Bibel praktisch

Ignoranz gefordert!

Versuchungen sind ein Problem, das jeder christ kennt. wie oft sind gläubige schon dadurch moralisch gefallen. und selbst wenn es nicht ganz so schlimm kommt: Die böse lust macht uns bisweilen enorm zu schaffen. gerade ernste christen kämpfen oft verzweifelt dagegen an. Du auch? Die folgenden gedanken zeigen ursachen auf und geben hilfestellungen...

Sehen wir uns zwei Szenen an, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Hier zwei Menschen in den besten Umständen: Sie leben in völligem Frieden, haben Nahrung im Überfluss. Sie kennen nichts Böses und haben engen Umgang mit Gott. Bis auf ein Gebot genießen sie uneingeschränkte Freiheit. Nichts fehlt ihnen zum Glück.

Dort ein Mensch in den schwierigsten Umständen. 40 Tage in einer lebensfeindlichen Wüste. Ohne Hilfe und Beistand, in Hitze und Einsamkeit. 40 Tage ohne Nahrung und keine Hilfe in Sicht. Dann kommt die Stunde der Versuchung. Die einen – Adam und Eva – fallen in Sünde, der andere – der Herr Jesus – bleibt trotz der extremen Umstände standhaft und sündigt nicht. Diese beiden Begebenheiten aus 1. Mose 2 und 3 und aus Matthäus 4 zeigen uns sehr anschaulich die Vollkommenheit des Herrn Jesus. Was auch geschah, nichts konnte Ihn vom Weg des Gehorsams Gott gegenüber abbringen.

Der erlöste Christ besitzt durch die neue Geburt das gleiche göttliche Leben wie der Herr Jesus. Man sieht das deutlich in 1. Johannes 5,11. Es ist das ewige Leben, ein Leben, das Gottes heiliger Natur entspricht. Deshalb sind auch wir befähigt, Versuchungen so zu widerstehen, wie der Herr Jesus es konnte.

das Problem

Dass uns – auch in besten umständen – oft Versuchungen zu schaffen machen, liegt an der alten, bösen Natur. Sie ist trotz Bekehrung und neuer Geburt noch in uns. Die Bibel nennt sie „Fleisch“ (z.B. Röm 7,18 oder Gal 5,19). Das Fleisch findet immer einen Anlass, etwas zu begehren, d.h. es hat den unbedingten Wunsch, etwas für sich zu bekommen und zu besitzen, auch wenn es dem Willen Gottes noch so entgegengesetzt ist (vgl. Röm 8,7). Dieses Begehren nennt die Bibel böse Lust (Kol 3,5). Wirkt diese böse Lust in unserem Herzen, dann lockt und zieht sie uns von Gott weg – wir kommen in Versuchung!

Wenn dann von außen noch ein Gegenstand der Begierde, ein Anreiz, hinzukommt, wird die Lust noch mehr angefacht. Ein Bild, eine Sache, eine Person, eine Gelegenheit, die sich bietet – die Möglichkeiten sind unbegrenzt.

Oft fällt eine Versuchung in unserem Herzen auf fruchtbaren Boden, weil man beim betreffenden Punkt an Gottes Güte und Liebe zweifelt. Man ist in der Sache unzufrieden und mit Gottes Gedanken nicht einverstanden. Gibt man der bösen Lust nach, folgt im Nu die böse Tat (Jak 1,14.15).

Natürlich gibt es Unterschiede in Schwere und Folgen einer Sünde, in jedem Fall verstoßen wir jedoch gegen Gottes Willen. Deshalb ist es ernst, aufgrund einer Versuchung zu fallen. Wie bei jeder Sünde ist dann die Gemeinschaft mit Gott gestört, man hat ein schlechtes Gewissen und das Glaubensleben erlahmt. Der innere Frieden ist weg – man wird unglücklich.

Wie gut, dass wir immer zu Gott umkehren dürfen! Alles, wirklich alles, kann in Ordnung gebracht werden, wenn wir ein offenes Bekenntnis vor ihm ablegen.

gibt es Hilfe?

Das Fleisch und damit die Versuchbarkeit bleiben in uns, so lange wir auf der Erde leben. So sehr man sich das vielleicht wünschen würde: „Ausknipsen“ geht leider nicht.

Auch gibt es keine „Patentrezepte“, um mit Versuchungen richtig umzugehen. Aber eins ist wichtig: Wiedergeborene Christen haben der Versuchung etwas entgegenzusetzen!

  • Wir haben Gottes Wort.
  • Der Heilige Geist wohnt in uns.
  • Wir haben die gleiche göttliche Natur wie der Herr Jesus.
  • Wir können zum Herrn Jesus beten, dass Er uns Kraft zum Widerstehen gibt.

was sagt gottes wort?

Es zeigt uns verschiedene Gefahren auf und warnt uns. Zusätzlich hilft uns der Geist Gottes, indem Er uns diese Warnungen in den konkreten Situationen bewusst macht. In 1. Joh 2,15 werden drei wichtige Prinzipien genannt. Sie zeigen, woran sich die böse Lust entzündet, die uns in Versuchung bringt:

lust des Fleisches Das sind Begierden und Wünsche der alten Natur, die sie unabhängig von Gott befriedigen möchte. Darunter fallen unter anderem Habsucht und alle möglichen Ausschweifungen in Bezug auf Essen, Alkohol oder Sexualität. Es sind also Wünsche, die von Gottes Willen und Norm abweichen. So ist zum Beispiel materieller Besitz an sich nichts Böses, aber ein starkes Streben danach schon (Kol 3,5).

lust der augen Durch das, was wir sehen, wird die in uns vorhandene Begierde entweder geweckt oder verstärkt. Sei es eine hübsche Frau, schicke Kleider oder bei Kindern ein Spielzeug: Wir sehen etwas Reizvolles und plötzlich scheint das, was wir bisher hatten und mit dem wir zufrieden waren, öde und uninteressant. Sehr schnell entstehen so Begierden wie sexuelle Lüste, Neid und Eifersucht.

hochmut des lebens Auch das Verlangen nach Macht und Einfluss in der Welt oder sogar im Geschwisterkreis kann einem Christen zu schaffen machen. Manch einer möchte gern „etwas darstellen“. Hochmut und der Wunsch, gern der Erste sein zu wollen (3. Joh 9), hat schon manchen Gläubigen zu Fall gebracht.

Lies bitte noch Römer 6,10.11! Dort steht, dass wir der Sünde gestorben sind. Auch wenn unsere Erfahrung uns das Gegenteil zu zeigen scheint, ist das eine Tatsache. Deshalb sagt Gottes Wort: „Haltet dafür ...“, d.h. wir sollen Gottes Sichtweise/Urteil über die Sünde übernehmen und uns der Sünde gegenüber als tot ansehen. Ein Toter reagiert auf nichts mehr, auch wenn er noch so traktiert würde. Tritt also die Versuchung an dich heran – du bist tot für die Sünde, hast nichts mehr mit ihr zu tun! Praktisch bedeutet das: Wende dich positiven Dingen zu. So fällt es dir leichter, die böse Lust zu ignorieren.

Tipps für den alltag

Unsere Lebensführung entscheidet mit darüber, wie widerstandsfähig wir gegen Versuchungen sind. Kann sich das neue Leben in uns entfalten, wirft uns so schnell nichts um. Wir haben das eingangs am Beispiel unseres vollkommenen Herrn gesehen. Geben wir aber dem Fleisch Nahrung und Raum, werden wir ein leichtes Opfer für Versuchungen.

1. Persönliche bestandsaufnahme, kritische Punkte meiden Jeder Mensch hat persönliche Stärken und Schwächen. Der eine hat wenig Schwierigkeiten mit Habsucht, aber er ist für sexuelle Reize sehr empfänglich. Für jemand anderen stellt üble Nachrede eine Gefahr dar, während er kein Problem mit dem anderen Geschlecht hat. Ein dritter ist sehr hilfsbereit, hat seine Schwachstelle aber im Internet. Die Liste lässt sich beliebig verlängern ...

Frage dich ehrlich im Gebet vor dem Herrn Jesus: Herr, zeige mir bitte meine persönlichen Schwachpunkte! Wo bin ich besonders verwundbar? Es gibt sicher manches, von dem du eigentlich genau weißt, dass es für dich gefährlich ist. Verschließe nicht die Augen davor! Wenn der Herr dir etwas zeigt, dann versuche, von vornherein den entsprechenden Gefahren aus dem Weg zu gehen!

Lies nichts, hör und schau dir nichts an, was ungute Gedanken in dir anregt. Meide die unnötige Gemeinschaft mit Menschen, die selbst moralisch unsauber bzw. habsüchtig leben oder Süchten verfallen sind. Geh nur zu Veranstaltungen, zu denen der Herr Jesus auch hingehen würde.

Lies dazu: 1. Timotheus 6,11, Matthäus 5,29.30, 1. Petrus 2,11.

2. Fördere das neue göttliche leben in dir! Beschäftige dich mit guten und vor allem geistlichen Dingen. Wenn du viel über den Herrn Jesus nachdenkst und oft in seinem Wort liest, wird dein Inneres mit guten Gedanken erfüllt. Bete regelmäßig.

So kann sich das neue Leben entfalten und manches Böse wird sich gar nicht erst entwickeln (Gal 5,16). Überlege auch, wie du deine Freizeit richtig nutzt. Kannst du etwas für den Herrn Jesus tun, vielleicht indem du Glaubensgeschwister besuchst, ihnen hilfst oder Traktate verteilst? Nach wie vor gilt der alte Spruch: Müßiggang ist aller Laster Anfang (Spr 7,6-23).

3. akzeptieren, ignorieren! Oft leiden gerade Christen, die es im Glauben ernst meinen, besonders unter ihrer Versuchbarkeit. Statt in einem hoffnungslosen und aussichtslosen Kampf dagegen zu verzweifeln, akzep tiere die Tatsache, dass Versuchungen immer wieder in dir hochkommen werden! Hör auf, dagegen anzukämpfen! Gott erwartet von dir gar nicht, dass du von Versuchungen frei wirst. Er weiß, dass das Fleisch noch in dir ist und bleibt.

Halte fest: Die Versuchung an sich ist noch keine Sünde. Erst das Nachgeben führt zur Sünde. Wir dürfen und sollen deshalb solche Regungen ignorieren. Einfach weitergehen, so, als würde uns der Impuls gar nichts angehen.

Ignorieren hilft besonders bei vielen Versuchungen, die plötzlich oder auch nur kurzfristig da sind, z.B. der Reiz, das Bild, die Dinge, die im Vorbeifahren auf uns einwirken.

4. Zufriedenheit Zufriedenheit ist wie ein Schild vor den Pfeilen der Versuchung! Wer wirklich zufrieden ist, weil er weiß,

  • mein himmlischer Vater liebt mich und gibt mir alles genau so, wie es gut für mich ist;
  • was ich nicht habe, wäre auch nicht gut für mich;
  • ich habe im Herrn Jesus so viel Gutes an göttlichen, geistlichen und ewigen Segnungen,

der ist von vornherein vor manchen Versuchungen gefeit.

Zum Schluss

Halten wir fest: Wenn wir uns anstrengen, Versuchungen zu unterdrücken, werden wir scheitern. Das Fleisch kann nicht verbessert oder abgeschafft werden. Wir haben aber auch keinen Grund zur Selbstsicherheit. Wer meint: „Ich schaffe das schon!“, steht in großer Gefahr zu fallen. Wenn wir aber den Herrn ernstlich um Bewahrung bitten und auch tagsüber in der Haltung der Abhängigkeit von Ihm leben, wird eine Versuchung schneller von uns abprallen.

Und wenn ich trotzdem einmal scheitere?

Nur der Herr Jesus konnte niemals durch eine Versuchung zu Fall gebracht werden. Er besaß keine böse Natur. Wir dagegen werden Niederlagen oder Rückschritte erleben, weil wir uns nicht immer in der Nähe zum Herrn aufhalten. Dennoch ist Er unser Vorbild und auch unsere Kraftquelle. Sprüche 24,16 sagt: Der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf!

Frank Steuber