Bibel praktisch

Freund und Freundin - geschlechtsübergreifende Freundschaften im Licht der Bibel

Kein Thema

Eigentlich könnten wir das Thema schnell abschließen, denn es gibt in der Bibel kein einziges Beispiel für eine Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Mädchen. Weder ein positives noch ein negatives. Enge Beziehungen zwischen Männern und Frauen kennt die Bibel nur in Verbindung mit der Ehe. Das allein sollte uns schon aufmerken lassen. Dennoch ist das Thema natürlich zu allen Zeiten hochaktuell. Deshalb lohnt es sich schon, darüber nachzudenken.

Doch ein Thema

Natürlich ist das Thema aktuell. In der Schule giltst du als Mädchen ganz sicher als Außenseiter, wenn du mit 15 oder 16 noch keinen „Freund“ hast. Auch als Junge im gleichen Alter kann man es sich kaum leisten, noch keine „Freundin“ zu haben. So was gehört mehr oder weniger zum „Standard“.

Zum „Standard“ gehört aber auch, dass man „zusammen geht“, dass man sich „liebt“ (obwohl das gar keine wirkliche Liebe ist), dass man zusammen „schläft“ (d.h. Geschlechtsverkehr hat oder zumindest die Vorstufe davon) und sich dann irgendwann wieder „trennt“. Beziehungskrisen sind häufig schon vorprogrammiert, bevor es richtig losgeht. Was am Ende übrig bleibt, ist häufig Frust statt Lust. Aus den Schmetterlingen im Bauch wird schnell ein ausgewachsener Kater.

Für dich als junger Christ baut sich an dieser Stelle ein ganz schön intensives Spannungsfeld auf. Du lernst zu Hause bei deinen Eltern oder in der Jugendstunde, dass ein solches Verhalten mit einem Leben in Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus unvereinbar ist. Auch wenn du es vielleicht nicht wahr haben möchtest, ist dir das im Prinzip schon selbst klar. Trotzdem möchtest du nicht als Außenseiter gelten. Gegen den Strom gängiger Meinungen und Anschauungen zu schwimmen ist anstrengend. Da kommst du dir manchmal vor wie zwischen Baum und Borke. In der pubertären Phase befindest du dich in einer Zeit des Umbruchs. Es mag sein, dass du dich zu Hause unverstanden fühlst. Du findest vielleicht nicht die nötige Geborgenheit, die du suchst. Deine Eltern haben nicht genug Zeit für dich. Du hast Sehnsucht nach einem Menschen, der dich versteht und dir Zeit und Anerkennung gibt. Also warum nicht einen „Freund“ suchen? Warum nicht eine „Freundin“ haben? Wenn die Bibel es nicht „verbietet“, dann ist es also „erlaubt“. Oder? Eben nicht!

Vorsicht

Nicht alles, was die Bibel nicht „verbietet“, ist deshalb gleich „erlaubt“.Außerdem geht es gar nicht so sehr um „verboten“ oder „nicht verboten“. Es geht darum, was der Herr Jesus von uns möchte. Es geht um Gottes Willen. Ich erinnere noch mal daran, dass Gott nur dann von Beziehungen zwischen Mann und Frau redet, wenn es um die Ehe geht. Und so weit sind wir bei lockeren „Freundschaften“ nun mal ganz sicher noch nicht.

Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen – auch wenn der andere gläubig ist – beinhalten ein großes Risikopotential, weil die körperliche Komponente einfach nicht ausgeschlossen werden kann (Augenkontakt, Händchenhalten, Kuss …). Im Gegenteil, das Körperliche steht oft gerade im Mittelpunkt und ist das Reizvolle. Genau das möchte Gott nicht, weil es gefährlich ist. Der Mensch besteht aus Geist, Seele und Körper, und die wirkliche Einheit nach Geist, Seele und Körper hat Gott für die Ehe reserviert. Wenn du im Teenager-Alter den körperlichen Kontakt zum anderen Geschlecht zu sehr in den Vordergrund stellst, ist die Gefahr sehr groß, dass es schließlich auch zum vorehelichen Verkehr – und damit zur Sünde der Hurerei (Unzucht) – kommt. Deshalb ist es besser, das Spielen mit dem Feuer von Anfang an zu lassen. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Ohne die seelische Kraft und Festigkeit – und die hast du im jungen Teenager-Alter ganz einfach noch nicht – ist es unmöglich, deine Gefühle vom Willen Gottes zu unterscheiden.

Wichtig für Mädchen:

Den Mädchen möchte ich gerne Folgendes sagen: Achtung! Im jugendlichen Alter kann ein Junge einfach nicht überblicken, was es bedeutet, wenn er sagt: „Ich liebe dich.“ Er kann die Worte aussprechen, mehr aber nicht. Mädchen sind in ihrer Entwicklung oft weiter als viele Jungen im gleichen Alter. Darum schließt bitte nicht von euch auf andere. Überschätzt und überfordert die Jungen bitte nicht. Wahrscheinlich liebt er in Wirklichkeit das Abenteuer und vielleicht deinen Körper. Dafür solltest du dir wirklich zu schade sein.

Darüber hinaus sind Jungen „Augenmenschen“, d.h. sie werden durch äußere Reize – besonders durch das, was sie sehen – angesprochen. Deshalb ist es von Bedeutung, in welcher Art und Weise Ihr euch den Jungen „präsentiert“. Eine Frau soll durch innere Werte glänzen. Das heißt durchaus nicht, dass euer Outfit egal ist, aber es bedeutet doch, dass ihr mit Reizen möglichst geizen solltet. Sie gehören eurem künftigen Ehemann.

W ichtig für Jungen:

Den Jungen möchte ich gerne Folgendes sagen: Achtung! Im Teenager-Alter könnt ihr die Tragweite einer Beziehung zu einem Mädchen nicht übersehen. Die Liebe, die Gott zwischen Mann und Frau geben will, ist etwas so Kostbares, dass es sich von selbst verbietet, damit leichtfertig umzugehen. Liebe ist etwas ganz anderes als ihr in diesem Moment meint. Liebe braucht Zeit. Liebe braucht Reife. Ihr wisst wahrscheinlich nicht, was ein Mädchen wirklich sucht. Ein Mädchen (eine Frau) empfindet anders als wir Männer. Natürlich gibt es Mädchen, die es darauf anlegen, euch um den Finger zu wickeln, besonders in eurem ungläubigen Umfeld. In den meisten Fällen unter Gläubigen ist es allerdings anders. Mädchen sind in der Regel viel emotionaler als Jungen. Eine „Beziehung“ bedeutet ihr mehr als dir. Sie denkt viel eher an eine dauerhafte Verbindung als du. Bei einem Mädchen ist es nicht so sehr das schöne körperliche Gefühl, sondern Geist und Seele sind viel mehr beteiligt. Deshalb leiden Mädchen auch meistens mehr darunter, wenn eine „Beziehung“ kaputt geht.

Negative Folgen einer zu frühen Freundschaft

Frühe Flirts mit dem anderen Geschlecht, frühe Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen bergen nicht nur ein hohes Risikopotential, sondern haben auch negative Folgen. Ich möchte gerne zwei Folgen nennen:

a) Ihr schadet euch selbst: Der von Gott gewollte natürliche Reifeprozess vom Jugendlichen zum Erwachsenen wird unterbrochen. Die Erfahrungen, die ihr macht, könnt ihr nicht wirklich „verarbeiten“. Ihr werdet es später in der Ehe viel schwerer haben, brauchbare und gute Ehemänner bzw. Ehefrauen zu sein, wenn ihr in der Jugendzeit nicht den notwendigen Abstand zueinander gehalten habt.

b) Ihr nehmt eurem Herrn etwas weg. Ihr verliert nämlich eure geistige und geistliche Energie, die ihr im Dienst für euren Herrn einsetzen könnt. Ihr vergeudet eure Kraft und Energie der Jugend, die ihr zum Nutzen für den Herrn Jesus einsetzen könnt. Ihr behindert euer geistliches Wachstum. Gerade in jungen Jahren möchte der Herr uns in seinem Dienst gebrauchen. Die Kraft der Jugend ist im Reich Gottes dringend gefragt.

Hinweise zum Umgang miteinander

Soll das nun bedeuten, dass Jungen und Mädchen auf Distanz gehen sollen? Ja und nein. Ja – wenn es um persönliche „Eins-zu-eins“-Kontakte geht. Da kann ich nur warnen. Nein – wenn es darum geht, dass ihr gemeinsam mit gläubigen jungen Leuten beiderlei Geschlechts etwas Gescheites unternehmt.

Natürlich könnt und sollt ihr in der Gruppe unverkrampft miteinander umgehen. Ich rate euch, gemeinsam etwas zu unternehmen – am besten mit und für den Herrn. Aufgaben gibt es genug. Aber meidet möglichst das Alleinsein mit einem Jungen oder einem Mädchen. Lasst das Spielen mit dem Feuer. Haltet genügend Abstand voneinander und kontrolliert euer Verhalten. Gott hat uns ein natürliches Schamgefühl gegeben. Dieses Schamgefühl können wir uns erhalten, wir können es aber auch tot treten und alle natürlichen Hemmschwellen abbauen.

Wo ist die Grenze? Im Einzelfall ist das schwierig zu sagen. Jedenfalls wird die Grenze da überschritten, wo durch Worte und Taten das sexuelle Gefühl des anderen angeregt wird. Dazu zählen Händchen halten, zärtliche Umarmung, gegenseitiges Streicheln und Massieren, Küssen, Petting … Verhaltet euch bitte nicht wie ein Kind, das sich die Weihnachtsfreude nimmt, indem es vorher schon die Geschenke heimlich auspackt und damit spielt! Gott hat das sexuelle Empfinden in uns Menschen gelegt. Aber er hat es für die Ehe reserviert.

Noch eins: Seid vorsichtig mit eurer Kommunikation, d.h. mit dem, was Ihr dem anderen Geschlecht sagt. Einmal gesprochene Worte kann man nicht mehr zurückholen. Es ist schnell gesagt „Ich liebe dich“ – aber was diese Aussage bei dem anderen unter Umständen auslöst, hast du nicht unter Kontrolle. Das gilt auch – ich möchte sagen ganz besonders – für die Kommunikation mit elektronischen Medien. Manches schreibt sich leichter als dass man es sagt. Aber gerade darin liegt die Gefahr, dass man dem anderen zu viel und vielleicht zweideutig „schreibt“ – und damit doch etwas „sagt“.

Sei ein lebendiger Fisch

Viele von euch haben in der Kinderzeit das Lied gesungen: „Sei ein lebend’ger Fisch. Schwimme doch gegen den Strom“. Nur ein Kinderlied? Ja, aber mit einem wichtigen Inhalt. Seid auch als junge Leute bereit, gegen den Strom zu schwimmen. Seid bereit, anders zu sein als die Menschen um euch herum. Wenn ihr das in der Jugendzeit tut, wird der Herr Jesus euch besonders segnen. Dann schafft ihr die besten Voraussetzungen dafür, dass Er euch zur geeigneten Zeit einen Partner schenken wird, mit dem ihr einmal glücklich in das Eheleben gehen könnt. Das wünsche ich euch von Herzen.

Ernst-August Bremicker