Ich weiß nicht?

Ich weiß nicht?

Bei Hartmanns schellt das Telefon. Marlis nimmt das Gespräch an. „Hallo Marlis, hier ist Daniela.“ – „Hallo Daniela, schön von Dir zu hören. Was hast Du für ein Anliegen?“ Dabei konnte sich Marlis schon denken, worum es Daniela ging. „Marlis, sag ganz ehrlich: Kann ich wirklich nicht mehr verloren gehen?“ – „Na, dann schieß mal los, mein Mädchen. Was ist denn passiert?“

Vor einem halben Jahr hatte sich die 14 jährige Daniela auf einer Freizeit bekehrt. Marlis war dabei gewesen und hatte keine Zweifel an der Echtheit dieser Bekehrung. Auch zeugte ihr Leben davon, dass sie gerne dem Herrn Jesus gefallen wollte. Sie hatte ein feines Gewissen dafür, was für einen Christen unpassend ist und war alles andere als oberflächlich. Aber manchmal machte ihr das sensible, zum Teil übersensible Gewissen innerliche Not. So auch jetzt.

„Meine Schwester hat mich gestern wieder voll geärgert und vor allen anderen total blamiert.“ ‚Aha’, dachte Marlis, ‚Zickenalarm’. So unbekannt kam ihr das ja nicht vor. Daniela fuhr fort: „Dann habe ich sie ‚alte Zicke’ genannt und im Herzen habe ich sie in dem Augenblick echt gehasst. Ich habe das später auch dem Herrn Jesus bekannt und bei meiner Schwester habe ich mich auch entschuldigt. Sie hat auch gesagt, dass sei schon wieder o. k. Aber ob sie mir wirklich vergeben hat? Und meinst du, Marlis, dass der Herr Jesus mich wieder annimmt? Der Herr Jesus hat doch gesagt: ‚Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder, und ihr wisst, dass kein Menschenmörder ewiges Leben in sich bleibend hat’.“

Marlis musste innerlich seufzen. Wie schade, dass ein so wertvolles Mädchen mit ihrem Gewissen so viel innere Not hatte. „Liebe Daniela, erinnerst Du Dich noch an Deine Bekehrung? Ich habe Dir damals einige Bibelstellen vorgelesen, die deutlich machen, dass der Herr Jesus uns die Sünden vergibt, wenn wir sie Ihm bekennen – ein für alle Mal. Und weißt Du noch, was auf der Karte stand, die ich Dir aus dem Urlaub geschrieben habe?“ – „Ja, die Karte hängt noch über meinem Bett. Da steht drauf: ‚Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken’ (Hebräer 10,15).“ – „Genau. Willst Du Diesem Wort des Herrn nicht ganz fest vertrauen? Und wenn Du Ihm Deine Sünden bekannt hast, dann ist Dein Verhältnis zum Herrn wieder ungetrübt. Wenn Deine Schwester die Entschuldigung angenommen hat, dann glaub ihr das und zweifele es nicht ohne Grund an. Daniela, der Herr wird auch Dir diese Freude wieder schenken, wenn Du ihn bittest. Und was die Stelle im 1. Johannesbrief angeht über den Menschenmörder, darüber unterhalten wir uns mal in aller Ruhe bei einer Tasse Cappuccino. Hast Du Lust, morgen bei uns vorbeizukommen?“

„Oh ja, gerne!“, entgegnete Daniela Sie hörte sich schon nicht mehr so niedergeschlagen an.

Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken.
Hebräer 10,17