Der Heilige Geist - seine Person und sein Wirken. Teil 2: Der Heilige Geist und der einzelne Gläubige

Der Heilige Geist – seine Person und sein Wirken

Teil 2: Der Heilige Geist und der einzelne Gläubige

Im ersten Teil dieser Themenreihe haben uns die göttliche Person des Heiligen Geistes und seine vielfältigen Aktivitäten beschäftigt. Jetzt wollen wir untersuchen, in welcher Weise diese göttliche Person im Leben jedes einzelnen Gläubigen gewirkt hat und wirken will.

1. Das Wirken des Heiligen Geistes an Menschen im Allgemeinen

Schon immer war es das Bemühen des Geis- tes Gottes, die Menschen zu Gott zu führen, sie in das Licht zu stellen (vgl. Joh 1,9). In 1. Mose 6,3 heißt es: „Mein Geist ... soll nicht ewig rechten“, d.h. Er hat bis zur Flut die Menschen ins Licht gestellt, und sicher auch noch danach. Gott ist ein „nachlaufender“ Gott, der die Sehnsucht nach Ihm in das Herz des Menschen legt und alles tut, um uns Menschen zu sich zu führen.

Auch zur Zeit, als der Herr Jesus auf der Erde lebte und wirkte, blieb der Geist nicht untätig. Gerade die Austreibung der Dämonen geschah durch den Geist Gottes (Mt 12,28), aber die Führer schrieben dies dem Teufel zu und lästerten dadurch den Geist. Sein eindeutiges, für jeden sichtbares Eingrei- fen, dem Beelzebul zuzuschreiben und zu behaupten, der Herr habe einen unreinen Geist (Mk 3,30) – ein solches Lästern konnte nicht vergeben werden1.

Der Widerspruch der Elite des Volkes, besonders zur Zeit des Herrn, aber auch am Anfang des Christentums, wird durch Stephanus als ein Widerspruch gegen den Heiligen Geist bezeichnet: „Ihr widerstreitet allezeit dem Heiligen Geist“ (Apg 7,51). Er hatte deutlich gewirkt, nicht zuletzt durch das große Ereignis an Pfingsten (Apg 2), aber sie wollten nicht glauben.

Auch noch später liest man in Hebräer 10,29 von Judenchristen, die trotz besseren Wissens das Heil ablehnten und dadurch den „Geist der Gnade“ geschmäht hatten.

2. Der Geist und die Bekehrung

„Da ist keiner, der Gott sucht“ (Röm 3,11), und so würde auch kein einziger Mensch je gerettet werden, wenn nicht Gott selbst die Initiative ergreifen würde – durch seinen Geist. „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“ (Joh 3,5). Gott benutzt das Wort Gottes (das Wasser in diesem Text weist darauf hin, vgl. Joh 13,10; 15,3; Eph 5,26), um dem Einzelnen die Notwendigkeit der Umkehr deutlich zu machen.

In der Geschichte von dem verlorenen Sohn wird uns der „Prozess“ in einem Menschen veranschaulicht: Er kehrt zu seinem Vater um (Lk 15,20), das ist die durch den Geist Gottes gewirkte Bekehrung. Und dann läuft der Vater ihm entgegen und schließt ihn in seine Arme, das ist – übertragen – der Moment, in dem ein Bekehrter Heilsgewissheit bekommt und mit dem Geist versiegelt wird (siehe Punkt 3.).

Für Bekehrungen gibt es kein Schema. So kann es sein, dass sich jemand bekehrt und gleichzeitig auch Heilsgewissheit erhält. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Kerkermeister in Philippi (Apg 16). Bei anderen können diese Ereignisse zeitlich auseinander liegen. Doch es ist immer ein Werk des Geistes Gottes, das Er auch zu Ende bringen wird (1. Pet 1,2; Joh 6,63)!

3. Die Salbung

Mit diesem Ausdruck benutzt der Heilige Geist ein Bild, um zu zeigen, was der Heilige Geist bewirkt: Im Alten Testament wurden Priester, Könige und Propheten durch die Salbung mit einer Würde bekleidet (s.a. 2. Mo 30). Durch die Salbung mit dem Heiligen Geist haben wir Christen heute geistliches Verständnis, eine Würde von Kindern Gottes, erlangt: „Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles“ (1. Joh 2,20; vgl. auch 1. Joh 2,27 und 2. Kor 1,21).

4. Die Versiegelung

Im Alten Testament wurde ein Siegel für Rechtshandlungen benutzt; dabei stehen drei Gesichtspunkte im Vordergrund:

  • Die Versiegelung zeugt von der Autorität desjenigen, der versiegelt hat und sein Eigentumsrecht ausüben kann (vgl. Jer 32,10);
  • Der Akt ist unwiderruflich, unumkehrbar (vgl. Est 8,8);
  • Durch die Versiegelung erfolgt eine Sicherstellung oder auch Befreiung vom Gericht (Off 7,3.4).

Diesen Heiligen Geist gibt Gott uns Christen als Siegel, als Bestätigung unseres Glaubens: „Gott, der uns auch versiegelt hat und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben“ (2. Kor 1,21.22). Wir sind „versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung“ (Eph 1,13).

Durch Gottes Autorität sind Menschen, die dem Evangelium der Errettung geglaubt haben, unwiderruflich in Sicherheit gebracht, für Gott selbst bestimmt!

Die Versiegelung kann auch durchaus zeitlich versetzt zur neuen Geburt oder Bekehrung erfolgen: Der Hauptmann Kornelius war zwar durchaus bekehrt, aber noch nicht errettet. Errettung in dieser Bedeutung bezieht sich nicht auf die Frage, ob jemand neues Leben besitzt, wie zum Beispiel die Gläubigen des Alten Testament. Sie ist nach dem Neuen Testament nämlich erst dann gegeben, wenn wir uns der Vergebung unserer Sünden sicher sind (Eph 1,13). Erst durch die Verkündigung der frohen Botschaft (Apg 11,14: „Worte, durch die du errettet werden wirst“) bekam somit auch Kornelius Heilsgewissheit und empfing den Heiligen Geist als Siegel des Glaubens (Apg 10,43.44).

5. Das Unterpfand

Zusätzlich zur Sicherstellung durch den Heiligen Geist haben wir diesen auch als eine Art Anzahlung auf die zukünftige Herrlichkeit erhalten. Er wurde als „das Unterpfand unseres Erbes“ (Eph 1,14) „in unsere Herzen gegeben“ (2. Kor 1,22, vgl. auch 2. Kor 5,5). Die Tatsache, dass der Heilige Geist in unseren Herzen ist, verbürgt uns die Sicherheit, dass wir bald die Herrlichkeit, das Erbe, erhalten werden. Dabei vermittelt Er uns bereits jetzt einen Vorgeschmack von der zukünftigen Herrlichkeit.

6. Der Geist als Zeuge

Der Geist Gottes in uns bezeugt die Wirklichkeit des Werkes des Herrn Jesus am Kreuz und die Vergebung unserer Sünden: „Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht durch das Wasser allein, sondern durch das Wasser und durch das Blut. Und der Geist ist es, der Zeugnis ablegt, weil der Geist die Wahrheit ist. Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei sind einstimmig“ (1.Joh 5,6–8). Dieses Zeugnis beinhaltet die Gewissheit, dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat. Und dann zeugt der Geist Gottes mit unserem (erneuerten) Geist, dass wir Kinder Gottes sind, Er gibt uns die innere Gewissheit der Gotteskindschaft (Röm 8,16).

7. Sein Wohnen in dem Christen

Die verschiedenen Aspekte, die wir gerade überdacht haben, vermitteln uns einen Eindruck von dem großartigen Wirken des Geistes Gottes an und in uns. Sein Wirken hat uns zu Kindern Gottes gemacht, in denen jetzt der Heilige Geist selbst wohnt. Mehrere Textstellen im Neuen Testament belegen diesen Sachverhalt:

  • 1. Kor 6,19: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt?“
  • Joh 14,17: „Er ... wird in euch sein“, d.h. Er wohnt in uns;
  • Röm 8,11; Jak 4,5; 2. Tim 1,14: Weitere Stellen, die über das Wohnen des Geistes in uns sprechen;
  • Joh 14,20: „Ihr in mir und ich in euch“: Der Herr Jesus selbst ist in seinen Jüngern durch den in uns wohnenden Geist.

8. Leben durch den Geist

Nachdem wir so durch den Heiligen Geist zu Gott geführt wurden und er jetzt in uns wohnt, sollte der Geist Gottes auch unser Leben prägen. Hierzu seien nachstehend einige Hinweise aufgeführt.

Ein Wandel durch den Geist, in seiner Kraft (Gal 5,16.25), sollte uns nicht nur gelegent- lich, sondern ständig, kennzeichnen. Dazu müssen wir immer wieder die Herrlichkeit des Herrn Jesus anschauen, das gibt uns Kraft; und wenn wir Ihn als Maßstab für unser Verhalten (auch in Bezug auf alles, was „Welt“ ist!) nehmen, können wir mit Einsicht unseren Weg gehen!

Wie wandeln wir praktisch durch den Geist?

Vielleicht geben die folgenden Punkte eine kleine Hilfe zu der nicht leichten Frage, wie wir täglich im Geist wandeln können:

1. Gottes Wort regelmäßig lesen, den Herrn darin suchen;

2. Ein Gebetsleben führen (auch in Ehe und Familie!);

3. Abhängig von Ihm bleiben, nach seinem Willen fragen im täglichen Leben;

4. Rat von Geschwistern einholen;

5. Besuch der Zusammenkünfte (schließlich wohnt der Heilige Geist in der Versammlung!), um den Willen Gottes zu erkennen;

6. Warten, bis der Herr uns seine Zeitpunkte zum Handeln deutlich macht;

7. Treu sein in den Erprobungen:

  • von oben (Gott): „Ja, Vater“ als unsere Reaktion;
  • von unten (Teufel): widerstehen (Jak 4,7);
  • von außen (Welt): „tapfere“ Flucht (1. Kor 10,14);
  • von innen (Sünde): Befreiung im Glauben („Ich danke Gott durch Jesus Christus“; Röm 7,25).

Ungewöhnliche Leitungen des Geistes

Ein Leben in Gottesfurcht unter Beachtung der vorgenannten Punkte wird zur Freude und zum Segen sein. Es mag auch außergewöhnliche Formen der Leitung des Geistes geben. Allerdings können wir Erfahrungen, wie zum Beispiel Philippus sie machte (Apg 8), nicht einfach nachahmen, sondern brauchen dazu unbedingt die ganz enge Gemeinschaft mit unserem Herrn – auch um uns vor menschlichen „Impulsen“ bewahren zu lassen. Dennoch gibt es auch heute noch Leitung durch den Geist in außerordentlicher Weise. Ein Bruder beispielsweise fühlte sich innerlich sehr stark gedrängt, einen Mann zu besuchen. Als er dem inneren „Druck“ schließlich folgte und bei ihm eintraf, war dieser kurz davor, sich das Leben zu nehmen! So sollten auch wir heute uns innerlich frei halten für das Wirken des Heiligen Geistes, ganz gleich, in welcher Weise Er uns leiten will.

Gebet und Fasten

Wenn der Herr mir etwas Besonderes sagen oder zeigen will, muss ich mich vielleicht hin und wieder auch von gewissen körperlichen Bedürfnissen enthalten können. Ohne dabei in eine gesetzliche oder mönchische Haltung zu verfallen (vgl. Mt 6,16), kann es dem Einzelnen oder mehreren ein Anliegen sein, den Willen des Herrn durch Gebet und Fasten zu erforschen (Apg 13,2.3; 14,23; 2. Kor 6,5; 11,27). Das Fasten als vermeintliche „Leistung“ zum Erringen einer Frömmigkeitsstufe oder gar zur Sündenvergebung ist dabei natürlich nicht gemeint, in aller Regel wird in der Bibel Fasten immer mit Gebet verbunden, oft auch mit Trauer (vgl. Ri 20,26; Ps 35,13). Wenn wir uns darüber hinaus wieder mehr „Weltfremdheit“ angewöhnen, stimmt dies mit dem Wandel im Geist überein. Es befähigt uns, ungetrübt den Willen des Herrn zu erkennen – und die Frucht des Geistes (Gal 5,22) zu zeigen: Wir strahlen dann den Charakter Christi in unserer Umgebung aus; und dieser Charakter wird uns dann prägen.

Nach einer Vortragsreihe von Klaus Sander

Im nächsten Heft: Der Heilige Geist und die Versammlung (Gemeinde, Kirche) Gottes

 

1 Daher braucht sich auch heute niemand zu ängstigen, er habe eine Sünde gegen den Heiligen Geist begangen, die nicht vergeben werden kann. Erstens war es nicht einfach eine Sünde, sondern ein Lästern. Und zweitens waren es spezielle Verhältnisse: Der Herr war persönlich gegenwärtig und heilte einen Besessenen. Solche Umstände haben wir heute nicht mehr.