Bibel praktisch

Ein Jünger Jesu sein - was bedeutet das eigentlich?

Jüngerschaft ist ein Thema für uns alle. Diesen Ausdruck haben wir alle schon gehört. aber was bedeutet es eigentlich, ein Jünger Jesu zu sein? wir wollen zusammen über diese Frage nachdenken.

Christentum und Jüngerschaft sind untrennbar miteinander verbunden. In Apostelgeschichte 11,26 steht: „Es geschah ihnen aber, … dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden“. Jünger zu sein, ist sozusagen das Markenzeichen eines echten (wiedergeborenen) Christen. Wer ein echter Christ sein will, sollte sich also fragen, was es bedeutet, ein „Jünger zu sein“. Dabei wenden wir uns den Belehrungen des Neuen Testamentes zu. Im Alten Testament wird dieses Thema nicht ausdrücklich behandelt.

Im Neuen Testament lesen wir in den Evangelien und in der Apostelgeschichte sehr häufig über Jünger, insgesamt mehr als 200-mal. Dabei fällt auf, dass die Briefe der Apostel überhaupt nicht mehr von „Jüngern“ sprechen. Gab es denn zu dieser Zeit keine Jünger mehr? Natürlich gab es sie. Dennoch beschränkt sich der Unterricht über Jüngerschaft auf das, was der Herr Jesus selbst darüber zu sagen hat bzw. auf das Beispiel der ersten Christen in der Apostelgeschichte. Natürlich können wir jetzt nicht alle Stellen aufsuchen, deshalb beschränken wir uns auf einige wesentliche Aussagen.

Zwei Kernmerkmale eines Jüngers

Das griechische Wort für Jünger (mathetes) bedeutet wörtlich, ein Lehrling oder ein Schüler zu sein. Mit diesem Wort wurden damals Menschen bezeichnet, die sich einer religiösen Führungspersönlichkeit oder Personengruppe anschlossen und ihr folgten. So erklärt es sich z.B., dass auch die Pharisäer oder Johannes der Täufer Jünger hatten (Mk 2,18).

Das macht klar, dass ein Jünger zwei Kernmerkmale aufweist.

a) Erstes Merkmal:
Ein Jünger lernt von seinem Meister. Jünger des Herrn Jesus hören Ihm zu und lernen von Ihm. Dieses Kennzeichen begegnet uns sofort im ersten Vers des Neuen Testaments, der das Wort „Jünger“ erwähnt. In Matthäus 5,1.2 lesen wir: „Als er (Jesus) aber die Volksmengen sah, stieger auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie undsprach…“. Hier sehen wir den Herrn Jesus, wie Er seine Jünger lehrt. Ein Jünger ist folglich jemand, der auf das hört, was der Herr Jesus sagt. Deshalb fordert er uns ganz persönlich auf: „Lernt von mir“ (Mt 11,29). Wiederholt finden wir die Jünger als solche,die mit ihren Fragen zu ihrem Meister kamen.

Unser Lernen als Jünger findet in drei Stufen statt: Am Anfang steht die Erkenntnis,das Wissen und das Verstehen. Gott gibt uns sein Wort, damit wir seine Gedanken verstehen.

Dann folgt die zweite Stufe. Ein Lernender setzt das, was er gehört hat, im Leben um. Tut er das nicht, ist er nur ein „Hörer“ (vgl. Jak 1,22.23), und sein Glaube ist irgendwie eine tote Angelegenheit. In der dritten Stufe lernt ein Jünger durch Erfahrung. Wie die Jünger zu Lebzeiten Jesu machen auch wir manchen Fehler, den wir korrigieren müssen. Ein wirklich Lernender ist korrekturfähig.


Zum Nachdenken: Sind wir Menschen,die vom Herrn Jesus lernen? Lesen wir regelmäßig unsere Bibel? Ist es unser Wunsch, das Gelesene zu praktizieren, und sind wir bereit, uns durch die Bibelkorrigieren zu lassen?


b) zweites Merkmal:
Ein Jünger folgt seinem Meister. Davon lesen wir z.B. in Matthäus 8,23: „Und als er in das Schiff gestiegen war, folgten Ihm seine Jünger“. In Johannes 6 lesen wir von Menschen,die Ihm nur eine Zeit folgten und dann weggingen: „Von da an gingen viele von seinen Jüngern zurück und wandelten nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens“ (Joh 6,66-68). Diese Aussage macht klar, dass Christen nicht einer Idee oder Sache folgen, sondern einer Person. Es ist die herrlichste Person, die es gibt. Er ist der, der selbst das ewige Leben ist und dieses Leben anderen gibt.

Es ist klar, dass ein Jünger nur dann seinem Meister folgen kann, wenn er nahe bei ihm ist und von ihm lernt. Dem Herrn zu folgen bedeutet, den Ruf zur Jüngerschaft anzunehmen. Ein Jünger des Herrn Jesus ist jemand, der von dem Herrn Jesus lernt und das Gelernte in seinem Leben anwendet und sichtbar werden lässt. Dann wird die Gesinnung Jesu bei uns erkennbar (Phil 2,5) und wir folgen seinen Fußspuren (1. Pet "2,21). Wir werden Ihm immer ähnlicher. Genau deshalb wurden die Jünger später Christen genannt. Man sah ihnen an, dass sie von Christus geprägt waren. Es waren diejenigen, „die mit Jesus gewesen waren“ (Apg 4,13). Es war sozusagen ihr Markenzeichen, an dem man sie erkennen konnte.


Zum Nachdenken: Sind wir Menschen,die dem Herrn Jesus folgen? Erkennen unsere Mitmenschen in uns etwas von unserem Herrn? Würden sie von mir/ dir auch sagen: Der (oder die) gehört zu Jesus? Zum Beispiel unsere Nachbarn ...


Zur Jüngerschaft berufen – zur Jüngerschaft entschieden

Der Herr Jesus selbst beruft uns in seine Nachfolge. Wir lesen mehrfach, dass Jesus Menschen aufgefordert hat, Ihm zu folgen (z.B. Mt 8,22; 9,9; Joh 1,43; 21,19). Das ist die Seite seiner Souveränität. Er ruft, wen Er will. Und wenn jemand „von sich aus“ dem Herrn Jesus nachfolgen möchte, weil er so beeindruckt ist von der Person des Herrn Jesus, dann ist auch dieser Wunsch letztlich durch den Herrn bewirkt und ausgelöst worden. Die andere Seite ist die unserer Verantwortung. Der Herr Jesus zwingt uns nicht, seine Jünger zu sein. Wir müssen uns selbst entscheiden, seine Jünger zu werden, von Ihm zu lernen und Ihm zu folgen. Wir müssen dem Ruf zu kommen tatsächlich folgen. Er hat selbst einmal zu seinen Jüngern gesagt: „Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehmesein Kreuz auf und folge mir nach“ (Mk 8,34). Wir müssen deshalb wollen.

Jüngerschaft ist nicht etwas, das wir zum „Nulltarif“ bekommen. Die Entscheidung,ein Jünger des Herrn Jesus zu sein, will wohl überdacht sein. Die Kosten müssen überschlagen werden. Einmal sagt der Herr Jesus: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein“ (Lk 14,33). Kurz vorher spricht er davon, dass wir sein Kreuz tragen müssen, d.h. bereit sein müssen, seine Ablehnung zu teilen (Lk 9,23; 14,27). Lohnt es sich dann überhaupt, sein Jünger zu sein? Ganz sicher lohnt es sich! Der „Nutzen“, den wir davon haben, ist weitaus höher als die „Kosten“. Ein Jünger Jesu ist jemand, der das Glück der Gemeinschaft mit seinem Herrn kennt (Mk 3,13). Ein Jünger Jesu ist jemand, der herrliche Erfahrungenmit Ihm macht. Es lohnt sich in jedem Fall, von Ihm zu lernen und Ihm zu folgen. In Markus 10,29.30 stellt der Herr Jesus „Kosten“ und „Nutzen“ der Jüngerschaft einander gegenüber: „Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinet- und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben“. Jünger zu sein, lohnt sich für heute. Es lohnt sich auch im Blick auf die Ewigkeit.

Die Entscheidung zur Jüngerschaft hat Priorität vor allen anderen Dingen. Wir müssen bereit sein, für unseren Herrn etwas loszulassen und aufzugeben. Das können Beziehungen, gesellschaftliche Positionen oder sonstige materielle Bequemlichkeiten sein. Das heißt nicht, dass jeder, der ein Jünger des Herrn Jesus ist, nicht Vater oder Mutter lieb hat, dass er nicht heiratet oder keinen Beruf ergreift und seinen täglichen Unterhalt verdient. Im Gegenteil, genau dazu werden wir an anderen Stellen aufgefordert. Was der Herr Jesus meint, ist, dass diese Dinge nicht denersten Platz in unserem Leben haben und seinen Aufträgen im Weg stehen dürfen. Die Nr. 1 muss unser Herr und Heiland sein (Mt 10,37). Dann steht es gut mit uns, und wir können seine Jünger sein.


Zum Nachdenken: Haben wir den Ruf des Herrn zur Jüngerschaft gehört und sind wir diesem gefolgt? Haben wir die Kosten/Nutzen-Rechnung gemacht und "gesehen, dass es sich immer lohnt, seinJünger zu sein? 


Jüngerschaft und Dienst

Jünger sind solche, die Aufgaben für ihren Herrn erledigen. In Matthäus 14 speist der Herr Jesus die Volksmengen, indem Er die Brote vermehrt. Doch wer soll die Brote austeilen? Er „gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie den Volksmengen“ (Mt 14,19). Er will dich und mich für kleine (und später vielleicht größere) Dienste gebrauchen. In Matthäus 9,37 sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige“. Das stimmt immer noch.

Dabei ist es wichtig, dass wir als Jünger nicht die erste Geige spielen wollen. Dazu sagt der Herr: „Ein Jünger steht nicht über dem Lehrer und ein Knecht nicht über seinem Herrn. Es ist dem Jünger genug, dass er sei wie sein Lehrer und der Knecht wie sein Herr“ (Mt 10,24.25).


Zum Nachdenken: Lassen wir uns als Jünger für die Aufgaben gebrauchen, die der Herr erledigt haben möchte, und tun wir sie in aller Demut? 


Jüngerschaft geht uns alle an

Noch ein weiterer, wichtiger Punkt. Egal, wie alt wir sind. Egal, welches Geschlecht wir haben. Egal, ob wir Single oder verheiratet sind. Egal, ob wir berufstätig sind oder noch in der Schule oder Ausbildung sind. – Jüngerschaft geht uns alle an. Der Herr möchte, dass jeder, der sein Eigentum ist, auch in derPraxis des Alltags sein Jünger ist. Das geht dich an. Das geht mich an.

Ich schließe mit drei Versen, in denender Herr Jesus den Ausdruck „meine Jünger“ gebraucht.

  • Johannes 8,31: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meineJünger.“
  • Johannes 13,35: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
  • Johannes 15,8: „Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt, und ihr werdet meine Jünger werden.“

Jünger sein – Jünger machen

Wir haben nun im Rahmen dieses Artikels darüber nachgedacht, was es bedeutet, ein Jünger zu werden und zu sein. An einer Stelle – nämlich in Matthäus 28,19 – spricht der Herr Jesus davon, dass Menschen zu Jüngern „gemacht“ werden. Er fordert seine eigenen Jünger ausdrücklich dazu auf, dass sie hingehen sollten, um alle Nationen zu Jüngern zu machen. Wer heute ein engagierter Jünger des Herrn Jesus ist – und das wollen wir daran haben, dass auch noch andere den Herrn Jesus erstens als ihren Heiland (d.h. Retter) annehmen und dass sie zweitens auch seine Jünger werden. Das ist ebenfalls eine Aufgabe für jeden von uns.

Wie macht man das? Der Herr Jesus erklärt das selbst: Jünger werden „gemacht“, indem sie getauft werden und indem das Wort gelehrt wird. Das geht weiter, als Menschen zu sagen, dass sie verloren sind und einen Retter brauchen. Das eine ist so wichtig wie das andere. Wer sich taufen lässt, stellt sich öffentlich auf die Seite des Herrn Jesus. Wer belehrt wird, lernt von ihm.

Es lohnt sich, das Thema weiter zu überdenken. Es lohnt sich, ein Jünger dieses wunderbaren Herrn zu sein und dazu beizutragen, dass andere es werden. Ich wünsche allen „Folge mir nach“- Lesern das tägliche Glück gelebter Jüngerschaft.