Zum Nachdenken
Nach einem guten Anfang - Pharisäer
Man kann einen guten Anfang im Glaubensleben haben – wie Salomo, wie Joas, wie gideon. und trotzdem kann es abwärts gehen. so war es auch bei einer ganzen gruppe von leuten: bei den Pharisäern.
Glaubenseifer am Anfang
Wer wünscht sich nicht einen guten Anfang im Glaubensleben? Nachdem man den Herrn Jesus als Retter angenommen hat, möchte man Ihm treu und entschieden nachfolgen. Das Herz brennt für den eigenen Retter, dem man eine Antwort geben möchte für seine Liebe. Das finden wir bei vielen Personen in der Bibel. Joas, der schon mit sieben Jahren König wurde, hatte ein weites Herz für seinen Gott. Er wollte Ihm dienen. Und er tat es.
Aber mit der Zeit kann sich dieser Eifer verändern. Bei dem einen kann es zu einem Leben führen, in dem unbiblische Werte unserer Gesellschaft die Vorherrschaft gewinnen. Wie bei Demas, von dem wir lesen müssen: „Demas hat … den jetzigen Zeitlauf lieb gewonnen“ (2. Tim 4,10). Bei einem anderen kann es dazu kommen, dass er zwar äußerlich noch voll dabei ist, innerlich jedoch keine praktische Beziehung zu Gott mehr besitzt.
der Anfang der Pharisäer
Für diese zweite Gruppe von Menschen sind die Pharisäer 1 ein Paradebeispiel. Ihr Anfang war viel besser, als wir im Allgemeinen annehmen. Sie hatten ein Herz für Gott und sein Wort. Sie waren nicht bereit, sich wie die Sadduzäer mit der Fremdherrschaft in Israel abzufinden und mit den nichtjüdischen, edomitischen Königen zusammenzuarbeiten. Sie wollten das Volk zum Gesetz zurückführen. So weit, so gut.
Nur wenige Generationen später legten sie zwar noch Wert auf das Gesetz und seine Gebote, ihren eigenen Traditionen jedoch maßen sie mindestens so viel Autorität bei wie dem Wort Gottes. Vor allem meinten sie, sich selbst zum Maßstab für andere Menschen machen zu können.
Tatsächlich sollen wir Vorbilder für andere werden. Und das nicht erst, wenn wir 60 Jahre alt sind. Aber wollen wir insbesondere unser äußeres Verhalten zum Maßstab für das Leben anderer machen, oder sind wir bereit, anderen Christen die persönliche Verantwortung vor ihrem und unserem Herrn zuzugestehen?
Die Pharisäer lehrten bis in die Zeit des Herrn Jesus hinein zum Teil gute Dinge. Anders können wir die Aufforderung unseres Meisters nicht verstehen: „Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet“ (Mt 23,3) – alles das nämlich, was sie wirklich aus dem Gesetz nahmen und lehrten. Ihr Herz aber war weit weg von dem Herrn Jesus.
Kennzeichen der Pharisäer
Ihre besonderen Kennzeichen Sie waren Heuchler, weil sie vorgaben, eine Beziehung zu Gott zu besitzen und auszuleben, die sie in ihrem praktischen Leben überhaupt nicht kannten (Lk 12,1). Auch wir könnten versuchen, äußerlich so zu tun, als ob wir ein geistliches Leben führen. Vielleicht sind wir Sonntag für Sonntag in den Zusammenkünften, aber unser wirkliches Leben gehört nur uns und unseren eigenen Vorstellungen.
Sie waren sehr selbstzufrieden. „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die Übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner“ (Lk 18,11). Auch wir können mit uns und unserem Leben sehr zufrieden sein. Vielleicht bist du getauft und nimmst sogar am Brotbrechen aktiv teil. Dann ist ja alles in Ordnung – denkst du. Wenn aber das tägliche Leben nicht mit dem Herrn Jesus geführt wird, nützen diese äußeren Segnungen nichts. Man kann auch selbstzufrieden werden im Blick auf das christliche Zusammenkommen, das man besucht. Vielleicht bildet man sich etwas auf die eigene Schriftkenntnis, das gemeinsame Bekenntnis oder bestimmte Begabungen ein. Das ist das Gegenteil von Demut, die uns der Herr Jesus vorgelebt hat (vgl.Mt 11,29).
Eng mit der Selbstzufriedenheit hängen Hochmut und das „Sich-besserals-andere-fühlen“ zusammen. Das zeigt die Aussage des Pharisäers in Lukas 18. Wie leicht können wir auf andere Christen herunterschauen, von denen wir meinen, dass sie weweniger wissen oder verstehen als wir. Aber zählt das, oder geht es um die persönliche und gemeinsame Treue in dem, was man durch die Gnade des Herrn verstehen durfte?
Sie werteten das Äußere stärker als das Innere. „Ihr gleicht übertünchten Gräbern, die von außen zwar schön scheinen, innen aber voll von Totengebeinen und aller Unreinigkeit sind“ (Mt 23,27). Gott sieht auf das Innere (vgl. 1. Sam 16,7), ohne dass Er dabei das Äußere übersehen würde. Das Äußere, das Auftreten ist jedoch oft nur ein Spiegelbild des Inneren. Daher muss unser Leben von innen heraus stimmen und unsere Priorität auf dem Herzen liegen. Dann wird auch das Äußere passend werden. Wer hier die Maßstäbe umdreht, bewirkt letztlich Heuchelei. Es kann sogar so sein, dass nach außen hin fast alles stimmt, im Inneren dagegen Finsternis wohnt.
Sie sagten, sie stünden auf Gottes Seite, und doch brachten sie Christus ans Kreuz. So kann auch ein Christ nach außen hin sagen, er würde dem Herrn Jesus nachfolgen und seine Interessen vertreten, aber in Wirklichkeit lebt er sich selbst und verhindert, dass andere den Herrn Jesus finden und Ihm treu dienen.
Sie gaben vor, Menschen zu helfen, in Wirklichkeit jedoch waren sie diesen gegenüber gefühllos und hart (vgl. Mt 6,1-4). Das kann man auch in der Geschichte in Johannes 9 nachlesen, wo die Pharisäer dem Blindgeborenen, der durch den Herrn Jesus sehend geworden war, in unnachgiebiger Weise begegneten. Können nicht auch wir manchmal vorgeben, anderen zu dienen und sie zu belehren, während wir in Wirklichkeit vor allem unsere eigene Ehre suchen und ablehnend werden, wenn der Herr jemand anderes benutzt zum Segen eines Menschen? Wenn nicht wir das Mittel in den Händen unseres Herrn waren, können wir zuweilen sehr kühl reagieren.
Sie wollten in allem Recht haben und die wichtigste Autorität sein und bleiben (Mt 23,2). Deshalb wollten sie dem Herrn die Ehre verwehren, von Kindern angebetet zu werden (Mt 21,15.16). Aus diesem Grund versuchten sie, den Herrn Jesus in eine Falle zu locken (vgl. Mt 22,15). Kann es auch uns wichtig sein, Einfluss auszuüben und angesehen zu sein, so dass wir andere korrigieren können, und meinen, selbst keiner Korrektur zu bedürfen?
auf das ende sehen
Die Pharisäer hatten einmal gut begonnen. Ihr Weg ging – jedenfalls in den Augen Gottes – steil bergab. Es ist besser, wenn wir, wie Jakob, nach einem schwierigen Beginn, einen Glaubensweg gehen, der nach oben führt. Es ist traurig, wie Salomo, Gideon und Demas einen Weg nach unten zu gehen. Eine solche Entwicklung muss nicht Generationen dauern. Das kann von heute auf morgen in meinem Leben so werden. Daher wollen wir uns nicht an den Pharisäern, sondern an dem Herrn Jesus orientieren. Er hat uns vorgelebt, wie ein Christ leben sollte. Bei Ihm gibt es ausreichend Anschauungsmaterial.
Manuel seibel
1 nach Josephus, dem jüdischen geschichtsschreiber, waren sie schon in der Zeit des Königs Jonathan (161-144 v. Chr) aktiv.
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