Biblische Begriffe: Sabbat

Biblische Begriffe:

Sabbat

Sechs Tage soll man Arbeit tun, aber am siebten Tage ist der Sabbat der Ruhe, heilig dem HERRN" (2. Mo 31,15).

Warum aber hat der Herr Jesus während seines Lebens hier auf der Erde häufig am Sabbat Kranke geheilt und manchen Menschen Hilfe gegeben, offensichtlich ohne sich an dieses Gebot der Sabbatheiligung zu halten? Die Evangelien berichten uns an vielen Stellen davon, und auch, daß die Pharisäer und Schriftgelehrten Ihn deswegen hart kritisierten, ja sogar meinten, daß Er nicht von Gott gekommen sein könne, weil Er den Sabbat nicht halte (Joh 9,16).

Wozu der Sabbat gegeben war, was er bedeutete und worauf er hindeutet, das können wir nur dem Zusammenhang der Heiligen Schrift entnehmen.

Gott hatte seinem Volk während ihrer Wanderung durch die Wüste den Sabbat gegeben als eine Vorschrift, an die sie sich halten sollten: daß der siebte Tag ein Tag der Ruhe (= hebr. schabbat) sein sollte, an dem sie keine Arbeit tun durften. Schon viel früher allerdings, nämlich schon nach seinem Schöpfungswerk, hatte Er den Grundsatz der Ruhe eingeführt. Wir lesen: „Und Gott hatte am siebten Tage sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tage von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an demselben ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte" (1. Mo 2,2.3). Vorher hatte Er selbst festgestellt, daß alles „sehr gut" war. „Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut" (Kap. 1,31). Es mußte nichts hinzugefügt werden, um die Schöpfung Gottes vollständig oder auch schöner zu machen. Sie entsprach genau Gottes Absichten.

Aber der Schöpfer wollte nicht „allein" an dieser seiner Schöpfung Freude haben; Er hatte den Menschen gemacht, als letztes seiner Werke, als sein „Meisterwerk" wenn wir es einmal so nennen dürfen, und hatte ihm einen Geist, einen Verstand gegeben, mit dem er fähig ist, an der göttlichen Freude teilzunehmen. Die vollkommene Schöpfung war aber sehr bald durch die Sünde Adams und Evas verdorben. Die Ruhe Gottes am siebten Tag war von nur kurzer Dauer. Er konnte nicht ruhen inmitten von Sünde, Verderben und Tod. Von einer Ruhe am siebten Tag liest man daher im ersten Buch Moses nichts.

Erst später, nämlich als das Volk Israel durch das Opfer des Passahlammes gerettet worden waren, als es das Rote Meer durchzogen und Ägypten verlassen hatte und als ein erlöstes Volk durch die Wüste zog, gab Gott dem Volk den Sabbat als ein Zeichen seines Bundes mit ihm (vgl. Hes 20,12). Genau drei Begebenheiten im 2. Buch Mose geben uns Hinweise auf die Bedeutung des Sabbats und die Absichten Gottes, weil Gott hier jeweils den Sabbat besonders herausstellt:

  • 2. Mose 16,23-31: Gott gibt seinem Volk das Manna als Speise für die Wüstenwanderung. Er selbst sorgt in Gnaden für sein Volk, indem Er es segnet und für seine Erholung an einem Tag der Ruhe, dem Sabbat nämlich, sorgt: „Dies ist es, was der HERR geredet hat: Morgen ist Ruhe, ein heiliger Sabbat dem HERRN ... Und das Volk ruhte am siebten Tage ... Und das Haus Israel gab ihm den Namen Man; und es war wie Koriandersamen, weiß, und sein Geschmack wie Kuchen mit Honig."
  • 2. Mose 20,8-11: Gott gibt seinem Volk durch Mose das Gesetz am Sinai. Eingebettet in die Gebote - als das 4. Gebot - legt Gott dem Volk die Heiligung des Sabbats vor. Dieses Gesetz vom Sinai - das jedoch Israel und kein Mensch je gehalten hat, weil kein Mensch fähig war, die gerechten Forderungen Gottes zu erfüllen - wird mit dem Sabbat verbunden.
  • 2. Mose 31,12-17; 35,1-3: Gott läßt das Volk Israel ein Hebopfer bringen, damit die „Wohnung" Gottes, das Heiligtum in der Wüste, und alle seine Geräte hergestellt werden konnten. In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich der Sabbat erwähnt.

Dies deutet uns drei Linien an, die mit dem Sabbat verbunden sind. Die erste ist die Linie des Segens und der Fürsorge Gottes (im Bild des Man), der dem Menschen - insbesondere seinem Volk - Ruhe schaffen möchte.

Die zweite Linie ist die des Gesetzes, das dem treuen Israeliten, der Gottes Geboten in allen Einzelheiten gehorcht hätte, Ruhe und Leben gebracht hätte. Obwohl das Gesetz die Unfähigkeit des Menschen, Gott zu gefallen und wirkliche Ruhe zu empfangen, deutlich macht, ist gerade dies die Linie, die das ganze Alte Testament hindurch und besonders in den Evangelien von den Juden mit Strenge, nämlich gesetzlicher Strenge, verfolgt wurde.

Die dritte Linie ist die der Gemeinschaft, die Gott inmitten seines Volkes und mit seinem Volk in seiner Ruhe genießen will. Diese Absicht Gottes konnte wegen des Ungehorsams des Volkes nicht erfüllt werden. Als der Herr Jesus auf die Erde kam, war Er als „Sohn des Menschen" der Herr des Sabbats (Mk 2,28). Hier kommen wir zurück auf die Eingangsfrage, warum Er - nach Meinung und Auslegung der Schriftgelehrten - das Sabbatgebot nicht gehalten hat. Die Schriftgelehrten forderten das äußere Halten des Sabbats mit aller Strenge und vernachlässigten völlig die eigentliche Bedeutung des Sabbats; außerdem hatten sie dem Sabbatgebot viele „Zusatzbestimmungen" hinzugefügt. Natürlich stand der Herr Jesus einerseits über dem von Ihm selbst gegebenen Gebot. Zum anderen macht Er deutlich, daß das Gesetz - und insbesondere das Gebot der Heiligung des Sabbats - überhaupt nicht bezweckte. Gutes genauso wie Böses zu verbieten, sondern daß der Sabbat zum Wohl und Nutzen des Menschen gegeben war (Markus 2,27: „Der Sabbat wurde um des Menschen willen geschaffen"), und so heilte Er auch am Sabbat die Elenden des Volkes (Lk 14, 3ff.; Mk 3,1-4 u. a.). Er wirkte unter ihnen in Barmherzigkeit, die sich gegen das Gericht rühmt" (vgl. Jak 2,13). „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke" (Joh 5,17).

Vor allem aber ging die Zeit des Gesetzes, das durch das Volk gebrochen worden war, mit Ihm zu Ende (Röm 10,4). „Es war die letzte Probe, um ans Licht zu stellen, ob der Mensch auf diesem Weg in der ersten Schöpfung gesegnet werden könne. Irdische Segnungen, ein langes Leben in dieser Schöpfung, bildeten die Verheißung, welche an die Erfüllung der Gebote Gottes geknüpft war, und der Sabbath, die Ruhe der ersten Schöpfung, war das Zeichen des Bundes, welchen Gott mit seinem Volk einging" (Botschafter des Heils 1906, S. 193). Das Volk verwarf den Herrn Jesus als den Messias und kreuzigte Ihn. Er lag gerade den Sabbat über im Grab, ein Zeichen dafür, daß die Zeit des Gesetzes und damit des Sabbats ein Ende fand.

Aber es war auch Gottes Handeln in seinem Sohn und nach seinem ewigen Ratschluß. Gott opferte seinen Sohn am Kreuz von Golgatha; Er starb für die Sünden all der Menschen, die an Ihn glauben und errettet werden. Auf dieser ganz anderen, neuen Grundlage schenkte Gott ihnen neues, ewiges Leben und schaffte „Ruhe" für den geknechteten und verlorenen Sünder in dem vollkommenen Erlösungswerk seines Sohnes:

„Sel' ger Ruhort! - Süßer Friede füllet meine Seele jetzt.

Da, wo Gott mit Wonne ruhet, bin auch ich in Ruh' gesetzt."

Heute schon hat der Gläubige Frieden mit Gott, inneren Frieden, und darf Gemeinschaft mit Gott genießen, auch wenn er noch in einer Welt ist, von der der Herr Jesus sagte: „In der Welt habt ihr Bedrängnis". Aber es „bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig" (Heb 4,9) Diese „Sabbatruhe" (gr. nicht sabbaton, sondern sabbatismos) bedeutet eine bleibende Ruhe, eine Ruhe also, die durch nichts mehr gestört werden kann.

In eine solche Ruhe wird das irdische Volk, Israel, auf der Erde eingeführt werden - denn Gott erfüllt seine Verheißungen -, wenn es den Herrn Jesus als seinen Messias im Glauben angenommen hat und unter seiner Herrschaft leben wird, von dem schon der Prophet sagte: „Und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein" (Jes 11,10).

Das himmlische Volk Gottes, die Versammlung oder Gemeinde, wird im Himmel an dieser vollkommenen Ruhe, der Ruhe Gottes, teilhaben. Und der „ewige Zustand", wenn „Gott alles in allem" (1. Kor 15,28) ist, ist gekennzeichnet durch vollkommene und endgültige ewige Ruhe für Gott und alle seine Erlösten: „Er schweigt [oder: ruht] in seiner Liebe" (Zeph 3,17).