Bibel praktisch
Ausbildung zum Diener Gottes
Eine fachliche Ausbildung dauert seine Zeit. Das wissen wir aus unserem Schulund Arbeitsleben. Auch im Blick auf den Dienst Gottes nimmt uns Gott in seine Schule. Und das kann schon mal 40 Jahre dauern …
- Warum musste Joseph, bevor er nach Gottes Willen Vize-Herrscher über Ägypten wurde, erst Sklavendienste im Haus des ägyptischen Garde-Offiziers verrichten und sogar ungerechterweise mehr als zwei Jahre im Gefängnis verbringen?
- Warum ließ Gott Mose erst an den ägyptischen Hochschulen lernen und anschließend 40 Jahre in der Wüste Schafe hüten, bevor er ihm im Alter von 80 Jahren die Aufgabe gab, das Volk Israel aus Ägypten herauszuführen?
- Warum musste Josua lange Zeit Mose dienen, bevor er das Volk Israel ins Land Kanaan einführen durfte?
- Warum verbrachte Samuel seine Jugendjahre dienend bei dem geistlich schwachen Priester Eli im Tempel, bevor er zu einem der größten Propheten wurde?
- Warum war David im Haus seines Vaters verachtet und verbrachte seine Zeit damit, die wenigen Schafe seines Vaters zu hüten, und warum musste er noch jahrelang vor seinem Erzfeind Saul fliehen, bevor Gott ihn als König über sein Volk einsetzte?
- Warum sollte Elia nach seinem ersten öffentlichen Dienst erst lange auf Raben und eine arme Witwe angewiesen sein, bevor Gott durch ihn das Gericht über den Baals-Kult Isebels ausführte?
- Warum musste Elisa erst mit zwölf Joch Rindern pflügen lernen und dann noch geringe Dienste für den älteren Elia tun, bevor er dessen Nachfolge antreten konnte?
Gott hat seit jeher Gläubigen sehr verantwortungsvolle, geistliche Aufgaben gegeben. An solche Leute stellt Er aber auch ganz besondere Anforderungen. Kein Mensch erfüllt aus sich selbst heraus diese Anforderungen. Gott wählt zwar Menschen aus, die von ihren natürlichen Fähigkeiten her geeignet sind (vgl. Mt 25,15). Trotzdem bedarf es für jede Aufgabe im Dienst Gottes einer speziellen Ausbildung in der Schule Gottes. Vielleicht möchte Gott dir auch einmal eine Aufgabe in seinem Dienst übertragen. Du darfst das sogar zu einem Herzenswunsch machen (vgl. 1. Tim 3,1). Aber es geht nicht ohne Ausbildung. Anhand der oben genannten Personen aus dem Alten Testament soll diese Zubereitung – in eine „Grundausbildung“ und sieben „Spezial-Lektionen“ gegliedert – vorgestellt werden.
„Grundausbildung“
a) Treue im Kleinen Jeder der oben genannten Personen musste vor Beginn ihrer großen Aufgabe erst kleine Aufgaben wahrnehmen und darin Treue beweisen. Das ist ein Prinzip bei Gott, denn „wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu“ (Lk 16,10). Joseph konnte seine Treue als Sklave unter Beweis stellen, Mose und David mussten erst Schafe hüten, Josua, Samuel und Elisa übten sich zunächst im Dienst ihres Vorgängers. Keiner von ihnen hatte sich vorgenommen, eine wichtige Position zu bekleiden. Sie wollten nicht so schnell wie möglich eine „geistliche Karriere“ machen. Aber Gott konnte sie gebrauchen, weil Er ihre Treue im Kleinen sah.
Auch heute erprobt Gott seine Diener erst im Kleinen; Er schaut auf unser alltägliches Verhalten. Wie verhalten wir uns in der Familie? Sind wir gastfrei? Verwalten wir unsere Finanzen gut? Wie gehen wir mit Alkohol um? Sind wir ver schwiegen, wenn man uns etwas im Vertrauen sagt? Welchen Ruf haben wir in unserer ungläubigen Umgebung? Wie verhalten wir uns in Konfliktsituationen? Sind wir in der Bibel zu Hause? Das alles sind Fragen, die unseren Alltag betreffen, und die für die Eignung als Diener Gottes wichtig sind.
Und wenn du dich im Kleinen bewährt hast, dann werden größere Aufgaben kommen, die du für Gott tun kannst. Du wirst als junger Bruder beispielsweise sicherlich nicht als Erstes einen Beitrag auf einer großen Bibelkonferenz geben oder einen Vortrag vor Hunderten halten, obwohl wir Gottes freies Wirken nicht einschränken wollen. Die Aufgaben und Dienste jedenfalls werden dem Alter und dem geistlichen Wachstum angemessen sein.
b) Gottvertrauen statt Selbstvertrauen Joseph bangte im Gefängnis um sein Leben. Seine einzige Hoffnung war Gott. David floh vor Saul. Bei Gott fand er immer wieder Zuflucht. Josua erfuhr die Macht Gottes durch die erhobenen Hände Moses im Kampf gegen Amalek. Und Mose lernte, Gott tätig werden zu lassen und selbst stille zu sein.
Wenn wir auf uns selbst vertrauen, auf unsere geistliche Kraft, auf unsere Bibelkenntnis oder unsere Ausstrahlung, sind wir für Gott unbrauchbar. Denn jeden Sieg, den Gott geben würde, würden wir uns selbst zuschreiben. Wenn du aber allein auf Gott vertraust, wirst du Ihm auch allein die Ehre geben für alles, was Er in deinem Leben bewirkt hat. Jakob ist da ein gutes Beispiel. Er wurde erst zum „Israel“, d.h. zum „Kämpfer Gottes“, nachdem Gott ihm mit seinem verrenkten Hüftgelenk eine ständige Erinnerung gegeben hatte, dass seine eigene Kraft gebrochen war (1. Mo 32,26.29). Die Grundausbildung in der Schule Gottes ist natürlich nicht irgendwann vollständig abgeschlossen. Treue im Kleinen und das Bewusstsein der eigenen Schwäche und das Vertrauen auf die Kraft Gottes sind Dinge, die wir immer wieder lernen müssen.
Die folgenden „Spezial-Lektionen“ aus dem Leben einiger Glaubensmänner des Alten Testaments beleuchten immer nur ausgewählte Aspekte ihrer Ausbildung in der Schule Gottes. Selbstverständlich haben sie auch viele andere Dinge in dieser Zeit gelernt.
1. Die „Joseph-Lektion“ – gelebte Heiligkeit
Gott hatte vor, Joseph zum Zweitherrscher in Ägypten zu machen, um so „ein großes Volk am Leben zu erhalten“ (1. Mo 50,20). Ägypten war eine total gottlose und sündige Nation. Die Gefahr für Joseph war, dass er seinen Lebensstil den Prinzipien Ägyptens anpassen würde. Aber er hatte sich im Kleinen bewährt, als er die Verführung der Ehefrau Potiphars als ein großes Übel erkannte und floh (1. Mo 39,9.18).
- Lass dich nicht von deiner gottlosen Umgebung anstecken und zum Sündigen verleiten!
2. Die „Mose-Lektion“ – Sanftmut
Die 40 Jahre ägyptische Ausbildung hatten Mose zu einem Mann gemacht, der „mächtig [war] in seinen Worten und Werken“ (Apg 7,22). Reichte das nicht aus, um das Millionenvolk Israel in das verheißene Land zu führen? Offensichtlich nicht. Gott verordnete ihm noch eine private Ausbildung bei den Schafen in der Wüste. Was war danach noch von der Weisheit Ägyptens übrig geblieben? „Ich bin kein Mann der Rede“ urteilte Mose über seine rhetorischen Fähigkeiten (2. Mo 4,10). Aber vielleicht hatte ihn gerade die Wüste zum sanftmütigsten Mann der Welt gemacht (4. Mo 12,3). Wie nötig brauchte er gerade diese Eigenschaft später im Umgang mit dem halsstarrigen Volk.
- Die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott (1. Kor 3,19). Nicht deine Fähigkeiten zum Interpretieren von Texten aus dem Deutschunterricht machen dich zu einem guten Bibelausleger. Sie sind manchmal eher hinderlich. Auch deine vielleicht vorhandenen „Führungsqualitäten“ machen dich nicht zu einem guten Führer im Volk Gottes. Sanftmut, d.h. die Fähigkeit, voller Geduld mit anderen umzugehen, ist dagegen eine äußerst wichtige Qualifikation.
3. Die „Josua-Lektion“ – Entschiedenheit
Die Zeit, die Josua als Diener Moses verbrachte, hat ihn geprägt. Hier erlebte er den vertrauten Umgang zwischen Mose und Gott (2. Mo 33,11). Hier lernte er, was es bedeutet, einerseits ein Herz für das Volk Gottes zu haben, ohne dabei auf viel Gegenliebe zu stoßen, und sich andererseits entschieden auf die Seite Gottes zu stellen. Als Kundschafter konnte er gegen die Meinung der Mehrheit zuversichtlich für die Einnahme des Landes Kanaan plädieren. Damit trat er für Gott ein und hatte das Beste für das Volk im Sinn. Gott bekannte sich dazu und verhinderte durch das Erscheinen seiner Herrlichkeit seine Ermordung (4. Mo 14,6-10).
- Tritt unerschrocken für deinen Gott ein und zeige Herz für das Wohl deiner Geschwister. Auch im Dienst Gottes trifft man dabei nicht immer auf Gegenliebe, aber Gott bekennt sich dazu.
4. Die „Samuel-Lektion“ – Ehrerbietung gegenüber Älteren
Samuels Aufenthalt bei Eli im Tempel war wichtig für seinen späteren Dienst. Hier lernte er die Stimme Gottes kennen. So genau hörte er Gott zu und so genau gab er die Worte Gottes weiter, dass keins von allen seinen Worten zur Erde fiel (1. Sam 3,19). Später gab Gott ihm einige unangenehme Aufträge. Immer wieder musste er den eigenwilligen, aber gesellschaftlich über ihm stehenden König Saul zurechtweisen. Aber darauf hatte Gott ihn schon in der Jugend vorbereitet, als er Eli, der priesterlichen Autorität in Israel, das Gericht ankündigen musste. Eli war ein geistlich schwacher Priester. Trotzdem hatte Samuel gelernt, ihn als älteren Mann und als von Gott ernannte Autorität zu respektieren.
- Vielleicht bekommst du auch einmal unangenehme Aufträge von Gott. Aber Er wird dich darauf vorbereiten. Vergiss dabei nicht, älteren Menschen mit angemessenem Respekt zu begegnen, auch wenn sie geistlich schwach sind. „Einen älteren Mann fahre nicht hart an“ (1. Tim 5,1). Diesen Hinweis haben wir Jüngeren heute nötiger denn je in einer Gesellschaft, in der Respekt und Ehrerbietung fast Fremdwörter geworden sind.
5. Die „David-Lektion“ – Verachtung ertragen und Interesse haben für die Wohnung Gottes
David sollte das Volk Israel weiden (2. Sam 5,2), und dafür hat Gott ihn direkt „von der Weide genommen, hinter dem Kleinvieh weg“ (2. Sam 7,8). Für seine Brüder war Davids Aufgabe, die „wenigen Schafe“ zu hüten, etwas Niedriges, aber für Gott war es eine wichtige Vorbereitungszeit. Gott wusste, dass David das Vertrauen auf Ihn, das er im Kampf gegen den Löwen und den Bären gewonnen hatte und dann gegen Goliath eindrucksvoll unter Beweis stellte, auch im Kampf gegen die Feinde Israels benötigte. Aber wofür dann noch die Jahre der Flucht vor Saul? David durfte die Nähe Gottes noch unmittelbarer erfahren, lernte aber auch, was es heißt, heimatlos zu sein. Als Gott ihm später Ruhe geschafft hatte, war es sein erster Wunsch, der Lade Gottes, die auch bis dahin „heimatlos“ war, eine Wohnung zu bauen.
- Bedenke, dass Gott dich auch durch Aufgaben, die dir selbst und anderen vielleicht gering vorkommen, auf seinen Dienst vorbereiten will. Lerne von David, Verachtung zu ertragen und unbeirrt das weiter zu tun, was Gott dir aufgetragen hat. Und wie bei David soll dein Dienst im Volk Gottes von dem Wunsch geprägt sein, den Ort zu finden, wo Gott auch heute noch seinen Namen wohnen lassen will, und am Haus Gottes mitzubauen.
6. Die „Elia-Lektion“ – Demut
Elias erster Dienst für Gott, den die Bibel uns mitteilt, war kurz. In einem Satz kündigt er Ahab eine große Dürre an (1. Kön 17). Eine kurze, aber mächtige Botschaft mit verheerender Erfüllung. Elias Karriere als Prophet hatte begonnen! Wirklich? Gott nimmt ihn daraufhin jahrelang beiseite und vertraut seine Versorgung gierigen Raben und einer hungerleidenden Witwe an. So hatte sich Elia seine Anfangsjahre als Prophet vielleicht nicht vorgestellt. Aber Gott wollte Elia ganz eng an sich binden, ihn von sich abhängig machen und ihn dadurch vor Überheblichkeit bewahren. Zu Überheblichkeit neigte Elia auch später noch (1. Kön 19,10). Aber diese Eigenschaft macht unbrauchbar im Dienst für Gott.
- Vielleicht wird Gott dich für gewisse Zeiten beiseite nehmen, um dir deine Abhängigkeit von Ihm zu zeigen. Er will dich Demut lehren, die so unverzichtbar ist in jedem Dienst für Gott. Warte auf den nächsten klaren Auftrag von Gott, er kommt bestimmt! Demut bedeutet übrigens wörtlich: „Niedrigkeit des Denkens“.
7. Die „Elisa-Lektion“ – Liebe zum Herrn
Bevor Elisa seinen Dienst als Prophet antrat, wurde er vor die Wahl gestellt: Wollte er Elia wirklich nachfolgen? Oder waren ihm seine Eltern wichtiger? Wollte er seinen Beruf als Bauer wirklich aufgeben? Elia zwingt ihn nicht (1. Kön 19,20). Er wartet auf den freiwilligen Entschluss Elisas. Nach kurzem Zögern löst Elisa alle Bindungen. In gewissem Sinn verkauft er alles, was er hatte und gibt es den Armen, um dann Elia nachzufolgen (vgl. Mk 10,21). Damit erwarb er sich einen Schatz im Himmel, für den es sich lohnte zu arbeiten. Auf ihrem letzten gemeinsamen Weg stellt Elia es seinem Nachfolger noch dreimal frei zurückzubleiben (vgl. 2. Kön 2). Aber Elisa bleibt fest. Er liebt seinen Herrn und möchte bei ihm bleiben. Die wertvollen Lektionen und das Erlebnis der Entrückung des Elia haben seinen ganzen späteren Dienst geprägt. Zum Schluss hat er noch einen Wunsch frei. Wieder begehrt er nichts für sich, sondern Kraft für den Dienst.
- Sei bereit, aus Liebe zu deinem Herrn, alles aufzugeben, was dich im Dienst für Ihn behindern könnte. Stell keine irdischen Dinge über die Liebe zum Herrn. Nicht deine Familie, nicht deinen Beruf, nicht dein Geld, nicht dich selbst. Bleibe fest in seiner Gemeinschaft und Nachfolge, dann wird Er dich Wertvolles lehren und dich mit Kraft für deinen Dienst ausstatten.
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