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Selbstbefriedigung - gibt es einen Ausweg?

Lieber Martin, leider habe ich ein großes Problem mit der Selbstbefriedigung. Ich habe auch schon oft mit meinen Eltern über dieses Problem gesprochen, aber ich schaffe es leider nicht, damit aufzuhören. Da wollte ich dich fragen und bitten, ob du mir nicht auch noch ein paar Ratschläge geben könntest. Ich wäre dir sehr dankbar. Vielen Dank, XY

Lieber XY,

ich danke dir ganz herzlich, dass du dein Problem so offen angesprochen und um Hilfestellung gebeten hast. Schön, dass du auch mit deinen Eltern darüber sprechen kannst – sie werden dich sicher mit guten Ratschlägen und auch im Gebet begleiten.

Bei allen Überlegungen dürfen wir uns auf den Herrn Jesus stützen und fest auf Ihn vertrauen. Er hat gesagt: „Außer mir könnt ihr nichts tun“, und auch: „Seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 15,5; 16,33). Wir sind „mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,37).

Wenn ich jetzt ein paar Überlegungen weitergebe, so soll dies in dem Bewusstsein geschehen, dass ich genauso die Bewahrung des Herrn benötige wie du – niemand ist immun gegen Versuchungen.

 

Selbstbefriedigung ist Sünde

Sexualität ist ein Geschenk Gottes, deren Ausübung Er ausschließlich für die Ehe vorgesehen hat. Dort bilden – wenn es richtig um die Ehepartner steht – Mann und Frau eine Einheit von Geist, Seele und Leib und dürfen dann die geschlechtliche Gemeinschaft in genau dieser Ganzheitlichkeit genießen (vgl. 1. Mo 2,24; 1. Kor 7,5). Dagegen ist jede sexuelle Handlung außerhalb und damit auch vor der Ehe gegen Gottes Wort; dort wird sie mit den Ausdrücken Hurerei oder Ehebruch benannt. Auch sexuelle Ausschweifungen (Gal 5,19; Röm 13,13.14) und das Praktizieren von Homosexualität (1. Kor 6,9) sind eindeutig Sünden. Ohne die Selbstbefriedigung mit dieser Sünde auf eine Stufe stellen zu wollen, ist sie dennoch als eine solche Ausschweifung zu sehen, weil der Geschlechtstrieb stimuliert und einseitig zum „Eigennutzen“ missbraucht wird. Gott aber möchte, dass die Geschlechtlichkeit nur zusammen mit dem Ehepartner genossen wird, wenn Gott ihn uns gibt. Du bist dir über diese Tatsache ja im Klaren, aber es gibt leider auch unter Christen so viele Stimmen, die Selbstbefriedigung als etwas Normales hinstellen, dass wir uns immer wieder neu auf Gottes Wort besinnen sollten.

 

Geschlechtsreife ist keine Sünde

Mit Beginn der Pubertät wird jeder Mensch geschlechtsreif, mit der Folge, dass bei jungen Männern regelmäßig Samen produziert wird. Im Zuge dieser biologischen Vorgänge erfolgt in gewissen Abständen im Sinn einer Regulierung ein meistens nächtlicher Samenerguss – im Schlaf und ohne eigenes Dazutun. Das ist ein völlig normaler Vorgang und keineswegs Sünde (es sei denn, man lässt sich tagsüber durch unsaubere Bilder/Filme aufreizen und hat dadurch bedingt unsaubere Träume/ Gedanken – das sollte dem Herrn immer sofort bekannt werden). Auch dieser Fakt dürfte dir klar sein, aber ich schreibe es dennoch sicherheitshalber mit auf, da manche auch dies als Sünde betrachtet haben und deshalb in große Not gekommen sind. Außerdem: Die meisten deiner ungläubigen Altersgenossen kennen dieses Phänomen vielfach kaum noch, weil sie so häufig Selbstbefriedigung praktizieren. Lass dich von ihnen nicht irritieren, sondern danke deinem Schöpfer, dass Er auch diese Sache wunderbar gebildet hat.

 

Selbstbefriedigung – Unkenntnis erhalten

Wenn Gottes Wort uns auffordert: „Flieht die Hurerei!“ (1. Kor 6,18), so wird damit deutlich, dass wir alles vermeiden sollten, was uns zu sexuellen Sünden verführen kann. Dabei gilt – vor der Ehe – auch ganz schlicht und ergreifend: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“. Wenn jemand noch nichts über die Praxis der Selbstbefriedigung gehört hat, sollte er froh sein und alles daran setzen, sich dieses Nichtwissen zu erhalten. Leider ist das heute – schon bedingt durch den Schulunterricht – sicher nur selten der Fall. Aber auch dann sollte man alles tun, um keine weiteren Informationen zu erhalten: Foren im Internet, Videos, Fotos, Texte, unsaubere Gespräche mit Gleichaltrigen – um das alles gilt es einen weiten Bogen zu machen. Es ist eine gute Hilfe, das Böse zu meiden (1. Thes 5,22) und sich bewusst mit dem Guten zu beschäftigen (Phil 4,8).

 

Selbstbefriedigung – Vorbeugen

Sicher wird es dir so gehen wie den meisten (jungen) Männern (und bei Frauen ist es nicht anders): Man weiß genug, um zur Tat zu schreiten. Doch was ist dagegen zu tun? Da ist die Frage: Wie entsteht eigentlich das Verlangen nach Selbstbefriedigung? Es gibt Ursachen, für die man an sich nichts oder wenig kann: Man hat zufällig irgendwo aufreizende Frauen/Mädchen (für Mädchen: Männer/Jungen), Fotos, Filmausschnitte gesehen oder ist auf unsaubere Texte gestoßen. Außerdem kann es im persönlichen Leben Phasen der Unzufriedenheit, Enttäuschung oder Langeweile geben, die eine Leere entstehen lassen, die der Teufel gerne ausfüllen möchte. Und abends beginnt das Gesehene dann wieder lebendig zu werden, es kommen Gefühle hoch, die leicht in die Tat der Selbstbefriedigung münden. Mein Rat: Erstens: Mach‘ aus dem „Zufall“ keinen gesuchten Zufall; lerne, dich abzuwenden, oder, wenn du es nicht kannst (das „tolle“ Mädchen neben dir im Unterrichtsraum), konzentriere dich auf andere Dinge. Zweitens: Wenn sich bei dir doch Gedanken hochschaukeln, bitte den Herrn Jesus, dich davon frei zu machen. Und tu auch etwas dafür: Lies ein gutes Buch, suche die Gemeinschaft in der Familie und mit guten, entschiedenen Freunden, treibe Sport oder betätige dich handwerklich bzw. musikalisch.

 

Selbstbefriedigung – Schutz gegen Schmutz

Leider gelingt es dem Teufel manchmal, uns in die Falle zu locken und uns zur aktiven Sünde zu verleiten. Wenn jemand sich zum Beispiel regelmäßig im Internet zu den einschlägigen Seiten oder Videos durchklickt oder unsaubere Zeitschriften wie Bravo oder Pornohefte durchliest, braucht man sich über die Folgen nicht zu wundern. Dann beginnt die Triebbombe zu ticken, die Triebe beginnen über den Verstand die Herrschaft zu übernehmen – schließlich wird so jemand „wie ein Ochs zur Schlachtbank“ (Spr 7,22) geführt und kann die zusätzliche Sünde der Selbstbefriedigung praktisch nicht mehr vermeiden. Ich weiß nicht, ob du damit Last hast, aber ich möchte dir dazu gerne einige Ratschläge geben. Erstens: Mach sofort Schluss mit solchen Praktiken; erfinde dir keine gedanklichen Pseudo-Begründungen („nur mal sehen, wie schlimm es in der Welt ist“) zum Weitergucken. Bitte den Herrn Jesus um das Wollen und um die Kraft (Phil 2,13), nur die wirklich wichtigen oder nützlichen Seiten im Internet aufzusuchen, schmutzigen Heften oder Filmen aus dem Weg zu gehen. Zweitens: Suche dir Besseres für die freie Zeit, zum Beispiel guten E-Mail-Austausch mit Freunden, saubere Spiele, Aktivitäten mit Familie und Mitgeschwistern. Besonders wertvoll: Aktives Bibellesen, zum Beispiel mit einem Bibelkurs – das fordert, fördert und bringt auf bessere, ja beste Gedanken …

 

Selbstbefriedigung – Kraft zum Widerstehen

Noch ein Hinweis: Vielleicht hat es nicht geklappt mit dem Schutz gegen Schmutz, oder dir gehen allerhand „Zufallsbilder“ durch den Kopf. Jetzt liegst du auf deinem Bett oder sitzt in deinem Zimmer und fühlst, wie dich deine Gefühle wieder übermannen wollen. Dann gilt: Keine falsche Bewegung! Bete bewusst und intensiv! Flehe um Kraft, nicht nachzugeben. „Danke, Herr Jesus, dass ich jetzt nicht zu sündigen brauche. Du willst mir die Kraft des Geistes dazu geben. Bitte tue es auch jetzt.“ Oft ist nach kurzer Zeit die stärkste Aufwallung vorbei. Dein Inneres wird ruhiger. Übergib es nochmals dem Herrn. Du kannst in Ruhe einschlafen. Vielleicht kommen besonders schlimme Bilder oder Texte immer mal wieder hoch: Sofort Themenwechsel! Gedanken auf andere Dinge bringen; beten. Du solltest allerdings nicht jedes Mal, wenn dir ein schlechter Gedanke hochkommt, ein Bekenntnis dieses Gedankens im Gebet zu Gott aussprechen. Denn dadurch wirst du dich nur immer wieder neu mit der konkreten Sache beschäftigen. Bitte den Herrn einfach: „Gib mir einen anderen, besseren Gedanken!“

Wir wollen uns nichts vormachen: Die Sünde in uns ist jederzeit angriffsfähig, und der Teufel sucht immer wieder Lücken und Kniffe, um uns zu Fall zu bringen. Wir werden auch nicht sündenfrei bleiben. Deshalb: Wenn du wieder einmal versagt hast, bekenne es deinem Herrn – Er vergibt sofort. Verbinde es mit dem festen Entschluss und Wunsch, die Sünde lassen zu wollen (Spr 28,13). Vielleicht ist es zu Beginn erst einmal ein Lernprozess, aber auch da steht der Herr dir bestimmt bei – Er liebt dich bis ans Ende (Joh 13,1)!

Ich bete zum Herrn Jesus, dass ich dir ein wenig Hilfestellung geben konnte. Lies die Bibelstellen ruhig und unter Gebet – im Wort Gottes ist Kraft! Vielleicht liegen deine Probleme in einer anderen Richtung; dann freue ich mich, wenn du mir schreibst und wir auch diese Sorgen vor dem Herrn klären können. „Bei dem Herrn ist die Rettung“ (Jona 2,10).

Einige gute Arbeiten zu dem Thema möchte ich dir noch empfehlen, damit du das Gesagte nochmals intensiver überdenken kannst:

  • E.A. Bremicker: Der Christ im Spannungsfeld dieser Welt (Hückeswagen, 2006); besonders Lektion 7;
  • Manuel Seibel: Selbstbefriedigung und der junge Christ www.bibelpraxis.de;
  • M. Seibel & M. Vogelsang: For Boys only, in Folge mir nach 2003/5 (Text kann ich dir gerne zusenden).
  • W. Bühne: Kann denn Liebe Sünde sein? (Bielefeld 2001); Kapitel 8 bis 11.

Der Herr bewahre und stärke dich und uns alle in seiner Nachfolge! Mit herzlichen Grüßen,

Dein Martin