Editorial

Der Meister

Das Thema dieses Heftes ist Jüngerschaft. Da gibt es verschiedene Perspektiven und Fragen, wie: Wie wird man ein Jünger? Was ist ein Jünger?  Was tut ein Jünger – und was nicht?

Schon in der Zeit, als der Herr Jesus auf der Erde lebte, gab es größere Unterschiede. Es waren da Männer, die sich für seine Jünger hielten. Und die Heilige Schrift gibt ihnen zunächst auch diese Bezeichnung, berichtet dann aber, was diese Männer taten; sie zeigten nämlich ein ganz und gar widersprüchliches Verhalten: „Von da an gingen viele von seinen Jüngern zurück und wandelten nicht mehr mit ihm“ (Joh 6,66). Wie kann das sein? Entweder ist man ein Jünger Jesu, oder man ist es nicht. Wer Jesus als seinen Herrn von Herzen anerkennt, wird Ihn nicht verlassen. Deshalb fragt der Herr Jesus im nächsten Vers seine zwölf Jünger: „Wollt ihr etwa auch weggehen?“

Die Szene kann man nur so erklären, dass die „Jünger“, die mit dem Meister „nicht mehr wandelten“, Ihn nicht verstanden – sie fanden seine Rede hart (V. 60) – ja, sie kannten Ihn gar nicht richtig. Ihre persönliche Ablehnung und ihr unzufriedenes Verhalten ist die eine Seite, ihre Unkenntnis des Mannes, der ihr „Meister“ sein sollte, ist die andere, grundlegende Seite. Die tiefere Kenntnis der Person des Meisters ist das ausschlaggebende Motiv für die Nachfolge als Jünger.

Die innere Bereitschaft dazu, bei dem Meister zu sein (vgl. Mk 3,14: „er bestellte zwölf, damit sie bei ihm seien“), Ihn zu beobachten und seine Worte und Taten zu „erleben“,  - das war damals und ist heute die einzige Möglichkeit, Ihn und seine Gedanken kennenzulernen und zu verstehen.. Wenn wir heute Nachfolger oder Jünger des Herrn Jesus sein wollen, müssen wir versuchen, so viel wie möglich von Ihm zu wissen. Woher? Aus den Schriften, „das was ihn betraf“ (Lk 24,27), in den Evangelien und letztlich in der ganzen Bibel.  Der Geist der Wahrheit, der Heilige Geist kommt uns darin zur Hilfe (s. Joh 16,12-15). Je größer Er vor uns steht, umso anziehender wird Er für uns sein, und umso mehr lernen wir, Ihm zu folgen.

Schließlich gibt es auch die Erfahrungen, die wir mit Ihm im Leben machen dürfen, mit seiner gütigen Fürsorge, seiner unveränderten Treue, seiner Liebe, in der Er sich hingab und uns erkaufte, die ewig bleibt und uns nie allein lässt …  

Er, der Herr und Meister, kennt uns ganz und gar, wie gut kennen wir Ihn?