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Das Märchen vom "historischen Jesus"

Immer wieder wird von einem „historischen Jesus“ gesprochen und geschrieben. Nicht in bibeltreuen Veröffentlichungen, wohl aber in solchen, die der Bibel und dem Herrn Jesus kritisch gegenüber stehen. Man will damit sagen, dass der historische Jesus sich von dem biblischen Jesus unterscheide. Und dieser historische Jesus sei der wirkliche. Der Jesus der Bibel sei nichts anderes als ein Märchen; mit anderen Worten: eine Lüge.

 

Ein historischer oder ein biblischer Jesus?

Es gibt sicher viele Gründe, warum der „historische Jesus“ von dem biblischen Jesus unterschieden werden soll. Letztlich ist es das erklärte Ziel Satans, die Herrlichkeit des Herrn Jesus in den Schmutz zu ziehen. Bei einer großen Anzahl von Menschen hat er damit bereits Erfolg gehabt. Es gibt nicht mehr viele, die der Bibel zu 100% glauben und vertrauen. Selbst solche Christen, die dem Herrn Jesus treu sein wollen, können ins Zweifeln geraten.

Man fragt sich, wie das möglich ist. Denn die Bibel ist in ihren Berichten wohl das durch historische Belege am besten bezeugte Buch der Welt. Es gab in der Vergangenheit nicht sehr viele Historiker, die genau aufgezeichnet haben, was sich wann abgespielt hat. Daher bleiben viele historische Berichte nahezu unbestätigt. Nicht so die Bibel. Nicht nur Zeitzeugen wie Josephus, sondern auch viele Ausgrabungen und Funde belegen, dass die Bibel recht hat, wenn sie historische Tatsachen berichtet.

Ein Christ hat solche Beweise an und für sich nicht nötig, denn er vertraut Gott, auch wenn er keinen zusätzlichen Beleg dafür hat, dass die Bibel historisch recht hat. Und da, wo Gott spricht, muss es sich um die Wahrheit handeln. Daher glauben wir an die Bibel. Dennoch kommt Gott uns entgegen, weil Er unseren Kleinglauben kennt und nennt uns zum Beispiel im Blick auf die Auferstehung Jesu eine große Anzahl von Zeugen (vgl. 1. Kor 15,5–8).

 

Satan sät Zweifel

Genau an diesem Punkt greift Satan an. Von Anfang an lautete seine Frage: „Hat Gott wirklich gesagt?“ (1. Mo 3,3). Wenn man Satan nicht nur das Ohr leiht, sondern auf seine Frage dann auch noch eingeht, ist man in größter Gefahr. Denn Satan kennt unsere Herzen durch jahrtausendlange Erfahrung sehr gut. Er wusste schon, wie er Adam und Eva fangen konnte. Er wandte sich nicht an Adam, sondern an Eva, bei der er, wie es scheint, davon ausging, dass sie leichter zu verunsichern war als Adam. Und nachdem sie auf seine Zweifel säende Frage eingegangen ist, widerspricht er auf direkte Weise dem, was Gott gesagt hatte: „Ihr werdet durchaus nicht sterben …“ (1. Mo 3,4).

Besonders bei altersmäßig jungen Christen und bei gerade zum lebendigen Glauben an Christus gekommenen Menschen versucht der Teufel, Zweifel zu säen: „Ist das wirklich alles zu 100% wahr, was über Jesus in der Bibel steht? Denk doch mal darüber nach: Wie kann Gott seinen eigenen Sohn bestrafen? Das ist doch Sadismus. Und wie kann Jesus ein Rabbi gewesen sein, ohne verheiratet gewesen zu sein? Nein, ...“ Wenn man solchen bösen Worten auch nur kurzfristig sein Ohr leiht, ist man in größter Gefahr. Selbst ältere Christen lassen sich von solch scheinbar überzeugenden Argumenten anstecken und kommen ins Zweifeln. Vom Zweifel zum Unglauben ist nur ein kleiner Schritt.

 

Zuverlässige Evangelisten

Zweifel aber ist vollkommen unnötig. Wir haben vier vollkommene Berichte über das Leben des Herrn Jesus. Sie widersprechen sich in keinem Punkt, auch wenn die vier Evangelisten vier eigenständige Biographien mit vier ganz unterschiedlichen Blickrichtungen verfasst haben. In einem stimmen sie überein: Es geht um die Herrlichkeit dessen, welcher der ewige Gott ist, aber als Mensch auf diese Erde gekommen ist, ohne je aufgehört zu haben, Gott zu sein.

Auch hier gibt es bösartige Theorien: Markus habe das erste Evangelium geschrieben, die anderen hätten mehr oder weniger von ihm abgeschrieben. Welch ein Unsinn, der sich selbst entlarvt, wenn man bedenkt, dass zwei andere der vier Evangelisten Jünger des Herrn waren, die alles miterlebt haben, was Er in den dreieinhalb Jahren seines Dienstes getan hat. Allerdings ist die Echtheit der Evangelien nicht von menschlichen Begründungen abhängig. Sie liegt in den Evangelien selbst. Denn wer sie unvoreingenommen und aufrichtig liest, kann sich der göttlichen Autorität des göttlichen Autors nicht entziehen.

 

Jesus, der Retter – nicht Jesus, der Sozialreformer

Manche wollten auch das Ziel des Weges Christi umdeuten. Natürlich kann man nachvollziehen, dass ein Mensch, der sich nicht als Sünder erkennt und meint, keinen Retter zu benötigen, Jesus Christus nicht als Retter akzeptieren will. Der Herr Jesus sagt selbst, was das Ziel seines Kommens war: „Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist“ (Lk 19,10). Bibelkritiker und Atheisten, die in Jesus noch ein Vorbild als Mensch anerkennen, sprechen dagegen davon, Er habe Sozialreformen in die jüdische Welt einführen wollen und sei der Erste gewesen, der die Umverteilung zugunsten der Armen befürwortet habe. Dabei bezieht man sich wahrscheinlich auf Stellen wie Matthäus 25,35–37.43.44. Allerdings haben diese Stellen mit einem Umverteilungsplan nicht das Geringste zu tun. Man kennt den biblischen Text nicht recht oder versteht ihn nicht und behauptet, Jesus Christus habe soziale Reformen und gesellschaftspolitischen Wandel angestrebt; dies sei der „historische Jesus“.

Nein, der Herr Jesus ist kein Sozialreformer gewesen. Natürlich sah Er, dass die damalige Welt ungerecht war und oftmals das Gute verurteilte und das Böse guthieß. Wie man mit Ihm handelte, bietet dafür das beste Beispiel. Obwohl nicht nur die Hohenpriester, sondern auch Herodes und Pilatus wussten, dass Er unschuldig war, wurde Er zum Tod am Kreuz verurteilt. Aber Er lehrte an keiner Stelle Reformen oder gar Umsturz. Auch in der sogenannten Bergpredigt, die wir in Matthäus 5–7 finden, wird kein soziales Christentum gelehrt. Diese Kapitel richten sich an den Einzelnen, nicht an eine Regierung oder den Staat im Allgemeinen, wie zum Beispiel Kapitel 5,39 deutlich macht. Dort heißt es: „Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin.“ Ein solches Verhalten vonseiten der Obrigkeit wäre nämlich ihr eigener Untergang gewesen. Das wird aus Römer 13,1.2.4 deutlich: „Es gibt keine Obrigkeit, außer von Gott, diejenigen aber, die bestehen, sind von Gott eingesetzt. Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber widerstehen, werden ein Urteil über sich bringen … Wenn du aber Böses verübst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut.“

Es ist eindeutig, dass die absolute Glaubwürdigkeit der Aussagen der Bibel – hier insbesondere über den Herrn Jesus Christus – keine außerbiblischen Beweise nötig hat, und dass wir uns von niemandem eine angebliche Unzuverlässigkeit der Bibel aufschwätzen lassen sollten. Der „historische Jesus“ ist kein anderer als der „Jesus der Schriften“, wie Ihn ein zuverlässiger Ausleger einmal genannt hat. Einen anderen Jesus lehnen wir ab, denn ein solcher hätte mit dem wahren Jesus von Nazareth, dem aus dem Himmel gekommenen Herrn Jesus Christus, nichts zu tun. Gerade wenn es um seine Person geht, dürfen wir keine Abstriche von der biblischen Botschaft machen. Auf das Wort Gottes können wir uns uneingeschränkt verlassen.