Bibelstudium

2. Johannes (6)

2. Johannes: Liebe in der Wahrheit (Schluss)

Im abschließenden Teil der Serie über den 2. Johannesbrief geht es um die praktische Konsequenz aus den Belehrungen des Briefes und um die Grüße.

Nicht grüßen - nicht ins Haus aufnehmen (Vers 10)

„Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht“ (Vers 10).

Erneut betont der Apostel das „nicht“ in diesem Vers: Wenn jemand die Lehre des Christus nicht bringt. Wir müssen also nicht allein prüfen, was oder ob jemand Falsches, Böses sagt. Es ist genauso wichtig zu erkennen, was jemand von der Wahrheit nicht bringt. Der Teufel ändert seine Taktik ständig. Manchmal bringt er das eine, ein anderes Mal etwas anderes. Deswegen fordert uns Johannes auf zu prüfen, ob jemand die Lehre des Christus bringt. Wenn jemand diese nicht bringt, so durfte er nicht ins Haus aufgenommen werden. Es geht hier nicht um Aufnehmen am Tisch des Herrn. Davon ist hier nicht die Rede, obwohl das eingeschlossen ist. Johannes spricht vom Haus dieser Frau. Sie und ihre Kinder sollten einen solchen falschen Lehrer nicht ins Haus aufnehmen.

Wir sollen jemand anhand dessen beurteilen, was er sagt. So handelt auch der Herr des Knechtes im Gleichnis von den Talenten (Lk 19). Er sagt zu dem letzten Knecht, der das eine Talent vergraben und böse, unzutreffende Worte über seinen Herrn gesprochen hatte: „Aus deinem Mund werde ich dich richten, du böser Knecht!“ (Lk 19,22).

Was über den Mund kommt, müssen wir beurteilen. Wir haben keinen anderen Maßstab anzulegen. Wenn einer kommt und diese Lehre nicht bringt, ist er verurteilt durch das, was er sagt bzw. nicht bringt. Wir haben schon gesehen, dass es sich oft um begabte und attraktive Werkzeuge handelt, die galant, gebildet und höflich sein können. Da heißt es gerade für die Frauen: Aufpassen! Nicht von ungefähr richtet sich dieser Brief an eine Frau. In der Regel gehen die Männer heute tagsüber einer Arbeit außerhalb ihres Hauses nach. Und gerade im Verlauf des Tages können solche Dinge passieren. Vertreter einer christlichen Sekte klingeln in der Regel tagsüber an der Tür. Dann müssen die gläubigen Frauen auf der Hut sein. Sie müssen nach dem handeln, was hier steht, und wir alle müssen das tun. Wir dürfen Irrlehrer nicht ins Haus aufnehmen.

Wer die Person des Herrn angreift, ist kein Gesprächspartner für einen Gläubigen. Wohlgemerkt, es geht um solche, welche die wahre Lehre nicht bringen, also nicht um Verführte, sondern um Verführer. Johannes spricht von aktiven Leuten, die das Böse bringen, nicht von solchen, die dadurch in Nöte gekommen sind und vielleicht gerade jetzt Hilfe benötigen.

Der Gruß ist Verrat an unserem Retter

So jemand nicht einmal zu grüßen, erscheint uns unhöflich zu sein. Darf man so handeln? Das offenbart die Gefahr, in der wir uns befinden. Vielleicht denkt man: „Wir sind heute doch weiter in der gesellschaftlichen Entwicklung. Als der Apostel Johannes damals lebte, war man wahrscheinlich noch ziemlich brutal. Da waren wir gewissermaßen noch im „sozialen Steinzeitalter“. Heute müssen wir wenigstens ,Guten Tag”˜ sagen.“

Nun könnte man denken, dass bei einem Gruß ein herzlicher Bruderkuss gemeint ist: eine Umarmung und „lieber Bruder“ sagen. Ein normaler Gruß wäre dann gestattet. Aber spricht Johannes so? Ein Vergleich der Schriftstellen zeigt, dass dies nicht stimmt. In Apostelgeschichte 15,23 kommt dasselbe griechische Wort für Gruß vor wie in unserer Stelle: „Und sie schrieben und sandten durch ihre Hand Folgendes: ,Die Apostel und die Ältesten und die Brüder an die Brüder, die aus den Nationen sind zu Antiochien und in Syrien und Zilizien, ihren Gruß …”™“ Nun mag man einwenden, dass hier ein Brief an Gläubige geschrieben wurde. Dann mag man Apostelgeschichte 23,26 vergleichen: „Klaudius Lysias dem vortrefflichsten Landpfleger Felix seinen Gruß!“ Hier steht erneut dasselbe Wort. Aus dem Gesagten lernen wir, dass hier in 2. Johannes Vers 10 ein ganz normaler Gruß gemeint ist, ein normales griechisches „Guten Tag“, mehr nicht.

Was ist die Folge davon, dass man einem Irrlehrer „Guten Morgen“ sagt? Erstens zollt man diesem Mann damit eine gewisse Anerkennung. Er kann dann denken: „Aha, der steht auf meiner Seite“ - der grüßende Bruder mag ganz anders denken - aber das ist es, was der Verführer mit diesem Gruß verbinden kann. Zudem zeigt uns der Folgevers, dass man durch den Gruß praktische Gemeinschaft pflegt mit dem Irrlehrer. Auch dürfen wir nicht vergessen: Es ist einfach gegen Gottes Wort. Wenn wir ihm die Hand geben, heißen wir, ohne es zu wollen, etwas Böses gut . Und das ist letztlich Verrat am Herrn Jesus. Wer meinen Retter angreift, der ist keines freundlichen Lächelns wert.

Nun könnte die Frage aufkommen: Was ist, wenn ein solcher Irrlehrer mein Kollege ist? Wenn mein Kollege ein Irrlehrer wäre, bleibt er trotz der falschen Lehre der Kollege. Und „als Kollege“ müssen wir ihn, wenn er uns diese Lehre nicht im beruflichen Umfeld anträgt, nach den Regeln des Unternehmens begrüßen, wenn wir zum Beispiel in einer Arbeitsrunde zusammen sind. Aber in dem Moment, wo er anfängt, uns dort die Irrlehre zu bringen, müssen wir konsequent sein. Das gilt insbesondere außerhalb des Berufs. Da gilt dieses Wort des Apostels.

Grüßen bedeutet Gemeinschaft (Vers 11)

„Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken“ (Vers 11).

In diesem Vers lernen wir einen Grundsatz, der von größter Wichtigkeit ist, und heute zu wenig beachtet wird: Durch das äußerliche Grüßen eines Irrlehrers komme ich in Gemeinschaft mit etwas Bösem, das ich selbst nicht tue. Denn das griechische Wort für teilnehmen ist der Ausdruck, der normalerweise mit „Gemeinschaft haben mit“ übersetzt wird. Teilnehmen drückt nur schwach aus, was das Verb (griech. „koinoneo“) bedeutet: wirklich Gemeinschaft haben.

In 1. Johannes 1,3 lesen wir, dass „unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus ist“. Dieses wichtige Wort kommt auch in 1. Korinther 10,16 zweimal in Verbindung mit dem Tisch des Herrn vor und wird dort damit verbunden, dass wir durch das Essen vom Brot und das Trinken vom Kelch beim Gedächtnismahl des Herrn Gemeinschaft mit Ihm haben. Äußeres Teilnehmen an einer solchen Handlung bedeutet also Identifikation mit ihr. Ob das unsere Absicht ist oder nicht - so sieht Gott die Angelegenheit. Wir müssen lernen, uns auf den Standpunkt Gottes zu stellen, sonst sehen wir die Dinge nicht, wie Er sie sieht, und das ist immer verhängnisvoll. Gott sieht es als Gemeinschaft mit dem Bösen an, wenn wir einem Verführer auch nur einen Gruß entbieten.

Die Korinther glaubten, sie könnten zu den Tischen der Dämonen gehen und dort an den Opfermahlzeiten teilnehmen. Der Apostel muss sagen: Wisst ihr denn nicht, dass wenn ihr dort äußerlich teilnehmt, ihr in Gemeinschaft mit den Dämonen seid? Das hatten sie weder gewollt noch geglaubt. Aber so sieht Gott es.

Wir können also - und das ist über die Maßen ernst und nachdenkenswert - durch unser äußeres Teilnehmen an einer Sache in Gemeinschaft mit etwas Bösem kommen, das wir selbst gar nicht ausüben. Haben wir das schon einmal bedacht? Ach, dass uns der Herr doch davor bewahren könnte, böse Grundsätze mit Ihm und seinem Tisch in Verbindung zu bringen! „Ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und es Dämonen-Tisches.“ Es ist vergeblich, sich damit zu entschuldigen, dass das Herz nicht daran beteiligt sein muss, was man äußerlich zulässt. Die Gedanken Gottes sind andere.

Wie ernst ist auch jene Stimme, die Johannes aus dem Himmel in Bezug auf „Babylon“ sagen hörte: „Geh aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht empfangt von ihren Plagen“ (Off 18,4). Das zeigt aufs Neue, dass äußeres Teilnehmen an etwas, von dem ich weiß, dass es Böse ist, Gemeinschaft mit dem Bösen bedeutet. Deswegen fordert Gott das Sich-Wegreinigen.