Jesus Christus

Drei Stunden Finsternis

Etwa sechs Stunden hing der Herr Jesus am Kreuz. In den ersten drei Stunden war es hell, die Feinde spotteten und die Vorüberziehenden lästerten. Nachdem die Menschen sich an Ihm ausgelassen hatten, kamen drei Stunden Finsternis. Was da geschah, soll uns nun kurz beschäftigen.

Der Evangelist Markus berichtet, dass es die „dritte Stunde“ war, als man den Herrn Jesus kreuzigte (Mk 15,25). Das war nach unserer Zeitrechnung 9 Uhr morgens.1

Um die sechste Stunde, also mittags, „kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde“ (Mk 15,33), bis 3 Uhr nachmittags. In dieser Zeit litt der Herr Jesus immer noch ununterbrochen unter der körperlichen Tortur der Kreuzigung. Jetzt aber kam für Ihn unvergleichliche, seelische Not im Gericht Gottes hinzu. Während dieser drei Stunden herrschte Finsternis „über dem ganzen Land“, und es war still auf Golgatha.

In diesen „zweiten“ drei Stunden richtete Gott den Herrn Jesus wegen unserer Sünde und Sünden. Es war ein gerechtes und schonungsloses Gericht (vgl. Röm 8,32), das der heilige Gott an dem Herrn Jesus vollzog. Da litt „der Gerechte für die Ungerechten“ (1. Pet 3,18), da litt der Heiland für dich, für mich!

In diesen Augenblicken trug der Herr Jesus deine und meine Sünden „an seinem Leib auf dem Holz“ (1. Pet 2,24): alle bösen Gedanken, Worte, Taten und Wege unseres ganzen Lebens. In dieser Zeit wurde Er auch „zur Sünde gemacht“ (2. Kor 5,21), d.h. Er wurde so behandelt, als ob Er die Quelle alles dessen wäre, was wir an Bösem verübt haben. Unter diesem Gericht hat der Heiland unendlich gelitten, wie uns prophetisch zu verstehende Aussagen aus dem Alten Testament zeigen:

  • „Tiefe ruft der Tiefe beim Brausen deiner Wassergüsse; alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen“ (Ps 42,8).
  • „Auf mir liegt schwer dein Grimm, und mit allen deinen Wellen hast du mich niedergedrückt“ (Ps 88,8).
  • „Deine Zorngluten sind über mich hingegangen, deine Schrecknisse haben mich vernichtet“ (Ps 88,17).

In den „ersten“ drei Stunden durchlitt unser Herr alles Leid in Gemeinschaft mit seinem Gott. Der Apostel Petrus schreibt dazu: „… der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1. Pet 2,22.23).

Das war in den „zweiten“ drei Stunden offensichtlich anders; am Ende dieser drei Stunden hat der Herr Jesus laut aufgeschrien: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34)? Das sind Worte aus dem 22. Psalm, wo es weiter heißt: „Mein Gott Ich rufe am Tag, und du antwortest nicht; und bei Nacht, und mir wird keine Ruhe“ (Ps 22,3). Beschreibt uns das nicht etwas von den Empfindungen des Herrn Jesus? Er rief tagsüber (es war ja in der Zeit von ca. 12 Uhr mittags bis 3 Uhr nachmittags) und Er rief „nachts“ (während dieser dreistündigen Finsternis) – und im Unterschied zu allem, was davor lag, wo Er alles in Gemeinschaft mit seinem Gott ertragen hatte, „wurde Ihm keine Ruhe“ d.h., die beruhigende und tröstende Gemeinschaft mit seinem Gott konnte Er zu dieser Zeit nicht genießen. Er litt unvorstellbar darunter, dass Gott Ihn verlassen hatte.

„Dann, in jenen finstren Stunden,
ehe der Geliebte starb,
war’s die tiefste seiner Wunden,
dass Dein Antlitz sich verbarg.
Und Er rief – Du bliebest stumm,
kehrtest Dich zu ihm nicht um:
Dass wir nicht als Sünder sterben,
musste Er zur Sünde werden.“

Allein diese wenigen Eindrücke von den Leiden Christi führen uns zu Lob und Anbetung. Und wir sollten nicht nur einmal wöchentlich darüber nachdenken. Darüber hinaus hat die Beschäftigung mit diesen Leiden auch Konsequenzen für unser praktisches Leben:

„… der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben“ (1. Pet 2,24).

Ist der Herr Jesus es nicht wert, dass wir Ihn ehren? – Aber Er möchte nicht nur angebetet werden; Ihm ist ebenso wichtig, dass wir ein Leben in Heiligung und praktischer Gerechtigkeit, d.h. in Übereinstimmung mit Gott und seinem Wort führen.

Fußnoten

1 In der jüdischen Zeitrechnung beginnt der Tag um 18.00 h. Die 24 Stunden waren eingeteilt in 12 Stunden am Tag (6 Uhr – 18 Uhr) und 12 Stunden in der Nacht (18 Uhr – 6 Uhr)