Vergebung - Es tut mir leid

 Vergebung    Teil 2

Es tut mir leid ...

„Entschuldigung“ scheint das Wort zu sein, das man am schwersten über die Lippen bringt. Jeder weiß aus Erfahrung, wie schwer es aus menschlicher Sicht ist, um Vergebung zu bitten. In einer kleinen Serie soll das Thema der gegenseitigen Vergebung behandelt werden, das für das Miteinander als Glaubensgeschwister so „lebenswichtig“ ist. In diesem Beitrag geht es darum, dass Gott uns gebietet, einander zu vergeben. Vergebung ist nicht beliebig, sondern es ist Gottes Wille und Gebot, dass wir sie praktizieren.

Vergebt einander!

Die Bibel sagt ganz klar: Vergebt einander!

• Alle Gläubigen sollen bestimmte Charakterzüge und Verhaltenswei- sen wie ein Kleidungsstück „anziehen“ – darunter sind folgende: „einander ertragend und euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat gegen den anderen; wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr“ (Kol 3,13).

• Das wird bestätigt durch die umfassende Aufforderung: „Seid aber zu- einander gütig, mitleidig,einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4,32)..

 • Der Herr sagte seinen Jüngern: Wenn jemand sieben Mal am Tag sündigt und dann zu dir kommt und seine Reue zeigt: „so sollst du ihm vergeben“ (Lk 17,4).

• Ganz ähnlich belehrte Er Petrus, der Ihn fragte: „Herr, wie oft soll ich mei- nem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal?“ – „Nicht bis siebenmal“, sagte der Herr, „sondern bis siebzig mal sieben“ (Mt 18,21).

• Aus dem „Vaterunser“ kennen wir die Bitte: „und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben“ (Mt 6,12). Daran knüpft Jesus an mit der Belehrung: „Wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen ihre Vergehungen nicht vergebt, wird euer Vater auch eure Vergehungen nicht vergeben“ ( V.14.15)

• Der Herr führt das Beispiel eines Menschen an, dem gerade große Geldschulden erlassen worden waren, der aber selbst in unbarmherziger Weise eine viel kleinere Summe eintrieb. Zur Strafe wurde er dann doch wieder für seine Ursprungsschuld zur Rechenschaft gezogen. Dabei macht Er deutlich: „So wird auch mein himmlischer Vater euch tun, wenn ihr nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergebt"(Mt 18,35).

• Dieselbe Belehrung verknüpft der Sohn Gottes mit einer Gebetssituation: „Wenn ihr dasteht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemand habt, damit auch euer Vater, der in den Himmeln ist, euch eure Übertretun- gen vergebe. Wenn ihr aber nicht vergebt, so wird euer Vater, der in den Himmeln ist, auch eure Übertretungen nicht vergeben“ (Mk 11,25.26).

 

Du aber bistein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte.

Nehemia 9, 17

 

Wenn man den „Grundton“ dieser Ver- se auf sich wirken lässt, fällt auf: Immer wieder heißt es:„vergebt!“,„ihr sollt vergeben“, „du sollst vergeben“, „wenn du nicht vergibst ...“. Wir werden aufgefordert zu vergeben. Der Vergebende ist in der Pflicht. Es gibt keine Aufforderung, nicht zu vergeben. Das Gebot heißt: „Du sollst vergeben“.

Diese Verse sagen auch nicht, dass wir bloß eine „vergebende Haltung“ haben sollten (das ist ja schon was ...), sondern dass wir vergeben sollen. Außerdem soll die Vergebung unbegrenzt sein (was die Anzahl der Vorfälle betrifft) und von Herzen geschehen.

Für die Vergebung werden auch (in der Regel) keine Voraussetzungen und Bedingungen aufgestellt. Dass wir vergeben sollen wie Gott, ist keine Bedingung, sondern ein Maßstab; dieser trifft nicht den Bekennenden, sondern den Vergebenden. Damit ist nicht gemeint, dass wir nur zu verge- ben brauchen, wenn Gott vergeben hat oder vergeben würde (?); oder dass wir Gott-gleich unseren Glaubensgeschwistern Vergebung zusprechen könnten – denn wir können nur die (eine) Sünde vergeben, die uns ange- tan worden ist und damit das irdische Verhältnis in Ordnung bringen. Sondern wir sollen im Umgang mit den Sünden unserer Mitgeschwister die- selbe grenzenlose Gnade und Liebe an den Tag legen, die wir von Gottes Seite genießen.

Wir sollen einander vergeben. Und zwar unbegrenzt und von Herzen.

Gott vergibt uns (nur), wenn wir anderen vergeben

Der Herr stellt mehrmals den Zusammenhang her: Wenn wir anderen nicht vergeben, vergibt auch Gott der Vater uns nicht (s.o.: Mt 6; 18; Mk 11). So verknüpft Er die zwischenmenschliche Vergebung mit Gottes Vergebung. Nicht mit der Vergebung für die Ewigkeit, aber damit, wie Gott der Vater mit mir umgeht in meinem täglichen Leben. Welche Haltung ich gegenüber mei- nen Mitgeschwistern habe, bekomme ich in meiner Beziehung zu Gott, dem Vater, zu spüren – zum Guten, wie zum Schlechten. Kann ich persönlich von Gott Barmherzigkeit erwarten, wenn ich selbst hartherzig bin? Der Herr sagt hier: „Nein“. Kann die fehlende Freude und innere Unruhe, die ich in meiner Beziehung zu Gott spüre, daher kom- men, dass ich von meinem Bruder/ meiner Schwester zu viel erwarte, um vergeben zu können? Der Herr sagt hier: „Ja“.

Wir müssen anderen vergeben, wenn wir selbst Gottes Vergebung im täglichen Leben erleben wollen!

Im nächsten Heft: Der Weg zur Versöhnung – es geht nicht, ohne miteinander zu reden.