Themenheft

Glaubwürdigkeit der Bibel

Kinder lernen heute in der Schule, die Bibel sei „ein schönes altes Märchenbuch“. Das ist das bislang letzte Resultat einer radikalen „Theologie“, die vor mehr als einem halben Jahrhundert in die Universitäten einzog und die „Entmythologisierung der Bibel“ predigte. Sie besagt, nur die Dinge, die mit heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu vereinbaren seien, könnten geglaubt werden. Alles andere sei „Mythologie“ oder eben „Märchen“. Menschen machen sich an die Beurteilung der Bibel, ohne zu bedenken, dass sie von Natur aus „verfinstert am Verstand“ sind (Eph 4,18; vgl. 1. Kor 2,14).

Kein anderes Buch ist im Lauf der Geschichte so häufig angegriffen und verurteilt worden wie die Bibel. Hinter allem steht Satan, der Fürst und der Gott dieser Welt. Er ist der Feind Gottes und der Menschen. Sein Ziel ist, wenn möglich alles, was von Gott zeugt und zu Ihm hinführt, zu vernichten. Satan bekämpft nur die Wahrheit Gottes, nicht seine eigenen Erzeugnisse.

Um Gott und sein Wort zu verstehen, ist aufrichtiger Glaube erforderlich. Anders als auf allen anderen Gebieten ist der Glaube hier die Voraussetzung zum Verstehen (Joh 6,69; Heb 11,3; 1. Tim 4,3). Aber Gott hat auch eine Reihe von Indizien gegeben, die sein Wort zu einem einzigartigen glaubwürdigen Zeugnis machen.

Die Menge der Handschriften

Bis zum 15. Jahrhundert, als der Buchdruck erfunden wurde, musste jede Bibel mit der Hand abgeschrieben werden. Von diesen Handschriften der Bibel in den Ursprungssprachen Hebräisch und Griechisch sind wahrscheinlich mehr Exemplare erhalten als von allen anderen Büchern der Antike zusammen genommen.

Das Alte Testament entstand in der Zeit von 1.500 bis 400 v. Chr. Heute sind ungefähr 1.300 hebräische Handschriften des Alten Testaments mit dem sogenannten masoretischen Text aus dem 7. bis 10. Jahrhundert erhalten. Der ursprünglich nur aus Konsonanten bestehende Bibeltext wurde damals von den Masoreten („Überlieferer“) mit Vokal- und Betonungszeichen versehen („punktierter Text“). Darüber hinaus gibt es ca. 250 bis 300 hebräische unpunktierte Bibelhandschriften unter den seit 1947 entdeckten Funden von Qumran am Toten Meer. Diese sind in der Zeit vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis ca. 60 n. Chr. entstanden. Die ältesten dort gefundenen Textfragmente enthalten Teile des 3. Buches Mose und der Bücher Samuel aus den Jahren 250-200 v. Chr. Außerdem existieren noch eine Reihe weiterer Handschriftenfragmente.

Vom griechischen Neuen Testament, das in den Jahren 50 bis 100 n. Chr. entstand, sind ungefähr 5.700 Handschriften bekannt. Die ältesten von ihnen gehen bis ins 2. Jahrhundert nach Christus zurück. Das älteste Zeugnis des Neuen Testaments stammt aus dem Jahr 125 n. Chr. Es enthält einige Verse des Johannesevangeliums.

Schon die gewaltige Anzahl der erhaltenen Handschriften der Bibel in den Ursprungssprachen ist ein Wunder. Aber auch der geringe Zeitabstand der ältesten gefundenen Abschriften zu den verschollenen Originalen ist außergewöhnlich. So stammt die älteste Handschrift der „Ilias“ und der „Odyssee“ des griechischen Dichters Homer (9. Jahrhundert v. Chr.) aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. Das heißt, der Abstand zum Original beträgt mehr als 2.000 Jahre. Ähnlich ist es bei den übrigen Schriftstellern der Antike. Bei den angeführten Beispielen des Alten Testaments ist es dagegen maximal die Hälfte dieser Zeit, bei einigen nur 400-500 Jahre. Beim Neuen Testament sind es nur ungefähr 30 Jahre.

Das bedeutet, dass kein anderes Buch aus dem Altertum so umfangreich und in derart alten Handschriften erhalten ist wie die Bibel. Gott hat sein Wort bewahrt und beschützt!

Die Genauigkeit des Textes

Das Alte und das Neue Testament sind auch die am genauesten bezeugten Schriften des gesamten Altertums. Die Wege, auf denen dies zustande kam, sind jedoch sehr unterschiedlich.

Die Israeliten waren diejenigen, denen das Alte Testament als Wort Gottes und Heilige Schrift zuerst gegeben wurde. Doch auch die Christen haben es gelesen und ausgelegt, bevor das Neue Testament entstand, das dann den zweiten Teil der Bibel bildete (vgl. Lk 14,27.45). Nun wurde auch der Begriff „Alter Bund“ oder „Altes Testament“ geprägt (2. Kor 3,14). Das Neue Testament wurde sogleich auf die gleiche Stufe mit dem Alten Testament gestellt („die Schrift“; vgl. 1. Tim 5,18; 2. Pet 3,15.16).

Altes Testament

Das Alte Testament ist uns mit einer außerordentlich großen Genauigkeit überliefert. Zwar ist erst seit dem 7. bis 10. Jahrhundert bekannt, was die jüdischen Masoreten bezüglich des hebräischen Bibeltextes schriftlich festgelegt haben. Aber die Anfänge dieser Arbeit müssen schon viel weiter zurückliegen. Gestützt wird diese Annahme durch die Schriftfunde vom Toten Meer, die ja größtenteils aus der Zeit vor Christi Geburt stammen und doch zum großen Teil mit dem späteren Masoretischen Text weitestgehend übereinstimmen.

Wir wissen heute, dass die Juden alle Verse, Wörter und Buchstaben der Tora („Gesetz“, d.h. der fünf Bücher Mose) und anderer Bibeltexte gezählt und in Listen verzeichnet haben. In der hebräischen Bibel (Biblia Hebr. Stuttg.) zählt zum Beispiel ein Verzeichnis am Ende der fünf Bücher Mose

  • 5.845 Verse,
  • 79.856 Wörter und
  • 400.945 Buchstaben.

Außerdem wird bei 3. Mose 11,42 angegeben, dass der etwas größer gedruckte Buchstabe Waw in dem hebräischen Wort gachon (hebr. גחון „Bauch“) der mittlere Buchstabe und das Wort darosch (hier: „eifrig“) in 3. Mose 10,16 das mittlere Wort des gesamten Pentateuchs ist. Diese Beispiele sollen genügen. Bis heute ist es so: Wenn ein Schreiber eine Abschrift eines Bibelbuchs angefertigt hat, wird sie von einem Prüfer anhand der Listen kontrolliert. Wird ein Schreibfehler gefunden, ist die Schriftrolle nicht koscher („rein“) und darf im Gottesdienst nicht verwendet werden.

Wie erwähnt, ist nicht geklärt, wann genau die Methode der Buchstabenzählung von den Juden eingeführt wurde. Zwei Stellen im Neuen Testament können jedoch als Hinweise darauf betrachtet werden, wie wichtig den Juden die korrekte Bewahrung des Wortes Gottes war. In Römer 3,1.2 schreibt der Apostel Paulus, der selbst ein Gelehrter „im Judentum und den väterlichen Überlieferungen“ war: „Was ist nun der Vorteil des Juden? … Viel in jeder Hinsicht. Denn zuerst einmal sind ihnen die Aussprüche Gottes anvertraut worden.“ Sie waren sich bewusst, dass sie ein „anvertrautes Gut“ besaßen, das es unversehrt zu bewahren galt. Der Herr Jesus sagte einmal: „Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist“ (Mt 5,18). Die Worte „ein Jota oder ein Strichlein“ ergeben eigentlich nur vor diesem Hintergrund einen verständlichen Sinn.

Neues Testament

Beim griechischen Neuen Testament liegt die Sache anders. Die Abschreiber der Texte der einzelnen Bücher ließen zwar große Sorgfalt walten, wie die zum Teil sehr schönen Handschriften zeigen, die man gefunden hat. Aber die Christen verwendeten unseres Wissens nicht die Methode der Juden, alles zu zählen. Dadurch konnten sich hier und da doch Abschreibfehler o. ä. in den Text des Wortes Gottes einschleichen.

Das griechische Neue Testament besteht aus ungefähr 140.000 Wörtern. Textliche Unterschiede („Lesarten“) gibt es jedoch nur bei ungefähr fünf Prozent des gesamten Textes. An diesen Stellen steht nicht in allen Handschriften dasselbe Wort. Die meisten dieser Unterschiede bestehen aus Abweichungen in der Schreibweise oder Stilistik, die in einer Übersetzung oft gar nicht ausgedrückt werden können. Aufgrund der großen Anzahl der heute bekannten ca. 5.700 griechischen Handschriften sind aussagekräftige Vergleiche der wenigen übrigen Stellen möglich. Diese Arbeit wird „Textkritik“ genannt, nicht zu verwechseln mit Bibelkritik[1]. Die Ergebnisse der Textkritik sind die wissenschaftlichen Ausgaben des griechischen Neuen Testaments (Nestle-Aland: Novum Testamentum Graece, 28. Auflage, Stuttgart 2012). Es gibt daher keinen Grund, an der Richtigkeit der Überlieferung des Neuen Testaments zu zweifeln.

Ein Beispiel: Der bekannte Bibellehrer J. N. Darby hat schon 1871 darauf hingewiesen, dass es in 1. Timotheus 3,16 nach den besten Handschriften „Er“ statt „Gott“ heißen müsse, wie es heute von der Textforschung allgemein anerkannt wird. Sein Zeitgenosse William Kelly war der gleichen Ansicht, wie seine Übersetzung dieser Stelle zeigt.

Gott hat also auf zwei ganz unterschiedlichen Wegen dafür Sorge getragen, dass der Text seines heiligen Wortes trotz menschlicher Unvollkommenheit der Abschreiber unverändert bis in unsere Zeit erhalten geblieben ist. Beim Alten Testament war es die fast unglaubliche Präzision, mit der das Volk Israel den genauen Umfang des Wortes Gottes festgehalten und ihn dadurch vor Veränderungen bewahrt hat. Beim Neuen Testament ist es die außergewöhnlich große Anzahl von Abschriften, die es ermöglicht, „stammbaumartig“ nahezu jede Abweichung im Text bis zu ihrem Anfang aufzuspüren und damit auf den ursprünglichen Text zu schließen. Wie bewundernswert sind die Wege unseres Gottes auch mit seinem heiligen, vom Geist inspirierten Wort, das von Menschen über viele Generation handschriftlich weitergegeben worden ist und doch unversehrt in unseren Händen ist!

Das Wort Gottes ist die Wahrheit

Die Wahrheit und Glaubwürdigkeit der Aussagen der Bibel wird immer wieder bezweifelt. Aber es ist noch nie ein Fund auf der Erde gemacht worden, der einer einzigen Aussage der Bibel widerspricht. Das bezieht sich nicht auf Interpretationen oder Erklärungen, die bekanntlich sehr unterschiedlich sein und einander oft widersprechen können. Ein Beispiel dafür ist die in 1. Mose 6-8 berichtete Flut. Ihre Spuren sind zwar auf der gesamten Erde zu sehen. Sie werden jedoch von den meisten heutigen Wissenschaftlern nur als Erinnerungen an verschiedene lokal begrenzte Überströmungen gedeutet. Aber auch hier gilt: „Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17).

Die Bibel ist kein wissenschaftliches Buch, sondern in erster Linie Gottes Offenbarung zur Errettung der Menschen. Die wichtigsten Aussagen der Bibel, die auch am stärksten angegriffen werden, können nicht mit wissenschaftlichen Methoden bewiesen werden, sondern müssen geglaubt werden. Allerdings: Sie können auch nicht wissenschaftlich widerlegt werden! Dazu gehören:

  • Die Existenz Gottes kann wissenschaftlich ebenso wenig bewiesen wie widerlegt werden. Es bleibt daher in jedem Fall beim Glauben (Heb 11,8).
  • Die Erschaffung der Welt: Wer sich auf die Bibel stützt, glaubt, dass ein allmächtiger, ewig lebender Schöpfer durch sein Wort das Weltall und das Leben auf der Erde erschaffen hat (Heb 11,3). Wer sich auf die Evolutionstheorie stützt, muss glauben, dass am Anfang etwas nie Bewiesenes geschehen ist, nämlich dass aus toter Materie Leben entstand. Diese unbewiesene „Ausnahme“ bildet die Basis der gesamten Urknall- und Evolutionstheorie (vgl. 2. Pet 3,5).
  • Die Menschwerdung Jesu, des Sohnes Gottes (Joh 1,14; Phil 2,6.7).
  • Die Auferstehung des Herrn Jesus (1. Kor 15,14. 20.21). Wenn man die Anzahl der schriftlichen Zeugnisse unvoreingenommen betrachtet, gehört die Auferstehung Christi nach dem Urteil bekannter Wissenschaftler zu den am besten bezeugten Ereignissen der Antike. Auch sie ist Gegenstand des Glaubens an den lebendigen Gott, der im Anfang das Leben erschaffen hat und imstande ist, aus dem Tod aufzuerwecken.

Man kann versuchen, die Bibel links liegen zu lassen und sie so beurteilen, wie sie gegenwärtig oft dargestellt wird: als ein schönes altes Märchenbuch, das keinem vernünftigen Menschen etwas zu sagen hat. Man kann die Bibel als ein außergewöhnliches, erhabenes Buch betrachten, ohne eine innere Beziehung dazu zu haben. Man kann die Bibel als die „Gründungsurkunde des Christentums“ sehen, ohne den rettenden Glauben an den darin offenbarten Erlöser Jesus Christus, den Sohn Gottes, zu kennen. Das Ergebnis ist in jedem Fall dasselbe: Ewig verloren, ewig fern von Gott, der Liebe ist (1. Joh 4,8.16)!

Man kann sich jedoch auch von der Bibel ansprechen lassen und sich in ihrem Licht als verlorener Sünder erkennen. Und man kann durch die Bibel dahin gebracht werden zu glauben, dass „Gott die Welt so geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16).

Das ist Zweck und Ziel Gottes in seinem Wort, der Heiligen Schrift, „… damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20,31).



[1] Mit Bibelkritik ist der Versuch von Theologen gemeint, den Text zu erkennen, der ursprünglich und damit „wirklich“ Bibeltext war. Ein solcher, menschlicher Eingriff in Gottes Wort ist abzulehnen. Die ganze Bibel ist Gottes Wort, sie ist das Wort Gottes.