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Gehorsam – ein Relikt aus alter Zeit?

Gehorsam ist ein Wort, das heute nicht mehr gern gehört wird. Es passt nicht mehr zum Menschen der Moderne. Man will selbst bestimmen können und frei sein. Alles andere wird als Entwicklungsbremse und Verlust angesehen.

Wenn wir die Bibel auf Gehorsam hin untersuchen, stellen wir fest, dass der Gehorsam einen sehr großen Raum einnimmt. Gott verlangt von seinen menschlichen Geschöpfen Gehorsam. Das war bereits im Garten Eden so, und das ist heute nicht anders. Zu Anfang gab es für den Menschen nur ein Verbot, nämlich nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen (1. Mo 2,17). Aber das reichte, um deutlich zu machen, dass Gott von den Menschen Gehorsam verlangt.

 

Der Mensch ohne Gott – ein ungehorsames Wesen

Wir wissen, dass das erste Menschenpaar ungehorsam wurde und in Sünde fiel. Was für verheerende Folgen für die ganze Menschheit: „… durch den Ungehorsam des einen Menschen sind die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden“ (Röm 5,19). Seitdem ist der Mensch Gott entfremdet, ein Feind Gottes und von Natur aus ungehorsam (Kol 1,21). Der Mensch ist der Wahrheit ungehorsam, der Ungerechtigkeit aber gehorsam (Röm 2,8). Paulus schreibt in dem Brief an die Epheser von solchen, die tot sind (tot für Gott) und bezeichnet sie als Kinder des Zorns und Söhne des Ungehorsams, weil sie ihren eigenen Willen tun und nach ihren eigenen Begierden leben (Eph 2,2). Über sie kommt der Zorn Gottes (Kol 3,6). Zu solchen zählten übrigens auch wir; wir waren keinen Deut besser. Auch das von Gott auserwählte Volk Israel zeigte sich immer wieder widerspenstig, widersprechend und ungehorsam (Röm 10,21). Wo wir auch hinschauen – der Mensch ohne Gott hat sich als durch und durch ungehorsam erwiesen.

 

Gott gehorsam sein

Seit dem vollbrachten Erlösungswerk auf Golgatha gebietet Gott allen Menschen, Buße zu tun (Apg 17,30). Wer diesem Gebot nachkommt und Jesus Christus als seinen Retter annimmt, ist Gott und der Wahrheit gehorsam geworden.

Aus Söhnen des Ungehorsams sind „Kinder des Gehorsams“ geworden (1. Pet 1,14). Aus Sklaven der Sünde sind Sklaven des Gehorsams geworden (Röm 6,16-18). Ist das nicht großartig? Durch Glauben und Gehorsam sind wir in die Gemeinschaft Gottes und seines Sohnes gekommen. Gott hat an unserem Herzen gewirkt und uns in eine neue Stellung versetzt durch den Glauben. Gehorsam ist eines der großen Kennzeichen des neuen Lebens (vgl. 1. Joh 2,3-5). Als Wiedergeborene haben wir sogar Freude daran, Gottes Willen zu tun. Es ist so, als würde man einem Kind, das gerne Pudding isst, dazu auffordern, die Schüssel Pudding leer zu machen. Es macht nichts lieber als das.

 

Gehorsam im Leben eines Gläubigen

Aus Erfahrung wissen wir jedoch, dass uns das Gehorchen mitunter schwer fällt. Wir haben manchmal unsere eigenen Gedanken und Vorstellungen und fühlen uns vielleicht eingeengt, wenn wir uns an Gottes Wort halten. Es kann auch sein, dass wir Gottes Willen als nicht vorteilhaft für uns ansehen. Wir meinen zu wissen, was gut für uns ist und gehen unsere eigenen Wege. Von außen betrachtet, kann solch ein Weg sogar sehr erfolgreich aussehen. Doch wie es dabei im Herzen aussieht, steht auf einem anderen Blatt. Wenn wir nicht Gottes Zustimmung haben, dann werden wir über kurz oder lang erleben, was für einen großen Verlust der Ungehorsam mit sich bringt. Nein, wir wollen aus Liebe zu unserem Retter und Herrn Ihm gehorsam sein. Davon sind alle Lebensbereiche betroffen, in denen wir uns aufhalten.

Ø  Familie

Der Gehorsam innerhalb der Familie gehört zur Schöpfungsordnung und ist zugleich Bestandteil der christlichen Lehre (5. Mo 21,18; Eph 6,1-3; Kol 3,20; 1. Pet 3,6). Gerade in Bezug auf die Kinder sagt Gott uns, dass sie den Eltern gehorsam sein sollen „in allem“. Diese Aufforderung gilt allgemein und beschränkt sich nicht auf gläubige Kinder. Es wird hinzugefügt, dass dies „recht“ und „wohlgefällig“ ist. Wer seinen Eltern gehorcht, handelt nach dem Willen Gottes. Denn Gott hat den Eltern Autorität übertragen, der sich die Kinder unterordnen sollen.[1] Das gilt auch noch für Teenies. Wer sich also an die Anweisungen Gottes hält, befindet sich im Segensbereich Gottes. Würde ein Kind dagegen seinen Eltern nicht gehorchen wollen, hätte das ernste Folgen (Spr 30,17). Ungehorsam ist Gott zuwider.

Ø  Beruf

Gehorsam wurde auch von den Sklaven gegenüber ihren Herren verlangt (Kol 3,22 ff.; Eph 6,5 ff.). Sie sollten allerdings nicht in Augendienerei gehorchen, d.h. sich in ein besseres Licht stellen, um sich Vorteile und Ansehen zu verschaffen. Sie sollten ihre Arbeit aus lauteren Beweggründen tun, gewissenhaft und gut, und dadurch zeigen, dass sie ihre Herren mit Ehrfurcht begegneten. In unseren Ländern ist die Sklaverei abgeschafft – Gott sei Dank! Aber das Prinzip der Unterordnung und des Gehorsams bleibt zeitlos gültig. Als Arbeitnehmer sollen wir unsere Vorgesetzten achten, sie als Autorität über uns akzeptieren und pflichtbewusst unsere Arbeit tun. Dabei dürfen wir die Arbeit so tun, als täten wir sie direkt für den Herrn Jesus (Kol 3,23). Mit dieser Einstellung fällt es uns sofort leichter, uns den Vorgesetzten unterzuordnen.[2]

Ø  Regierung

Mehrfach werden wir im Neuen Testament ermahnt, uns der Obrigkeit unterzuordnen und Gehorsam zu leisten. In Titus 3,1-3 wird ein Gegensatz zu unserem Leben vor unserer Bekehrung hergestellt: Einst waren wir ungehorsam ... Jetzt aber sind wir gehorsam, und das sollen wir auch in Bezug auf die Regierung zeigen. Das tun wir, indem wir uns gesetzeskonform verhalten – auch im Straßenverkehr! Ob die Gesetze uns sinnvoll erscheinen oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Als Bürger unseres Landes ehren wir unseren Herrn, indem wir die Anordnungen und Gesetze befolgen, und wir sind zudem noch ein Zeugnis. Dass es Situationen geben mag, in denen wir Gott mehr gehorchen müssen als den Menschen (Apg 5,29), kann auch schon mal vorkommen, nimmt aber nichts von der allgemeinen Aufforderung weg. Wenn wir uns bewusst sind, dass Gott die Obrigkeit eingesetzt hat – und sie ist sogar Gottes Dienerin (Römer 13,4) –, wird es uns nicht schwer fallen, ihr Gehorsam zu leisten.

Ø  Im Volk Gottes

Sind in der Versammlung (Gemeinde) Gottes nicht alle gleich gestellt? Heißt es nicht: „Ihr alle aber seid Brüder“ (Mt 23,8)? Ja und nein. Ja, weil niemand sich anmaßen darf, sich über andere zu stellen. Nein, weil es in der Versammlung Brüder gibt, die führen bzw. vorstehen. In Hebräer 13 ist von Führern die Rede. Sie haben sich nicht selbst dazu ernannt; sie sind es, weil sie in ihrem Leben zeigen, dass das Wort Gottes für sie selbst absoluter Maßstab ist. Dadurch haben sie eine moralische Autorität. Und wenn sie über die Seelen der Gläubigen wachen, dann tun sie es mit Hilfe des Wortes Gottes (V. 7.17). Und was bedeutet das für uns? Wir haben uns ihnen unterzuordnen: „Gehorcht[3] euren Führern und seid fügsam“ (V. 17; vgl. auch 1. Kor 16,16). Dies geschieht durch Respekt vor ihrer geistlichen Autorität, dem Beachten ihrer biblisch begründeten Belehrungen und durch Nachahmen ihres Glaubens. In einer Zeit, wo Autorität nicht viel gilt, stellt dieser Vers gewiss eine besondere Herausforderung für uns dar. Aber wir wollen ihn gerne befolgen.

 

Der Herr Jesus und der Gehorsam

Schauen wir abschließend in das Leben des Herrn Jesus. Er ist Gottes Sohn. Als solcher kann Er befehlen; Ihm stand alles zu Gebot. Aber als Mensch hat Er den Gehorsam gelernt (Heb 5, 8). Gehorchen war also etwas Neues für Ihn, weil Er vorher ausschließlich der Gebieter war. In „Knechtsgestalt“ war der Herr Jesus seinem Gott und Vater im Himmel in allem gehorsam. Prophetisch sehen wir das in dem Knecht, der sich jeden Morgen das Ohr öffnen ließ, um zu hören, was Gott ihm zu sagen hatte, um es dann auch zu tun (Jes 50,4.5). Aber nicht nur seinem himmlischen Vater war der Herr gehorsam, auch als Kind war Er seinen Eltern untertan. Obwohl Er immer die richtigen Prioritäten setzte und die Belange seines himmlischen Vaters suchte, war Er zugleich seinen Eltern als Kind gehorsam (Lk 2,51). Schließlich führte Ihn sein Gehorsam bis an das Kreuz und bis in den Tod: „… indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8).  Er wollte gehorsam sein, selbst wenn es Ihn den Tod kosten würde. Was für ein Vorbild für uns! Wollen wir Ihn nicht nachahmen?

 

Fazit

Gott Gehorsam zu sein, ist mit großem Segen verbunden. Lassen wir uns nicht davon abbringen! Was andere vor uns erlebt haben und Gott in seinem Wort aufgezeichnet hat, gilt auch für uns heute. In Zukunft, wenn Christus der Herrscher der Erde sein wird, werden Ihm alle Völker gehorchen (1. Mo. 49, 10). Das wird für die Erde eine gesegnete Zeit sein.



[1] Dass Eltern ihre Autorität unter der Autorität des Herrn ausüben und nicht mit absoluter Autorität auftreten sollen, ist ein anderes Thema und soll nur der Vollständigkeit wegen erwähnt werden (Eph 6,4; Kol 3,21).
[2] Das bedeutet natürlich nicht, dass man seinem Vorgesetzten niemals sachlich widersprechen oder auch konstruktive Vorschläge unterbreiten dürfte. Aber letztlich trägt er die Verantwortung, und ich habe mich ihm und seinen Anweisungen unterzuordnen – auch dann, wenn er mit seinen Vorstellungen falsch liegt.
[3] Hier wird im Griechischen ein anderes Wort benutzt als an den übrigen Stellen; es hat die (Zusatz-)Bedeutung von „Vertrauen haben“.