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Push-Back oder Reception

Am Vormittag des 12.01.2022 ging die Information durch die Presse, dass das Wort „Push-Back“ als Unwort des Jahres 2021 ausgewählt hat.

 

„Push-Back“ bedeutet „zurückschieben“. Beschrieben wird damit das Zurückdrängen von Migranten von der Grenze ihres Ziel- oder Transitlandes. Konkreter Hintergrund für die Wahl gerade dieses Wortes ist vor allem die Migrationskrise an der Grenze zwischen Belarus und Polen Ende 2021.

 

Es geht hier weder um eine moralische noch um eine gesellschaftlich-politische Beurteilung dieser – und anderer – Flüchtlingskrisen, auch nicht um den Sinn oder Unsinn eines gewählten Unwortes. Uns ist bewusst, dass längst nicht alle Menschen, die nach Europa drängen, tatsächlich Flüchtlinge sind. Die „echten“ Flüchtlinge können nur unser volles Mitempfinden haben. Ihr Schicksal kann uns nicht gleichgültig lassen. Wer davon nicht mittelbar oder gar unmittelbar betroffen ist, kann nur dankbar sein.

 

Anlässlich der Wahl des Unwortes des Jahres 2021 möchte ich nur daran erinnern, wie Gott mit uns umgegangen ist und wie wir miteinander umgehen sollen. Gott hat uns nicht zurückgeschoben als wir in Not waren und Er möchte nicht, dass wir mit anderen so verfahren. Bei Gott heißt es in der Zeit der Gnade nicht „Push-back“, sondern „Reception“ (Annahme).

 

Von Gott angenommen

Gott ist ein Heiland-Gott, der Menschen retten möchte (1. Tim 2,4). Er steht sozusagen mit offenen Armen da, um Sünder anzunehmen, die im Glauben zu Ihm kommen. Für den Vater des (sogenannten) verlorenen Sohnes (Lk 15) galt nicht „Push-back“, sondern „Reception“. Er hat seinen Sohn aufgenommen und ihn, so wie er war, in den Arm genommen. So wartet Gott heute noch darauf, dass Menschen Zuflucht zu Jesus Christus nehmen. Man braucht kein ausführliches Asylverfahren, um von Gott angenommen zu werden, sondern ein Bekenntnis der Schuld und Sünde und die glaubende Annahme des Werkes von Golgatha.

 

Von Gott angenommen zu sein bedeutet, nicht länger ein Asylant (biblisch: Fremdling oder Fremder) zu sein. Gott nimmt uns an und macht uns zu seinen Kindern und Söhnen. Wir werden in Gottes Familie integriert. Früher waren wir fern von Gott, jetzt sind „durch das Blut des Christus nahe geworden“ (Eph 2,13). So nah, dass wir Gott unseren Vater nennen. Das ist Gottes Annahme.

 

Was bleibt uns übrig, als Gott herzlich dafür zu danken und seine Nähe immer wieder zu genießen, indem wir sein Wort lesen und mit Ihm im Gebet reden.

 

Einander annehmen

Wie gehen wir als Kinder Gottes miteinander um? Paulus fordert uns auf: „Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit“ (Röm 15,7). Erneut heißt es nicht „Push-Back“, sondern „Reception“. Der Maßstab Gottes in Christus, uns aufzunehmen, gilt für die Aufnahme untereinander. Wir sollten einen Erlösten, der von Gott als sein Kind angenommen worden ist, nicht ohne biblischen Grund abweisen[1]. Im Gegenteil, wir sollen einander aufnehmen – mit allen Schwächen, die der andere haben mag (haben wir selbst nicht auch genügend Schwächen?). Wir sollen sogar die Lasten des anderen tragen (Gal 6,2), denn genau das tut unser Herr mit unserer Last (Ps 68,20).

 

Überdenken wir es noch einmal gut: „Push-back“ oder „Reception“ – das ist die Frage.

 



[1] Biblische Gründe findet man hier: Röm 16,17; Tit 3,10; 2. Thes 3,14; 1. Kor 5,13 u.a.