Buchbesprechung

Von Gott verstoßen?

Gottes Wort spricht klar von der souveränen Gnade Gottes. Gott stellt den Menschen jedoch zugleich unter Verantwortung, sich zu bekehren. Wie passt das zusammen?

Im letzten Heft hatten wir in dem Artikel über die Auserwählung angekündigt, dieses Buch von Christian Briem vorzustellen. Das haben wir leider versäumt. Wir bitten euch um Entschuldigung! Wir holen das jetzt nach ...

Zu den schwierigen und immer wieder gestellten Fragen gehört diese: Wie kann man die Gnade Gottes und die Verantwortung des Menschen „zusammenbringen"? Die Antwort ist so einfach wie erstaunlich: Gar nicht! Gottes Wort spricht von der Gnade Gottes und von der Verantwortung des Menschen. Aber es behandelt beide Themen getrennt voneinander. So lange wir auf der Erde leben, werden wir es nicht schaffen, sie zusammenzubringen.

Ein Bibelabschnitt, der uns das zeigt, ist gerade der mittlere Teil des Römerbriefes, die Kapitel 9 bis 11. Diesem Thema widmet sich Christian Briem in dem kleinen Büchlein „Von Gott verstoßen? Über die Gnade Gottes und die Verantwortlichkeit des Menschen". Auf 68 Seiten beschäftigt er sich besonders mit den Kapiteln 9 und 11 dieses apostolischen Briefes. Das Buch kostet nur 2,50 € und kann beim Herausgeber von Folge mir nach bestellt werden.

Im ersten Kapitel zeigt der Autor, dass Segen für Menschen nur dadurch möglich geworden ist, dass Gott eine Auswahl getroffen hat. In sich selbst war niemand in der Lage, sich Segen zu erarbeiten. Hoffnung für sündige Menschen, wie wir es alle von Natur aus sind, gibt es allein dadurch, dass Gott in seiner Gnade eine Auswahl trifft. Sonst wären wir alle verloren. Heißt das nun, dass Gott andere Menschen verstoßen und für die Verdammnis ausgewählt hat? Überhaupt nicht.

Mehrere Beispiele aus der Geschichte der Nachkommen Abrahams zeigen das. Paulus zeigt dazu in Römer 9, dass Segen schon immer von Gottes Wahl abhing. Paulus zeigt aber genauso deutlich, dass Gott niemand zur Verdammnis erwählt hat - das ist eine Erfindung des Menschen. Im Gegenteil, der Mensch selbst ist es, der diesen Weg wählt und sich nicht von der Botschaft der Gnade Gottes überzeugen lassen will.

Im zweiten Kapitel beantwortet Christian Briem dann eine zweite Frage, die viele Christen beschäftigt: Hat Gott Israel endgültig und für immer verstoßen? Heute sind sie ein Volk, das nicht mehr den Status eines „heiligen Volkes" oder des „Volkes Gottes" trägt. Paulus nennt es sogar ein verworfenes Volk (Röm 11,15) - aber so bleibt es nur für eine Zeit. Nach der Entrückung der Gläubigen (Joh 14,1 ff; 1. Thes 4,13 ff.) wird Gott sich wieder ganz besonders mit seinem Volk, dem Volk Israel, beschäftigen. Aus diesem heute ungläubigen Volk wird dann ein Überrest gebildet, der an Gott und Jesus Christus glauben wird

Ich kann das Lesen dieses Buches sehr empfehlen, weil es zum besseren Verständnis des schwierigen Themas Gnade und Verantwortung beiträgt. Es hilft, Dinge auseinanderzuhalten, die wir als Menschen nicht in vollem Maß erfassen können. Und es führt zur Bewunderung Gottes, dessen Gnade uns überhaupt in die Lage versetzt zu glauben und gerettet zu werden.

 

Buchauszug (S. 28):

Wie leicht gehen wir mit menschlichen Erwägungen an das Wunder der Gnade Gottes heran, um es uns irgendwie erklärbar zu machen! Doch das ist letzten Endes nichts anderes als Unglaube. Manche haben sich nämlich die Auserwählung aufseiten Gottes so vorgestellt, dass Gott in seiner Allwissenheit eben das Tun der Menschen voraussieht und dann aufgrund dieser Erkenntnis seine Auswahl trifft. Zur Begründung wird gewöhnlich auf 1. Petrus 1, 1-2 verwiesen, wo wir die Worte „auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters" finden. Doch mit dieser Stelle kann man nicht ein derart passives, unbeteiligtes Vorherwissen Gottes beweisen. Weder der 20. Vers in demselben Kapitel noch der 29. in Römer 8, wo jeweils das entsprechende Verb „vorherwissen" oder „zuvorerkennen" vorkommt, geben solch einem Gedanken Raum. Viel eher weisen sie auf eine gewisse Aktivität Gottes in seinem Zuvorerkennen hin. Auch bezieht sich dieses Vorherwissen oder Zuvorerkennen Gottes in beiden Stellen auf Personen (einmal auf Christus selbst, einmal auf die Gläubigen), nicht aber auf ihr Verhalten oder ihren Zustand. Die Erwählung ist im Ratschluss Gottes, nicht im Tun des Menschen begründet.

 

Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet (Johannes 14,1-3).