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Burnout - Zeitmanagement

Das Zeitmanagement eines Jüngers des Herrn

„Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag wandelt, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht wandelt, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist“ (Joh 11,9.10).

Begrenzte Zeit

Gott hat uns Zeit geschenkt, aber nicht unbegrenzt (1. Kor 7,29; vgl. Jak 4,14) 1 . In unserem Leitvers macht der Herr seinen Jüngern das schon deutlich: „Hat der Tag nicht zwölf Stunden?“ Wir können die uns in unserem Leben zur Verfügung stehende Zeit nicht vermehren, sondern nur die vorhandene Zeit besser nutzen. Paulus drückt das so aus, dass wir diese begrenzte Zeit unseres Lebens „auskaufen“ sollen (Eph 5,15.16).

Zeitmanagement

Mit „Zeitmanagement“ ist gemeint, dass man die eigene Arbeit und Zeit beherrschen möchte, statt sich von ihr beherrschen zu lassen. Die Zeit soll nicht unkontrolliert „davon laufen“, sondern „ausgekauft“, d.h. möglichst gut genutzt werden. „Gut“ heißt für einen Jünger Jesu: in seinem Sinne, nach dem Willen des Herrn. Zeitmanagement soll also nicht helfen, dass ich meine Zeit nach meinen Vorstellungen beherrsche, sondern dass ich meine Verantwortung vor dem Herrn wahrnehme, meine Zeit nach seinem Willen zu gebrauchen.

Ein gutes Zeitmanagement ruht auf zwei Säulen:

  • Erkennen der von Gott gegebenen Ziele und der Wege dahin: Was will Gott von mir – langfristig und kurzfristig, grundsätzlich und konkret?
  • Planung und Erledigung der täglichen Aufgaben im Einklang mit diesen Zielen: Was hilft mir zur Erreichung von Gottes Zielen für mich? Was ist wichtig und was nicht?

Bei alledem ist immer Gottes Weisung und Führung maßgeblich.

1. Ziele und Wege erkennen

Wie ich meine Zeit nutze, hängt von meinen (bewussten oder unbewussten) Zielen ab. Wenn ich ein Ziel verfolge, setze ich dafür meine Zeit ein. Als Jünger des Herrn sollen wir (1) Ziele haben, (2) uns unserer Ziele bewusst sein und (3) sie in unserem Leben bewusst verfolgen 2 . Paulus spornt uns besonders an:

  • Bewusstes, wirkungsvolles Leben: „Ich laufe so, nicht wie aufs Ungewisse; ich kämpfe so, nicht wie einer, der die Luft schlägt“ (1. Kor 9,24-26).
  • Christus als Ziel: Ich jage „das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,13.14).

Was ist mein Lebensziel?

Was ist mein Lebensziel, worauf richte ich mein Leben aus? Es ist Christus – am Ende meines Lebens möchte ich bei Ihm sein, und in meinem Leben möchte ich Ihm nachfolgen und Ihn nachahmen. Dazu gehört es, sich „zuerst dem Herrn“ zu geben (2. Kor 8,5). Das umfasst alle Lebensbereiche: Arbeit, Beziehungen (Familie usw.), Reich Gottes/Versammlungsleben, Freizeit/Erholung. Finde doch einmal selbst heraus, welche Ziele Gott mit seinen Kindern hat! Vielleicht hilft Dir die Fragestellung: Was möchte ich in 50 Jahren rückblickend über mein Leben sagen – oder besser noch: Was wird der Herr über mein Leben sagen, wenn ich morgen vor Ihm stehe?

Wie wird mein Lebensziel konkret?

Von jedem Lebensziel kann man langfristige, mittelfristige und kurzfristige Ziele ableiten. Ziele und Aufgaben müssen konkret sein, durchführbar und realistisch (weniger ist manchmal mehr) und sollten sich auch im Tagesablauf niederschlagen. Beispiele:

  • Ein Kind hat das Ziel, „den Eltern zu gehorchen“ (Eph 6,1). Es hält sich also an den Hausarbeitenplan, der in der Familie aufgestellt wurde. Daraus folgt dann die konkrete Aufgabe, den Staubsauger zu schwingen, den Müll zu entsorgen usw.
  • Als Arbeitnehmer habe ich das Ziel, meinem Arbeitgeber zu gehorchen und ihm „als dem Herrn“ zu dienen (Eph 6,5 ff.). Deshalb habe ich tagesaktuell die Aufgabe, die Arbeitsaufträge zu erledigen, die mein Vorgesetzter mir gibt.
  • Um das Lebensziel „in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“ zu wachsen (2. Pet 3,18) zu erreichen, kann ich mir mittelfristig vornehmen, die Bibel gezielt im Blick auf diese Themen durchzulesen. Kurzfristig kann ich ein bestimmtes Bibelbuch mit einem nützlichen Kommentar studieren.

Kein geistlicher Pragmatismus 3

Es ist gut, Ziele zu haben. Aber welcher Weg ist der richtige? Und welche Mittel habe ich dazu, was fehlt mir? Für einen Jünger Jesu sind Mittel und Wege nicht beliebig. Der Zweck – das gute Ziel – heiligt nicht die Mittel. Einen solchen Pragmatismus kennt die Bibel nicht. Es wird nur der belohnt, der „gesetzmäßig kämpft“ (2. Tim 2,5). (Auch) das ist gemeint, wenn der Herr den lobt, der „in wenigem treu“ ist (Mt 25,21). Es kommt nicht auf den Erfolg an, sondern einzig und allein darauf, dass ich tue, was der Herr will. Auch wenn ich zielbewusst und verantwortungsvoll über Mittel und Wege nachdenken will, soll doch meine Entscheidung allein von der Führung des Herrn abhängen.

Wie konkrete geistliche Ziele aussehen können

  • Lebensziel: Gott will, dass alle Menschen errettet werden (1. Tim 2,4) mein Ziel: Jede Gelegenheit nutzen, die Gott mir gibt, um das Evangelium weiterzugeben.
  • Langfristiges Ziel: In jedem Lebensabschnitt soll jeder in meiner Nachbarschaft/Schulklasse/
  • Arbeitsumfeld das Evangelium von mir hören und weiter „betreut“ werden.
  • Mittel-/kurzfristiges Ziel: Zum nächsten Schuljahresbeginn oder im nächsten Monat (konkret!) soll jeder Klassenkollege ein Traktat/einen Flyer von mir bekommen.
  • Integration in die Tagesplanung: Gute, ansprechende Traktate beschaffen, die für die Schulkollegen jeweils geeignet sind.

Ganz praktisch: Wie bestimme ich meine Ziele?

  • Ausgangspunkt Gottes Wort – kein großes oder kleines Ziel darf zu Gottes Wort im Widerspruch stehen, sondern im Regelfall kann es aus der Bibel hergeleitet werden. Gott definiert unsere Lebensziele im Grundsätzlichen (durch sein Wort) und im Einzelnen (durch seine Führung).
  • Gemeinschaft mit dem Herrn im Gebet – das ist sowohl für die Auswahl als auch die Umsetzung von Zielen unverzichtbar (Jak 1,5; Spr 16,3).
  • Konkrete Leitung des Geistes – Gott hat die guten Werke unseres Lebens „zuvor bereitet“ (Eph 2,10) und will uns durch seinen Geist leiten (vgl. Röm 8,14). Das heißt: Jeder Schritt, jede Handlung wird von Ihm geführt, nicht nur die „groben Linien“. Er leitet uns darin durch seinen Geist 4 und gibt uns die Kraft und die Freiheit, sie auszuüben.

2. Aufgaben planen und durchführen

Planung ist das geistlich?

  • Kein „Hans-guck-in-die-Luft“: Wir sollen nicht gedankenlos drauflosleben. „Wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor nieder und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung habe“ (Lk 14,28). Das sagt der Herr konkret über die Entscheidung zur Nachfolge, und es sollte auch ein Prinzip in der Nachfolge sein.
  • Kein forsches Planen ohne Gott: Das von Gott unabhängige Planen, ohne den Willen des Herrn zu beachten, wird verurteilt: Der Mensch ohne Gott plant sein Leben und seine Vorhaben – ohne zu wissen, was der morgige Tag bringt. Der Jünger Jesu denkt so: „Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir dieses oder jenes tun“ (Jak 4,13-15).

Planen steht also nicht im Gegensatz zur Leitung des Heiligen Geistes. Aber alles Planen muss im Einklang mit dem Willen des Herrn und unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen. Anders gesagt: Der Wille Gottes muss für mich zu meinem Plan werden.

Das tägliche Tun wildes Jonglieren oder geordnetes Abarbeiten?

Planung ist das eine, auf die Umsetzung kommt es an. Viel Zeit ist durch „Pflichtprogramm“ belegt, aber mancher jongliert auch darüber hinaus mit lauter dringenden Aufgaben. Man neigt oft dazu, alles wichtig zu finden, was dringlich ist. Aber was ist wirklich wichtig? Aus Sicht eines Jüngers kann die Frage lauten: Wenn heute der Herr käme – was würde ich am meisten bedauern, nicht getan zu haben; oder: Was würde ich am Wichtigsten finden noch zu tun (vgl. Lk 19,13)?

Drei Schritte:

  • Auslese der Ziele: Welche Ziele sind es wert, verfolgt zu werden (s.o.: Was sind Gottes Lebensziele für mich?)
  • Auslese der Aufgaben: Was bringt mich diesen Zielen näher?
  • Rangfolge der Aufgaben: Wie wichtig und dringlich sind meine konkreten Vorhaben, in welcher Rangfolge sollte ich sie „abarbeiten“? Das ist das „Priorisieren“ 5 .

Zwei Kriterien:

  • Auf der zeitlichen Ebene liegt die Dringlichkeit: Wie zeitnah muss ich eine Aufgabe erledigen?
  • Auf der inhaltlichen Ebene liegt die Wichtigkeit: Wie wichtig ist die Aufgabe, weil sie mich Gottes Zielen für mich näherbringt?

Was dringend und wichtig ist, muss ich termingerecht erledigen, es hat Priorität. Warum aber sollte ich mich mit etwas beschäftigen, was unwichtig ist – selbst wenn man es dringend macht? Wenn Du einen normalen Tagesablauf durchdenkst – was ist in Deinem Leben alles dringlich? Ist es auch wichtig in Gottes Sinn, um seine Ziele für Dich zu erreichen? Achtung: Was wichtig ist, aber (noch) nicht dringend, sollte nicht „hinten runterfallen“. Gern drängeln sich permanent unwichtige Sachen dazwischen, und irgendwann sieht die Bilanz düster aus.

Ist es nicht so, dass ich meinen echten Lebenszielen mit manchen Tätigkeiten entscheidend näher komme, die gar nicht so viel Zeit brauchen? Und dass ich relativ viel Zeit aufwende für Dinge, die mit meinen Zielen nicht viel zu tun haben? Wie oft „fehlt“ mir morgens die Zeit zum Gebet – dabei ist es keine bloße Theorie, dass diese Zeit, die ich mir für das Gebet nehme, ganz entscheidend ist für die Erledigung der geistlichen Aufgaben und für mein geistliches Wachstum. Wie viel Zeit verbringe ich andererseits in der „Freizeit“ – und wie viel Ertrag hat sie für meine Lebensziele?

Entscheidungshilfen für einen Jünger Jesu

Jeder Christ wird es in seiner „Laufbahn“ (egal in welchem Tätigkeitsbereich) immer wieder neu lernen müssen, bei seinem Bemühen um gute Arbeit nicht die falsche Priorität zu setzen. Nüchternheit und Selbstbeherrschung auch in diesen Dingen sind geistliche Tugenden, die der Heilige Geist in einem Christen hervorbringt (Gal 5,22.23; 1. Pet 5,8). An dem Spruch ist etwas Wahres dran, dass wir nicht die Zeit managen können, sondern nur uns selbst.

Folgende Aussagen trifft die Bibel über Rangfolgen (zunächst inhaltlicher Art, im Einzelfall evtl. auch zeitlicher Art) bei der Lebensgestaltung:

  • Das Reich Gottes hat Vorrang vor dem Irdischen: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles [Nahrung, Kleidung] wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,33).
  • Der Bau am Haus Gottes (der Versammlung/Kirche/Gemeinde) hat Vorrang vor den persönlichen, irdischen Interessen: „Ist es für euch selbst Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus [der Tempelbau] wüst liegt?“ (Hag 1,4).
  • Der „nähere“ Verantwortungsbereich hat Vorrang vor dem „entfernteren“: „Die Söhne meiner Mütter … bestellten mich zur Hüterin der Weinberge; meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet“ (Hld 1,6).

Umsetzung mit Konsequenz und Flexibilität

Für Jünger des Herrn ist es von zentraler Bedeutung, sich ganz exakt von Ihm führen zu lassen. Das meint unser obiger Leitvers mit „am Tag wandeln“. Wenn meine Zeit begrenzt ist, ist es umso wichtiger, „im Licht zu wandeln“ – das heißt Schritt für Schritt so, wie der Herr (Er ist das Licht) meinen Weg beleuchtet.

  • Ich brauche Besonnenheit oder Selbstbeherrschung, das vor Gott als „wichtig“ Erkannte zu tun und sich nicht mit (bloß) „Dringlichem“ aufzuhalten. Gerade bei „A-Aufgaben“ sollte man nicht mehrere gleichzeitig erledigen, sondern lieber nur eine – die aber konsequent.
  • Andererseits ist Flexibilität wichtig – wer mit Gott plant, muss auch bereit sein, mit Gott einen Plan zu verwerfen, zumal die Führung Gottes nicht immer leicht zu erkennen ist (2. Kor 1,15 ff.; vgl. Apg 16,7).

„Wandeln im Licht“ Das Beispiel des Herrn Jesus

Gerade was die Führung Gottes im geistlichen Dienst betrifft, kann man vom Herrn Jesus viel lernen. Er hat sich jeden Morgen das Ohr öffnen lassen (Jes 50,4) und richtete sich immer danach aus, was sein Vater Ihm als Auftrag gab (z.B. Joh 5,30; 14,10).

  • Sinn und Zweck: Er prüfte, aus welchem Grund Er gesucht wurde und sprach das auch deutlich an (Joh 6,25 ff.).
  • Echte Bedürfnisse: Er unterschied zwischen echten und scheinbaren Bedürfnissen und ließ die Letzteren einfach stehen (Mk 8,11 ff.).
  • Gottes Auftrag: Einmal hatte Er bereits vielen geholfen, aber das genügte den Jüngern noch nicht: „Alle suchen dich“, mahnt Ihn Petrus. Aber der Herr zog sich an einen öden Ort zum Gebet zurück und ging „woanders“ hin, weil Er gemäß Gottes Auftrag „dazu ausgegangen war, auch dort zu predigen“ (Mk 1,35 ff.).
  • Gottes Zeitpunkt: Er wusste genau, wann Er wie tätig werden sollte. Weder eine (relative) Notsituation, noch die Aufforderung durch Nahestehende konnte Ihn drängen, sondern Er wartete auf Gottes Zeitpunkt (Joh 2,1 ff.). Gottes Führung hatte für Ihn auch Vorrang, als es eine gute Gelegenheit gab, seinen Wirkungskreis auszuweiten. Seine Jünger wollten Ihn mit guten Gründen dazu bewegen, nach Judäa zu gehen. Er tat das nicht, weil seine Zeit noch nicht gekommen war (Joh 7,1 ff.).
  • Kein „Multitasking“: Er machte nicht zwei Sachen auf einmal. Er wurde zu der todkranken Tochter des Jairus gerufen, hatte aber zunächst die „blutflüssige Frau“ zu heilen (Mk 5,21 ff.). Jim Elliot sagte: „Wherever you are, be all there” – „Wo auch immer du bist, sei ganz dort”.
  • Höchstes Ziel: Gottes Verherrlichung: Auch bei der Auferweckung des Lazarus wartete Er auf Gottes Zeitpunkt. Als Er die Nachricht von Lazarus’ Krankheit bekam, blieb Er noch zwei Tage an dem Ort, wo Er war. „Danach“ machte Er sich auf den Weg (Joh 11,1 ff. – in diesem Zusammenhang steht auch unser obiger Leitvers). Er war vollständig sein eigener Herr und zugleich vollständig dem Willen Gottes unterworfen.

Der Herr war ein abhängiger Diener – abhängig von Gott. Damit hielt Er sich notwendigerweise unabhängig von den Menschen – von seiner Familie (der Mutter), seinen Freunden (Maria, Martha und Lazarus) und seinen „Mitarbeitern“ (den Jüngern). Wenn wir gerne Gelegenheiten nutzen (Gal 6,10), Bitten hören (Mt 5,42) und Rat berücksichtigen wollen (vgl. Spr 12,15), soll der Herr darin unser Vorbild sein, „im Licht zu wandeln“.

Thorsten Attendorn

 

1 Vgl. E. A. Bremicker, Du liebe Zeit, FMN 3/2008, S. 10.

2 Vgl. R. Möckel, Zielorientiert leben – eine Illusion? FMN 11/2008, S. 26. 

3 „Pragmatismus“ ist die Anschauung, dass ein Handeln oder Verhalten nicht an unveränderlichen Maßstäben gemessen, sondern nur danach beurteilt wird, welche (möglichen) praktischen Auswirkungen es hat.

4 Dazu M. Vogelsang, Den Willen Gottes erkennen, FMN 6/2005, S. 4 u. 7/2005, S. 6.

5 Man spricht oft von „Prioritäten setzen“, aber streng genommen ist das falsch. Das Wort „Priorität“ kommt vom lateinischen Wort „prior“, das ist der Erste (von zweien). Es gibt nur eine Priorität, nicht mehrere, auch nicht die erste, zweite, dritte usw. Diese „Wortklauberei“ hat vielleicht auch einen geistlichen Gehalt – denn wer oder was sollte „das Erste“ sein im Leben eines Jüngers?