Biblische Begriffe

Jeder von uns wurde einmal in diese Welt hineingeboren, wir wuchsen auf als Menschen, die je länger je mehr bemerken mußten, daß wir Böses taten, daß wir böse sind. Dafür haben Menschen zwar immer wieder abschwächende und beschönigende Worte gefunden: Der Mensch sei an sich nicht schlecht, er werde erst dazu durch die Umstände, in denen er leben muß, außerdem könne er an sich arbeiten, um das Böse zu überwinden und gut zu sein: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!" und „Der edle Mensch sei hilfreich und gut! Unermüdet schaff er das Nützliche, Rechte ...!" So meinte Goethe als Humanist die Menschen mahnen zu können. Es sind vergebliche Mahnungen, denn Gott spricht über den Menschen anders: „Lasset ab von dem Menschen, ... denn wofür ist er zu achten?" (Jes 2,22) und: „Denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes" (Röm 3,23). Da ist vor Gott in grundsätzlichem Sinn kein Unterschied zwischen dem „edlen" Philanthropen und dem Sünder in der Gosse. Als Nachkommen Adams sind wir eben ungehorsame und gefallene, sündige Menschen. Keiner von solchen kann und wird „das Reich Gottes" sehen, es sei denn, daß er „von neuem geboren wird" (Joh 3,3). Dies ist notwendig, aber es ist auch möglich. Wie das möglich ist, erklärt der Herr Jesus selbst.

„Von neuem geboren werden" - das bedeutet zunächst, daß der Mensch ganz und gar „neu" werden muß, von dem „alten" Menschen kann Gott nichts gebrauchen, er muß eine „neue Schöpfung" werden (vgl. 2. Kor 5,17: „Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden"). Wie das geschieht, sagt der Herr Jesus selbst: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen." (Joh 3,5). Zwei Dinge nennt Er hier, von denen das erste eine bildliche Bedeutung hat:

Wasser ist ein Bild des Wortes Gottes in seiner reinigenden Kraft. Das lernen wir aus verschiedenen Stellen der Schrift, z.B. Johannes 15,3: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe", 1. Petrus 1,23.25: „die ihr nicht wiedergeboren [o. wiedergezeugt] seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes ... Dies aber ist das Wort, das euch verkündigt worden ist" und Jakobus 1,18: „Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt" (vgl. auch Hes 36,25-27).

„Geist" ist hier der Heilige Geist, der in dem Vorgang der „neuen Geburt" der Handelnde ist, indem Er "das Wort Gottes, [d.h.] den reinigenden Wert des Todes Christi auf uns anwendet" (F.B. Hole: Das große Heil Gottes, Beröa 1990, S. 82). Er bewirkt, daß der verderbte Mensch eine neue Natur erhält, die einen unverderbten Ursprung hat, eine Natur, die göttlichen Ursprungs ist. „Als Kinder Adams wurden wir aus Samen geboren, der nicht nur verweslich, sondern ... unheilbar verderbt ist. Aber von neuem geboren sind wir aus unverweslichem Samen, weil er göttlich ist" (Hole, a.a.O.).

Es ist offenbar, daß die neue Geburt ein Akt Gottes selbst ist, der allerdings unser Verständnis übersteigt. Hier gilt es, Gott zu glauben. Ebenso ist der Glaube an die Botschaft des Wortes, das Evangelium, und an den Namen dessen, der gepredigt wird, den Sohn Gottes, auch das Mittel: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die ... aus Gott geboren sind" (Joh 1,12.13).

„Aus Gott geboren" - dies hat eine sehr weitreichende Bedeutung für das Wesen der neuen Natur. Diese sehen wir in 1. Johannes 3,9: „Jeder, der aus Gott geboren lo. von Gott gezeugt; so auch Kap. 4,7; 5,1.4] ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist." „Wenn Johannes so spricht, betrachtet er uns in abstrakter Weise, entsprechend dem wesentlichen Charakter der neuen Natur, die in uns ist. Er tut dies mit vollem Recht, denn wenn Gott sein Werk mit uns vollendet haben wird, dann wird das Abstrakte absolut werden. An anderen Stellen betrachtet Johannes unser praktisches Leben, und dann besteht er darauf, daß wir Sünde in uns haben und sündigen können (1. Joh 1,8-2,2). Diese praktische Sicht der Dinge ist natürlich sehr notwendig, aber ebenso die abstrakte Sicht, die wir vor uns haben. Es ist sehr wichtig, daß wir uns der Sündlosigkeit der Natur bewußt sind, die wir als aus Gott Geborene in uns haben. Sie ist nicht nur sündlos ... sie ist auch gerecht (Kap. 2,29) und liebend (Kap. 3,10.11). Sie ist durch Glauben (Kap. 5,1) und durch das Überwinden der Welt (Kap. 5,4) gekennzeichnet. Das sind positive Züge von großem Wert. Wenn diese Merkmale in einem Gläubigen deutlich zum Ausdruck kommen, so wird allen sichtbar, daß eine gewaltige sittliche Erneuerung stattgefunden hat: Es ist tatsächlich eine tiefgehende Reinigung vollbracht worden" (Hole a.a.O. S.84/85).

Ich nenne noch einmal die drei Aussagen über die neue Geburt:

  • „von neuem geboren", der Ausdruck spricht davon, daß etwas ganz Neues geworden ist, das mit dem alten Menschen nichts zu tun hat;
  • „aus Wasser und Geist geboren" spricht davon, durch wen und auf welche Weise die neue Geburt geschehen ist;
  • „aus Gott geboren": Dieser Ausdruck betont besonders, wer die Quelle dieses wunderbaren Geschehens ist.

UND ICH WERDE EUCH EIN NEUES HERZ GEBEN UND EINEN NEUEN GEIST IN EUER INNERES GEBEN. HESEKIEL 36,26

Gott hat in unendlicher Gnade alles bewirkt; Er führt uns auch dazu, daß wir uns als verlorene Sünder erkennen, die keine Möglichkeit und Fähigkeit haben, diesem elenden Zustand zu entgehen. Gott führt uns dazu, sein Wort demütig und im Glauben anzunehmen, das durch die Kraft des Heiligen Geistes unsere Gewissen überführt und in uns ein göttliches Werk tut: von neuem geboren zu werden.