Der Herr Jesus

Was für ein Jugendlicher! Der Herr Jesus

Das Alte Testament beschreibt uns das Verhalten einer Reihe junger Menschen. Im Neuen Testament finden wir weniger Beispiele. Eins ist besonders wichtig: Jesus Christus. Zwar schweigt Gottes Wort über den größten Teil seines Lebens als Kind. Aber eine Begebenheit nennt es doch: Jesus im Tempel. Es ist hilfreich, wenn Du vor dem Lesen dieses Artikels den biblischen Bericht in Lukas 2,41–52 durchliest.

 

Was für ein Jugendlicher!

Jesus Christus ist unser Retter: „Christus Jesus, unser Erretter“ (Titus 1,4). Aber ist der Herr Jesus auch unser Vorbild? Ja, auch das ist Er: „Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt“ (1. Pet 2,21).

Vielleicht denkst Du, dass es ein bisschen viel verlangt ist, so zu leben, wie der Herr Jesus gelebt hat. Und es ist wirklich ein sehr, sehr hoher Maßstab, den Gott uns für unser Leben gibt. Das gilt aber im Blick auf jeden

Teil unseres Lebens: Gott hat uns immer einen vollkommenen Maßstab gegeben. Das macht Er nicht, um uns zu entmutigen, sondern um uns anzuspornen. Denn Er hat uns sein eigenes, ewiges Leben geschenkt, so dass wir tatsächlich in der Lage sind, so zu leben, wie Er als Mensch gelebt hat, wenn wir Ihm immer gehorsam sind. Anlass zum Zurücklehnen gibt es für uns aber nicht, da wir bis an unser Lebensende das verdorbene „Fleisch“, die alte Natur, in uns haben. Wir sollten daher nie dahin kommen zu meinen: Das haben wir aber gut hinbekommen. Nein, es gibt immer noch Verbesserungspotential.

Von dem Kind Jesus lernen

Heute schauen wir uns einmal das Kind Jesus an. Von seiner Kindheit wird uns fast nichts berichtet. Eine Begebenheit allerdings nennt der Evangelist Lukas. „Und seine Eltern gingen alljährlich am Passahfest nach Jerusalem. Und als er zwölf Jahre alt war ...“ (Lk 2,41.42). Der Herr Jesus ist nicht als erwachsener Mann auf die Erde gekommen. Er ist von Maria geboren worden als ein Baby. Gott hatte Ihn gezeugt, kein Mann. Aber Er ist wie jeder andere Mensch nach Adam und Eva neun Monate im Mutterleib gewesen. Danach wurde Er geboren, wuchs als Baby und dann als Kind auf. Aus dieser Zeit wissen wir nur, dass einige Magier aus dem Orient kamen, um vor dem kleinen Kind Jesus niederzufallen und Ihn anzubeten, als Er knapp 2 Jahre alt war. Das berichtet der Evangelist Matthäus (Kapitel 2).

Danach hören wir erst wieder etwas von Jesus, als Er 12 Jahre alt war. Auch als Baby und Kind war Er immer der ewige Sohn Gottes. Der Bericht von Lukas zeigt jedoch, dass Er zugleich voll- kommen Mensch war. Durch Lukas erfahren wir auch, dass Jesus regelmäßig an den jährlichen Festtagen mit seinen Eltern nach Jerusalem ging. Gott hatte es so angeordnet (5. Mo 16,16). Da sie in Nazareth wohnten (Mt 2,23), musste die Familie gut 100 Kilometer zurücklegen. Wir haben heute keine solchen „Festtage“ mehr. Wir kennen nur den Wunsch des Herrn, zu seinem Gedächtnismahl regelmäßig zusammenzukommen. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass der Herr Jesus auch als Kind gerne zum Tempel nach Jerusalem gegangen ist, weil das ja der Wunsch seines himmlischen Vaters war. Deshalb darfst Du Dich anspornen lassen, ebenfalls gerne mit Deinen Eltern zum Gedächtnismahl zu gehen. Das ist eine gute Gewohnheit. Und wenn Du mal innerlich keine Freude daran hast, dann denk an den Herrn Jesus. Er ist mit seinen Eltern über 100 Kilometer lang unterwegs gewesen. Sie sind gelaufen, nicht bequem gefahren!

Jesus blieb im Tempel

Nach den Festtagen sind Joseph und Maria wieder nach Hause gegangen. Offenbar ging man damals in größeren Personengruppen wieder nach Hause, so dass ihnen erst abends auffiel, dass ihr 12-jähriger Junge nicht mit ihnen gekommen war. So mussten sie nach Jerusalem zurückkehren, um Ihn zu suchen. Sie fanden Ihn im Tempel, „wie er inmitten der Lehrer saß und ihnen zuhörte und sie befragte“. Und das drei Tage lang. Man kann sich vorstellen, dass Er einsichtige Fragen stellte. Er fragte nicht nach Nebensächlichkeiten, sondern brachte durch seine Fragen den Kern des Wortes Gottes zum Vorschein. „Alle aber, die ihn hörten, gerieten außer sich über sein Verständnis und seine Antworten“ (Vers 47).

Der Herr Jesus hat also nicht nur gefragt, sondern durch die Fragen und auch seine sonstigen Bemerkungen zugleich eine Antwort gegeben. Keiner von uns besitzt diese Einsicht Jesu. Aber Du darfst dennoch von Ihm lernen: Zunächst einmal setzte Er sich dahin, wo man über Gottes Wort sprach. Die Bibel darf auch Dir sehr wichtig sein, so dass Du gerne mit solchen Leuten zusammen bist, die das Wort Gottes besser verstehen wollen und die Dir bei dem Verständnis göttlicher Gedanken helfen können. Dabei ist es sicher gut, auch persönlich in der Bibel zu lesen, weil sich dann das Wort besser im Gedächtnis einprägt.

Fang zudem nicht damit an, andere zu belehren, selbst wenn Du vielleicht mehr weißt als diese. Gerade, wenn es ältere Christen sind, dann beginne mit Fragen. Oder noch besser: indem Du zuhörst. Der Herr Jesus hat es auch so getan. Zuerst hat Er den Menschen zugehört – Er hätte sie alle belehren können. Dann hat Er Fragen gestellt, die die Unterhaltungen auf den Punkt brachten. Gute Fragen helfen Dir selbst und anderen weiter.

Marias Vorwürfe an ihr Kind Jesus

Du kannst Dir sicher gut vorstellen, dass Deine Eltern ziemlich ungehalten wären, wenn Du auf einer Reise nicht mit ihnen zurückkommst, sondern ohne weitere Hinweise einfach dort bliebest.

In diesem Punkt vergiss aber nicht, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Jesus und Dir gibt. Er war seinem göttlichen Vater in allem gehorsam – das hatte Vorrang vor den Erwartungen seiner irdischen Eltern. Er wusste auch zu 100%, was dieser von Ihm erwartete. Einmal sagt der Herr Jesus, dass Er von jedem Wort Gottes lebte, das heißt, Er wartete immer auf einen ganz konkreten Auftrag vonseiten Gottes, bevor Er tätig wurde.

Gerade als Kind und Jugendlicher wird Dir bewusst sein, dass Du das nicht von Dir behaupten kannst. So kann kein Kind heute zu seinen Eltern sagen „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ Wenn Du weißt, dass Deine Eltern wünschen, dass Du dies oder jenes tust – und sei es, dass Du mit ihnen zu den Zusammenkünften kommen sollst, dann gilt das Wort: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn“ (Kol 3,20). Das ist nicht nur ein Wort an Achtjährige, sondern auch an Jugendliche. Es hat einmal jemand vor fast 200 Jahren geschrieben: Gehorsam ist der heilende Grundsatz der Menschheit. Er gilt für Erwachsene, die ihrem Herrn und daher auch ihrem Arbeit- geber, ihrer Regierung usw. gehorsam sein sollen, genauso wie für Kinder und Jugendliche. Es ist gut, diesen Gehorsam so früh wie möglich zu lernen.

Der Gehorsam Jesu: Ansporn und Maßstab

„Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn“ (Kol 3,20)

Das Erstaunliche ist bei dem Herrn Jesus: „Und er war ihnen untertan“ (Vers 51), das heißt ohne Unwillen. Der Herr Jesus war seinen Eltern, die im Unterschied zu Ihm nicht vollkommen waren, dennoch untertan. Er hat sich ihnen wirklich untergeordnet. Im Gegensatz zu Dir wusste Er bei jeder einzelnen Anweisung, ob sie „eigentlich“ gut und richtig war oder nicht. Dieses Wissen aber hielt Ihn nicht davon ab, sich ihnen unterzuordnen. Nimm auch das als Ansporn für Dein Leben. Wenn Du Deinen Eltern gehorsam bist, bist Du zugleich Deinem Herrn gehorsam, der Dir diese Unterordnung aufgetragen hat. Übrigens nicht nur als 12-Jähriger, sondern auch als Jugendlicher. Und damit folgt ein junger Mensch zugleich den Fuß- spuren dieses großen Meisters, der später am Kreuz zum Retter der Welt wurde. Keiner sollte denken, dass der Herr Jesus das nur tun konnte, weil Er Gott war. Er war und ist Gott. Aber der Schluss dieses Abschnitts in Lukas 2 macht ganz deutlich, dass der Herr Jesus hier wirklich in seinem Wesen als Mensch vorgestellt wird: „Und Jesus nahm zu an Weisheit und an Größe und an Gunst bei Gott und Menschen“ (Vers 52). Wir sehen hier, dass der Herr Jesus durch sein tadelloses Verhalten bei seinen Mitmenschen Respekt und sogar Wohlwollen auslöste. Auch das ist vorbildlich für uns.

Was seine Weisheit betrifft, wissen wir, dass Er als ewiger Gott im absoluten Sinn allwissend und allmächtig war. Aber als Mensch gab es geistiges und geistliches Wachstum bei Ihm. Das dürfte man nicht schreiben, wenn es diesen Vers nicht in der Schrift gäbe. Der Herr Jesus kannte Wachstum, und zwar nicht nur körperliches Wachstum. Daher darf es jedem von uns ebenso wichtig sein, an Weisheit und Einsicht zuzunehmen. Sei nie zufrieden mit dem Verständnis des Wortes Gottes, das Du schon geschenkt bekommen hast. Gott möchte Dich weiterführen. Wenn Du noch Kind oder Jugendlicher bist, dann bedenke dabei, dass die größte Einsicht wertlos ist, wenn sie nicht dazu führt, dass Du Deine Eltern als Autorität für Dein Leben annimmst. Gerade durch den Gehorsam kannst Du zeigen, dass Du dem Herrn Jesus nachfolgen willst. Das ist echte Jüngerschaft, die Er reich belohnen wird.

„Und Jesus nahm zu an Weisheit und an Größe und an Gunst bei Gott und Menschen“. Diese Aussage soll nicht in erster Linie Fragen in uns aufkommen lassen, sondern unsere Herzen zur Anbetung der Person Christi führen. Können wir verstehen, dass Er zunahm an Weisheit? Nein, das können wir nicht begreifen. Diese Tatsache gehört zu den herrlichen (scheinbaren) Widersprüchen der Schrift. Wenn die Schrift von diesem Wachstum Jesu spricht, dann nimmt der Glaube das an und überlässt das Verstehen dieser Wahrheit Gott. Leslie M. Grant