Die letzten 24 Stunden im Leben des Herrn Jesus (Teil 7)

Teil 7: Jesus oder Barabbas

In Verbindung mit dem Passahfest ließ der römische Statthalter Pilatus einen Gefangenen frei – offensichtlich mit der Absicht, den Juden ein wohlwollendes Signal von Seiten der verhassten Besatzungsmacht zu geben. in dieser Geste sah Pilatus eine Chance, den Angeklagten, von dessen Unschuld er überzeugt war, freizulassen.

Während der Verhandlung über Jesus Christus saß im Gefängnis Barabbas ein, ein „berüchtigter Gefangener“ (Mt 27,16). Er war ein Räuber (Joh 18,40) und jemand, der im Aufruhr einen Mord begangen hatte (Lk 23,19). Barabbas bedeutet übersetzt: Sohn des Vaters. Es fällt nicht schwer eine Verbindung zu Joh 8,44 herzustellen; dort sagt der Herr Jesus: „Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Er war ein Menschenmörder von Anfang an.“

Auf der anderen Seite stand Jesus von Nazareth, der Mensch gewordene Sohn des ewigen Vaters, ja, die vollständige Offenbarung Gottes als Vater, der „wohltuend und heilend“ (Apg 10,38) über diese Erde ging, der nicht raubte, sondern nach dem Grundsatz lebte: Geben ist seliger als Nehmen (Apg 20,35), der nicht Leben nahm, sondern – im Gegenteil – Tote auferweckt hatte.

Diese beiden Personen, die gegensätzlicher nicht sein konnten, stellte Pilatus dem Volk zur Wahl. Für wen würden sie sich entscheiden?

Wieder einmal sind die Hohenpriester und Ältesten in ihrem grenzenlosen Hass die treibende Kraft: „Die Hohenpriester aber und die Ältesten überredeten die Volksmengen dazu, Barabbas zu erbitten, Jesus aber umzubringen“ (Mt 27,20). Offensichtlich bestand aus Sicht der Hohenpriester und Ältesten das Risiko, dass die Volksmenge sich doch zugunsten von Jesus entschied. Deswegen bedurfte es der „Überredung.“

Und es genügte ihnen nicht, Jesus an Stelle von Barabbas ins Gefängnis zu bringen; nein, die Forderung war: „Er werde gekreuzigt“ (Mt 27,22).

Was muss das für das Herz des Herrn Jesus gewesen sein! Wie viele Kranke hatte Er geheilt, wie viele Besessene von Dämonen befreit, Tote hatte er auferweckt, Tausende Menschen gesättigt, mit Vollmacht gelehrt, war unermüdlich im Dienst an den Menschen unterwegs gewesen – und jetzt entschieden die Volksmengen sich gegen Ihn und stattdessen für einen Mörder.

In Matthäus 9,36 ist nachzulesen: „Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und hingestreckt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Und genau dieses Volk entschied jetzt: „Nicht diesen, sondern Barabbas“ (Joh 18,40)!

Zu Beginn des Lukasevangeliums wird ein Simeon vorgestellt, „der auf den Trost Israels wartete“ (Lk 2,25). Und gegen Ende seines Evangeliums schreibt er: „Sie schrien aber allesamt auf und sagten: Weg mit diesem“ (Lk 23,18). Statt in lebendiger Erwartung des Messias zu leben, schrie das Volk am Ende: „Weg mit diesem!“ Was muss das für den Heiland gewesen sein, diesen Aufschrei zu hören: Weg mit dir!

Einige Zeit später stellt Petrus dem Volk genau diese Szene vor: „Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, dass euch ein Mann, der ein Mörder war, geschenkt würde; den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet, den Gott aus den Toten auferweckt hat“ (Apg 3,14-15). Gottes Geist wirkte an den Herzen dieser Menschen: „Viele aber von denen, die das Wort gehört hatten, glaubten; und die Zahl der Männer wurde etwa fünftausend“ (Apg 4,4).

Erschütternde Wahl der Menschen und wunderbarer Triumph der Gnade Gottes!