Zum Nachdenken

Die christliche Taufe

Anhand von einigen Fragen wollen wir uns in diesem Artikel mit der christlichen Taufe beschäftigen. Dabei wird mindestens eine Frage übrig bleiben, die in dem Artikel nicht beantwortet wird – du selbst wirst diese Frage für dich ganz persönlich beantworten müssen. Doch dazu am Ende mehr.

Warum wird von der „christlichen“ Taufe gesprochen?

Die Taufe, um die es in diesem Artikel geht, ist nicht die einzige Taufe, von der die Bibel spricht.

  • Ganz am Anfang des Neuen Testaments liest man zum Beispiel von Johannes dem Täufer, der mit der Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden taufte (Mk 1,4). Das war eine Vorbereitung des jüdischen Volkes auf das Kommen des Herrn Jesus, doch es war nicht die christliche Taufe.
  • In diesem Artikel geht es um das sichtbare Zeichen auf dem persönlichen Weg des Christen. Zur Unterscheidung von der Taufe des Johannes nennen wir diese Taufe, die in der heutigen Zeit des christlichen Zeugnisses auf der Erde geschieht, die christliche Taufe.
  • Neben dieser christlichen Taufe und der Taufe des Johannes, die beide Wassertaufen sind, lesen wir in der Bibel noch von der Taufe mit Heiligem Geist und von der Feuertaufe (Mt 3,11) sowie von der Taufe auf Mose (1. Kor 10,2) – alles Taufen, die man nicht mit der christlichen verwechseln darf.
  • Auch der Herr Jesus spricht von einer Taufe, mit der Er getauft werden musste (Lk 12,50). Er denkt dabei an seinen Tod, und wir verstehen gut, dass diese Taufe für Ihn eine Gerichtstaufe war, das Gericht unserer Sünden betreffend.

Was bedeutet die christliche Taufe?

Wer sich taufen lässt, stellt sich dadurch auf die Seite des Herrn Jesus. Er macht durch dieses sichtbare Zeichen deutlich, dass er einer anderen Welt angehört und dem Herrn Jesus nachfolgen möchte. Er wird durch die Taufe zu einem Jünger (Nachfolger, Schüler) des Herrn Jesus. In diesem Sinn kann man die Taufe mit der Tür in das christliche Haus vergleichen – durch diese Tür geht man in den christlichen Bereich hinein. Durch die Taufe findet also ein Stellungswechsel hier auf der Erde statt.

Ist das alles, was die christliche Taufe bedeutet?

Die Taufe hat noch einen tieferen Sinn, der in der eigentlichen Taufhandlung, dem Untertauchen im Wasser, deutlich wird. Das Wasser ist nämlich ein Bild des Todes des Herrn Jesus. Der Täufling, der in das Wasser getaucht wird, macht damit deutlich, dass er mit dem Herrn Jesus gestorben ist und mit Ihm begraben wird. Deshalb spricht die Bibel in Römer 6,4 von der Taufe auf den Tod (d.h. im Hinblick auf den Tod) des Herrn Jesus.

Jeder, der sich bekehrt hat, weiß, dass er den Tod verdient hatte. Doch er weiß auch, dass der Herr Jesus am Kreuz auf Golgatha diesen Tod an seiner Stelle auf sich genommen hat. Der Herr Jesus ist für ihn gestorben (Röm 5,6). Doch er lernt weiter, dass er mit dem Herrn Jesus gestorben ist (Röm 6,6-8). Er versteht, dass ihm im Moment der Bekehrung zugerechnet wurde, was geschehen ist, als der Herr Jesus vor fast 2000 Jahren am Kreuz gestorben ist – da ist er nämlich mit Christus gestorben. Die Taufe ist wie ein Begräbnis und bestätigt die Tatsache, mit Christus gestorben zu sein.

Wer also aus dem Taufwasser herauskommt, der bestätigt, dass er mit dem Herrn Jesus gestorben ist. Er weiß, dass der alte Mensch niemals dem Herrn Jesus gefallen kann. Aber dieser alte Mensch ist jetzt weggetan, weil er gestorben ist. Jetzt kann und will der, der sich taufen lässt, in Neuheit des Lebens seinen Weg mit dem Herrn Jesus gehen (Röm 6,4). Er weiß, dass er neues Leben hat und dieses neue Leben kann und will sich in einem praktischen Verhalten zeigen, das Gott gefällt – in Liebe, in Freundlichkeit, in Gehorsam, in Treue, in Enthaltsamkeit und in vielen weiteren schönen Eigenschaften. So will der, der sich taufen lässt, jetzt als ein Jünger des Herrn Jesus leben. Das ist ein sehr schönes Bekenntnis, das durch die Taufe abgelegt wird und dem Herrn Jesus große Freude macht.

Was geschieht eigentlich bei der Taufe?

Der Täufling wird einmal komplett unter Wasser getaucht (vgl. Apg 8,38.39). Das Wort, das in der griechischen Sprache für „Taufe“ verwendet wird, kann zwar sowohl mit „eintauchen, untertauchen“ als auch mit „waschen, benetzen, begießen“ übersetzt werden. Aber die Beispiele in der Bibel (siehe auch Mt 3,16) machen deutlich, dass die Taufe durch Untertauchen vollzogen wurde. Dabei muss keine besondere Taufformel gesprochen werden, wobei das Nennen des Namens des Herrn Jesus deutlich macht, dass es eine christliche Taufe ist. Es ist auch nicht entscheidend, ob die Taufe im Haus, im Freien, im See, im Taufbecken oder in der Badewanne geschieht. In der Bibel lesen wir sowohl von Taufen im Haus (Apg 16,33) als auch im See oder Fluss draußen (Apg 8,38). Auch die Anzahl der Zuschauer entscheidet nicht über den Wert der Taufe. Wichtig ist, dass durch das Untertauchen unter Wasser deutlich gemacht wird, mit dem Herrn Jesus gestorben zu sein. Und so, wie wir wirklich ganz und komplett mit ihm gestorben sind1, so wollen wir uns auch möglichst vollständig ins Wasser tauchen lassen, um dann öffentlich zu bezeugen, ab jetzt dem Herrn Jesus von Herzen nachzufolgen. 

Stimmt es, dass die Taufe errettet?

Die Frage nach der Rettung durch die Taufe hat viele beschäftigt. Eins sei zu dieser Frage vorweg gesagt – die Taufe hat keine heilbringende Kraft für die Seele. In Bezug auf die Rettung für den Himmel hat die Taufe keine Bedeutung. Sonst hätte der Räuber am Kreuz, der sich im letzten Moment noch bekehrt hat, nicht mit dem Herrn Jesus ins Paradies gehen können, denn er wurde nicht mehr getauft. Die Taufe hat Bekenntnis-Charakter, und ihre Bedeutung ist für diese Erde, nicht für den Himmel.

Trotzdem errettet die Taufe! Indem wir uns taufen lassen, stellen wir uns hier auf der Erde auf die Seite des Herrn Jesus und distanzieren uns damit von den bösen Menschen, die dem Gericht Gottes entgegen gehen. Wir treten ein in den christlichen Bereich, in dem uns viele Segnungen Gottes geschenkt sind.

Dadurch werden wir sowohl vor manchem zeitlichen Gericht Gottes, das Er in seinen Regierungswegen über die bösen Menschen bringen muss2, als auch vor manchen Versuchungen bewahrt. Denn wir stehen ja auf der Seite des Herrn Jesus und haben das durch die Taufe auch bekannt. Wenn wir uns durch die Taufe bewusst und oft auch öffentlich auf seine Seite stellen und in Übereinstimmung mit der Taufe auch unser Leben im Gehorsam dem Herrn Jesus gegenüber führen, werden uns die Menschen, die dem Herrn Jesus nicht nachfolgen wollen, zu manchen Dingen nicht mehr ansprechen oder einladen. Das bedeutet in vielen Situationen Bewahrung für uns! So rettet die Taufe für diese Erde, aber sie bewirkt nicht unser ewiges Heil.

Das traurige Beispiel von Simon, dem Zauberer, in Apostelgeschichte 8 macht das zusätzlich deutlich. Simon hatte sich taufen lassen und viele Wunderwerke gesehen und erlebt. Doch er hatte sich nie bekehrt. Petrus muss ihm sagen, dass er weder Teil noch Anrecht an dem Heiligen Geist und dessen Herabkommen auf die Menschen habe. Er ginge ewig verloren, wenn er nicht Buße tun würde, obwohl er getauft war.

Wann kann man sich taufen lassen?

Es gibt in der Bibel keine Mindestvoraussetzungen für ein wahres Kind Gottes, die erfüllt werden müssten, bevor es sich taufen lässt. Wir haben gesehen, dass die Taufe im Hinblick auf den Tod des Herrn Jesus geschieht. Deshalb setzt die eigene Entscheidung, sich taufen zu lassen, das Wissen um den Tod des Herrn Jesus und seine Bedeutung für mich voraus. Auch liegt der aufrichtige Wunsch, sich bewusst auf die Seite des Herrn Jesus zu stellen und Ihm konsequent nachfolgen zu wollen, der Entscheidung, sich taufen zu lassen, zugrunde. Doch weitere Voraussetzungen kennt die Bibel nicht. Wenn jemand also ein wahres Kind Gottes ist und wünscht, dem Herrn Jesus nachzufolgen, dann gibt es kein Hindernis, dass er getauft wird.

Es ist keine Bewährungszeit nötig und es sind auch keine besonderen Kenntnisse erforderlich. Im Gegenteil – mehrfach finden wir im Neuen Testament Beispiele dafür, dass Menschen, die sich gerade bekehrt haben, auch getauft wurden. Das war so bei den ersten Christen in Apostelgeschichte 2,41, bei dem Kämmerer in Apostelgeschichte 8,38 und bei dem Gefängnisaufseher (Apg 16,33). Bei Saulus von Tarsus lagen nur drei Tage zwischen seiner Bekehrung und seiner Taufe (Apg 9,9.19).

Und welche Frage bleibt noch übrig?

Am Schluss dieses Artikels bleibt noch eine ganz persönliche Frage übrig. Es ist die Frage, was dich daran hindert, dich taufen zu lassen. Über diese Frage darfst du ohne jeden Druck von außen nachdenken. Es muss schon deine klare Entscheidung sein, dem Herrn Jesus wirklich nachfolgen zu wollen. Wenn das dein aufrichtiger Wunsch ist und du so ein Jünger des Herrn Jesus sein willst, dann möchte ich dir Mut machen, nicht länger zu zögern. Warte nicht darauf, bis du besser wirst, sonst wartest du ein Leben lang. Lass dich taufen und stelle dich so entschieden auf die Seite des Herrn Jesus. Er wird sich darüber freuen und für dich wird es Bewahrung sein!

 

Fußnoten

[1] Vielleicht fragst du dich, was es heißt, ganz und komplett mit dem Herrn Jesus gestorben zu sein. Wir haben im vorigen Abschnitt schon gesehen, dass der Herr Jesus nicht nur für uns gestorben ist, sondern dass wir auch mit Ihm gestorben sind. Unser alter Mensch – die Stellung, die wir vor Gott vor unserer Bekehrung hatten – ist weggetan. Wir sind gestorben. Das hat auch ganz praktische Auswirkungen. Ein Toter reagiert nicht mehr. Man kann ihn rufen und locken, einladen und ihm die tollsten Dinge vorstellen, er reagiert nicht mehr. So müssen auch wir nicht mehr reagieren, wenn die Lust, die Welt, die Sünde oder der Teufel uns einladen und locken, denn wir sind ja gestorben. Wir können noch reagieren, das wissen wir aus eigener Erfahrung. Aber wir müssen es nicht mehr! Im Gegenteil – wenn sich noch etwas in uns regen will, das der Sünde dienen möchte, dann sollen wir es „töten“ (siehe Kol 3,5) durch Bekenntnis und Wegschaffen aus unserem Leben und so in die Praxis umsetzen, dass wir mit Christus gestorben sind.

[2] Ein treffendes Beispiel hierfür sind die ersten Christen in Jerusalem. Mit der Taufe hatten sie sich auf die Seite des Herrn Jesus gestellt und von denen, die den Herrn Jesus weiterhin ablehnten, distanziert. Deshalb wurden sie verfolgt und aus Jerusalem vertrieben und so wurden sie davor bewahrt, bei der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. ums Leben zu kommen. Die Zerstörung Jerusalem war ein zeitliches Gericht, das Gott in seinen Regierungswegen über die bösen Menschen brachte; und davor wurden diejenigen bewahrt, die sich durch die Taufe auf die Seite des Herrn Jesus gestellt hatten.