Personen in der Bibel

Hiskia

Hiskia ein beispielloser König

Leider färbte das positive Beispiel Jothams nicht auf seinen Sohn ab. Denn Ahas, sein Sohn und Thronfolger, war ein sehr gottloser Mann, der sich auch durch einen ernsten Appell Gottes an sein Gewissen nicht zur Umkehr bewegen ließ. Im Gegenteil, Ahas handelte noch treuloser gegen den Herrn. Er zerschlug sogar die Geräte des Hauses Gottes, schloss die Tür des Hauses des Herrn und wandte sich ganz dem Götzendienst zu (vgl. 2. Chr 28).

Als er starb, wurde sein Sohn Hiskia (oder Jehiskia; vgl. 2. Chr 29-32) König. Über ihn hat Gott viel zu berichten. Seine Lebensgeschichte ist gleich dreimal in der Bibel zu finden: 2. Könige, 2. Chronika, Jesaja. Gott stellte ihm ein überragendes Zeugnis aus: „Er vertraute auf den Herrn, den Gott Israels; und nach ihm ist seinesgleichen nicht gewesen unter allen Königen von Juda noch unter denen, die vor ihm waren“ (2. Kön 18,5.6). Hiskia hing dem Herrn an, er wich nicht von Ihm ab, und er hielt seine Gebote. Hiskia tat was recht war in den Augen des Herrn nach allem, was sein Vater David getan hatte. Allein in dieser Aussage liegt eine besondere Anerkennung Gottes. Denn David war der Mann nach dem Herzen Gottes, der in großer Treue und mit Herzenshingabe für seinen Gott lebte.

Hiskia zeigte eine große Hingabe und Entschiedenheit in einer Zeit, in der vieles im Volk Gottes im Argen lag. Deshalb konnte Gott durch diesen treuen Mann eine besondere Erweckung in seinem Volk hervorrufen, die erste große Erweckung in Juda. Vorrangig waren es das Haus Gottes und der Gottesdienst, die Hiskia am Herzen lagen. Er wollte die Gedanken Gottes in Bezug auf sein Haus verwirklichen und den Gottesdienst wieder aufleben lassen, so wie Gott es im Gesetz angeordnet hatte.

Hiskia seine Prioritäten

Es fällt auf, dass Hiskia schon ganz am Anfang seiner Regierung die richtigen Prioritäten setzte. Er war nicht mit sich und seinen Belangen beschäftigt, als er an die Macht kam, sondern vom ersten Monat an widmete er sich der Sache des Hauses Gottes. Das hatte für ihn den größten Stellenwert.

Zuerst ließ Hiskia ein großes Reinigungswerk im Haus Gottes durchführen. Alles, was nicht ins Haus Gottes gehörte, wurde beseitigt, alle Geräte des Heiligtums ließ Hiskia wiederherstellen, damit der Gottesdienst erneut stattfinden konnte, so wie Gott es vorgeschrieben hatte. Darin handelte Hiskia nicht zögerlich. Sein Gehorsam zeichnete sich dadurch aus, dass er den erkannten Willen Gottes ohne Aufschub ausführte (vgl. 2. Chr 29,3.17), ein Beweis dafür, dass Hiskia mit ganzem Herzen handelte (vgl. 2. Chr 31,21). Und dasselbe forderte er auch von seinen Leuten: Sie sollten sich nicht lässig zeigen in ihrer Hingabe und in ihrem Einsatz am Haus des Herrn (vgl. 2. Chr 29,11). Wie oft wissen wir in unserem Leben um Dinge, die dem Herrn Jesus nicht gefallen, sind aber zu träge und inkonsequent, wirklich unverzüglich zu gehorchen.

Hiskia seine Demütigung

Als das Haus Gottes gereinigt und die Geräte des Hauses wieder hergerichtet waren, ließ Hiskia Brand- und Sündopfer opfern. Er empfand, dass sie als Volk gesündigt und damit Gott verunehrt hatten, weil seine Gebote ignoriert worden waren. Darüber demütigte er sich und ließ deshalb durch die Priester Sühnung für ganz Israel tun (2. Chr 29,21.24).

Auch heute gibt es manches Traurige im Volk Gottes, manche Dinge, die unseren Herrn betrüben. Empfinden wir das auch so? Wir sollten uns nicht darüber stellen und selbstgerecht urteilen,

sondern das, was den Herrn verunehrt, wollen wir ihm als „unsere Sünde“ bekennen in dem Bewusstsein, dass unser Herr durch uns (denn wir zählen genauso zu dem Volk Gottes!) verunehrt wird. So haben es auch die gottesfürchtigen Männer im AT praktiziert, und Gott hat sich in besonderer Weise zu ihnen bekannt (vgl. Esra 9; Neh 1; Dan 9).

Hiskia zurück zum Anfang

Die Gedanken Gottes in Bezug auf sein Haus und auf den Gottesdienst zu verwirklichen, erfordert eine Besinnung auf das Wort Gottes. Man muss immer wieder zurückkehren zu dem, was Gott am Anfang niedergelegt hat. Das war Hiskia bewusst. Deshalb stellte er die Leviten im Haus des Herrn auf mit den Instrumenten Davids „nach dem Gebot Davids und Gads, des Sehers und Nathans, des Propheten“ (2. Chr 25,25). Alle Details des Wortes Gottes wurden genau beachtet. Dann ordnete Hiskia an, dass die Leviten mit den Worten Davids und Asaphs lobsingen sollten (2. Chr 28,30). – Auch heute kann wahre und Gott wohlgefällige Anbetung nur stattfinden, wenn der wahre David (das ist Christus) das Lob in unserer Mitte anstimmt (Heb 2,12) und wenn es in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes geschieht (vgl. V. 25). Dabei stehen keine Rituale, keine ansprechenden Rhythmen und Melodien im Vordergrund, die dem Menschen eine Wohlfühlatmosphäre bieten, sondern Herzen, die von Christus und seinem Sühnungswerk erfüllt sind. Sie kennen die großen Ergebnisse seines Opfers von Golgatha, das sie in Beziehung zu seinem Vater gebracht hat. Es sind solche, die der Herr Jesus jetzt als seine Brüder bezeichnet, die durch Ihn nun Gott die Opfer des Lobes bringen, die Er in ihren Herzen anstimmt (Heb 13,15).

Hiskia sein Passah

Nachdem sich die Priester und Leviten gereinigt und neu dem Herrn geweiht hatten, hatte es Hiskia im Herzen, Passah zu feiern. Er wollte dieses Fest, das Gott angeordnet hatte, das aber offensichtlich über viele Jahre in Vergessenheit geraten war, wieder neu feiern, und zwar so, wie es vorgeschrieben war (2. Chr 30,5).

Das Passahfest war für Israel das Fest der Erlösung. Man feierte es im Gedenken an die große Befreiung, die Gott seinem Volk geschenkt hatte, weil Er das Blut des Passahlammes gesehen hatte und sie deshalb vor dem verdienten Gericht verschonen konnte. Das jährliche Passahfest erinnert uns an das Gedächtnismahl, das uns der Herr hinterlassen hat. Dabei denken wir allerdings nicht nur an unsere Erlösung und die Segnungen, die uns durch seinen Opfertod gebracht wurden, sondern viel mehr an unseren Erlöser, der als „unser Passah“ (1. Kor 5,7), das heißt als die Erfüllung des alttestamentlichen Vorbildes für uns geschlachtet wurde. Wir kommen zusammen zu Ihm, der gesagt hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Ist das auch dein Herzenswunsch?

Beim Gedächtnismahl am Tisch des Herrn, bei dem wir auch die Einheit der Kinder Gottes durch das eine Brot ausdrücken, haben wir eine wunderbare Gelegenheit zur gemeinsamen Anbetung unseres Gottes.

Hiskia sein Blick für das ganze Volk

Es fällt auf, dass Hiskia bei der gesamten Rückkehr zum gemeinsamen Gottesdienst immer das ganze Volk vor Augen hatte. Das ist auch ein Kennzeichen anderer treuer Männer Gottes im Alten Testament. Sie hatten nicht nur sich und ihren kleinen Bereich vor Augen, sondern ihr Herz umschloss das ganze Volk, wie Gott es vor Augen hatte. Hiskia hatte für ganz Israel, nicht nur für Juda, Brand- und Sündopfer befohlen (2. Chr 29,24). Und als es darum ging, das Passah wie vorgeschrieben zu feiern, ging sein Blick über seinen begrenzten Bereich, über die zwei Stämme, über die er König war, hinaus. Durch Briefe an Ephraim und Manasse lud er zum Haus Gottes nach Jerusalem ein, um dem Herrn Passah zu feiern (2. Chr 30,1). Sogar die entfernt wohnenden Stämme Sebulon und Aser wurden berücksichtigt. Denn Hiskia wusste: Gott sieht sie alle, Er hat sein Volk als Ganzes vor seinen Augen und Er möchte, dass sie alle vor Ihm erscheinen.

Genauso machen auch wir uns immer wieder bewusst, dass es nur ein Volk Gottes gibt. Alle bluterkauften Kinder Gottes gehören zu dem einen Leib, zu dem einen Haus Gottes, zu der einen Familie Gottes. Leider sind die Gläubigen in viele Kirchen und Gemeinschaften zersplittert. Ein gemeinsamer Weg ist wegen der Abweichung von Gottes Wort oftmals nicht mehr möglich und manchmal sogar nicht gewollt (vgl. 2. Chr 30,10). Doch das soll uns nicht davon abhalten, alle im Blick zu haben – besonders dann, wenn wir zu seinem Gedächtnis zusammenkommen. Denn durch die Teilnahme von dem einen Brot drücken wir diese Einheit aus, die ein Ergebnis des Todes unseres Herrn ist.

Hiskia drei Glaubensprüfungen

Nach der geistlichen Belebung, nach der großen Treue, die Hiskia bewiesen hatte (vgl. 2. Chr 32,1) berichtet die Bibel über drei Prüfungen, die Gott in sein Leben bringt. Das macht noch einmal deutlich, dass das Leben eines Christen nicht ohne Schwierigkeiten verläuft. Aber der Glaube überwindet Schwierigkeiten. Denn er kennt einen Zufluchtsort, wo er seine Probleme ausbreiten kann (2. Kön 19,14.15).

Zunächst ist es Sanherib, der König von Assyrien, der Jerusalem belagert. Gott benutzt diese Situation, um sein Gottvertrauen auf die Probe zu stellen. Hiskia bewährt sich nach einem ersten Versagen (2. Kön 18,14) vorbildlich. Er lässt sich nicht erschüttern, er weiß: „Mit uns ist der Herr, unser Gott, um uns zu helfen und unsere Kämpfe zu führen“ (2. Chr 32,8).

Die zweite Prüfung: Hiskia wird sterbenskrank und erhält von dem Propheten Jesaja die Nachricht, dass er nicht genesen werde (2. Kön 20,1; Jes 38,1). Der Kranke wendet sich in seiner großen Not an den Herrn, er schüttet Ihm sein Herz aus. Und der Herr erbarmt sich über ihn. Hiskia darf den Gott, der Wunder tut, erleben (vgl. 2. Chr 32,24): Der Schatten an der Sonnenuhr Ahas’ läuft zehn Stufen rückwärts, und Hiskia bekommt noch fünfzehn weitere Lebensjahre geschenkt.

Mit der dritten Prüfung verfolgte Gott einen besonderen Zweck. Hier steht nicht Hiskias Gottvertrauen im Vordergrund, sondern Gott prüfte ihn; Er verließ ihn, um Hiskia erkennen zu lassen, was in seinem Herzen war (2. Chr 32,31). Mit einem gewissen Stolz empfängt Hiskia die Gesandten des Königs von Babel, die ihn mit Brief und Geschenk zu seiner Genesung beglückwünschen, und zeigt ihnen sein Schatzhaus und seinen ganzen Reichtum. Deshalb muss er anschließend durch Jesaja die vernichtende Botschaft hören, dass sein ganzer Reichtum samt seinen Söhnen nach Babel geführt werden würde.

Sind wir nicht auch manchmal stolz, bilden uns etwas ein auf unser Verständnis und Bekenntnis und halten uns selbst etwas zugute? Dann kann es sein, dass der Herr auch uns einmal dahin bringen muss, uns selbst besser kennen zu lernen. Wir werden entdecken, was in unserem Herzen ist – dass in uns, in unserem Fleisch, nichts Gutes wohnt (Röm 7,18). Das kann sehr erniedrigend sein. Aber es ist heilsam. So werden wir (wieder) klein in unseren Augen.

Christian Mohncke

Im nächsten Heft: Josia