Bibel praktisch

Gewohnheiten - woran gewöhnen wir uns?

Auch die Bibel redet von Gewohnheiten – von solchen, die sogar der Herr gehabt hat. Das allein zeigt, dass es durchaus biblisch ist, etwas aus Gewohnheit zur Ehre Gottes zu tun. Allerdings spricht Gott ebenso böse Gewohnheiten an, die Ihn betrüben. Wir wollen nun näher untersuchen, was wir aus dem Wort Gottes zu diesem Thema lernen können.

Gewohnheiten des Herrn Jesus

In Lukas 4,16 sehen wir den Herrn Jesus „nach seiner Gewohnheit“ am Sabbat in die Synagoge gehen. In Lukas 22,39 „begab er sich der Gewohnheit nach an den Ölberg“ und in Markus 10,1 lehrte er die Volksmengen, „wie er gewohnt war“, es zu tun. In allen diesen Situationen tat der Herr etwas aus Gewohnheit. Es handelt sich ausnahmslos um gute Dinge und wir lernen daraus, dass wir ebenfalls gute Gewohnheiten haben können und sogar sollen: das tägliche Gebet, das Danken vor dem Essen, das Gehen zu den Zusammenkünften u.v.a.m. Doch wir wollen näher betrachten, was im Innern unseres Meisters vorging, als Er diese gewohnten Dinge tat:

  • In der Synagoge war das Herz unseres Heilands voll vom Wort Gottes. Er stand auf und las segensreiche Worte vor.
  • Auf dem Ölberg finden wir das Gleiche, dort wird uns viel von den Empfindungen des Herrn mitgeteilt. Es war für Ihn ein besonderer Ort, wo Er gerne hinging und oft gewesen ist. Hier wird Er sogar in Zukunft mit den Seinen erscheinen (Sach 14,4-5).
  • Sein Lehren war ebenso nicht bloße Form, sondern kam immer aus dem Herzen, Er redete wie einer, der Gewalt hat, und Markus 6,34 berichtet davon, dass der Herr „innerlich bewegt wurde“ über die Volksmengen, „weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben“. Das war das Motiv für sein gewohntes Belehren.

All dies ist sicher ein Appell an uns, nicht nur gute Gewohnheiten zu haben, sondern sie zugleich mit dem Herzen zu tun. Paulus ahmte den Herrn in dieser Hinsicht nach (vgl. Apg 17,2). Und wir?

Gute Gewöhnung

Ganz ausdrücklich wird eine gute Gewohnheit in Hebräer 5,14 genannt: „Die feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen.“ Wir finden hier solche, die sich viel mit dem Wort Gottes beschäftigen und daher fähig sind, durch die Gewöhnung an die Stimme Gottes das Gute wie das Böse zu beurteilen. Das ist eine gute Gewöhnung, mit anderen Worten ein gutes Verständnis des Bibelinhalts. Dieses steht im Gegensatz zum „Sich Gewöhnen“ an biblische Wahrheiten, die einen gar nicht mehr innerlich bewegen, wie es vielleicht beim ersten Verstehen derselben gewesen ist. Doch diese gute Gewöhnung erfordert ein ständiges Lesen in der Schrift mit dem Ziel, den Heiland und Herrn besser kennen zu lernen, und das jeden Tag.

Neutrale Gewohnheiten

Es gibt Gewohnheiten, die wir haben können, ohne dass sie böse sind und ohne dass die Schrift besondere Hinweise auf sie gibt. Wir sollten sie dann zur Ehre Gottes tun, da wir alles zur Ehre Gottes tun wollen, unabhängig davon, ob es sich um Essen und Trinken oder andere Dinge handelt (vgl. 1. Kor 10,31). Es sind Bereiche, in denen wir Freiheit haben, etwas so einzurichten, wie wir es vor Gott für gut halten. Da gibt es z.B. solche, die jeden Morgen Müsli essen, andere wiederum essen Brot. Diese Gewohnheiten können wir solange tun, wie sie nicht gegen Gottes Wort verstoßen. Einen solchen Fall haben wir in Johannes 2,6. Die Juden beobachteten Überlieferungen und waren gewohnt sie zu tun. So wuschen sie z.B. die Krüge und die Hände sehr sorgfältig, damit sie sich nicht mit etwas verunreinigten. An und für sich war das auch nicht böse. Der Herr jedoch zeigt deutlich, dass wenn sie mit ihren Überlieferungen das Gebot Gottes übertraten (z.B. das Gebot, Vater und Mutter zu ehren), es nur seine Verurteilung zur Folge haben konnte (vgl. Mt 15,2-9). Dies war dann nicht mehr „neutral“. Ob alle unsere Gewohnheiten, von denen wir bisher gedacht haben, sie seien in Ordnung, wirklich mit der Bibel übereinstimmen?

Böse Gewohnheiten

Eine böse Gewohnheit wird in 1. Korinther 11,16 mit Namen genannt, nämlich die Gewohnheit „streitsüchtig zu sein“. Vielleicht ist das bei uns kein Dauerzustand, aber wenn bei uns nicht alles so glatt läuft, wie wir es uns gedacht haben, haben wir dann nicht vielleicht die Gewohnheit in solchen Momenten „Streit zu suchen“? Auch wenn der Schwerpunkt in 1. Korinther 11 ein anderer ist, müssen wir uns dennoch fragen, ob diese mildere Form von Streitsucht nicht bei uns vorhanden ist.

Bedauerlicherweise haben manche die schlechte Sitte bzw. Gewohnheit das Zusammenkommen zu versäumen (Heb 10,25), besonders das zum Gebet. Wenn wir wirklich verhindert sind, dann sieht der Herr das; aber Er sieht auch, wenn wir es eben versäumen. Wir brauchen jede Zusammenkunft! Wenn wir zu seinem Namen hin versammelt sind, dann ist Er in der Mitte, dann ist Er unsichtbar gegenwärtig. Daheim oder an einem anderen Ort haben wir diese besondere Segnung nicht. Wir wollen uns ermuntern lassen, diese traurige Gewohnheit bewusst aufzugeben.

Eine andere Gefahr wird uns in 1. Korinther 15,33 vorgestellt: „Lasst euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten.“ Der Vers spricht für sich. Haben wir bösen Verkehr, d.h. unnötigen Umgang mit Menschen ohne auf irgendeine Weise ein Zeugnis sein zu wollen? Beachten wir: dann werden wir „automatisch“ gute Gewohnheiten aufgeben und zugleich böse annehmen. Da gibt es keine Ausnahme, die Folgen lassen (vielleicht nur schleichend und dennoch) nicht lange auf sich warten!

Gewöhnung an Böses

Doch was ist, wenn wir uns sogar schon an böse Taten gewöhnt haben? Jer 2,33 und 13,23: „Darum hast du deine Wege auch an böse Taten gewöhnt“ und „…, die ihr Böses zu tun gewöhnt seid“. Wie traurig und gefährlich! Kann uns das denn passieren? Leider ja, mir und dir! Unser Gewissen, das war früher vielleicht biblisch zart, aber mit der Zeit stumpfte es mehr und mehr ab und nahm weltliche Maßstäbe an. Und woran sind wir dann gewöhnt? An Sünde! Wir ließen die kleinen Füchse laufen (Hld 2,15) und der Feind gewann immer mehr an Boden in unserem Leben.

Lassen wir uns ernstlich, aber zugleich in Liebe warnen. Das nimmt kein gutes Ende. Helfen kann nur der Herr, der dich und mich so sehr liebt und diesen Zustand beseitigen kann. Er hat am Kreuz schon alles Nötige getan und ist voller Gnade uns gegenüber – doch wir müssen die Sünde im Glauben an die Gnade und Liebe Gottes bekennen, damit Er uns davon reinigen kann!

Fazit

Möge die Beschäftigung mit diesem Thema uns alle sensibler machen für unser Handeln und Denken. Fragen wir den Herrn: „Gefällt dir dies oder jenes?“, anstatt zu tun, was alle tun und was unter (angesehenen) Gläubigen akzeptiert und im Allgemeinen getan wird! Doch werfen wir nicht Gewohnheiten gleich als „Althergebrachtes“ fort, nur weil wir vielleicht noch nicht verstehen, warum wir sie tun. Mit Kindern verfahren wir doch auch nicht anders. Sie lernen gute Gewohnheiten und später verstehen sie ihren Sinn.

Lasst uns wirklich alles von Herzen für den Herrn tun und zugleich all das Gute von Ihm (und den Menschen) nicht als selbstverständlich ansehen, uns daran gewöhnen, sondern immer wieder neu dafür danken, dass wir eine Bibel haben, ein Mittagessen, gute Freunde, gläubige Eltern …

Damian Korcz