Aufruf zur inneren Heiligung
Aufruf zur inneren Heiligung und Ausblick auf Christus (4. und 5.Botschaft Haggais)
Haggai 2,10-23
Auf die erste Botschaft Haggais hin hatte das Volk die Arbeit am Haus Gottes wieder aufgenommen. Mit weiteren Botschaften sollte er nun das Volk ermutigen. War also jetzt alles gut? Nein, und deswegen musste Haggai noch zwei weitere Botschaften überbringen. Dies geschah nur zwei Monate nach dem vorherigen Ausspruch, und es waren zwei Botschaften Gottes an einem einzigen Tag. Die eine war an die Priester (2,10-19), die andere an Serubbabel gerichtet (2,20-23).
Die vierte Botschaft Haggais: Kein Dienst für Gott ohne ein gehorsames Herz
Auch wenn das Volk dem Aufruf Gottes nachgekommen war und wieder angefangen hatte, am Haus Gottes zu bauen, so machte Gott jetzt offenbar, dass es auch einen inneren Grund für den äußeren Stillstand, den Baustopp, gegeben hatte: Das Volk war in einem schlechten geistlichen Zustand. Auch die Wiederaufnahme der Bauarbeiten hatte nichts Grundlegendes daran geändert. Zwar war das Volk äußerlich gehorsam. Dies konnte aber nur dauerhaft zum Segen sein, wenn das Volk auch innerlich zu Gott umkehrte und seine laue, gleichgültige Haltung vor Ihm bekannte.
Die Anwendung auf uns liegt auf der Hand: Ein rein äußeres Befolgen eines Gebotes Gottes ohne ein gehorsames Herz hat wenig Wert vor Gott. Er möchte nicht rein äußere Handlungen bei uns sehen, sondern unser Herz haben.
Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, sollte Haggai sich mit zwei Fragen an das Volk wenden. Gott spricht dabei die Priester als die religiösen Führer des Volkes an. Denn bei ihnen lag die höhere Verantwortung.
Die zwei Fragen zeigen zwei wichtige Grundsätze:
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Unheiliges wird nicht heilig, wenn es mit Heiligem in Berührung kommt
Für Gott geheiligtes Fleisch, das mit Brot, Gekochtem, Wein oder Öl in Berührung kommt, macht diese nicht heilig. Wenn ein Mann heiliges Fleisch in dem Zipfel seines Gewandes trug, gab ihm das vielleicht einen Charakter äußerer Heiligkeit. Aber wurde dadurch die Frucht seiner Arbeit (Brot, Gekochtes, Wein oder Öl) heilig? Keineswegs.
Gott macht damit deutlich, dass der äußere Gehorsam des Volkes allein noch nicht sein Inneres „heilen“ konnte. Wenn die äußeren Tätigkeiten für Gott nicht als Quelle die innere Hinwendung zu Gott haben, kann Gott sie nicht als wohlgefällig annehmen. Wir lernen dies auch an anderen Stellen der Heiligen Schrift:
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Samuel musste Saul darauf hinweisen, dass Schlachtopfer und Brandopfer ohne inneren Gehorsam keinen Wert vor Gott haben, ja Ihm sogar zuwider sind (1. Sam 15,22.23).
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Gott sagt durch den Propheten Hosea, dass Er Gefallen hat an echter Frömmigkeit (oder Gottesfurcht) und nicht an rein äußerlich gebrachten Schlachtopfern (Hos 6,6).
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Der Prophet Micha zeigt, dass Gott keinen Gefallen haben kann an tausenden von Opfern, wenn dies nicht einem gottesfürchtigen Leben entspringt und begleitet ist von „Recht zu üben und Güte zu lieben und demütig zu wandeln“ mit Gott (Mi 6,8).
Haben wir nicht auch schon manches Mal äußeren Gehorsam gegenüber Gottes Wort gezeigt, ohne dass unser Herz dahinter stand? Vielleicht waren wir innerlich sogar nicht nur gleichgültig, sondern gegen unseren (Eigen)willen äußerlich „gehorsam“.
Die erste Frage an die Priester lehrt uns noch eine zweite Lektion: Ein Gläubiger kann keine Person oder Sache dieser Welt (oder auch die Welt als System selbst) dadurch reinigen oder verbessern, dass er sich mit ihr verbindet. Der gerechte Lot ist hierfür ein prägnantes Beispiel. Er wohnte in Sodom, hatte dort sogar einen Platz in der Stadtverwaltung, konnte aber die bösen Menschen der Stadt nicht ändern (vgl. 1. Mo 19,9). Für ihn blieb nur die Flucht aus der verdorbenen Stadt.
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Heiliges wird verunreinigt, wenn es mit Unheiligem in Berührung kommt
Ein toter Köper ist im Alten Testament das Sinnbild der Unreinheit. Er zeigt die schrecklichen Folgen der Sünde. Wer damit in Berührung kam, war verunreinigt (4. Mo 19,11). Hier hat die Berührung also durchaus Folgen im Gegensatz zu dem ersten Fall, bei dem wir gesehen haben, dass etwas Heiliges nicht durch bloße Berührung heiligen kann.
Schon die Natur lehrt uns diesen Grundsatz: Ein fauler Apfel verdirbt gesunde Äpfel. Ein gesunder dagegen bewirkt nicht, dass der faule Apfel wieder „heilt“. Ein kranker Mensch steckt einen Gesunden an, der Kranke dagegen wird nicht durch Berührung mit dem Gesunden wieder geheilt. So ist es auch im geistlichen Bereich: Ein Gläubiger wird verunreinigt, wenn er Beziehungen zum Bösen eingeht. Gott fordert uns daher mehrfach auf, uns vom Bösen zu trennen oder getrennt zu halten (z.B. 2. Kor 7,1; 2. Tim 2,19).
Die Juden handelten nicht nach dieser Regel. Sie achteten nicht darauf, für Gott geheiligt zu sein. Daher wendet sich Gott hier durch Haggai an sie und macht sie auf ihre falsche Haltung aufmerksam: „So ist alles Tun ihrer Hände; und was sie dort darbringen, ist unrein.“ (Hag 2,14). Äußerlich sah wahrscheinlich alles sehr gut aus. Der Tempelbau schritt voran und der Opferdienst wurde verrichtet. Doch Gott sieht nicht auf das Äußere, worauf der Mensch sieht. Gott „sieht auf das Herz“ (1. Sam 16,7). Und wenn man genau hinsah, konnte man einen Mangel im Volk feststellen: Ihre tägliche Arbeit brachte nur einen bescheidenen Ertrag ein; von einem Garbenhaufen von 20 Maß erreichte man nur 10 Maß Ertrag, ein 50-Eimer-Fass hatte nur 20 Eimer Inhalt und die Ernte wurde zerstört durch Kornbrand, Vergilben und Hagel. Außerdem war kaum noch Saat auf dem Speicher und Weinstock und Fruchtbäume trugen keine Früchte.
Frucht für Gott?
Denken wir dabei auch einmal über unser eigenes Leben nach. Sieht da äußerlich vielleicht auch manches sehr gut aus? Du führst vielleicht ein anständiges Leben, an dem niemand Anstoß nehmen kann, gehst regelmäßig in die Zusammenkünfte der Gläubigen und keiner hat äußerlich etwas an dir auszusetzen. Aber wie sieht es innerlich aus? Vermisst du echte „Frucht für Gott“ in deinem Leben?
Vielleicht geht es uns wie den Israeliten damals, dass wir uns sehr bemühen, aber von „20 Maß“ nur die Hälfte übrig bleibt. Der Herr Jesus möchte, dass wir Unreines und Böses aus unserem Leben und unseren Beziehungen entfernen und Ihm unser ganzes Herz geben. Das wird dann ein volles Maß an Frucht hervorbringen!
Gottes Versprechen
„Von diesem Tag an will ich segnen“ (Hag 2,16). Das war die Verheißung Gottes für das Volk, wenn es zu Ihm umkehrte - nicht nur äußerlich, sondern auch von ganzem Herzen. Dann würden wieder Saat und Ernte im vollen, ja überströmenden Maß vorhanden sein (vgl. Mal 3,10). Das wird auch unsere Erfahrung sein. Natürlich geht es bei uns heute nicht um Segen in Form von Saat und Ernte. Die Folge für uns ist ein glückliches Leben in Gemeinschaft mit Gott, ein Leben in geistlicher Kraft. Haben wir nicht die Erfahrung gemacht, dass wir nach dem Bekenntnis falscher Wege und Herzenseinstellungen voll Freude und Glück weitergehen konnten? Ja tatsächlich, auch hier gilt: „Von diesem Tag an will ich segnen“.
Die fünfte Botschaft Haggais: Das große Finale und Ausblick auf Christus
Haggai hatte gerade seine vierte Botschaft verkündigt, als Gott ihm am selben Tag noch einen Ausspruch anvertraute. Dieser war für den Statthalter Serubbabel bestimmt und enthielt diesmal keine Anweisung für die aktuelle Situation der Juden, sondern einen Ausblick in die Zukunft, die auch aus unserer Perspektive heute noch zukünftig ist: Gott wird den Thron der Königreiche erschüttern und die Macht der Königreiche der Nationen vernichten. Christus wird der Ausführende dieser Ankündigung sein, wenn Er wieder auf diese Erde kommen wird.
Dann endet der Prophet mit einer Ermunterung für Serubbabel, in der wir aber vor allem einen schönen Hinweis auf Christus erkennen dürfen: „An jenem Tag, spricht der Herr der Heerscharen, werde ich dich nehmen, Serubbabel, Sohn Schealtiels, meinen Knecht, spricht der Herr, und werde dich wie einen Siegelring machen. Denn ich habe dich erwählt“ (V. 23).
Zunächst durfte Serubbabel diese Botschaft jedoch ganz persönlich für sich in Anspruch nehmen. Gott ermunterte ihn damit, dass Er ihn angesichts der Macht der Nationen mit besonderer Fürsorge umgeben würde. Dass Er ihn wie einen Siegelring machen wollte bedeutet, dass Gott sich Serubbabels bedienen würde, um seine Pläne auszuführen. Denn ein Siegelring trägt das Zeichen der Identität oder das Bild seines Eigentümers. Mit ihm bestätigt sein Eigentümer seinen Willen und setzt seine Anordnungen fest.
Mit Christus endet der Prophet Haggai
Dies führt uns abschließend zu dem Herrn Jesus, auf den Serubbabel hier ein Vorbild ist. Gott wird durch Christus seinen Ratschluss mit dieser Erde zu einem herrlichen Abschluss bringen und Ihn damit „wie einen Siegelring machen“. Dies wird in Erfüllung gehen, wenn Christus in großer Herrlichkeit erscheint. Dann wir die ganze Erde „voll seiner Herrlichkeit“ sein (Jes 6,3).
Doch Gott nennt ihn hier auch seinen „Knecht“ und das ist bemerkenswert angesichts des Wiederkommens Christi in großer Macht und Herrlichkeit! Auch wenn Er in äußerer Pracht erscheinen wird, wird nie seine moralische Herrlichkeit vergessen sein, die in seiner Erniedrigung offenbar wurde! Für Gott ist sein Gehorsam sehr wertvoll. Wir lesen von diesem Titel „Knecht“ an vielen Stellen in der Bibel, im Alten und im Neuen Testament (besonders 2. Mo 21,2-6, dann z.B. auch Jes 42,1; 52,13; Apg 3,13; 4,27).
Mit dem Blick auf Christus endet also unser Prophet Haggai. Mit Ihm, den wir als unseren Heiland und Herrn anbeten. Er wird für diese Welt eines Tages wie ein Siegelring sein, der allem sein Gepräge gibt. Kann Er es heute schon in deinem und meinem Leben tun? Haben wir den Abdruck des Christus auf uns, sichtbar für alle?
Henning Brockhaus
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