Themenheft

Debora und Barak

„Und die Kinder Israel taten wieder was böse war in den Augen des Herrn. “ Diesem Satz begegnet man mehrfach im Buch der Richter, so auch am Anfang von Kapitel 4. Ehud, der Richter, der Israel aus der Hand Moabs befreit hatte, war gestorben. Wer sollte Israel nun auf den richtigen Weg zurückführen? Welch eine Gnade: Der Herr selbst tut es! 

Das Handeln des Herrn ist aufs Neue schmerzlich für das Volk Israel. Er verkauft sie in die Hand des Königs der Kanaaniter, der sie zwanzig Jahre lang bedrückt. Es ist ein übermächtiger Feind, der 900 eiserne Wagen hat. Unter dem Druck dieses Feindes wendet sich das Volk an den Herrn. Nachdem diese Situation zu Beginn von Richter 4 beschrieben wurde, wird eine Frau eingeführt, die mit Gottes Gedanken vertraut war: Debora.

 

Debora

Debora war eine verheiratete Frau, die der Herr zum Segen seines Volkes benutzen konnte. Sie wohnte auf dem Gebirge Ephraim zwischen Rama und Bethel unter einer Palme, die später anscheinend nach ihr benannt wurde. Sie wird eine Prophetin genannt. Offensichtlich hatte diese Frau ein gutes Verständnis von Gottes Gedanken und Einsicht in das Gesetz, denn sie war in der Lage, Recht zu sprechen.

Beachtenswert ist, dass die Israeliten zu ihr kamen, um Gottes Beurteilung zu einzelnen Fragen zu bekommen. Wir lesen nicht, dass sie zu den Israeliten ging. Das ist in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken im Blick auf Dienste einer Frau. Sie drängte sich nicht nach vorne. Stattdessen musste man zu ihr ins Haus kommen. Das spricht in der heutigen Zeit die gläubigen Frauen ganz besonders an, da es in der westlichen Welt normal geworden ist, dass Frauen in aller Öffentlichkeit auftreten und Führungsaufgaben übernehmen. Aber Gottes Wort bleibt bestehen: „Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein“ (1. Tim 2,12.13)[1].

Diese Haltung von Debora zeigt sich im weiteren Verlauf der Geschichte: Barak muss die göttliche Mitteilung bei Debora „abholen“. Sie bleibt auch hier in ihrem Haus; und als es zur Entscheidung kommt und die Heere ausziehen, hat Barak die Führung. Debora begleitet ihn nur auf seine ausdrückliche Bitte hin.

 

Barak

Der Herr hatte einen Auftrag für Barak, den er durch Debora mitgeteilt bekommt. Es scheint nicht, als sei Barak ein mutiger Draufgänger gewesen. Aber Gottes Kraft zeigt sich oft in der Schwachheit des Menschen. Barak jedenfalls ist ängstlich, zögert und bittet Debora mitzuziehen.

Er hatte die Zusage, dass der Gott Israels die feindlichen Heere in seine Hand geben würde (V. 7). Der Glaube stützt sich auf Gottes Zusagen. Das ist auch für uns der Schlüssel, um zu überwinden: „Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: Unser Glaube“ (1. Joh 5,4b).

Baraks Glaube ist zunächst schwach. Er will Gottes Auftrag ausführen, aber nur, wenn Debora mitgeht. Sie ist bereit mitzugehen, erklärt aber, dass die Ehre des Sieges dann nicht Barak zukäme. Darin zeigt sich Gottes Gnade und Gerechtigkeit. Einerseits sollen die Israeliten befreit werden, auch wenn der Anführer schwach ist – das ist Gnade. Andererseits wird der Schwachheit Baraks in der Beurteilung des Sieges Rechnung getragen, indem er nicht die Ehre bekommt – das ist gerecht.

Auch im Blick auf uns kann es sein, dass wir wegen unseres schwachen Glaubens am Richterstuhl Christi nicht „vollen“ Lohn für eine Aufgabe erhalten. Aber trotz der persönlichen Schwachheit sorgt Gott dafür, dass seinem Volk geholfen wird.

 

Der Kampf

Nun zieht Barak gemäß den Anweisungen des Herrn in den Kampf. Debora macht ihm mit den Worten Mut: „Ist nicht der Herr ausgezogen vor dir her?“ (V. 14). Barak muss den Kampf aber nicht eröffnen, denn der Herr verwirrt Sisera und alle seine Wagen und sein ganzes Heerlager. Am Ende zeigt sich Barak mutiger als vor dem Kampf, als unter seiner Führung letztlich ein großer Sieg errungen wird.

Sisera, der Heeroberste flieht zu Fuß und kommt zu Jael, die ihn versorgt und ihm ein Lager zur Verfügung stellt. Als er in einen tiefen Schlaf gefallen ist, tötet sie ihn.

Der Herr hat immer Mittel und Wege, seinem Volk, das zu Ihm schreit, zu helfen. Wenn die Führer nicht auf der Höhe des Glaubens sind, dann hat Gott andere Werkzeuge. Hier benutzt Er Jael, die Frau Hebers. Und es erfüllt sich die Vorhersage: Die Ehre des Sieges wird nicht Barak zuteil, sondern Jael.

 

Jael

Jael ist die zweite Frau, die in dieser Geschichte erwähnt wird. Sie ist das Werkzeug Gottes, Israel zum Sieg zu führen. Heber, Jaels Mann, hatte mit den Kanaanitern Frieden geschlossen. Aber Jaels Herz schlug für das Volk Gottes. Mutig und glaubensstark tötet sie den feindlichen Heerführer. Sie tut es nicht auf dem Schlachtfeld, auch nicht als Anführerin einer Armee, sondern im Zelt, dem Ort, der ihr Wirkungskreis war.

 

Starke Frauen – schwache Männer

Man könnte denken, wenn die Männer schwach sind, dann können, ja müssen Frauen die Stellung der Männer einnehmen. Nein! Auch wenn Männer schwach sind, ändert Gott seine Ordnung nicht. Aber Er benutzt dann Frauen, die an der göttlichen Ordnung festhalten und sich seinem Wort unterordnen. In einer solchen Gesinnung können sie dann einen Sieg erringen.

 

Das Lied von Debora und Barak (Ri 5)

Als der Sieg errungen war, singen Debora und Barak ein Lied. Es ist dem Herrn, dem Gott Israels gewidmet, um Ihn zu preisen (V. 2.9). Andere sollen in diesen Lobpreis einstimmen (V. 10.11).

Der Inhalt des Liedes dreht sich um Führung im Volk Gottes und Hingabe an den Herrn. Es gab solche in Israel, die führten und die sich freiwillig dem Herrn zur Verfügung stellten. Leider war es nicht das ganze Volk, sondern nur ein Überrest (V. 13). Abschließend einige Gedankenanstöße, die sich aus dem Inhalt des Liedes auch auf uns als Jünger des Herrn Jesus beziehen lassen:

 

  • Ein Überrest des Volkes Israel (Ephraim, Benjamin, die Fürsten von Manasse (Makir), Sebulon, die Fürsten von Issaschar und Naphtali) zeichnete sich durch Hingabe und Handlungsbereitschaft aus, ein anderer Teil des Volkes wurde durch Tatenlosigkeit (Ruben) oder Gleichgültigkeit (Gilead, Dan, Aser) gekennzeichnet. à Was kennzeichnet dich und mich im Dienst für den Herrn Jesus?
  • Der Herr Jesus wünscht sich eine echte Hingabe und Bereitschaft zum Einsatz für Ihn – so tat es Jael, die Frau Hebers (V. 24-27). Ihr wurde eine schwierige Aufgabe sprichwörtlich vor die Füße gelegt. Jael hatte den nötigen Glauben und Mut für diese Herausforderung, weil sie sich für den Herrn und sein Volk einsetzen wollte. à Sind wir heute bereit, uns für den Herrn Jesus einzusetzen – auch dann, wenn es echten Glauben und Mut erfordert?!
  • Jaels Tat geschah zwar im Verborgenen, durch das Lied von Debora und Barak wird sie aber öffentlich geehrt. Gott bekennt sich dadurch zu ihrer Glaubenstat. à Auch heute wird unser Herr keinen Dienst für Ihn unbelohnt lassen!
  • Das Kapitel schließt mit der Feststellung, dass das Volk vierzig Jahre Ruhe hatte. Auch wir haben nicht nur Zeiten des Kampfes. à Wichtig ist, dass wir in den Ruhephasen beim Herrn Jesus bleiben, Gemeinschaft mit Ihm pflegen und uns vor den Götzen hüten.

 

 



[1]           Im 1. Brief an Timotheus geht es um unser Verhalten im Haus Gottes und bei diesen Versen um das Verhalten von Männern und Frauen ganz allgemein – nicht (nur) in der Ehe, sondern so, wie Gott es in seiner Schöpfungsordnung festgelegt hat.