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Frage: Hosen/Röcke?

Frage:

Hosen/Röcke?

Kleidung der Frauen (innerhalb und außerhalb der Zusammenkünfte)

Ich höre immer wieder von Ungläubigen, dass unter den Christen, die zum Namen des Herrn zusammenkommen möchten, die Frauen Röcke tragen müssen. 

In diesen Zusammenkünften erwartet man ja von jeder Frau, dass sie einen Rock trägt. Es ist wie ein ungeschriebenes Gesetz. Wenn jemand, eine Ungläubige oder jemand, die es nicht so sieht, mit einer Hose erscheint, fühlt sich diese ziemlich an den Rand gedrängt.

Ich möchte dich nun fragen, aufgrund von welchen Überzeugungen aus der Bibel eine Frau einen Rock tragen sollte?

Wie kann man einem Ungläubigen dies plausibel erklären, dass er es versteht?
Eigentlich sollte jede gläubige Frau das aus ihrer eigenen Überzeugung vor dem Herrn tun. Aber ist es nicht so, dass es fast zu einem Zwang wird, nach dem Motto: „weil ja alle anderen auch einen Rock tragen, also muss ich es auch“?

Antwort:

Lieber S., die von Dir angeschnittene Frage bewegt, ja erhitzt manche Gemüter immer wieder neu, was sicher verschiedene Ursachen hat, die jetzt nicht näher untersucht werden sollen. Schwierig wird die Sache oft deshalb, weil auf beiden „Seiten“ der Auseinandersetzung ernsthafte Christen/innen sind, die sich in ihrer Lebenspraxis beide auf die Heilige Schrift als verbindliche Autorität stützen möchten. Insofern ist große Weisheit und auch Bescheidenheit und dazu Zurückhaltung von uns Männern bei dem Versuch einer kurzen Behandlung dieses Themas nötig. Der Herr schenke sie uns allen!

1. Die Schöpfungsordnung

Wenn Gott den Menschen „männlich und weiblich“ (1. Mo 1,27) schuf, wird von Anfang an klar, dass Er die Geschlechter voneinander unterscheidet und ihnen auch unterschiedliche Aufgaben zuweist (die göttliche „Hierarchie“ nach 1. Korinther 11,2ff. gibt dazu den Rahmen). Dieser Grundsatz durchzieht die ganze Bibel und gilt für alle Epochen, auch heute, im Zeitalter des Gender-Mainstreaming 1 . Im gesamten Auftreten sollten Frauen und Männer diese Schöpfungsordnung beachten. Das bezieht sich auf den Wirkungskreis, die Tätigkeit, das Reden/Beten und auch auf das Äußere der Geschlechter (1. Tim 2; Tit 2; 1. Kor 11.14; 1. Pet 3 etc.).

2. Detailvorschriften?

In Bezug auf die Haare gibt uns Gottes Wort in 1. Korinther 11 eindeutige und unmissverständliche Anweisungen: Ein Mann lässt sich das Haar abschneiden, weil es sonst eine Unehre für ihn wäre; eine Frau handelt genau umgekehrt, weil das dann eine Ehre für sie ist. Weitere Details über das Auftreten oder die Kleidungsarten von Mann und Frau werden im Neuen Testament außer in den bereits erwähnten Stellen nicht aufgeführt. Vielen Christen ist 5. Mose 22,5 in dieser Beziehung richtungsweisend in dem Sinn, dass sie das Anziehen eines für einen Mann kreierten Kleidungsstückes durch eine Frau (oder umgekehrt) als von Gott nicht gewollt ansehen. Die Anwendbarkeit dieses Verses über die Zeit des AT hinaus wird dabei mit dem Hinweis auf die Formulierung „…ist ein Gräuel für den Herrn“ begründet. Andere verstehen den Text als Warnung vor einer bewussten Geschlechterverdrehung mit Auswirkungen auf die eigene Sexualität 2 . Welche Auffassung man nun im Detail hierzu hat oder kennt, es wird in jedem Fall durch diesen Bibeltext der Grundsatz der Unterscheidung der Geschlechter bestätigt, die in der Gesamtheit des Auftretens einer Person sichtbar werden sollte – bei der die Kleidung einen, sicher wichtigen, Aspekt bildet.

3. Hose oder/und Rock?

Es hat natürlich schon immer Textilien gegeben, die um ihrer Unauffälligkeit willen mit dieser Perspektive der Schöpfungsordnung nichts zu tun hatten oder haben (T-Shirts oder Regenjacken sind geschlechtlich gesehen nichtssagend). Auch die umstrittene Hose wird in Variationen angeboten, die ausschließlich für Frauen geschnitten sind (Die Notwendigkeit der Anständigkeit aller Kleidungsstücke ist von dieser Frage übrigens völlig unberührt und sollte mehr beachtet werden!). Zudem ist es m.E. heute nach fast 100 Jahren „Frauenhose“ kaum realistisch, Hosen als ausschließliche, typisierende Männerkleidung zu bezeichnen. Kleidung ist ein Teil der sich verändernden Kultur, die Einfluss auf Kleidung, Wohnstil, Technik und viele andere Bereiche unseres Lebens hat.

Dennoch sollte man beachten, dass das Hosentragen von Frauen zu Beginn stark durch die Emanzipationsbewegung gefördert wurde, und dass auch die Unisex-Mode in manchen Bereichen durchaus diese Tendenzen unterstützt 3 . Deshalb sollte sich jeder persönlich seiner Verantwortung bewusst sein, „sein“ Geschlecht auch entsprechend im Gesamtauftreten darzustellen – das gilt für junge Menschen genauso wie für alte; Gottes gute Grundsätze bleiben unverändert bestehen und sind nicht nur etwas für die „Altvorderen“.

Diese Symbolkraft der Hose als Ausdruck von Emanzipation wird von manchen weiter als solche empfunden, für andere dagegen ist sie verblasst oder ganz gewichen. Das sollte man bei der Bewertung der Frage (auch der Haltung des Mitgläubigen) bedenken. Viele gläubige (junge) Frauen beabsichtigen zum Beispiel gar nicht, durch das Tragen von Hosen die Schöpfungsordnung Gottes zu missachten. Gleichwohl können sich Frauen optisch sicher besonders leicht durch das Tragen von Röcken/Kleidern als solche zu erkennen geben.

Dass heute in einigen Berufen, Lebensbereichen und je nach Situation auch bei manchen Tätigkeiten das Hosentragen für eine Frau sinnvoller oder gar erforderlich ist, sollte ebenfalls beachtet werden, auch wenn dies den geäußerten Gedanken nicht entkräftet.

In der Klärung dieser Frage steht jeder vor dem Herrn, und vielleicht können zwei Verse aus Römer 14 einmal darauf bezogen werden: „Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn“ (Röm 14,4); „Denn keiner von uns lebt sich selbst …wir leben dem Herrn“ (Röm 14,7.8).

4. Gespräch und Umgang mit Ungläubigen

Ein Ungläubiger sollte sicher nicht in die Auseinandersetzungen über dieses Thema hineingezogen werden. Aber ist es nicht recht einfach, auf die Schöpfungsordnung Gottes hinzuweisen, die eine gläubige Frau immer beachten möchte? Viele Christinnen möchten das durch das Tragen von Röcken/Kleidern zeigen. Das ist vielleicht eine recht „kurze Mathematik“, aber ein kurzes, prägnantes Zeugnis ist oft wirkungsvoller als ein umständliches „Um-den-heißen-Brei-Reden“. Andererseits ist es sicher weise, auch um anders denkender Christen willen, diesen Punkt nicht überzubetonen.

Was ungläubige Frauen betrifft (oder gläubige Frauen, denen die Thematik unbekannt ist), die die Zusammenkünfte in Hosen besuchen, so sollten in dieser Hinsicht jegliche möglichen Vorbehalte hintenangestellt und nicht thematisiert werden. Die Verbreitung des Evangeliums oder/und auch des großen Heils Gottes dürfen durch Unkenntnis oder durch unterschiedliche Auffassungen zu einem Thema wie diesem keinen Schaden nehmen.

5. Verhalten als Geschwister untereinander

Während die langen Haare bei Frauen ein Gebot des Herrn sind, wird das Tragen von Hosen auch unter ernsthaften Christen, die dem Herrn gehorchen möchten – und nicht einfach nur oppositionell oder der Welt angepasst auftreten wollen –, unterschiedlich beurteilt. Das hängt sicher auch mit der Bewertung der beschriebenen Entwicklung in unserer Gesellschaft zusammen. Daher sollte man sich vor vorschneller Verurteilung des anderen Standpunktes bewahren lassen und bereit sein, die Überzeugung des anderen zu achten und anhand von Gottes Wort auch die eigene auf den Prüfstand zu stellen. Gehorsamsbereitschaft gegenüber Christus und seinem Wort sollte jeden Christen kennzeichnen (2. Kor 10,5).

Nüchtern betrachtet wird es in dieser Frage kaum zu einer einheitlichen Haltung unter Christen kommen, auch nicht unter denen, die in der von dir beschriebenen Weise zusammenkommen. Dabei geht es mir nicht um weltliches oder/und auch unanständiges Auftreten (beides wird man bei geistlicher Gesinnung erkennen und unter Gebet auch einmal ansprechen können). Auch wollen wir einander helfen und füreinander beten, den Willen Gottes zu erkennen und zu leben. Doch es ist in Bezug auf das Miteinander in jedem Fall hilfreich, auf die Gefühle des anderen Rücksicht zu nehmen 4 , wenn dieser in Verantwortung vor seinem Herrn zu einer anderen Überzeugung gekommen ist als man selbst. Und das gilt für uns alle. Ist nicht auch hier Römer 15,7 zu beachten : „Nehmt einander auf, wie Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit“?

Lieber S., ich hoffe, dass du meine Gedankengänge ein wenig nachdenken kannst und würde mich freuen, wenn sie dir in deiner persönlichen Situation am Ort weiterhelfen.

„Lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“ (Eph 4,15)!

Herzliche Grüße, Dein Martin Schäfer

 

1 Der Versuch, die Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen der Gesellschaft durchzusetzen – und damit die Geschlechterrollen völlig abzuschaffen.

2 Der sogenannte Transvestitismus, eine Verstellung des eigenen Geschlechts durch Kleidertausch, was heute leider wieder verstärkt vorkommt, oft mit schlimmen Folgen auch für andere.

3 Lt. Duden (2006) ist Unisex die „Verwischung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern (im Erscheinungsbild)“).

4 Vgl. dazu den Artikel von Thorsten Attendorn in Heft 08/2010 über Römer 14/15.