Post von Euch
Freunde
Frage:
„An verschiedenen Stellen, speziell in Johannes 15,14, nennt uns der Herr Jesus seine Freunde und verbindet das mit der Bedingung, dass wir seine Gebote halten. Auch Abraham wird „Freund Gottes“ genannt. Daraus dürfen wir wohl schließen, dass sowohl Gott als auch besonders der Herr Jesus uns als seine Freunde betrachtet. Gleichzeitig bleibt Er jedoch unser Herr. Es erscheint mir sehr fragwürdig, ob wir daraus schließen dürfen, dass wir Ihn ebenso als unseren Freund betrachten dürfen oder gar Ihn so nennen dürfen. Manche Lieder wie das bekannte ,Welch ein Freund ist unser Jesus‘ drücken das wohl aus, aber es bleibt die Frage: Ist das biblisch?“
Antwort:
Es darf uns beeindrucken, dass unser Herr und Meister seine Jünger, die immer wieder versagt hatten, „meine Freunde“ nennt (Joh 15,14). Auch wir dürfen als Jünger dem Herrn Jesus nachfolgen, und wenn wir Ihm von Herzen gehorsam sind, dann wird diese Bezeichnung auch für uns wahr: meine Freunde. Es fällt auf, dass der Herr Jesus ausdrücklich sagt: „Ich habe euch Freunde genannt“. An keiner Stelle lesen wir jedoch, dass die Jünger Ihn mit Freund angeredet hätten (vgl. Joh 13,13). Das sollte uns auf jeden Fall vorsichtig machen, diese Bezeichnung, die der Herr Jesus für uns verwendet, auf Ihn zurückzubeziehen. Ähnliches gilt ja für den Ausdruck „Brüder“. Nach Hebräer 2,11 nennt uns der Herr Jesus „Brüder“ – Er schämt sich nicht, uns so zu nennen. Aber wir kämen nicht auf die Idee, Ihn „unseren Bruder“ zu nennen. Wenn Er uns zu sich erhebt, so bleiben wir uns bewusst, dass Er unendlich über uns erhaben ist.
Wir lesen, dass Johannes der Täufer sich nach Johannes 3,29 als „Freund des Bräutigams“ bezeichnet. Der Bräutigam ist Jesus. Man muss hier bedenken, dass sich Johannes in einer Bildersprache ausdrückt. Zudem nennt er nicht den Herrn Jesus seinen Freund, sondern sich den Freund des Herrn. Wir lesen ferner an keiner Stelle, dass Johannes seinen Herrn mit „Freund“ angesprochen oder so von Ihm geredet hätte.
Im Hohelied sehen wir, dass die Braut an einer Stelle ihren Geliebten als ihren Freund bezeichnet (Hld 5,16). Hier gilt jedoch zu bedenken, dass die Redende, Sulamith, von ihrem Bräutigam, Salomo, spricht. Natürlich liegt der tiefere Sinn des Buches Hohelied darin, dass es uns die Beziehung der Gläubigen aus Juda und Israel zu dem Herrn Jesus, ihrem Messias, vorstellt. Sulamith bezeichnet aber nicht den Herrn Jesus, sondern Salomo als ihren Freund.
Wer das beachtet, wird sich mit der richtigen Ehrfurcht ausdrücken, wenn er vom Herrn Jesus spricht oder Ihn anspricht. Wenn es nun darum geht, Lieder zu beurteilen, dann wollen wir uns einerseits einen klaren Blick in der Beurteilung ihrer Inhalte und Wortwahl bewahren lassen. Wir haben die Pflicht, uns zu fragen, ob sich ein Dichter angemessen und biblisch ausgedrückt hat. Andererseits aber gilt es auch zu bedenken, in was für einer Zeit ein solches Gedicht geschrieben worden ist, und mit welcher Absicht bestimmte Worte gewählt werden. Zugegebenermaßen ist die Wortwahl „Welch ein Freund ist unser Jesus“ nicht glücklich gewählt.
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