicht mit bösen Attacken reagieren (Vers 13). Trotzdem kann es sein, dass wir um eines gerechten, der Bibel entsprechenden Verhaltens willen benachteiligt werden. Wer zum Beispiel immer die Wahrheit sagt, wird nicht nur Lob ernten, sondern wird auf Dauer gehörig unter Druck geraten, ja, verfolgt werden (Mt 5,10)1. Aus diesem Grund wollten die Zeitgenossen des Herrn Ihn sogar töten (Joh 8,40).
Doch als Christen brauchen wir nicht mit – menschlich verständlicher – Furcht vor Angriffen die Flucht zu ergreifen, sondern müssen uns besonders fest in unseren Herzen an unseren Herrn klammern. In dieser Haltung können wir dann auch auf Fragen über unseren Glauben, unsere Hoffnung antworten. Damit sollten wir nicht überlegen auftrumpfen, sondern in Sanftmut und (Gottes-) Furcht zu unseren Mitmenschen reden. Durch ein derartiges Auftreten ist schon mancher Spötter zum Schweigen gebracht worden (Vers 16.17).
Wenn man nun doch ab und zu (oder auch öfters) leidet für diesen guten Wandel, dann ist das immer noch tausendmal besser, als für eigene Fehler den Spott oder auch Zorn der Mitmenschen auf sich zu ziehen (Vers 17). Wer hat sich nicht schon für ein Verhalten geschämt, durch das er seinen Herrn verunehrt und sich so außerdem der Möglichkeit eines Zeugnisses für Ihn beraubt hat?
Bin ich in der Lage, meinen Mitmenschen verständlich etwas über den christlichen Glauben zu sagen und ihre Fragen zu beantworten? Wie steht es um meine persönliche „Zurüstung“ für vielleicht unerwartete Gespräche?
Christus hat für Böses gelitten – das genügt
(3,18-22)
Leider geraten wir Christen immer wieder in die Versuchung, Böses zu tun, zu sündigen. Was kann uns da ein größeres Motiv sein, dies zu unterlassen, als an unseren Erlöser und an sein Werk am Kreuz zu denken? Er hat ja einmal für Sünden, für Böses gelitten – und zwar für das Böse anderer, der Ungerechten! Deshalb sollten wir um keinen Preis durch eigenes Sündigen den Weg des Bösestun beschreiten, sondern viel lieber bereit sein, für Gutestun zu leiden (s. 4,1).
Was für ein großartiges Werk hat Christus vollbracht (Vers 18):
- Er hat für Sünden, um der Sünden willen (griech.: „peri“, „betreff“) gelitten, und zwar unter der Hand Gottes in den Stunden der Finsternis;
- Er hat für Ungerechte, zugunsten von Sündern (griech.: „hyper“) dieses Leiden erduldet;
- Er wollte uns zu dem heiligen Gott führen (oder „Zugang verschaffen“, vgl. Röm 5,2; Eph 2,18; 3,12); dieses gesegnete Ergebnis dürfen wir bereits jetzt genießen – und bald uneingeschränkt im Vaterhaus!
Was für Reaktionen gab es auf dieses Werk seiner Liebe? Zwei ganz unterschiedliche:
- Die Menschen haben ihn getötet (vgl. Apg 3,15; 7,52);
- Gott, der Heilige Geist hat seine Auferweckung bewirkt (vgl. Röm 1,4).
Schon zur Zeit Noahs lehnten die Menschen das göttliche Wirken ab, als der Geist als der Geist Christi (1,11.12; 1. Mo 6,3) wirkte und Gott (und der Herr Jesus ist Gott) durch Ihn predigte. Dazu benutzte Er Noah als Prediger der Gerechtigkeit (2. Pet 2,5). Äußerst langmütige 120 Jahre währte dieses Rufen zur Umkehr – mit einem niederschmetternden Resultat: Ganze acht Personen wurden durch das Wasser der Flut gerettet; alle anderen kamen um und gelangten wegen ihres Ungehorsams in den Hades, das „Gefängnis“. Das ist heute nicht anders: Viele hören den Ruf, wenige nehmen ihn an. Das durften die Briefempfänger neu festhalten; sie brauchten nicht unter einem falschen „Minderheitskomplex“ zu leiden. An diesem „Mengenverhältnis“ hat sich bis heute leider nichts geändert …
Das Wasser war ein Gerichtsmittel, aber die Familie Noahs war in der Arche in Sicherheit. So ist es auch mit der Taufe: Sie redet vom Tod, vom Gericht – aber dieses Gericht traf nicht uns, sondern den Herrn Jesus. Die Taufe – als Bild des Todes – rettet2, sie bringt uns an das rettende Ufer, zu dem Retter. Er ist auferstanden und erhöht zur Rechten Gottes – das ist die Garantie dafür, dass dieses große Rettungswerk von Gott als „perfekt“ betrachtet wird. So haben wir als Christen kein schlechtes oder schmutziges Gewissen mehr, sondern stehen frei und von Sünden gereinigt vor Gott. Mit der Taufe möchten wir diese innere Gewissheit auch nach außen bekunden und dann ein entsprechendes Leben führen. In diesem Sinn reden sowohl die Flut als auch die Taufe von Gericht und von Rettung – durch Wasser.
Hast du dich durch die Taufe schon auf die Seite des Herrn Jesus gestellt, oder lebst du noch als U-Boot-Christ, von anderen unerkannt?
Schluss mit der traurigen Vergangenheit – Beginn eines neuen Lebensstils
(4,1-6)
Dass Leiden zu einem treuen Glaubensleben gehört, hatte Petrus seinen Lesern schon öfter verdeutlicht (2,19.20; 3,14.17). Aber gerade das Beispiel des für Sünder leidenden Herrn macht klar: „Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20). Mit dieser Einsicht sollte sich jeder Christ wappnen, denn es schützt ihn vor einer falschen Lebenseinstellung. Wer wegen seines Christseins „im Fleisch“, d.h. in seinem Leben auf dieser Erde leidet, hat zur Sünde „nein“ gesagt – und bewahrt sich so ein reines Gewissen (Vers 1.2).
Nicht mehr die triebhaft gesteuerten Begierden, sondern der Wille (griech.: thelema, „Absicht“, „Wunsch“) Gottes ist jetzt die Basis jedes Handelns als Christ. Es reicht allemal, in der Zeit vor der Bekehrung nahezu zwanghaft dem Willen (griech.: boulema, „fester, vorsätzlicher Wille“) der heidnischen Mitmenschen nachgegangen zu sein. Jetzt ist der Wille Gottes Maßstab für ein erfülltes Leben (Vers 3).
Die Mitmenschen damals konnten ebenso wenig wie unsere Nachbarn, Schulkameraden und Berufskollegen heute nachvollziehen, warum wir ausgelassenen Partys, „Komasaufen“ und ähnlichen Veranstaltungen nichts mehr abgewinnen können; ja, wir müssen sogar mit ihrem Spott rechnen (Vers 4). Doch – einmal wird es einen Seitentausch geben (Spr 11,8): Am großen weißen Thron wird der Herr sie nach ihren Werken richten3 (Off 20,13); ihr ewiges Los wird im Feuersee sein. Die Gläubigen der Gnadenzeit dagegen werden ewige Ruhe im Vaterhaus genießen (2. Thes 1,7).
Doch Gott wollte und will die Menschen retten und sie zur Umkehr bringen (2. Pet 3,9). Deshalb hat Er immer die gute Botschaft verkündigt, auch wenn viele die Chance verstreichen ließen (vgl. z. B. Heb 4,2) und jetzt als Tote ihrem ewigen Schicksal entgegensehen. Diese Predigt hatte und hat zwei Schwerpunkte:
- Der Mensch soll sich selbst im Licht Gottes als ein verurteilter Sünder erkennen (sonst erwartet ihn das ewige Gericht als „Menschen…nach dem Fleisch“);
- Gott aber möchte ihm dann Leben, ewiges Leben schenken, damit er in der Kraft des Geistes nach Gottes Gedanken leben kann (Vers 6).
Sind wir bereit, auch bei „Gegenwind“ auf die Teilnahme an zweifelhaften Veranstaltungen zu verzichten, und beten wir stattdessen für die Errettung unserer Mitmenschen?
Die Gedankengänge des Apostels sind in groben Umrissen gut zu verstehen, aber sie beinhalten gerade in dem jetzt besprochenen Text einige schwierige Details. Daher empfehle ich jedem Leser, die eine oder andere gute Auslegung zu Rate zu ziehen. Unter den Literaturhinweisen findet sich bestimmt ein Buch nach dem persönlichen „Geschmack“ des Einzelnen. In diesem Sinn: gesegnetes Studieren – bis zur nächsten und letzten Folge.
Literaturhinweise:
- Billeter, Max: Für Gott leben nach dem Beispiel unseres Herrn
Kommentar zu den Petrus-Briefen (Beröa-Verlag, Zürich 2012) – sehr praxisnah geschrieben; - Darby, J.N.: Betrachtung über 1. Petrus
„Synopsis“ (EPV-Verlag,Neustadt) – kurz, aber tiefgehend; - Heijkoop, H.L.: Der erste Petrusbrief
in www.bibelkommentare.de – sehr ausführlich und zu Herzen gehend; - Smith, H.: Betrachtungen über den 1. und 2. Brief des Petrus
(EPVVerlag, Neustadt) – kurz und knapp.
Fußnoten
1 Der Herr Jesus unterscheidet in der „Bergpredigt“ die Leiden um der Gerechtigkeit willen von den Leiden um seinetwillen (Mt 5,10.11); so spricht auch Petrus von beiderlei Leiden (3,14; 4,14). Die ersteren sind mehr Folgen unserer inneren Einstellung und unseres Verhaltens, die letzteren mehr Folgen unseres offenen Bekenntnisses zum Herrn Jesus. Diese Leiden gehen aber sicher auch manchmal ineinander über.
2 Die Taufe hat es mit unserem Leben auf der Erde zu tun, nicht mit unserer Errettung für den Himmel. In diesem Sinn rettet die Taufe, nicht für die Ewigkeit, aber sie führt uns in den Bereich der Glaubenden, der Jüngerschaft (vgl. Apg 2,40; 22,16; Mt 28,19).
3 Das Gericht der Lebenden findet ca. 1000 Jahre vorher, zu Beginn des 1000-jährigen Friedensreiches, statt (Mt 25,31-46). Das Gericht der Toten erfolgt unmittelbar nach dem Ende dieses Reiches (vgl. Off 20,7.11).
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