Personen in der Bibel

Josia

Josia ein geradliniger Mann

Nach Hiskia gab es nur noch einen König über Juda, dem Gott bescheinigen konnte, dass er tat, was recht war in seinen Augen. Es war der König Josia. Josia lebte in der Endzeit des Königtums, wenige Jahre, bevor Gott durch Nebukadnezar Gericht über sein irdisches Volk brachte.

Es war eine Zeit, die durch große Gottlosigkeit gekennzeichnet war. Das Volk hatte sich im Allgemeinen völlig von seinem Gott abgewandt. Vor diesem düsteren Hintergrund leuchtet das beispielhafte Leben dieses treuen Mannes. Er wandelte nicht nur auf den Wegen seines Vaters David, sondern Gott bezeugt zudem, dass er davon weder zur Rechten noch zur Linken abwich (2. Chr 34,2b; 2. Kön 22,2). Das ist eine besondere Auszeichnung, die Gott nur diesem frommen König macht. Sie besagt, dass es bei Josia keine Unausgewogenheit gab, keine Extreme, auch keine Halbherzigkeit in der einen oder anderen Richtung. Josia war durch Geradlinigkeit gekennzeichnet – kompromisslos und ohne zu relativieren gehorchte er Gott.

Josia geistliches Wachstum

Bei Josia stellt man geistlichen Fortschritt, geistliches Wachstum fest. Das zeigt sich nicht nur in der fortschreitenden Erkenntnis des Wortes Gottes, sondern vor allem im Ausleben des erkannten Willens Gottes. Geistliches Wachstum setzt übrigens immer unseren Gehorsam voraus. Josia ist darin beispielhaft. Die Bibel unterteilt Josias Leben in drei große Abschnitte, die jeweils eine geistliche Entwicklungsstufe darstellen.

Josia als Teenager

Der erste für Gott wichtige und daher erwähnenswerte Lebensabschnitt begann, als Josia 16 Jahre alt war. In diesem Alter beginnt man, erwachsen sowie selbstständig und eigenverantwortlich zu werden. Es werden wichtige Weichenstellungen im Leben vorgenommen, es werden Entscheidungen getroffen und Prioritäten gesetzt, die das ganze spätere Leben beeinflussen. Josia hat sich bewusst für ein Leben mit Gott entschieden. Mit 16 Jahren fing er an, Gott zu suchen. Auf uns angewandt: Josia entschied sich bewusst für ein Leben mit dem Herrn Jesus. Denn Josia begnügte sich nicht damit, gleichgültig mit der Masse zu „schwimmen“. Er wollte kein unentschlossener Mitläufer sein, wie es viele im Volk Gottes gibt.

Wer seinem Leben eine solche Ausrichtung gibt, wer Gott oder den Herrn Jesus von Herzen sucht, den preist das Wort Gottes glückselig oder gesegnet: „Glückselig, die seine Zeugnisse bewahren und von ganzem Herzen ihn suchen“ (Ps 119,2). Darin liegt die Voraussetzung für ein Leben, das die Zustimmung Gottes findet. Darin liegt auch das Bewahrungsmittel vor Dingen, die dem Herrn nicht gefallen (vgl. Ps 119,9.10). Wir wollen uns das Vorbild Josias zu Herzen nehmen.

Josia große Aufräumaktion

Die Auswirkungen von Josias Entscheidung konnte man in seinem späteren Leben sehen, auch in seinem zweiten Lebensabschnitt. Weil Josia ein Leben mit seinem Gott begonnen hatte, war er geistlich gereift. Er machte Fortschritte und verstand, dass es Dinge in seinem Bereich gab, die Gott nicht gefallen konnten.

Wenn wir uns nahe bei unserem Herrn aufhalten, wenn wir in Ihm bleiben, werden auch wir in unserem geistlichen Leben Fortschritte machen. Wir werden wachsen in der Erkenntnis seiner Person, und der Herr wird uns auch zeigen, was Ihm nicht gefällt, womit wir in unserem Leben, in unserem Bereich aufräumen müssen: vielleicht mit Gewohnheiten, die sich eingeschliffen haben, oder mit Dingen, die für uns zu „Götzen“ geworden sind, weil sie eine solche Attraktion für uns haben, dass sie uns Zeit und Energie rauben, die wir für nützlichere Dinge aufwenden sollten.

Josia versteht nicht nur, dass er „aufräumen“ muss, sondern er geht auch beherzt ans Werk. Er setzt seinen Vorsatz gründlich und konsequent um. Wie oft bleiben wir bei guten Vorsätzen stehen, ohne wirklich den erkannten Willen des Herrn in die Tat umzusetzen …

Josia das Wort Gottes

Mit 26 Jahren, das ist die dritte geistliche Entwicklungsstufe, die Gott in dem Leben Josias erwähnt, hatte Josia das Haus Gottes im Herzen. Ihm war klar geworden: Es gibt nicht nur einen persönlichen Bereich, wo ich dem Herrn verantwortlich bin, sondern es gibt auch den Bereich des Hauses Gottes, wo es die Gedanken Gottes zu verwirklichen gilt. So ließ Josia das Haus reinigen und ausbessern, um die Ordnung des Hauses Gottes aufrechtzuerhalten.

Dabei machten seine Leute eine besondere Entdeckung. Sie fanden das Buch des Gesetzes. Als er daraus vorgelesen bekommt, ist er sehr getroffen. Das führte dazu, dass dieses Buch ab sofort einen besonderen Stellenwert in Josias Leben einnahm. Josia zeichnete sich dadurch aus, dass er das Wort Gottes ernst nahm, dass er es sich zu Herzen nahm. Sein Herz war weich geworden und er demütigte sich, als er erkannte, wie sehr es vernachlässigt wurde.

Fragen wir uns: Welchen Stellenwert hat die Bibel in meinem Leben? Nehme ich Gottes Wort wirklich ernst und richte ich mich danach aus? Gehöre ich auch zu denen, die sich dem Wort unterordnen, die in Gottesfurcht „zittern“ vor seinem Wort (vgl. Esra 10,3; Jer 5,22)? Das ist die Voraussetzung für Fortschritte im geistlichen Leben, für geistliches Wachstum. Und es ist auch die Voraussetzung für ein Leben, das Gott überschreiben kann mit den Worten: Er tat, was recht ist in meinen Augen.

Josia fruchtlose Zeit

Leider hat das Leben Josias negativ geendet. In einem gewissen Übermut – und sicherlich auch Hochmut – mischt er sich in einen fremden Streit, der ihn nichts angeht. Er stellt sich dem König von Ägypten entgegen, obwohl dieser im Auftrag Gottes handelte (2. Chron 35,21). Dabei kommt Josia um (vgl. Spr 16,18; 26,17). So endet eine glanzvolle geistliche „Karriere“ durch Geltungsdrang und Ungehorsam. Der Einzige, der in allem vollkommen war, ist und bleibt unser Herr. Er ist schöner als die Menschensöhne (Ps 45,3). Bei Ihm gab es keine negative Ausprägung – „nichts fandest du; mein Gedanke geht nicht weiter als mein Mund“ (Ps 17,3).

Bei Josia folgt auf seine sehr fruchtbare Zeit ein längerer Lebensabschnitt, über den Gott sein beredtes Schweigen breitet. War Josia zufrieden mit dem, was er in jungen Jahren geleistet hatte? Ruhte er sich etwa auf seinen geistlichen Fortschritt aus? Wir wissen es nicht. Jedenfalls besteht für uns nie der Anlass, die Hände in den Schoß zu legen und mit dem Erreichten zufrieden zu sein. Nur wenn wir vergessen, „was dahinten ist“ (Dinge, die wir geleistet haben und auf die wir meinen, uns etwas einbilden zu können), können wir uns ausstrecken nach dem was vorn ist und mit Energie und Ausdauer den Wettlauf des Glaubens laufen (vgl. Phil 3,13.14). Solange wir auf der Erde sind, gilt es, mit ganzem Einsatz für unseren Herrn und seine Sache zu leben. Sonst werden auch wir irgendwann zu Fall kommen. Das abrupte und tragische Ende Josias spricht eine ernste Warnung.

Christian Mohncke